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Markttrends
Indonesien will die Produktion auf andere Landesteile ausweiten, junge Menschen in die Landwirtschaft holen, schulen und ausrüsten.
13.05.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Trotz seiner umfangreichen fruchtbaren Agrarflächen muss Indonesien viele landwirtschaftliche Produkte importieren, sogar einen Teil des Hauptlebensmittels Reis. Die Landwirtschaft wuchs in den vergangenen Jahren weniger als die Gesamtwirtschaft und gilt als veraltet und ineffizient. Versuche, über zentral geplante Großprojekte neue Anbauflächen abseits des dicht besiedelten Java aus dem Boden zu stampfen, scheiterten meist. Nun nimmt die Regierung einen neuen Anlauf.
des global produzierten Palmöls kommt aus Indonesien.
Lebensmittelsicherheit und Gratismahlzeiten
Unter dem Schlagwort Lebensmittelsicherheit, für die Präsident Prabowo bei seinem Amtsantritt Ende 2024 sogar ein eigenes Ministerium schuf, will Indonesien sich bis spätestens 2029 mit allen Agrargütern selbstversorgen, deren Produktion im Land möglich ist. In Papua, Kalimantan und Sumatra sollen große "Food and Energy Estates" entstehen. Mindestens 2,3 Millionen bis 3 Millionen Hektar an Sumpfland sollen in landwirtschaftliche Fläche umgewandelt werden. Diesmal will die Regierung besonders jüngere Menschen für ein Engagement in der Landwirtschaft animieren.
Akteur/Projekt | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Food Brigades/Millennial Farmers | 2,0 | Anfang 2025 gestartet (bis 2029) | Schulung/Ausrüstung/Mindestgehalt für 1.755 Millennial-Landbewirtschaftende |
Food Estate Merauke, Süd-Papua | 1,3 | Fortgeführt unter neuem Präsidenten | 2,3 Mio. Hektar neue Anbauflächen, neue Straße von Muting zum Hafen Wanam, neues Dock Wanam |
Fakfak Fertilizer Integrated Industrial Area, Süd-Papua | 1,0 | Infrastrukturvorbereitung laufen, dann 40 Monate | Erste Düngemittelproduktion in Papua, geplante Kapazität von rund 1,15 Millionen Tonnen Urea-Düngemittel und 825.000 Tonnen Ammoniak |
Free Nutritious Meal | 4,4 | 2025 gestartet | Freie Mahlzeiten für über 80 Mio. Schulkinder und Schwangere, Ausbau der dazu nötigen Agrarproduktion, Infrastruktur und Supply Chain |
Alleine 2025 stehen im Haushalt 7 Milliarden US$ für Lebensmittelsicherheit bereit. In den kommenden Jahren soll dieser Betrag noch steigen, was aber angesichts jüngster allgemeiner Mittelkürzungen mittlerweile wieder in Frage steht. Die Mittelkürzungen sollen dem Regierungsvorhaben mit der höchsten Priorität zugutekommen, dem "Free Nutricious Meal"-Programm, zu dem das Agrarministerium ja eigentlich einen wichtigen Beitrag leisten soll, indem es einen höheren Agraroutput im Land unterstützt.
Regierung will insbesondere mehr Reis und Zucker
Schon 2027 will sich Indonesien mit Reis selbst versorgen. Ein weiterer Fokus ist Zuckerrohr, das neben seiner Rolle in der Ernährung auch als Energiequelle dienen soll. Auch Mais und Sojabohnen stehen prominent in den Ausbauplänen, da hier die Importabhängigkeit besonders hoch ist. Allerdings könnte Indonesien bei diesen Gütern dem Lieferanten USA entgegenkommen, um höhere Gesamtzölle zu verhindern. Bleiben die USA hart, könnten sich hier Chancen für andere Lieferanten ergeben, auch bei Weizen, der in Indonesien nicht wächst. Nicht zuletzt durch das Free Nutricious Meal-Programm steigt der Bedarf an Milch. Auch an Veterinärmedizin dürfte künftig verstärkte Importnachfrage bestehen.
