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Branche kompakt | Ghana | Pharma, Biotechnologie

Lokale Branchenstruktur

Auch die Pharmabranche dürfte von den steigenden Investitionen in den Gesundheitssektor profitieren. Die Forschungsausgaben bleiben allerdings gering.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die Datenlage bezüglich in Ghana tätiger Pharmaunternehmen ist unklar. Nach Angaben der Pharmaceutical Manufacturers Association hat diese über 50 Mitgliedsunternehmen, die über eine lokale Produktion verfügen. Nach Angaben der Ghana Food and Drugs Authority FDA (Stand Januar 2025) existieren jedoch nur 13 Unternehmen mit einer Lizenz als pharmazeutische Hersteller. Dazu kommen über 126 ausländische Unternehmen, die von der FDA für den ghanaischen Markt lizenziert sind. Bei der überwiegenden Mehrheit handelt es sich dabei um Unternehmen aus Indien und Bangladesch.

Zudem sind mehrere multinationale Unternehmen, wie Johnson & Johnson, Pfizer, Novartis, Sanofi und Roche in Ghana durch Niederlassungen vertreten. Einige Unternehmen unterhalten Partnerschaften mit lokalen Arzneimittelherstellern, investieren in die lokale Forschung oder führen Schulungs- und Aufklärungsprogramme durch.

Mehr Mittel für den Gesundheitssektor

Der Gesundheitssektor gehört zu den von Regierung geförderten Industrien. Neben den privaten und öffentlichen Gesundheitsangaben unterstützen seit mehreren Jahren auch private Unternehmensstiftungen sowie internationale Geberinstitutionen den Sektor.

So unterstützt die Novartis-Stiftung regelmäßig Initiativen wie das Programm zur Bekämpfung von Bluthochdruck Community-based Hypertension Improvement Project (ComHIP), die Telemedizin-Initiative des Ghana Health Service sowie das Programm zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung der Sichelzellenanämie.

Die Pfizer-Stiftung unterstützt mit 15 Millionen US-Dollar (US$) ein dreijähriges Programm (2025-2028) zur Verbesserung der Brustkrebsversorgung in den Ländern Ghana, Ruanda und Tansania. Zudem hat das Unternehmen mit der jetzigen Regierung vereinbart, sein Portfolio an patentierten und patentfreien Medikamenten auf nicht-kommerzieller Basis (not-for-profit) zur Verfügung zu stellen. 

Lokale Produktion noch gering

Die lokale Herstellung von Pharmazeutika kann derzeit nur rund 30 Prozent der inländischen Nachfrage decken. Lokale Arzneimittelhersteller produzieren überwiegend Generika gegen Malaria, antiretrovirale Medikamente und rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel. 

Indien dominiert die Importe pharmazeutischer Produkte, gefolgt von Belgien und Frankreich. Der deutsche Lieferanteil liegt seit Jahren unter zehn Prozent.

Viele internationale Pharmakonzerne vor OrtWichtige Branchenunternehmen in Ghana

Unternehmen

Sparte

Anmerkungen

DanadamsVerschreibungspflichtige Medikamente und OTCGroßes Portfolio mit über 40 registrierten Produkte; eigene Produktionsstätte und mehrere Apotheken
DAS PharmaVerschreibungspflichtige Medikamente und OTCGroßes Portfolio mit über 80 registrierten Produkten; eigene Produktionsstätte; eigenes F&E-Team
Ernest ChemistVerschreibungspflichtige Medikamente und OTCApothekenkette mit Vertrieb von Produkten internationaler Hersteller
KinapharmaVerschreibungspflichtige Medikamente und OTCEigene Produktionsstätte u.a. für Generika
NovartisVerschiedene ArzneimittelPfizer Stiftung mit verschiedenen Projekten aktiv; keine eigene Produktionsstätte
PfizerVerschiedene ArzneimittelKeine eigene Produktionsstätte; Pfizer-Stiftung vor Ort aktiv
GlaxoSmithKlineVerschiedene ArzneimittelKeine eigene Produktionsstätte; Kollaboration mit Ernest Chemist
Quelle: GIPC; Fitch Solutions 2025

 

Exportiert werden die lokal produzierten Präparate bislang noch in geringem Umfang, für rund 15 Millionen US$ wurden im Jahr 2024 Medikamente in andere westafrikanische Länder wie Burkina Faso, Mali, Guinea und den Senegal ausgeführt.

