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Branchen | Indonesien | Energiespeicherung, Batterien

Indonesien schließt Lücken in der Batterieproduktion

Von der Mine bis zur Batterie: Hohe Investitionen aus China und Korea bringen Indonesien ein großes Stück weiter, die gesamte Wertschöpfungskette zu vereinen. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Der weltgrößte Nickelproduzent Indonesien ist gerade dabei, sein Produktportfolio entscheidend zu erweitern. Mit Hilfe milliardenschwerer ausländischer Investitionen in die Weiterverarbeitung von Nickel sollen im Land bald Batterien für Elektroautos gefertigt werden.

Derzeit liegt der Fokus auf der Errichtung von hydrometallurgischen Anlagen. Dort werden Erze mit niedrigem Nickelgehalt zu Vorprodukten für Batterien, sogenannten Mixed Hydroxide Precipitates (MHP), verarbeitet. Vier solcher Anlagen zur Hochdrucksäurelaugung, kurz HPAL genannt, sind bereits in Betrieb und befinden sich alle in chinesischer Hand – zwei Fabriken gehören dem Bergbauunternehmen Zhejiang Huayou Cobalt in Morowali auf Sulawesi, darunter die weltweit größte. Die beiden anderen stehen auf den Nordmolukken und gehören Huafei und Lygend. In Lygend wird das MHP zu Nickel- und Kobaltsulfat verarbeitet.

Chemische Batterievorprodukte schließen die Lücke

Der brasilianische Vale-Konzern baut in Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Sumitomo und dem chinesischen Konzern Huayou in Pomalaa und Sorowako (Sulawesi) zwei weiteren HPAL-Anlagen. Ferner schloss er mit Ford einen langfristigen Liefervertrag für die Belieferung von Nickel-MHP. Betriebsbeginn in Pomalaa soll 2026 sein. Das dort produzierte MHP wird im Anschluss in Nickel- und Kobaltsulfat sowie Vorläufer-Kathoden-Aktivmaterial (Precursor) weiterverarbeitet. Die Precursor-Produktion fehlt bislang in der indonesischen Wertschöpfungskette. Die Anlage in Sorowako soll ab 2027 um die 60 Kilotonnen pro Jahr an MHP aus Limoniterz erzeugen. Laut Meldungen des Informationsdienstes Project Blue erwägt Vale eine weitere HPAL-Anlage. Insgesamt seien laut Project Blue derzeit 19 HPAL-Anlagen in Indonesien geplant. Damit könnte die Produktion bis 2030 auf 700 Kilotonnen pro Jahr Nickel-MHP hochschnellen. 

Der chinesische Batteriegigant CATL plant über eine Tochtergesellschaft mit dem indonesischen Staatskonzern Antam den Bau eines Batterieclusters in Ost-Halmahera (Molukken). Dieser soll sowohl pyro- als auch hydrometallurgische Anlagen umfassen sowie Batteriematerial erzeugen und Batterien recyceln. Das Projekt erfordert über 5 Milliarden US-Dollar Investitionen und soll ab 2025 anlaufen. 

Die chinesische Firma CNGR Advanced Materials kündigte Ende Oktober 2024 an, über die kommenden 10 bis 15 Jahre in drei Phasen bis zu 10,5 Milliarden US-Dollar in eine integrierte Produktion von Batterievorprodukten in Indonesien investieren zu wollen. Das Projekt hat von der indonesischen Regierung den Status der nationalen Priorität bekommen. Den idealen Standort will CNGR noch suchen. 

Im August 2024 ging die erste Phase der Anoden-Produktion der chinesischen BTR im Kendal Industrial Park nahe der zentraljavanischen Großstadt Semarang in Betrieb, eine zweite Ausbauphase folgt 2025. Es entsteht laut BTR die größte Produktion von Anodenmaterial für Ion-Lithium-Batterien außerhalb Chinas. Auch in Morowali will BTR investieren.  

Flexibles Umschalten zwischen Edelstahl- und Batterielinie

Alternativ zur Hydrometallurgie können neuerdings auch Erzeugnisse der pyrometallurgischen Produktionslinie zu Vorprodukten von Batterien werden. So wandelt die chinesische Tsingshan in Morowali verstärkt das Edelstahlzwischenprodukt Nickel Pig Iron (NPI) in niedrighaltige Nickelmatte um. Diese wird durch einen ebenfalls neuen Schritt in hochhaltige Nickelmatte raffiniert, beispielsweise seit Anfang 2024 durch CNGR in ihren Anlagen in Morowali und Weda Bay sowie durch Merdeka, ebenfalls in Morowali. Die anschließende Umwandlung in Nickelsulfat ermöglicht den flexiblen Übergang von der Edelstahl –  zur Batterielinie. Experten rechnen damit, dass der Anteil des Nickels, der in die Batterieproduktion geht, von rund 7 Prozent (2020) bis 2040 auf über 30 Prozent ansteigt. 

Koreanische Global Player kommen ins Land

Die koreanische LG steht offenbar kurz vor Baustart einer Produktion von Präkursoren und Kathoden in der Batang Integrated Industrial Zone (KITB) in Zentraljava. Diese soll 220.000 Tonnen Präkursoren und 42.000 Tonnen Kathoden produzieren und die im Juli 2023 in Kooperation mit Hyundai in Karawang in Westjawa eröffnete Batteriefabrik ergänzen, die wiederum das Hyundai-Kfz-Werk in Bekasi bei Jakarta beliefert. Nach Karawang sind in einer ersten Phase 1 Milliarde US$ für die Produktion von 10 Gigawattstunden geflossen, genug für 150.000 E-Fahrzeuge. Für eine zweite Phase sollen weitere 2 Milliarden US-Dollar und 20 Gigawattstunden dazukommen. 

Die ebenfalls koreanische EcoPro, einer der größten Zulieferer von Batteriematerial, kaufte sich in verschiedene chinesische Nickelschmelzen in Indonesien ein, um den Rohstoffnachschub zu sichern. Im September kündigte EcoPro an, gemeinsam mit dem chinesischen Partner GEM in Indonesien ein Projekt für ein integriertes System zu planen, das Schmelzen und die Produktion von Präkursoren und Kathodenmaterial beinhaltet. Laut Pressemeldungen will auch Posco in eine MHP-Produktion in Indonesien investieren und dabei mit Ningbo Liqin kooperieren. 

Surabaya wird zum Kupfercluster

Auch die Kupfervorkommen spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau von Indonesiens Batteriewertschöpfungskette. Ende September 2024 öffnete PT Freeport Indonesia in Gresik bei Surabaya eine große neue Kupferschmelze. Die Anlage wird unter anderem Kupferkathoden produzieren und die benachbarte Kupferfolienproduktion der chinesischen Hailiang Nova Material Indonesia beliefern. 

Eine weitere Kupferkathodenproduktion geht Ende 2024 auf der Insel Sumbawa in Betrieb, wo das Unternehmen Amman Indonesiens zweitgrößte Kupfer- und Goldmine betreibt. Kupferkathoden produziert auch das Unternehmen Merdeka direkt in der Mine auf der Insel Wetar, nördlich von Timor. 

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