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Branchen | Indonesien | Chemische Industrie

Indonesiens Chemieindustrie mit hohem Importbedarf

Indonesien will seine Grundstoffproduktion erhöhen. Der Großteil der chemischen Erzeugnisse wird aber wohl weiterhin aus dem Ausland kommen. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Ausblick der chemischen Industrie in Indonesien

Bewertung:

  • Zuverlässige Nachfrage der Abnehmerbranchen durch stetiges Wirtschaftswachstum
  • Starke Abhängigkeit von Importen, besonders Spezialchemikalien
  • Politisch forcierter Ausbau heimischer Produktionskapazitäten und Importhindernisse zum Schutz der eigenen Industrie
  • Neues Freihandelsabkommen mit der EU verbessert Marktzugang

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2025

  • Markttrends

    Das konstante Wirtschaftswachstum schafft Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen in vielen Sektoren. Die Regierung stärkt die lokale Basisproduktion. 

    Indonesiens chemische Industrie will nicht nur ihre große Importabhängigkeit überwinden, sondern selbst zum Export-Hub der Region werden. Ergänzend zum Ausbau der Öl- und Gasproduktion sollen in Kooperation mit ausländischen Firmen mehrere integrierte Industrieparks mit Raffinerien und petrochemischen Anlagen entstehen. Bislang kann Indonesien weniger als die Hälfte des Bedarfs an petrochemischem Rohmaterial selbst erzeugen. 

    Die ehrgeizigen Ausbaupläne sind jedoch mit Vorsicht zu bewerten. Mit dem Mitte 2025 in Betrieb gegangenen zweiten und bisher größten Naphta-Cracker gab es laut Medienberichten bereits zu Beginn Probleme und für die weiteren angekündigten Großprojekte in der Petrochemie könnte die (mit Ausnahme der Kunststoffindustrie) vergleichsweise kleinen Abnehmerindustrien in Indonesien schlicht nicht genug Nachfrage bieten, besonders angesichts der petrochemischen Überkapazitäten in China.

     

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in Indonesienin Milliarden US-Dollar
    Akteur/ProjektInvestitionssumme ProjektstandAnmerkungen
    Pertamina, Rosneft/Grass Root Refinery (GRR) und Petrochemiekomplex und Erweiterung TPPI, Tuban Ostjava

    23,0

    TPPI-Expansion bis Ende 2025 abgeschlossen, Finale Investitionsentscheidung über GRR: 4. Quartal 2025, Juni 2025: Neustrukturierung des ProjektsTPPI: Erhöhung der Aromatics Refining-Kapazität, u.a. Paraxylene, Orthoxylene, Benzene, Toluene, GRR: 300.000 Barrels/Tag Rohölverarbeitung, 5.000 kT an Petrochemikalien, u.a. Ethylene und Polyethylene
    Pertamina, SCG (Siam Cement Group)/ Petrochemical Plant, Tuban, Ostjava

    10,0

    Frühe Planung, MachbarkeitsstudienPetrochemiekomplex mit dem Fokus auf High-Performance Polymeren, Plastik und Synthetikfasern, and synthetic fibers, CCS
    Pertamina, KBR/17 Modulare Kleinraffinerien, u.a. Natuna, Surabaya, Halmahera, Fakfak

    8,0

    Vereinbarung/MOE Mitte 2025 Teil des US-Deals, in direkter Nähe von Ölvorkommen
    Polytama Propindo, CPC/Balongan, Polypropylene Plant II, Indramayu

    8,0

    Im BauBau eines neuen Petrochemiekomplexes neben der bestehenden Balongan-Raffinerie, geplante Kapazität: 1 Million Tonnen/Jahr Ethylene, Naphtha-fed steam cracker. 
    PT Taikun Petrochemical (Tongkun, Xingfengming, Tsingshan)/North Kalimantan Petrochemical Plant, Tanah Kuning 

    5,9

    In PlanungHauptsächlich Polyester-Feedstock für den Export nach China, Polymere und Schwefel für den indonesischen Markt, Metanol
    Chandra Asri/CAP2, Cilegon, Banten, westliches Java

    5,0 

    Verspätet und 2025 neu strukturiert, erste Phase (CA-EDC Plant) bis 2027 Produktionsstart, 2. Phase vorerst verschoben, neue MachbarkeitsstudienCAP 2 ist als voll integrierter Petrochemikomplex angelegt und soll nach Komplettierung Chandra Asris Kapazität auf über 8 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen, Indonesiens erste LDPE-Anlage und einen Naphta-Cracker enthalten
    Pupuk/Düngemittelproduktion, Fakfak, Papua

