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Personalsuche und Personalmanagement

Der Arbeitsmarkt in Polen ist leer gefegt. Personaldienstleister haben einige Empfehlungen, wie Unternehmen in dieser Situation trotzdem an qualifizierte Arbeitskräfte gelangen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Die landesweit niedrige Arbeitslosigkeit in Polen erschwert die Personalsuche. "Wir haben es schon länger mit einem Arbeitnehmermarkt zu tun. Jedes internationale Unternehmen, das in den polnischen Markt einsteigt, wird eine klare Strategie benötigen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen", sagt Krzysztof Tuszyński, Executive Manager bei der Personalvermittlung Michael Page.

Einige Investoren meiden daher die Ballungsräume und weichen auf ländlich geprägte Regionen aus. Der Grund: In diesen Gegenden kann die Arbeitslosenquote immer noch zweistellige Werte erreichen. Tuszyński gibt aber zu bedenken: "Selbst wenn die Arbeitslosigkeit in einer Region hoch ist, bedeutet das nicht, dass dort auch das entsprechende Know-how existiert, das ein Unternehmen sucht."

Eine Herausforderung ist, dass in Polen nur wenige Arbeitskräfte für ihren Beruf umziehen, sagt Mateusz Żydek, Arbeitsmarktexperte beim Personalvermittler Randstad. "Produktionsbetriebe, Logistikzentren und immer häufiger auch Bürozentren richten Pendlerbusse ein, um ihren Einzugsbereich für Arbeitskräfte zu vergrößern", sagt er und fügt hinzu: "Befindet sich das Unternehmen in der Nähe eines Bahnhofes, dann nehmen Mitarbeiter in einigen Fällen Anfahrtswege von 50 bis 70 Kilometer auf sich."

Personalsuche kann ein halbes Jahr dauern

Wenn ein Unternehmen in Polen eine Niederlassung aufbaut, dann beginnt die Personalsuche in der Regel mit dem ersten Spatenstich. Investoren ab einer mittleren Betriebsgröße setzen auf das Know-how von Personalvermittlern und Personalberatern.

Wie viel Zeit ein Betrieb einplanen muss, um geeignete Kandidaten und Kandidatinnen zu finden, hängt von der geforderten Qualifikation ab, sagt Krzysztof Tuszyński: "Entscheidet sich der Arbeitgeber für eine Personalsuche, dann dauert die Rekrutierung im Falle eines Mitarbeiters in der Produktion rund ein bis zwei Monate. Bei einem Spezialisten oder einem Manager sind es zwischen drei und sechs Monate bis zum Arbeitsbeginn."

Der Leiter der Personalberatung Deininger in Warschau, Rainer Pauly, nennt weitere Faktoren: "Einen Vertriebsleiter mit verhandlungssicherem Englisch ohne spezifische Branchenkenntnisse findet man in den Ballungsräumen vergleichsweise schnell. Wir können nach zwei bis drei Wochen eine Kurzliste mit Kandidaten präsentieren. Sucht der Kunde hingegen in ländlichen Regionen nach einem Kandidaten mit Branchen- und Deutschkenntnissen, dann kann es zwei bis drei Monate dauern, bis eine Kurzliste vorliegt." Sein Unternehmen hat sich auf die Suche von Führungskräften spezialisiert.

Der Personalberater beobachtet, dass mittelständische Unternehmen aus Deutschland immer noch großen Wert auf deutsche Sprachkenntnisse legen. Typisch für Unternehmen aus Deutschland sei es außerdem, dass sie sehr spezifische Fachkenntnisse voraussetzen. "Ein Automobilzulieferer will einen Kandidaten für die Position des Werkleiters nicht nur aus der Automobilindustrie, sondern zusätzlich mit entsprechender Technologieerfahrung", erklärt Pauly. Solch ein enger Fokus kann die Personalsuche erschweren.

Wichtig: Jobsuchende bewerben sich in der Regel auf mehrere Stellen. Gute Kandidatinnen und Kandidatinnen bekommen mehrere Angebote. "Wir raten darum unseren Kunden, die internen Auswahl- und Bewertungsprozesse so weit wie möglich zu verkürzen, sonst entscheidet sich ein Bewerber für die Konkurrenz", empfiehlt Mateusz Żydek von Randstad.

Ein gutes Gehalt reicht oft nicht aus

Beschäftigte in einfachen Produktionsberufen reagieren vor allem auf finanzielle Anreize. "Viele Personen auf diesen Positionen verdienen den Mindestlohn von umgerechnet 1.000 Euro. Wenn ein Arbeitgeber zwischen 50 Euro und 100 Euro über Mindestlohn zahlt, dann ist das ein attraktives Angebot für einen Jobwechsel", sagt Krzysztof Tuszyński von Michael Page.

Doch es geht nicht nur ums Geld, vor allem bei Fachkräften. "Weiche Faktoren wie die Arbeitsatmosphäre oder die Ergonomie des Arbeitsplatzes werden immer wichtiger", erklärt Mateusz Żydek von Randstad. Hinzu kommen die Lohnzusatzleistungen. "Eine Krankenzusatzversicherung und eine Lebensversicherung gehören in Polen zu den gängigen Standardangeboten", ergänzt Tuszyński. Er empfiehlt, auf der gehobenen Managerebene einen Firmenwagen anzubieten.

Vor allem in den Ballungsräumen gewinnen Investoren ihre Kandidatinnen und Kandidaten durch Abwerbung bei der Konkurrenz. Rainer Pauly hat einen Rat, wie Unternehmen ihre Arbeitskultur gestalten können, um Talente zu halten: "Beschäftigte wollen keinen Boss, sondern einen Leader. Das heißt: die Kollegen möchten gehört und als Partner wahrgenommen werden. Außerdem wünschen sich Beschäftigte, dass sie eigene Lösungen entwickeln dürfen, um die Unternehmensziele zu erreichen. Strenge Kontrollen von oben kommen im Gegenzug nicht gut an.“

Kosten für Dienstleister

Das Honorar für eine professionelle Direktansprache von Führungskräften liegt in der Regel bei 25 Prozent bis 33 Prozent vom Jahresgehalt eines Kandidaten. Es kann zu Abweichungen kommen je nach Rahmenbedingungen, Anforderungen und Schwierigkeitsgrad, die Einfluss auf die Dauer der Suche nehmen. Die Summe verteilt sich auf drei gleich hohe Teilbeträge, beginnend mit dem Projektauftakt bis zur Unterschrift eines Arbeitsvertrags zwischen Mandanten und empfohlenen Kandidaten.

Auch bei Personalvermittlern orientiert sich der Preis am Gehalt der gesuchten Kandidaten. Hinzu kommen Faktoren wie die Qualifikationen oder der Zeitrahmen.

Einige Personalvermittler und Zeitarbeitsagenturen haben sich im Branchenverband SAZ (Stowarzyszenie Agencji Zatrudnienia) zusammengeschlossen. Der Personalberater Deininger und die Personalvermittlung Michael Page gehören außerdem zu den Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Polnischen Auslandshandelskammer (AHK Polen). Auch die AHK Polen bietet Unterstützung bei der Personalsuche an.

Arbeitsanzeigen auf sozialen Netzwerken wie LinkedIn sind in Polen üblich. Zu den beliebtesten Jobportalen gehören pracuj.pl und die Plattform gowork.pl.

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