Die Nachfrage nach verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln legt weiter kräftig zu. Fisch ist einer der Wachstumsbereiche. Verbraucher achten zunehmend auf Qualität.
Der Absatz von Lebensmitteln in Indien wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Dem Statistikportal Statista zufolge soll der Branchenumsatz 2025 bei knapp 888 Milliarden US-Dollar (US$) liegen, ein Plus von 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist Indien nach China der zweitgrößte Nahrungsmittelmarkt der Welt. Bis 2028 sollen die Billionenmarke überschritten werden. Gegenüber 2024 wäre das ein Plus von 16 Prozent.
606
US$
beträgt der durchschnittliche jährliche Umsatz mit Lebensmitteln pro Kopf im Jahr 2025.
Verbraucher greifen zu verarbeiteten und verpackten Nahrungsmitteln
Die steigenden Umsätze sind vor allem auf die wachsenden Absatzmengen zurückzuführen. Für 2025 gehen Prognosen von einem Lebensmittelverbrauch in Höhe von 603 Millionen Tonnen aus, 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Jahr 2025 soll das Absatzwachstum für alle großen Produktgruppen positiv ausfallen. An der Spitze liegt dabei Gemüse (plus 5,6 Prozent gegenüber 2024), gefolgt von Fisch und Meeresfrüchten (plus 5,3 Prozent) sowie Obst und Nüssen (plus 4,3 Prozent).
Der Verbrauch von Nahrungsmitteln wächst über alle ProduktgruppenIn Millionen Tonnen; Ausgewählte ProdukteProduktkategorie | 2024 | 2025 | 2026 | 2027 |
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Brot und Getreideprodukte | 224,4 | 235,3 | 246,4 | 253,4 |
Gemüse | 113,1 | 119,5 | 125,8 | 130,4 |
Milchprodukte und Eier | 115,4 | 119,3 | 123,3 | 127,2 |
Obst und Nüsse | 76,6 | 80,3 | 84,1 | 86,4 |
Soßen und Gewürze | 12,6 | 13,2 | 13,8 | 14,2 |
Öle und Fette | 9,5 | 9,7 | 9,9 | 10,2 |
Aufstriche und Süßungsmittel | 7,0 | 7,1 | 7,2 | 7,3 |
Fleisch | 5,7 | 5,9 | 6,0 | 6,2 |
Fisch und Meeresfrüchte | 5,3 | 5,6 | 5,8 | 5,8 |
Süßwaren und Snacks | 4,9 | 5,1 | 5,3 | 5,4 |
Prognosen ab 2025.Quelle: Statista 2025
Im Vergleich zu den beiden Vorjahren fällt das Wachstum jedoch geringer aus, denn der private Konsum kühlt sich infolge weltwirtschaftlicher Unsicherheiten ab. Konsum ist in Indien wirtschaftlich bedeutend und trägt rund 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke sind mit weitem Abstand der größte Posten. Sie stehen für 47 Prozent der Konsumausgaben eines ländlichen und 40 Prozent eines städtischen Haushaltes.
Insbesondere Haushalte in Städten halten derzeit ihr Geld zusammen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass kleinere Packungsgrößen und mehr generische Produkte gekauft werden.
Die langfristig positive Entwicklung der Nachfrage ist davon aber nicht betroffen. Entwicklungslinien wie steigende verfügbare Einkommen und die wachsende Bevölkerung bleiben intakt. Sie werden auf Jahrzehnte für eine Zunahme des Lebensmittelverbrauches sorgen.
Indien ist ein langfristiger Wachstumsmarkt. Kleinere Wachstumsdellen beim privaten Konsum tun dem keinen Abbruch.
Oliver Mirza
Managing Director und CEO, Dr. Oetker India
Dabei wandeln sich die Konsum- und Ernährungsgewohnheiten und begünstigen die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln. Die einfachere Lagerung und die Hygiene verpackter Lebensmittel gelten als Kaufargumente für diese Produkte. Auch sehen viele Verbraucher sie im Vergleich zu lose verkauften Nahrungsmitteln als qualitativ hochwertiger an. Experten weisen darauf hin, dass dieser Trend nicht mehr bloß in den Metropolen, sondern immer stärker auch in Mittel- und Kleinstädten zu beobachten ist.
