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Branchen | Indonesien | Maschinen- und Anlagenbau

Zuckerverarbeitung unter Modernisierungsdruck

Indonesien gehört zu den weltgrößten Zuckerimporteuren. Um die Selbstversorgungsquote zu erhöhen, sollen Anbauflächen erweitert und neue Verarbeitungsanlagen errichtet werden.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien muss immer mehr Nahrungsmittel einführen. Seit 2007 ist der Archipel Nettoimporteur. Dabei ist Zucker der wertmäßig zweitgrößte Posten, nach Weizen. Im Jahr 2022 wurden 2,7 Milliarden US-Dollar (US$) für Zuckerimporte aufgewendet – Tendenz steigend. Während Weizen aus klimatischen Gründen im tropischen Archipel nicht angebaut werden kann, hat der Zuckerrohranbau dort eine lange Tradition. Aber: Die Anbauflächen sind viel zu klein, um den heimischen Bedarf zu decken. 

Nur auf etwa 500.000 Hektar wird in Indonesien Zuckerrohr angebaut, überwiegend in Ost- und Zentraljava sowie in der Provinz Lampung an der Südspitze Sumatras. Das entspricht lediglich etwa 3 Prozent des Palmölanbaus und 5 Prozent des Reisanbaus. Auf mindestens 350.000 Hektar müsste zusätzlich Zuckerrohr angebaut werden, um dem von der Regierung ausgegebenen Ziel der Selbstversorgung näher zu kommen (die Angaben schwanken je nach Quelle). Das Zentrum der Nahrungsmittelproduktion ist die dicht bevölkerte Insel Java. Neue Anbauflächen müssen also vor allem anderswo im riesigen Inselstaat gefunden werden.

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Die bestehende Versorgungslücke wird durch den Import von Rohzucker vor allem aus Indien und Thailand gedeckt. Dieser wird dann in Indonesien zu weißem Haushaltszucker (Crystal White Sugar) und zu Industriezucker (Double Refined Sugar) für den Nahrungsmittel- und Getränkesektor verarbeitet.

Sektor ist abhängig von Technologieimporten

Die Verarbeitungsbetriebe im Land sind hoffnungslos veraltet. Laut Industrieministerium gibt es im Land derzeit 62 Zuckerfabriken die Zuckerrohr zu Rohzucker verarbeiten. Die gemeinsame Verarbeitungskapazität liegt bei 2,4 Millionen Tonnen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist zwischen 100 und 184 Jahren alt. Ihre Produktivität ist deshalb zumeist gering. Die meisten Zuckerfabriken sind im Besitz von Staatsunternehmen, die auch viele andere Bereiche in der Landwirtschaft dominieren. Angesichts mangelnder Verarbeitungskapazitäten sollen einige stillgelegte Anlagen wieder in Betrieb genommen werden, schreiben die Marktanalysten von Data Consult. Vor allem aber sollen neue Anlagen gebaut werden. 

Laut Data Consult gibt es derzeit 25 Betriebe in Indonesien, die im nächsten Verarbeitungsschritt aus Rohzucker weißen Haushaltszucker herstellen können. Etwa 2,5 Millionen Tonnen werden davon jährlich im Land produziert. Seit ca. 20 Jahren stellt Indonesien auch Industriezucker her. Derzeit sind für dessen Herstellung elf Anlagen in Betrieb. Die Produktion von beiden Zuckerarten erfolgt – so ist es politisch verordnet – durch  jeweils unterschiedliche unternehmerische Einheiten. Industriezucker ist für die heimische Nahrungsmittel- und Getränkebranche bestimmt und darf nicht exportiert werden.

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Angesichts der steigenden Nachfrage werden für den Neubau und die Modernisierung von Zuckerfabriken und -raffinerien Milliardeninvestitionen benötigt. Indonesien stellt selbst nur einfache Anlagen her, Hochtechnologie kommt grundsätzlich aus dem Ausland. Zu den etablierten Anbietern von entsprechender Verarbeitungstechnologie im Archipel gehört unter anderem ThyssenKrupp.

Selbstversorgung rückt in die Ferne

Hauptproblem bleibt aber die zu geringe Produktion von Zuckerrohr. Dabei ist die politische Vorgabe einer Selbstversorgung nicht neu. Im Jahr 2018 gab die Regierung das Ziel aus, die Anbauflächen von damals 416.000 Hektar bis 2029 auf 735.000 Hektar zu steigern. Knapp zur Hälfte dieser Zeitspanne wurde nach Angaben des Statistikamtes BPS die entsprechende Fläche aber nur um etwa 20 Prozent der Zielmarke gesteigert. Im selben Zeitraum ist der Import von Rohzucker sowohl in der Menge als auch im Wert deutlich angestiegen. Denn angesichts steigenden Wohlstands und eines jährlichen Bevölkerungswachstums von fast 3 Millionen Menschen wächst der Bedarf nach Zucker kontinuierlich. Unter Indonesiern sind Süßspeisen und stark gezuckerte Getränke sehr beliebt.

Die Politik verhängt, so wie bei vielen Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln, auch bei Rohzucker Importquoten. Die Branche soll auf diese Weise zu mehr Investitionen in die Produktion im Land bewegt werden. Gleichzeitig ist Zucker aber Teil der Grundversorgung. Die Regierung muss daher ausreichende Mengen und erschwingliche Preise garantieren – und das notfalls mit Subventionen.

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Landwirtschaft erzielt schwache Erträge

Das fruchtbare Indonesien leidet unter einer im Vergleich zu Malaysia und Thailand ertragsschwachen Landwirtschaft. Praktisch alle Grundnahrungsmittel müssen daher eingeführt werden, seien es Reis, Zucker, Mais, Soja, Milch oder Rindfleisch. Ein Grund: Der Agrarsektor ist mit 30 Millionen Kleinbauern (das entspricht etwa drei Viertel aller Bauern) ausgesprochen kleinteilig strukturiert. Die Parzellen vieler Reisbauern sind so klein, dass sie als Netto-Nahrungsmittelempfänger gelten. Sie können sich weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel leisten, ihr Saatgut ist minderwertig. Auch gibt es zu wenig Know-how über moderne Anbaumethoden.

Der Zuckerrohranbau hat bessere Entwicklungschancen, denn er findet immerhin knapp zur Hälfte auf Plantagen statt. Dennoch liegen auf den Plantagen die Hektarerträge deutlich unter denen der Nachbarländer. Nur Plantagen verzeichnen Zuwächse an Flächen, bei den Kleinbauern gab es in den vergangenen Jahren laut BPS keine nennenswerten Erweiterungen, teilweise sogar Einbußen. 

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Die indonesische Landwirtschaft war lange weitgehend geschlossen für ausländische Investoren (mit Ausnahme des Palmölsektors). Die Reform des Investitionsrechts hat den Sektor geöffnet. Dennoch gilt er nicht als investitionsfreundlich.

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