Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Lohnkosten
Das Arbeitsentgelt in Griechenland kann stark variieren. Dies ist nicht nur unternehmens- sondern auch branchenabhängig. Unternehmen vor Ort planen Gehaltserhöhungen.
21.09.2023
Von Michaela Balis | Athen
Löhne und Gehälter
Für das Jahr 2023 prognostiziert die griechische Zentralbank einen Lohnanstieg von 7 Prozent in der Privatwirtschaft. Deutsche Unternehmen vor Ort planen für 2024 Gehaltserhöhungen bis zu 6 Prozent. Teilzeitbeschäftigte in Griechenland verdienten im Dezember 2021 durchschnittlich 414,12 Euro brutto pro Monat, berichtet der griechische Sozialversicherungsträger EFKA (Unified Social Security Fund). Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt für Vollzeitbeschäftigte lag bei 1.209,61 Euro (ohne Bauunternehmen, Vollzeit). Frauen verdienen weiterhin weniger als Männer. Im Dezember 2021 erreichte das Gehalt der Frauen nur rund 87 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen.
Die Inflation lag 2022 bei 9,3 Prozent. Dies drückte auf etwaige Gehaltserhöhungen. Im Jahr 2023 soll der Preisdruck nachlassen und auf 4,2 Prozent fallen. Die Lebenshaltungskosten steigen weiter, ganz besonders die Lebensmittelpreise. Um die Mitarbeitenden zu entlasten, hob die griechische Regierung den Bruttomindestlohn für einen ledigen Berufseinsteiger im April 2023 auf 780 Euro im Monat an. Der Lohnzuwachs betrug 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und betrifft allerdings nur den Mindestlohn. Mit der neuen Legislaturperiode der griechischen Regierung, die am 25. Juni 2023 begann, kündigte sie eine Anhebung des Mindestlohns auf 950 Euro bis zum Ende der Wahlperiode an.
Um die Entstehung neuer Arbeitsplätze zu fördern und das verfügbare Einkommen zu erhöhen, senkte die griechische Regierung die Sozialversicherungsbeiträge ab Januar 2021 um 3 Prozent. Der Arbeitgeberanteil wurde um 1,8 Prozentpunkte und der Beschäftigtenanteil um 1,2 Prozentpunkte reduziert. Im Juni 2022 wurden sie um weitere 0,5 Prozentpunkte gesenkt – jeweils 0,25 Prozent für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Seit 2023 hat die Regierung die Solidaritätsabgabe für alle Mitarbeitenden abgeschafft. Sie wurde im Jahr 2010 vor dem Hintergrund der griechischen Wirtschaftskrise eingeführt und variierte zwischen 2,2 und 10 Prozent des Einkommens.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
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nominal (in Euro) | 918,6 | 953,2 | 970,1 | 988,3 |
Veränderung (in %) | -1,50 | 3,77 | 1,77 | 1,88 |
Dezember 2021 (in Euro) | Veränderung Dezember 2021/20 (in %) ²) | |
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Landesdurchschnitt | 971,6 | 1,2 |
Athen (Hauptstadt) | 1.122,1 | 1,8 |
Zentralgriechenland (Hochlohnregion) | 932,4 | -1,4 |
Westmakedonien (Niedriglohnregion) | 728,9 | -3,3 |
Die höchsten Gehälter werden in der Hauptstadt Athen gezahlt. Dort sind auch rund 80 Prozent der Wirtschaftsaktivität des Landes angesiedelt. Die Gehaltsentwicklung hing im Jahr 2021 von der Region ab. Während Mitarbeitende im Dezember 2021 in Athen rund 1,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor verdienten, gingen die Gehälter in Westmakedonien um 3,3 Prozent zurück.
Ausländische Unternehmen zahlen höhere Gehälter als griechische Firmen. Laut einer GTAI-Umfrage vom Juni 2022 unter deutschen Unternehmen vor Ort liegen die durchschnittlichen Gehälter zwischen 10 und 20 Prozent über den ortsüblichen Summen. Die hohe Nachfrage an gut ausgebildeten Arbeitskräften bei zunehmendem Fachkräftemangel treibt die Gehälter in die Höhe.
Bei einigen Unternehmen gehören jährliche Gehaltserhöhungen zum Usus. Außerdem gewährten deutsche Tochtergesellschaften und große griechische Unternehmen einen Inflationsausgleich. Expertenangaben zufolge lagen sie im Jahr 2023 zwischen 500 bis 600 Euro.