Der Vertrieb wandelt sich
Konsumenten kaufen ihre Lebensmittel zumeist beim Lebensmittelladen an der Ecke, ergänzt um frisches Obst und Gemüse vom Straßenhändler. Die Formalisierung des Einzelhandels nimmt jedoch Fahrt auf. Statista schätzt, dass kleine Einzelhändler, überwiegend aus dem unorganisierten Sektor, einen Marktanteil von 83 Prozent haben.
Die Zahl der Einkäufer in formalisierten Super- und Hypermärkten wie von Reliance Fresh oder D-Mart nimmt jedoch stetig zu. Die Kunden schätzen den Komfort des Einkaufs in geräumigeren Läden und die Tatsache, dass sie alle Waren an einem Ort bekommen. Statista geht davon aus, dass mittlerweile 7 Prozent der Lebensmittel in solchen Einrichtungen verkauft werden. Marktführer ist dabei Reliance Fresh mit geschätzt rund 19.000 Märkten.
Eine Herausforderung bleiben jedoch Logistik und Lagerung. Selbst in großen Supermärkten und Lebensmittelketten kommt es regelmäßig zu Versorgungsproblemen und Nicht-Verfügbarkeit von einzelnen Waren. Zudem sind Produkte oft unsachgemäß gelagert oder werden bei der Lieferung fehlerhaft gehandhabt. Unternehmen sollten daher auf robuste Verpackungen und gut ausgebaute Distributionsnetzwerke achten.
Digitaler Einkauf mit schneller Lieferung ist gefragt
Lebensmittellieferungen sind in Indien üblich, egal ob vom Lebensmittelladen nebenan per Telefon oder von der Supermarktkette per App bestellt. Die Beratungsfirma IMARC geht davon aus, dass der Markt für die Onlinelieferung von Lebensmitteln von 11,4 Milliarden US$ im Jahr 2024 auf 96,3 Milliarden US$ im Jahr 2033 wachsen wird.
Hinzu kommt der Fokus der Start-up-Branche auf "Quick Commerce". Das ist die Möglichkeit des digitalen Einkaufs, verbunden mit einer Lieferung zwischen 5 und 20 Minuten nach der Bestellung. Quick Commerce-Firmen wie Zepto oder Blinkit gewinnen rasant neue Kunden, insbesondere in Großstädten. Sie bauen ihr Liefernetzwerk sowie ihr Netzwerk an kleineren Lagerhäusern in den Städten aus.
Alte Förderung wird überarbeitet, neue Regulierung kommt
Das Programm "Creation/Expansion of Food Processing & Preservation Capacities" soll für mehr Verarbeitungskapazitäten von Lebensmitteln sorgen. Unternehmen oder Einzelpersonen erhalten dabei bis zu 35 Prozent der Kapitalkosten erstattet, wenn sie Anlagen für die Verarbeitung und Kühlung von Lebensmitteln anschaffen. Für das Programm wurden im Januar 2025 neue Richtlinien veröffentlicht. Die wohl bedeutendste Änderung besteht darin, dass nun auch Projekte außerhalb von "Mega Food Parks" und den sogenannten Agro Processing Clustern förderfähig sind. Damit dürfte indienweit mehr Nachfrage nach Lebensmittelverarbeitungsmaschinen entstehen.
Zudem werden die Regeln für die Angabe von Inhaltsstoffen auf Lebensmittelverpackungen verschärft. Der oberste Gerichtshof in Indien entschied im April 2025, dass die "Food Safety and Standards (Labelling and Display) Regulations" bis Juli 2025 angepasst werden müssen. Firmen werden dann wohl genauer auf verwendete Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln hinweisen müssen. Zudem ist ein Hinweissystem in Form einer Lebensmittelampel oder ein ähnliches Verfahren wahrscheinlich, mit dem Nahrungsmittel nach ihren Gehalt an gesundheitsrelevanten Nährstoffen eingestuft werden sollen.
Von Florian Wenke
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Mumbai