Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Wirtschaftsstruktur
Dienstleistungssektor dominiert die Wirtschaftsstruktur
Griechenland ist eine Dienstleistungsökonomie. Das Land bietet Chancen für Kooperationen. Reformen und Fördermittel stützen Investitionen.
07.02.2025
Von Michaela Balis | Athen
Griechenland hat die Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden und gewinnt auf den internationalen Märkten wieder an Bedeutung. Das spiegelt sich unter anderem in den positiven Bewertungen deutscher und internationaler Ratingagenturen wider. Die Wachstumsraten des Landes liegen mittlerweile über dem EU-Durchschnitt.
Europäische Fördermittel kurbeln die Wirtschaft an. Rund 36 Milliarden Euro aus dem EU-Aufbaufonds und weitere knapp 21 Milliarden Euro aus dem EU-Partnerschaftsvertrag fließen bis 2027 in private und öffentliche Projekte. Besonders gefördert werden grüne Investitionen sowie die Digitalisierung und die Modernisierung der Infrastruktur.
Als Mitgliedstaat der Europäischen Union verfolgt Griechenland die Klimaziele der EU. Bis 2050 möchte das Land klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, will Griechenland die erneuerbaren Energien stärker ausbauen, in die Energiespeicherung investieren und an Lösungen für die Abscheidung und Speicherung des Kohlendioxids arbeiten. Auch sollen die internationalen Strom- und Gasleitungen in der Region ausgeweitet werden, sodass Griechenland in Zukunft sogar grünen Strom nach Deutschland liefern könnte.
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Gute Geschäftschancen für deutsche Unternehmen
Die europäischen Fördermittel sollen neben Investitionen auch Kooperationen zwischen griechischen Unternehmen untereinander sowie zwischen griechischen und ausländischen Unternehmen anstoßen. Wie aus Unternehmerkreisen zu hören ist, hat Griechenland dank umfangreicher Reformen bereits Fortschritte auf dem Weg zu einem attraktiven Investitionsstandort gemacht. Fremdsprachige und flexible Fachkräfte, die sich schnell an ein internationales Arbeitsumfeld anpassen, tragen zu dieser positiven Einschätzung bei. Das ist ein Vorteil für deutsche IKT-Unternehmen, die sich vermehrt im Land niederlassen. Griechenland bietet sich auch als Standort für die Gründung von Rechenzentren und Innovation Hubs an.
Auch die Energiebranche ist für deutsche Investoren und Lieferanten von Technologien und Ausrüstung attraktiv. Das gilt für die Sparte der erneuerbaren Energien, für Energieeffizienz und -speicherung sowie für die Infrastruktur für Erdgas- und Wasserstoffnetze. Gute Chancen für ein deutsch-griechisches Engagement bieten auch die Pharma- und die Lebensmittelindustrie sowie die Logistikbranche.
"Griechenland etabliert sich als attraktiver Investitionsstandort." Vassilis Gounaris, Vorstandvorsitzender der Auslandshandelskammer Griechenland.
Bilateraler Handel mit der Bundesrepublik auf Spitzenposition
Deutschland ist einer der wichtigsten Investoren im Land sowie der bedeutendste Handelspartner. Deutsche Unternehmen sind weiterhin die wichtigsten Lieferanten von Produkten nach Griechenland, gefolgt von China und Italien (Stand Oktober 2024). Als Abnehmerländer für griechische Produkte haben sich Italien an erster und Deutschland an zweiter Stelle etabliert, gefolgt von Zypern und Bulgarien.
Immobilien und Tourismus stützen die Wirtschaft
Knapp 80 Prozent der Bruttowertschöpfung werden im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, meldet das griechische Statistikamt Elstat (Stand 2023). Die Immobilienwirtschaft ist der wichtigste Wirtschaftszweig mit einem Anteil von fast 17 Prozent, gefolgt von der Hotellerie und der Gastronomie. Die Industrie einschließlich Bergbau, Energie, Abfallverarbeitung und Wasserversorgung trägt fast 19,2 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Der wichtigste Zweig des verarbeitenden Gewerbes ist die Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakindustrie, gefolgt von der Produktion und Verarbeitung von Erdölprodukten (Stand 2023).
Sektoren | Anteil an der Bruttowertschöpfung | Anteil an den Beschäftigten |
---|---|---|
Land- ,Forst- und Fischereiwirtschaft | 3,8 | 10,3 |
Bergbau | 0,3 | 0,2 |
Verarbeitendes Gewerbe | 10,0 | 8,1 |
Energieversorgung | 4,1 | 0,7 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 1,2 | 0,6 |
Baugewerbe | 2,1 | 3,8 |
Dienstleistungen | 78,7 | 76,4 |
(Fast) alles dreht sich um Athen
Wichtigstes Ballungszentrum Griechenlands ist mit Abstand der Bezirk Attika, der für die Hälfte der Wirtschaftskraft des Landes steht. Hier befinden sich die Hauptstadt Athen und der bedeutendste griechische Ankerplatz, der Hafen von Piräus. Dieser hat sich zum viertwichtigsten europäischen Containerhafen entwickelt (Stand 2023). Daneben ist Patras als wichtiger Hafen auf dem Peloponnes und als Tor nach Italien zu erwähnen. Zentren von wirtschaftlicher Bedeutung sind darüber hinaus die Städte Thessaloniki in Zentralmakedonien und Ioannina in Epirus, die sich als IT-Hubs etabliert haben. Auch deutsche Softwareentwickler haben sich dort angesiedelt.
Die Region Westmakedonien ist von geringer Bedeutung, wenn man ihren Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt betrachtet (2 Prozent). Sie profitiert jedoch von Fördermitteln in Höhe von 1,6 Milliarden Euro im Rahmen des gerechten und entwicklungsfördernden Übergangs. Das ehemalige Kohleabbaugebiet soll ein attraktiver Investitionsstandort werden. Bis zum Jahr 2027 soll dort das erste grüne Wasserstoffprojekt realisiert werden. Von besonderer touristischer Bedeutung sind die Inselregionen Südägäis und Ionische Inseln sowie Kreta und Attika.
Gebiet | Anteil am BIP (in %) | BIP pro Kopf (in Euro) | Bevölkerung (in Mio.) *) |
---|---|---|---|
Attika | 47,9 | 23.335 | 3,8 |
Zentralmakedonien | 13,7 | 13.453 | 1,8 |
Thessalien | 5,2 | 13.390 | 0,7 |
Zentralgriechenland (Sterea Ellada) | 5,1 | 16.834 | 0,5 |
Kreta | 4,9 | 13.994 | 0,6 |
Peloponnes | 4,5 | 14.407 | 0,5 |
Westgriechenland | 4,4 | 12.429 | 0,6 |
Ostmakedonien / Thrakien | 3,9 | 12.006 | 0,6 |
Südägäis | 3,2 | 16.639 | 0,3 |
Epirus | 47,9 | 23.335 | 3,8 |