    1,2-1,7

    im Bau, soll bis 2028 fertig seinErste Düngemittelanlage in Ostindonesien, Ammoniak, Urea
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Je spezieller und fortgeschrittener die Produkte, desto wahrscheinlicher werden sie auch in Zukunft aus dem Ausland kommen. Im Jahr 2024 lag der Import von Fein- und Spezialchemie laut VCI bei über 5 Milliarden Euro, bei einem Inlandsverbrauch von rund 8 Milliarden Euro. Zudem wird auch das CEPA-Freihandelsabkommen zwischen Indonesien und EU die Einfuhr chemischer Vorprodukte aus Europa begünstigen. 

    Nachfrage nach Industriechemikalien steigt stetig

    Das anhaltende Wachstum der indonesischen Wirtschaft um die 5 Prozent erhöht den Verbrauch chemischer Erzeugnisse in der verarbeitenden Industrie, insbesondere in der Kunststoff- und Verpackungsmittelindustrie. Ebenso steigt die Nachfrage nach chemischen Produkten in der Lebensmittelverarbeitung, Körperpflege sowie in der Pharma-, Kfz- und Elektroindustrie. Auch wenn Mitte 2025 die Kaufkraft der Haushalte etwas sank und die Industrie verstärkt mit schwankenden Commoditypreisen kämpfte, ist für die kommenden Jahre ein Nachfrageplus nach Industriechemikalien von 4 bis 6 Prozent pro Jahr zu erwarten. Der Inlandsverbrauch anorganischer Grundchemikalien lag 2024 laut VCI bei etwa 13 Milliarden Euro, der Import bei 4 Milliarden Euro. 

    Insbesondere der noch niedrige Pro-Kopf-Verbrauch von Plastik in Indonesien lässt weiteres Wachstum erwarten, zumal Abnehmerbranchen wie die Lebensmittelindustrie und Lieferdienste boomen, während die Kfz-Industrie sich nach einem schwachen Jahr 2024 nur langsam erholt. Vorprodukte für Kunststoff kann Indonesien bisher erst knapp zur Hälfte im Land herstellen und muss pro Jahr über 7 Milliarden Euro für Polymere aus dem Ausland ausgeben. Hier ist Indonesiens Handelsbilanzdefizit im Sektor entsprechend am größten. Dennoch erleichterte Indonesien Mitte 2025 - auch als Zugeständnis an die USA - den Import von Plastikrohmaterial, während der Import von Plastikabfällen künftig blockiert werden soll. Bis 2029 will Indonesien auch Einwegverpackungen und mehrlagige Filme verbannen, was die Nachfrage nach alternativem Verpackungsmaterial erhöht. 

    Die gute Lage in der Lebensmittelproduktion steigert auch den Bedarf an Vitaminen, Aroma- und Konservierungsstoffen. Positive Aussichten bestehen für Lieferanten von Laboren und Pharmazieherstellern, die vom Gesundheitsschwerpunkt der Regierung profitieren. Die Textilindustrie leidet unter einer Importflut preiswerter asiatischer Produkte, fragt aufgrund ihrer Größe jedoch weiterhin umfangreich Farbstoffe, Tenside, Scheuermittel sowie Vorstoffe für Polyester und Acrylfasern nach. 

    Industriepolitik schafft neue Wertschöpfungsketten im Land

    Um an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen oder von staatlichen Anreizen profitieren zu können, ist in vielen Branchen ein Mindestanteil lokaler Wertschöpfung nötig, was eine intensivere lokale Beschaffung von Komponenten verursacht. Das lässt schrittweise neue Zulieferketten entstehen, die wiederum Industriechemikalien nachfragen, etwa in der Medizin- und Labortechnik sowie Pharmaindustrie. Ein besonderer Fokus liegt auf der lokalen Weiterverarbeitung von Nickel, Kupfer und Aluminium. Der Aufbau einer kompletten Wertschöpfungskette für Batterien ist fortgeschritten, mit entsprechendem Bedarf an chemischen Komponenten wie Batterie-Präkursoren. 

