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Marktorganisation und Rahmenbedingungen
Der Staat hat gerade seine Energiestrategie bis 2034 veröffentlicht. Die Bedingungen für private Betreiber dürften eher schlechter werden. Geberbanken spielen eine wichtige Rolle.
13.05.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Der kenianische Strommarkt wird vom zuständigen Ministry of Energy & Petroleum (MoEP) und insbesondere von der dort angesiedelten Regulierungsbehörde Energy & Petroleum Regulatory Authority (EPRA) organisiert. Das Ministerium entwirft regelmäßig Pläne für die Weiterentwicklung des Energiebereichs.
Im März 2025 wurde der erste Entwurf für die "National Energy Policy 2025-2034" veröffentlicht, der die Strategie der Regierung für die nächsten Jahre beschreibt. Darin bekennt sich das MoEP unter anderem zur Priorisierung sauberer Energien für eine "grüne Industrialisierung" und setzt sich zum Ziel, bis 2030 eine Elektrifizierung von 100 Prozent zu erreichen.
Im Februar 2024 veröffentlichte EPRA die Energy (Electricity Market, Bulk Supply And Open Access) Regulations 2024, welche die Öffnung des Sektors für private Player in den Bereichen Erzeugung, Übertragung und Verteilung regeln soll. Branchenexperten bewerten beides als wichtige Schritte für den Energiesektor.
EPRA setzt Vorstellungen der Regierung um
EPRA setzt Maßnahmen um, die die Strategie des Ministeriums unterstützen. So steuert EPRA den Strompreis der KPLC, verhandelt Stromabnahmeverträge mit IPPs und führt Anreize oder Hürden im Sektor ein. Gerade vor Wahlen, wie der nächsten voraussichtlich im Jahr 2027, ist der politische Druck hoch, den Strompreis niedrig zu halten.
Zentrales Steuerungsinstrument für EPRA ist der Strompreis. In Kenia ist er gestaffelt. Im internationalen Vergleich liegt er im oberen Drittel mit etwa 0,25 US$ je Kilowattstunde für Haushalte und 0,19 US$ je Kilowattstunde für Unternehmenskunden.
Geber drängen auf Kommerzialisierung
Aktuell kommt Gegendruck von internationalen Gebern, wie dem IWF, den Elektrizitätssektor, im Speziellen den Stromverteiler KPLC "fit zu machen". Auch sollen private Investoren eine größere Rolle spielen. Hintergrund ist die hohe Staatsverschuldung des kenianischen Staates, der aktuell auf massive Geberhilfen angewiesen ist. Kommerziell interessante Bereiche wie der Stromsektor sollen daher möglichst liberalisiert werden, um dauerhafte Zuschüsse von Staat oder Gebern zu minimieren.
KPLC, an der der Staat einen Mehrheitsanteil von 50,09 Prozent hält, ist marode und nicht in der Lage, umfangreich aus eigener Kraft zu investieren. KPLC verzeichnete in den vergangenen Jahren ein hohes Kundenwachstum. Waren es 2018 noch 6,7 Millionen so sind es Anfang 2025 schon rund 9,8 Millionen.
EPRA könnte bald neue IPPs zulassen
Erwartet wird, dass EPRA bald wieder Lizenzen für IPP vergibt mit Stromabnahmeverträgen (Power Purchase Agreements, PPAs). Bis zum Moratorium 2021 wurden in den Stromabnahmeverträgen für Solarparks noch Einspeisetarife in Höhe von etwa 12 US$-Cent pro Kilowattstunde von Seiten der EPRA angeboten. Gepaart mit einer Laufzeit von in der Regel 20 Jahren hatten die Investoren keine großen Probleme mit der Finanzierung bei einer Bank. In Zukunft soll eine Auktion zwischen den Interessenten einen niedrigeren Preis ermitteln.
Gezahlt wird bislang zudem für die installierte Kapazität ("Take or Pay"), also unabhängig davon, ob der Strom benötigt wurde oder nicht. Auch das soll sich bei den nächsten PPAs ändern. KPLC soll dann nur noch für den gelieferten Strom bezahlen ("Take and Pay"), was das Risiko für den Kraftwerksbetreiber birgt, dass KPLC nicht den gesamten produzierten Strom eines IPP abnimmt.
