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Indonesien muss seine Landwirtschaft stärken, denn die Selbstversorgung rückt in immer weitere Ferne
27.07.2020
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesiens Landwirtschaft ist schwach. Sie ist noch immer kleinbäuerlich geprägt und hat daher eine geringe Technisierung, kaum Know-how, wenig Kapital und leidet infolgedessen unter geringer Produktivität. Zudem besteht zwischen dem Nahrungsmittel- und vor allem dem Palmölanbau eine Konkurrenz um Flächen. Daher ist der Archipel trotz seiner großen Landesfläche, seiner fruchtbaren Böden und dem günstigen Klima in steigendem Maße abhängig von Nahrungsmittelimporten.
Den letzten Außenhandelsüberschuss mit Nahrungsmitteln (SITC 0) erzielte Indonesien 2006. Im Jahr 2019 stand ein Defizit in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar (US$) zu Buche. Nahrungsmittel im Wert von 15,5 Milliarden US$ mussten importiert werden. Bei nahezu allen Grundnahrungsmitteln herrscht Einfuhrbedarf. Selbst bei Reis ist Indonesien auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Darüber hinaus ist der Archipel trotz eigenen Zuckerrohranbaus weltgrößter Zuckerimporteur. Nicht einmal mit Salz kann sich der Inselstaat selbst versorgen. Bei Milch- und Milchprodukten sind wachsende Einfuhren notwendig, 2019 kosteten sie 1,2 Milliarden US$ und kamen überwiegend aus Neuseeland, den USA, Australien, aber auch aus der EU.
Kaum einer der knapp 270 Millionen Indonesier dürfte sich auch einen Tag ohne Importware ernähren, und nur die wenigsten dürften sich dessen bewusst sein. Denn selbst die traditionelle Küche ist massiv auf Einfuhren angewiesen. Die beliebten Instant-Nudeln bestehen aus Weizen, der im Land gar nicht angebaut wird. Etwa 95 Prozent des Knoblauchs muss importiert werden und kommt praktisch ausschließlich aus China.
Das Nationalgericht Tempeh (fermentierte Sojafladen) wird zu 70 Prozent aus Importsoja (überwiegend aus den USA) gefertigt, weil die heimischen Anbaumengen nicht ausreichen. Mais muss ebenfalls in großen Mengen aus den USA, Argentinien und Brasilien eingeführt werden. Selbst bei Früchten besteht ein Außenhandelsdefizit. Exportgüter industriellen Maßstabs sind lediglich Fisch und die Cash Crops Kaffee und Kakao.
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