    Machbarkeitsstudien und Pilotprojekte laufen für blauen Wasserstoff, Ammoniak und Methanol, alternative Schiffs- und Flugkraftstoffe. Flugkerosin soll schrittweise mehr Sustainable Aviation Fuel aus Palmölderivaten beigemischt werden. In Papua entwickelt BP Indonesiens erstes großes Carbon Capture Utilization and Storage (CCSU)-Projekt. Das Potential für weitere Projekte scheint gut. 

    13 %

    des indonesischen Imports entfiel 2024 auf chemische und pharmazeutische Erzeugnisse.

    Farben, Klebstoffe und Dichtungen für Wohnungs-, Industrie- und Transportinfrastruktur  

    Während der Hochbau in den Metropolen etwas lahmt, kommen Impulse aus dem Industriebau, der Transportinfrastruktur sowie aus dem einfachen Wohnungsbau. Die Regierung will pro Jahr 1 Million Sozialwohnungen bauen und stellte im September 2025 auch neue Mittel für die Infrastruktur bereit. Industrieparks und Datacenter entwickeln sich positiv. Hier könnte zunehmender Bedarf an PVC, Dämm- und Klebstoffen, Farben, Schmierstoffen und Beschichtungen/Coatings, Folien und Wasserdichtungen und den chemischen Vorprodukten bestehen.

    Gefragt sind auch Betonzusatzmittel, Abdichtungslösungen und Injektionsmaterialien, zur Verfestigung des Bodens oder zur Abdichtung und Reparatur von Rissen. Gute Konjunktur erwarten Marktkenner bei Versiegelungen und Oberflächenbehandlungen, bei Reparatur- und Sanierungschemikalien sowie Klebstoffen und Fugenmörtel. 

    Expandierende Landwirtschaft braucht Dünger und Pflanzenschutz

    Die Regierung fährt die Agrarproduktion und dazu auch die Herstellung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hoch. Aus Deutschland kommen unter anderem Fungizide und Herbizide. Über den staatlichen Konzern Pupuk werden Landbetriebe mit subventionierten Düngemitteln versorgt. Bei Urea, das bisher noch dominiert, ist Indonesien Selbstversorger. Schrittweise geht der Trend zu NPK, das bislang zu 40 Prozent lokal ist und weniger Gas benötigt. Neue Düngemittelanlagen sind im Aufbau.  

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Branchenstruktur

    Die bislang noch überschaubare und importabhängige Branche will in neue Marktsegmente diversifizieren und mehr lokal produzieren. Größere Firmen dominieren.  

    Die chemische Industrie hat in Indonesien noch nicht die Größe erreicht, die sie in Anbetracht des großen Binnenmarktes und des hohen Bedarfs eigentlich haben könnte. Sie ist daher stark auf Importe angewiesen. Nach Wertschöpfung war sie 2024 für etwa 1,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und immerhin für etwa 9,4 Prozent der verarbeitenden Industrie verantwortlich. Der Inlandsverbrauch von chemischen Erzeugnissen (ohne Pharmazeutika) lag 2024 laut VCI bei rund 53 Milliarden Euro, davon waren 23 Milliarden Euro importiert. Das Handelsbilanzdefizit betrug über 6 Milliarden Euro. 

    Die Branchen setzt sich zusammen aus einigen dominanten Staatskonzernen (Petrochemie, Dünger), mehreren großen privaten Firmen (Grund- und Zwischenstoffe, Kunststoff, einfachere chemische Erzeugnisse) sowie diversen mittelgroßen Unternehmen (unter anderem Spezialchemie, Wasch- und Körperpflegemittel), mit steigender ausländischer Beteiligung. Eine Stärke Indonesiens ist der durch die große Palmölproduktion getriebene Bereich der Oleochemie, die zum Beispiel Fettsäuren, Glyzerin und andere Palmölderivate exportiert, auch nach Deutschland. 

    Produktion ausgewählter chemischer Erzeugnisse in IndonesienIn Milliarden Euro

    Sparte

    2024

    Petrochemikalien und Derivate

    21,4

    Pharmazeutika

    12,2

    Anorganische Grundchemikalien

    10,7

    Polymere

    6,8

    Fein- und Spezialchemie

    5,4

    Wasch- und Körperpflegemittel

    2,4

    Quelle: VCI/Chemdata International (2025)

    Internationale Kooperationen und Übernahmen

    Die ausländischen Direktinvestitionen in Indonesiens chemischer und pharmazeutischer Industrie erreichten 2024 etwa 4,1 Milliarden US-Dollar und übertrafen damit sogar die boomende Lebensmittelindustrie. Die koreanische Lotte Chemical tätigte in Cilegon zuletzt eines der größten ausländischen Chemie-Investments.