Neuer Pharma-Park soll Investitionen anziehen

Zur Verringerung der Importabhängigkeit und der damit verbundenen Kosten strebt die Regierung die Steigerung der lokalen Produktion von derzeit 30 Prozent auf 60 Prozent und schließlich 80 Prozent des inländischen Bedarfs an.

Große Investitionen multinationaler Unternehmen in den Aufbau lokaler Produktionsstätten fehlen allerdings bislang. Dies soll sich mit dem Bau des neuen pharmazeutischen Industrieparks in der Dawa Industrial Zone ändern. Mit öffentlichen und privaten Investitionen sollen dort u.a. Kapazitäten zur Herstellung von Arzneimitteln, pharmazeutischen Wirkstoffen sowie zur Qualitätskontrolle und -sicherung entstehen.

Aufbau Impfstoffproduktion geplant

Bislang werden Impfstoffe vollständig importiert. Mit Hilfe der EU, Deutschland und Indien möchte Ghana eine eigene Impfstoffproduktion aufbauen und sich als regionales Zentrum für Impfstoff- und Arzneimittelproduktion in Afrika positionieren.

Das PharmaVax-Ghana-Programm sieht die Stärkung der pharmazeutischen Industrie mit besonderem Fokus auf die lokale Produktion von Impfstoffen vor. Das Programm wird von der EU im Rahmen der Team Europe Initiative MAV+ (koordinierte Förderung von Impfstoffen und pharmazeutischen Produkten in Afrika) und dem BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit insgesamt 33 Millionen Euro gefördert. Dabei gibt es auch für deutsche Unternehmen verschiedene Möglichkeiten einer Beteiligung. Da vor allem die Zusammenarbeit zwischen lokalen und deutschen Firmen vorgesehen ist, ist eine vertragliche Kollaboration (etwa contract manufacturing) oder in Form eines Joint Ventures möglich. Möglich ist zudem die Erbringung von Consultingdienstleistungen für lokale Pharmafirmen, zum Beispiel im Bereich Produktentwicklung. Durchgeführt wird die Initiative von der GIZ. 

Daneben hat der indische Premierminister Modi während seines Ghana-Besuchs im Juni seine Unterstützung zum Aufbau einer Impfstoffproduktion angekündigt.

Forschungsausgaben bewegen sich auf geringem Niveau

Die Forschungs- und Entwicklungslandschaft in Ghana ist noch unterentwickelt. Aktuelle Zahlen sind nicht bekannt, allerdings betrugen im Jahr 2010 nach Angaben der Weltbank die staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung gerade einmal 0,38 Prozent des BIP. Das entsprach in absoluten Zahlen etwa 120 Millionen US$. Nach Angaben von Statista hat Ghana im Jahr 2020 insgesamt 700 Millionen US$ für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das würde etwa 1 Prozent des BIP entsprechen.

Es existieren ebenfalls keine offiziellen Zahlen oder Statistiken hinsichtlich Forschungsausgaben privater Unternehmen. Es gibt aber einige Firmen, die eigene Forschungsabteilungen unterhalten.

Zudem ist ein Schwerpunkt des PharmaVax-Ghana-Programms die Förderung lokaler F&E-Kapazitäten durch internationale Partnerschaften. Ein Projekt unter deutscher Beteiligung ist der Aufbau eines F&E Zentrums am Kumasi Center for Collaborative Research (KCCR) in Zusammenarbeit mit der Charité Berlin. Unter anderem ist die Einrichtung eines Biosicherheitslabors der Stufe 2 vorgesehen.

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