Dezember 2021 (in Euro) | Veränderung Dezember 2021/20 (in %) 2) | |
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Insgesamt | 1.268,5 | -2,60 |
Bauwirtschaft | 1.133,6 | -1,9 |
Bergbau | 1.729,7 | -2,9 |
Verarbeitendes Gewerbe, darunter | - | - |
Nahrungsmittel- / Getränkeindustrie | 1.081,6 | -0,3 |
Textilindustrie | 1.030,5 | -0,8 |
Holzindustrie | 944,5 | -1,6 |
Papierindustrie | 1.217,9 | -0,1 |
Chemische Industrie | 1.589,6 | -0,4 |
Gummi- und | 1.132,9 | -0,2 |
Maschinenbau | 1.214,1 | -2,8 |
Metallurgie | 1.336,9 | -2,9 |
Elektrotechnik/Elektronik | 1.301,0 | 0,4 |
Fahrzeugbau | 1.315,7 | -5,6 |
Handel, Reparaturen | 1.140,7 | -2,6 |
Hotel und Gastronomie | 966,9 | -2,3 |
Transport | 1.813,6 | -1,2 |
Telekommunikation | 1.384,4 | -8,0 |
Finanzwesen, Banken, Versicherungen | 2.156,9 | 1,3 |
Immobilienbranche | 1.645,4 | -4,6 |
Dezember 2021 (in Euro) | Veränderung Dezember 2021/20 (in %) 1) | |
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Geschäftsführerin einer größeren Niederlassung 2) | 3.688,2 | 0,1 |
Geschäftsführerin eines kleinen Unternehmens (bis acht Mitarbeiter) | 1.072,2 | -58,4 |
Ingenieurin | 1.326,1 | 0,1 |
Programmiererin | 2.082,5 | 0,0 |
Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen | 1.342,4 | -10,1 |
Buchhalterin | 2.765,9 | -1,8 |
Kraftfahrerin | 2.794,5 | -2,9 |
Die Höhe des Gehalts hängt auch von der Branche ab, in dem das Unternehmen tätig ist. So zahlen Schifffahrtsgesellschaften, IKT-Unternehmen, Transportgesellschaften sowie das Finanzwesen eher hohe Gehälter.
Weitere Lohnbestandteile
Das Jahresgehalt in der Privatwirtschaft wird auf 14 Gehälter verteilt. Arbeitnehmer, die vom 1. Januar bis zum 30. April beschäftigt waren, haben Anrecht auf Ostergeld in Höhe eines halben Monatslohns. Diejenigen, die vom 1. Mai bis zum 31. Dezember tätig waren, erhalten Weihnachtsgeld in Höhe eines vollen Gehalts. Das Ostergeld ist spätestens am Mittwoch vor Ostern, das Weihnachtsgeld spätestens am 21. Dezember auszuzahlen. Bis zum 15. Juli eines jeden Jahres muss das Urlaubsgeld in Höhe eines halben Monatslohns ausgezahlt werden.
Angestellte in Führungspositionen oder im Vertrieb erhalten auf der Grundlage der geplanten und erreichten Ziele Prämien oder sonstige Vergütungen. Die Leistungszulagen unterliegen der Lohnsteuer und werden mit Sozialabgaben belastet. Dienstwagen, Diensthandys oder Mietzuschüsse werden als geldwerter Vorteil angesehen und unterliegen ab einer gewissen Grenze fallbedingt dem Lohnsteuerabzug.
Außerdem vergeben mehrere Unternehmen Supermarkt-Coupons auf Monats- oder Jahresbasis. Coupons bis zu 1.300 Euro pro Jahr werden weder mit Sozialbeiträgen belastet noch besteuert.
Sozialversicherungsbeiträge
Alle Krankenkassen haben sich in Folge der Wirtschaftskrise zum einheitlichen Sozialversicherungsträger (EFKA) zusammengeschlossen. Seit dem 1. Januar 2022 liegt der Sozialversicherungsbeitrag in der Privatwirtschaft bei 36,16 Prozent. Von diesem Anteil hat 22,29 Prozent der Arbeitgeber und 13,87 Prozent vom Bruttolohn der Mitarbeitende zu tragen. Die gesamte erwerbstätige Bevölkerung unterliegt der Sozialversicherungspflicht.
Arbeitgeberanteil | Arbeitnehmeranteil | |
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Rentenversicherung | 13,3 | 6,67 |
Arbeitnehmerzusatzkasse/-rente | 3 | 3 |
Krankenversicherung (auch Mutterschaftsschutz) | 4,55 | 2,55 |
Arbeitslosenversicherung, Wehrpflichtabgabe, sonstige Abgaben (DYPA), Arbeiterwohnbaukasse (OEK), Arbeiterwohlfahrt | 1,41 | 1,65 |
Gesamt | 22,29 | 13,87 |