    Chandra Asri Petrochemical übernahm im April 2025 die Firma Aster Chemical von Shell und stieg in das Raffineriegeschäft ein. Darüber hinaus hat Chandra Asri strategische Partnerschaften mit internationalen Investoren geschlossen, darunter mit Thai Oil und SCG Chemicals. Ineos übernahm 2021 eine PTA-Anlage in Merak von BP. Der saudische SABIC-Konzern signalisiert 2025 Interesse an einer strategischen Partnerschaft mit Polytama Propindo für den Polymerexport in die Region. Auch in der pharmazeutischen Industrie kooperieren indonesische Firmen verstärkt mit globalen Konzernen, zum Beispiel für mehr lokale Produktion, Auftragsfertigung und Technologietransfer. 

    Stärkere Ausrichtung auf den Export

    Global Player interessieren sich nach einer Phase der Abwesenheit wieder verstärkt für ein Engagement, auch wenn dies in der Petrochemie in der Regel nur über eine Kooperation mit dem Staatskonzern Pertamina geht. Entsprechende Ankündigungen machten Exxon (USA) und CPC (Taiwan). Chinesische Firmen planen offenbar in Kalimantan an Südostasiens größter Petrochemiezone, die auch stark auf den Export in die Region und nach China selbst abzielen soll. Hinter dem Projekt steht aber laut Branchenkennern noch ein größeres Fragezeichen, besonders was den Umfang betrifft. Zumindest mittelfristig könnte Indonesiens Rolle in der Branchenstruktur Südostasiens jedoch deutlich an Bedeutung gewinnen. 

    BASF hat drei Produktionsanlagen bei Jakarta und in Merak (Banten), hauptsächlich (rund 70 Prozent) für den Inlandsmarkt, aber auch für den Export in die Region. Der Fokus liegt auf Dispersionen für Papierbeschichtungen/Verpackungen sowie für Baufarben. Lautan Luas, eines der größten lokalen Unternehmen, produziert unter anderem Treibmittel sowie Chemikalien für die Wasserbehandlung und für die Lebensmittel- und Personal Care-Industrie. Avian Brands ist ein großer lokaler Hersteller von Farben, Lacken und Beschichtungen aus Sidoarjo, East Java. 

    Indorama stellt in vier Anlagen Polyester, PET-Harze, PTA, Packaging-Polymere und Textilvorprodukte her. Asahima Chemical (ASC) betreibt in Cilegon eine von Südostasiens größten integrierten Chlor-Alkali- und PVC-Produktionsanlagen. Im Mai 2025 schloss ASC einen 10-Jahre-Liefervertrag für Ethylene mit PT Lotte Chemical Indonesia. Sulfindo Adiusaha ist einer der wenigen voll vertikal integrierten chemischen Kunststoffproduzenten in Südostasien. Das Portfolio reicht von Chlorinen und Ethylenen bis zu fertigen PVC-Harzen. Langgeng Jaya Group ist bei recyceltem Kunststoff aktiv. Die deutsche Alba betreibt in der Sonderwirtschaftszone Kendal ein rPET-Recyclingwerk. 

    Überschaubare Anzahl von Spezialchemieherstellern

    In der Spezialchemie sind unter anderem tätig: Lautan Air Indonesia, Lautan Otsuka Chemical, Dirga Buana Sarana, Kawaghuci Kimia Indonesia, Archroma Indonesia, Beta Pramesti Asia, Chemstar, Clariant, Molycop, PT Dunia Kimia Jaya, Ecolab, HB Fuller, Harvest Chemical Solutions, Mulino und Zekindomical.

    In der Pharmaindustrie dominieren die bislang auf Generika und OTC-Präparate fokussierten Unternehmen Kalbe, Daxa und die Biofarma-Gruppe (Kimia). Bei Oleochemikalien sind unter anderem die Firmen Wilmar, Musim Mas, Sinar Mas Agro, Ecogreen und Salim Ivomas Pratama. 

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Indonesien (ohne Pharmazie)Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2024

    PertaminaErdöl und -gas, Petrochemie

    75.000

    PT Pupuk IndonesiaDüngemittel (urea, ammonia, NPK), staatlich

    4.500

    PT Chandra Asri Pacific TbkPetrochemikalien (u.a. Olefine, Polyolefine)

    1.785 

    PT IndoramaKunstfasern, Polymere, Düngemittel

    1.200

    BASF IndonesiaSpezialchemie (Care, Coatings, Polyurethane Systeme)

    511

    PT Lautan Luas TbkChemikalien für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Kosmetik, Wasserwirtschaft und Industrie

    490

    Dow IndonesiaPackaging, Elastomere, Coatings

    k.A.

