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Branchen | Griechenland | Bewässerung

Bewässerung in der Landwirtschaft muss effizienter werden

Veraltete Bewässerungsnetze und -anlagen führen zu hohen Wasserverlusten in der Landwirtschaft. Milliardenhohe Investitionen sind geplant, um die Infrastruktur zu modernisieren. 

Von Michaela Balis | Athen

Rund 200 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds stehen allein für Investitionen in die Bewässerungsnetze und -systeme bereit. Mit den verfügbaren Mitteln will die Regierung den Bau und die Modernisierung von Staudämmen, Bewässerungsleitungen und Wassertanks vorantreiben. Die Projekte sollen in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) realisiert werden. Private Unternehmen übernehmen hierbei einen Teil der Kosten. Durch diese Projekte soll die landwirtschaftliche Produktion gefördert und die Bewässerung der landwirtschaftlichen Fläche effizienter werden. Unter dem Einsatz smarter Technologien kann Wasser eingespart und besser verwaltet werden.

Zusätzlich zu den Mitteln aus dem EU-Aufbaufonds fließen in den nächsten Jahren laut griechischen Medienberichten weitere 2 Milliarden Euro in Bewässerungs- und Hochwasserschutzprojekte. Diese Summe stammt unter anderem aus dem Partnerschaftsvertrag 2021 bis 2027 der EU und aus dem griechischen Haushalt. Ziel ist es die Nutzung neuer Technologien, Telemetrie-, Fernbedienung- und Fernüberwachungssysteme sowie die Energieeffizienz und -autonomie zu fördern.

Instandhaltung findet in begrenztem Maße statt

Mehr als die Hälfte des Wassers geht bei der Bewässerung der Landwirtschaft verloren. Das liegt an zahlreichen Lecks in den veralteten und nicht gewarteten Bewässerungsnetzen und Wassertanks. Risse in den Tanks und Leitungen, unerwünschte Vegetation, fehlende Kontroll- und Überwachungssysteme der Pumpstationen zählen zu den wesentlichen Problemen. Hinzu kommt, dass die Flutkatastrophe in Thessalien im Herbst 2023 einen großen Teil des Trinkwasser-, Abwasser- und Bewässerungsnetzes zerstört hat.  

In den meisten Fällen werden die beschädigten Anlagen nur ausgebessert oder repariert anstatt neu gebaut. Es fehlt an technisch ausgebildetem Personal, Kapital sowie an Technologien. Auch werden die Landwirte bei der verwendeten Technik für private Wasserbohrungen nicht gut beraten. Dadurch werden Systeme verbaut, die zu viel Wasser benötigen oder zu hohen Druck erzeugen. Insbesondere in Gegenden, wo aufgrund der intensiven Förderung des Grundwassers, dieses durch die Versalzung bedroht ist, besteht ein hoher Modernisierungsbedarf.

Dürreperioden verstärken die Notwendigkeit

Georgios Feretzanis, Vizepräsident der Griechischen Landwirtschaftsversicherungsorganisation ELGA unterstreicht die Gefahr: "Die Dürre in einigen Gegenden Griechenlands macht die rationelle und koordinierte Verwaltung der Wasserressourcen zwingend." Und erklärt: "Der zunehmende Wassermangel macht die landwirtschaftliche Produktion anfälliger für Hitzewellen."  Denn zu wenig Wasser würde eine geringere und qualitativ schlechtere landwirtschaftliche Produktion bedeuten und damit auch ein geringeres Einkommen für die Landwirte.

Griechische Landwirte verschwenden Wasser

Griechenlands Landwirten fehlt der Anreiz Wasser einzusparen. Die Wasserkosten hängen von der bewässerten Fläche und nicht von der verbrauchten Wassermenge ab. Sie verwenden grob geschätzt rund 1.500 Kubikmeter pro 1.000 Quadratmeter pro Jahr, heißt es in der Studie der griechischen Denkfabrik Dianeosis "Die Bewässerungsgesellschaften und die Projekte in Griechenland, vom Juni 2021. Die Wasserkosten liegen zwischen 5 und 6 Cent pro Kubikmeter. Laut der Studie ist der tatsächliche Wasserverbrauch aufgrund fehlender Messwerte jedoch ungewiss. Gemäß OECD fließen rund 8 Milliarden Kubikmeter jedes Jahr in die Landwirtschaft. Rund 43 Prozent der insgesamt 5,1 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Fläche wird bewässert, der Gartenanbau sogar zu fast 97 Prozent, informiert das griechischen Statistikamt Elstat (Stand 2021). 

Verstreute Verantwortungen erschweren Steuerung

Die Verwaltung der Bewässerungsnetze liegt in den Händen von 450 lokalen Pflichtgenossenschaften, die einzelnen Regionen zugeordnet werden. Nur rund ein Viertel der Gesellschaften verfügen über teilweise zuverlässige Daten. Wenn überhaupt, haben sie unterschiedliche Wassermengen- und Kostenkalkulationssysteme. Die gemeinschaftlichen Bewässerungsgesellschaften betreuen rund 45 Prozent der bewässerten Fläche landesweit. Hinzu kommen zahlreiche private Wasserbohrungen, die einzelne oder dicht gelegene Landstücke bewässern. Die Bohrungen werden weder ausreichend kontrolliert noch sind sie immer kompatibel mit dem vorhandenen Bewässerungsnetz. 

Griechenland verfügt über großzügige Süßwasserressourcen. Rund 60 Prozent des Süßwassers stammt aus Grundwasserreserven. Die griechische Agrarwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher im Land: Rund 80 Prozent der gesamten Wasserentnahme fließen in die Landwirtschaft. Die Haushalte verbrauchen über die öffentliche Wasserversorgung laut OECD rund 15 Prozent (Stand 2021).

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