Landtechniknachfrage im Aufwärtstrend
In der Landtechnik rechnen Experten insgesamt mit zunehmendem Bedarf. Sie gehen von einer wachsenden Nachfrage aus nach zwei- und vierrädrigen Traktoren, Ernte- und Dreschmaschinen, handgeführten Reispflanzmaschinen, Sämaschinen und Bodenfräsen. Auch der Technikbedarf in der Palmölweiterverarbeitung dürfte wachsen. Momentan teilen sich einheimische Hersteller einfacherer Maschinen und Importprodukte, meist aus Asien, den Markt. Wie in vielen anderen Branchen gilt auch hier beim Import von Landtechnik eine Auflage an einen Mindestanteil lokaler Wertschöpfung (TKDN). Deutsche Landtechnik ist unter anderem in der Geflügel-, Milch- und Palmölwirtschaft erfolgreich.
Warengruppe | Import gesamt | Import aus China | Import aus Deutschland |
---|---|---|---|
Landwirtschaftliche Maschinen (ausgenommen Traktoren) und Teile davon (SITC 721) | 265,8 | 144,0 | 5,9 |
Zugmaschinen, Traktoren (SITC 722) | 60,2 | 25,0 | 0,3 |
Düngemittelbedarf steigt
Größerer Bedarf besteht bei Agrarchemikalien und Saatgut. Darauf zielt auch die staatliche Förderpolitik hauptsächlich ab, die insbesondere Düngemittel großzügig subventioniert. Trotz Investitionen stillt die einheimische Produktion nicht den Bedarf und auch bei Vorprodukten wie Ammoniak, Phosphaten und Erdgas bleibt Indonesien importabhängig. Im Februar 2025 erlaubte Präsident Prabowo daher den Import, der nur dann freigegeben wird, wenn der Bedarf die lokale Produktion oder die gelagerten Vorräte übersteigt.
Bereits 2023 importierte Indonesien fertige Düngemittel im Wert von rund 2 Milliarden US-Dollar. Wichtigste Quelle war Russland mit etwa 480 Millionen Euro, aber auch Deutschland lieferte immerhin etwa für 35 Millionen US-Dollar, vorwiegend Kaliumchlorid. Vorprodukte für Düngemittel kommen insbesondere aus Jordanien, Ägypten und Algerien. Saatgut kommt überwiegend aus Thailand, Pflanzenschutzmittel aus China und Indien. Besonders gefragt sind Pestizide, Herbizide und Dolomit.
Ausbau der Bewässerungsanlagen
Ein weiterer Fokus der Förderung der Landwirtschaft ist der Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur. Auch Weltbank und Asiatische Entwicklungsbank sind hier oft beteiligt. Die in der Region Cirebon getestete Technik des Water-Sufficient Paddy Irrigation Technique (IPHA) soll landesweit ausgerollt werden und den Wassereinsatz in der Reisernte effizienter gestalten. Weitere Bewässerungsprojekte laufen in Lombok, Lampung, Südsumatra und Jambi.
"Millennial-Farmer" sollen Digitalisierung voranbringen
Digitalisierung ist eine Chance für Indonesien, die dringend nötige Effizienz- und Output-Steigerung in der Landwirtschaft zu erreichen, auch angesichts der mannigfaltigen Herausforderungen wie Klimawandel, Regenwaldschutz und Urbarmachung von Böden. Einen Impuls könnte das Programm "Millenial-Farmers" (Petani Milenial) sein, das ausgewählte, digital-affine 19-39jährigen Landwirte und Landwirtinnen unterstützen soll. So erhalten sie neben einem Mindesteinkommen auch Schulungen und Zugang zu fortgeschrittener Agrartechnik wie IoT-Devices und Management-Apps.
Bislang hat die Regierung 3.600 Einheiten an Equipment an Millennial Farmers ausgegeben und will diese Zahl auf 7.000 erhöhen. Dabei handelt es sich bisher insbesondere um Bewässerungspumpen und einfache Traktoren soll aber in Zukunft auch Drohen umfassen.
Eine zunehmende Rolle wird das Thema Rückverfolgung spielen, wenn Indonesien seine Produkte stärker im Export platzieren will und internationale Standards erfüllen muss. Auch zur Vorwarnung und Anpassung an starke Regenfälle und Trockenperioden sowie um Sumpfflächen nutzbar zu machen, können digitale Hilfsmittel in Indonesien einen wichtigen Beitrag leisten. Ein Anknüpfungspunkt für Einsatz, Test und Vorführung von digitalen Tools könnten zudem die zunehmend beliebten Agritourismusbetriebe sein.