    PT Lotte Chemical Titan TbKPetrochemikalien (u.a. Ethylene, PE, PP)

    368

    PT Asahimas ChemicalChlor-alkali, PVC, EDC/VCM

    k.A.

    PT Sulfindo Adiusaha

     

    Vinyle, Natronsäure, Chlorinderivative

     

    k.A.

     

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Branchenzentrum Java, zukünftig womöglich auch Kalimantan

    Zu den wichtigsten Clustern der chemischen Industrie Indonesiens zählt die Nordwestspitze von Java, bei Cilegon/Merak (Provinz Banten), zum Beispiel für Upstream-Petrochemicals, Polymere und Basischemikalien. Im Großraum Jakarta haben sich viele Plastik-Converter und Spezialchemikalienhersteller angesiedelt, im Osten Jakartas zum Beispiel in Bekasi, Purwakarta und Karawang, im Westen in Tangerang. Branchenzentren in Ostjava sind Gresik, Tuban und Sidoarjo, unter anderem für Düngemittel, Industriechemikalien, Zementbeimischungen. 

    In Zukunft könnte auch Kalimantan eine größere Rolle spielen, insbesondere in Tanah Kuning, Bontang und Balikapapan. Die Palmölchemie ist in Medan/Nordsumatra konzentriert. Herz der Nickelverarbeitung sind Morowali (Sulawesi) und Weda Bay (Halmahera), die Kupferdownstreamindustrie befindet sich in Gresik bei Surabaya.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Rahmenbedingungen

    Für strategische Vorprodukte könnte der Import zunehmend begrenzt werden, es gibt aber auch Vereinfachungen und Erleichterungen.  

    Grundsätzlich haben sich die Rahmenbedingungen für ausländische Firmen seit 2021 verbessert und könnten sich mit dem voraussichtlich 2027 in Kraft tretenden umfassenden Freihandelsabkommen zwischen EU und Indonesien (CEPA) weiter vereinfachen. Die meisten pharmazeutischen und chemischen Produkte werden dann wohl zollfrei nach Indonesien kommen können. Auch bezüglich geistigen Eigentums sowie Transparenz und stabilen Regeln in den Registrierungsprozessen könnte das Abkommen größere Fortschritte mit sich bringen. CEPA soll zudem die gegenseitige Anerkennung von Standards, unter anderem REACH-compliant safety protocols und GHS Labeling fördern (Global harmonisierte System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien)

    Chemiefirmen aus der EU könnten zudem bevorzugten Zugang zu Indonesiens Special Economic Zones bekommen. Cepa schafft zudem Anreize für Technologietransfer, Auftragsfertigung und Partnerschaften in Forschung und Entwicklung, besonders in der grünen Chemie und bei Batteriematerial. Das Abkommen könnte auch die SNI-Zertifizierung (Indonesian National Standard) in Indonesien vereinfachen.

    Marktzugang teilweise liberalisiert

    Bezüglich Investitionen bestehen in der chemischen Industrie keine grundsätzlichen Beschränkungen für Ausländer, mit Ausnahme von explosiven Stoffen, radioaktiven Materialien und bestimmten Pestiziden, die unter Sondergenehmigung fallen. Ausländischer Firmenbesitz ist möglich, Joint Ventures mit lokalen Partnern sind in strategischen Bereichen, zum Beispiel in der Petrochemie, üblich und politisch erwünscht. 

    Chemieunternehmen benötigen eine Betriebslizenz (Izin Usaha Industri) vom Ministry of Industry (Kementerian Perindustrian). Für chemische Anlagen sind Umweltverträglichkeitsprüfungen (AMDAL) und Genehmigungen der Umweltbehörde KLHK erforderlich. Chemikalien müssen gemäß GHS-System klassifiziert und gekennzeichnet werden. Einige Stoffe unterliegen der Registrierung bei der National Agency of Drug and Food Control (BPOM) – insbesondere bei kosmetischen oder pharmazeutischen Anwendungen. 