Auch ist im Gespräch, dass der Preis nicht mehr in Auslandswährung sondern in Kenianischen Shillingen angesetzt werden soll. Damit liegt das Währungsrisiko beim IPP, angesichts der Achterbahnfahrt der kenianischen Währung in den letzten etwa zwei Jahren ein klarer Nachteil. Welche Regelungen die Regierung in den PPAs durchsetzen kann, hängt auch von ihrer Verhandlungsposition ab. Je dringender sie auf neue Kapazitäten angewiesen ist, um eine nationale Stromknappheit zu verhindern, desto kompromissbereiter wird die EPRA sein.
Net Metering ist laut Energy Act möglich und im Juli 2024 wurden hierfür die Regulierungsbedingungen veröffentlicht. Bislang funktioniert es nicht, auch weil KPLC in keiner guten wirtschaftlichen Situation ist. Unternehmen, die ihren selbst produzierten Strom ins KPLC-Netz einspeisen, berichten regelmäßig davon, dass sie von KPLC dafür nicht entsprechend entlohnt werden.
Damit Kenia nicht mit minderwertiger Billigware überschwemmt wird, gibt es Zollvorteile für zertifizierte Solarpanels. Darüber hinaus existieren Steuererleichterungen für die lokale Produktion beziehungsweise Montage von Solarpanels. Laut Unternehmen reichen diese Anreize jedoch nicht aus, um mit den Dumping-Preisen der Importe aus China mithalten zu können. Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.
Staatliche Ausschreibungen sind komplex
Ausschreibungen im Energiesektor sind in Kenia offen und international und werden in der Regel vom MoEP, EPRA, KenGen, Ketraco und KPLC veröffentlicht. Local Content spielt keine Rolle, Korruption hingegen schon. Deutsche Unternehmen haben nicht selten das Nachsehen, weil sie hier nicht mitspielen. Von Ausschreibungen ohne Geberbeteiligung raten viele Unternehmen grundsätzlich ab, weil die Zahlungsmoral der Behörden derart schlecht ist, dass große Verzögerungen eingeplant werden müssen.
Sehr häufig werden staatliche Investitionen im Energiesektor von Gebern mitfinanziert. Sind Geber bei Ausschreibungen mit dabei, kann man davon ausgehen, dass man das Geld einigermaßen pünktlich bekommt, aber auch hier gibt es große Unterschiede. Die wichtigsten Player sind die Weltbank, die AfDB, die EU, und nationale Institutionen, wie die deutsche KfW, die französische AFD und Jica aus Japan. Die KfW ist unter anderem engagiert beim Ausbau der Geothermie sowie Wasserkraft.
Zunehmend kommen Geber aus dem Mittleren Osten, wie Islamic Development Fund, Kuwait Fund etc. Wichtig ist auch die Trade & Development Bank mit Sitz in Nairobi. Dabei handelt es sich um eine regionale Bank mit Staaten als Anteilseigner. Viele bilaterale Geber wie China aber auch Japan oder Frankreich und Dänemark achten bei ihren Ausschreibungen inzwischen darauf, dass Unternehmen aus dem eigenen Land bevorzugt behandelt werden. Hier haben deutsche Unternehmen nur in Ausnahmefällen Chancen.
Kontakt zu Finanzierern ist wichtig
Vertrauen ist wichtig, wenn man als Consultant oder Zulieferer an Aufträge kommen möchte. Guter Kontakt zu den finanzierenden Geberorganisationen ist genauso wichtig wie Beziehungen in die ausschreibenden staatlichen Stellen. Staatliche Ausschreibungen werden auf der Plattform mygov.co.ke veröffentlicht sowie jeden Donnerstag in einem Auszug in der Tageszeitung "Star".
Bei den privaten Projekten sind die Reputation und Beziehungen ausschlaggebend. In der Regel ist hier der Investor direkter Ansprechpartner. Bei den IPPs sind oft kommerzielle Banken wie Stanbic und Standard Chartered mit im Boot. Der Preis spielt eine Rolle aber nicht die alleinige. Deutlich mehr wird von privater Seite auf das Gesamtpaket geachtet, zu der auch der After-Sales-Service zählt.