    Um den Ausbau der lokalen Produktion zu fördern und zu schützen, könnte die Regierung zum einen verstärkt positive Anreize setzen wie Steuervorteile und Infrastrukturausbau. Andererseits sind auch Maßnahmen denkbar, die den Import beschränken, zum Beispiel durch Antidumpingmaßnahmen, die aber eher auf chinesische Importe abzielen, oder sich auf bestimmte strategische chemische Produkte beziehen, deren Einfuhr nur dann genehmigt wird, wenn die lokale Produktion nicht ausreicht. Dass die Regierung hier gelegentlich Engpässe in Kauf nimmt, anstatt bei Bedarf Importquoten zu erhöhen, zeigt das Beispiel bei Benzin Mitte 2025. Shell wurde trotz Knappheit im Land eine Absage für mehr Importe erteilte. In den Special Economic Zones gelten viele Einfuhrbeschränkungen für chemische Erzeugnisse hingegen nicht und auch eine anschließende Lieferung in das Zollgebiet ist mit Sondergenehmigung möglich. 

    Vereinfachung im Import 

    Bei den Importauflagen führte Indonesien im August 2025 (MR 16/2025) eine neue vereinheitlichende Kategorisierung ("Cluster") für "Chemicals, Hazardous Substances and Mining Materials" ein. Für diese gelten nun standardisierte Einfuhrvorschriften, die aber hauptsächlich auf eine gezieltere Beschränkung bestimmter Stoffe abzielen, so Branchenexperten. Grundsätzlich sind das drei Dinge: die Registrierung eines Importeurs, eine Einfuhrgenehmigung (Import Approval) und ein technischer Report (Surveyor Report, Laporan Surveyor, LS) durch eine in Indonesien akkreditierte Stelle als Basis für die anschließende Zollabfertigung. 

    Für einige Produkte entfällt künftig die Einfuhrgenehmigung, zum Beispiel für Rohstoffe der Kunststoffproduktion, Saccharine, Cyclamate oder alkoholhaltige Lösungen für Riechstoffe. Stärkere Beschränkungen (unter anderem Genehmigung, Traceacbility- und Designated Port Only-Auflagen) wird es voraussichtlich beim Import der folgenden Produktgruppen ("strategic industrial inputs") geben:  Explosive und reaktive Substanzen, nicht-pharma Präkursoren, ozon-schädigende Verbundstoffe, Schmierstoffbasisöle, Erdöl und -gas, subventionierter Dünger sowie Zementklinker und Zement. Bisherige Einfuhrlizenzen für diese Produkte sind nicht mehr gültig und in der Regel ist eine komplette Dokumentation nötig, selbst wenn sie in Special Economic Zones geliefert werden. Ansonsten sind die Special Economic Zones von den Einfuhrbeschränkungen ausgenommen. 

    Vorbedingung einer Einfuhrlizenz ist üblicherweise ein positiv beschiedener Antrag gemäß dem Commodity-Balance-Mechanismus (SINAS NK), dessen Ziel es ist, dass Unternehmen nur noch Vorprodukte importieren dürfen, wenn im Land kein anderweitiges Angebot vorhanden ist. 

    Halal-Kennzeichnungspflichten und dazugehörige Auflagen für Lebensmittel, Getränke, Kosmetika und Essenzzusatzstoffe sollen am 17. Oktober 2026 in Kraft treten und laut indonesischer Regierungsquellen auch mit "full enforcement" durchgesetzt werden. 

    Tipps für den Markteinstieg

    • Kontakt suchen zu indonesischen Firmen, die bereits als Importeur registriert sind (API, NIP) und das INATRADE-System verstehen.
    • Joint Ventures, Technologietransfer oder Auftragsfertigung können den Marktzugang erleichtern.
    • Checken, ob das eigene Produkt als "hazardous substances" oder "strategic industrial input" Einfuhrgenehmigung und Surveyor Report braucht. 

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Indonesien („Ekonid“)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Federasi Industri Kimia Indonesia (FIKI)

    Chemieverband

    INAPlas

    Olefin und Plastikverband

    Asosiasi Industria Kimia Khusus Indonesia

    Spezialchemikalienverband

    Allplas und IPEX

    Messen für Plastikverpackungen und Pharma, zeitgleich 21.-24. Oktober 2025, in JI Expo Jakarta
    Plastics and Rubber IndonesiaMesse Plastik und Gummi, 19.-22. November 2025, JI Expo Jakarta
    Chemical IndonesiaMesse für Chemikalien, Petrochemie und Prozessindustrie, 28.-30. Juli 2026, JI Expo Jakarta

     

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