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Special | Konnektivität | JETP

JETP soll Indonesien unabhängiger von Kohle machen

Indonesien verfügt über enorme Kohlevorkommen und zählt zu den größten CO2-Emittenten. Eine Just Energy Transition Partnership soll Anreize für eine raschere Energiewende bieten. (Stand: 03.07.2023)

Von Niklas Mahlke | Berlin

Mit Just Energy Transition Partnerships (JETP) will eine Gruppe von Industrienationen in ausgewählten Schwellen- und Entwicklungsländern eine faire Energiewende subventionieren und damit den Klimaschutz befördern. Beim G20-Gipfel im November 2022 auf Bali wurde die JETP zwischen Indonesien und den G7-Staaten sowie Dänemark und Norwegen verkündet. Sie soll einen Beitrag zur indonesischen Energiewende leisten.

Indonesien benötigt für seine wachsende Wirtschaft immer größere Mengen an Energie. Der steigende Bedarf wird größtenteils durch Kohle gedeckt, die im Land reichlich verfügbar ist. Dadurch rangiert Indonesien bereits auf Platz 8 der größten Emittenten von CO2 weltweit.

Bis Mitte 2023 wollen Indonesien und die Geberländer einen Investitionsplan ausarbeiten, um die ehrgeizigen JETP-Ziele zu erreichen. Die Emissionen aus der Stromerzeugung sollen bis 2030 – und damit sieben Jahre früher als geplant – ihren Höchststand erreichen. Klimaneutralität wird somit bereits für 2050 angestrebt, nicht wie bislang vorgesehen bis zum Jahr 2060. Kohlekraftwerke sollen zeitiger vom Netz genommen und die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut werden. Es ist geplant, dass die Erneuerbaren 2030 rund 34 Prozent der Stromerzeugung abdecken. Ihr Anteil stagniert allerdings seit Jahren bei etwa 13 Prozent. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge könnte der Investitionsplan im August 2023 veröffentlicht werden.

Viele Akteure beteiligt

Bis 2027 sollen die JETP-Geberländer 20 Milliarden US-Dollar (US$) für diverse Projekte mobilisieren, je zur Hälfte durch öffentliche Mittel und Investitionen aus der Privatwirtschaft. Für die Koordination haben die Länder eigens ein JETP-Sekretariat eingerichtet. Mehrere Akteure begleiten das Projekt: Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) soll institutionelle Unterstützung leisten. Eine zentrale Rolle bei den Privatinvestitionen soll auch die Glasgow Financial Alliance for Net Zero spielen, ein Zusammenschluss internationaler Großbanken, dem zum Beispiel die Deutsche Bank angehört.

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten wollen 2,5 Milliarden US$ beitragen, 1 Milliarde US$ davon durch die Europäische Investitionsbank. Im Rahmen ihrer Konnektivitätsinitiative Global Gateway hat die EU die JETP mit Indonesien zugleich als sogenanntes Leuchtturmprojekt aufgenommen.

Die JETP soll eine langfristige Partnerschaft sein. Zur Erreichung der Ziele dürften weitaus höhere Beträge und hohe Compliance-Standards vonnöten sein. Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass die Umsetzung der JETP Risiken unterliegt. Sie erwartet aber, dass sich die Partnerschaft in fünf bis zehn Jahren spürbar auf den Energiesektor Indonesiens auswirken könnte.

Der Plan soll explizit Bevölkerungsschichten berücksichtigen, die von den negativen Auswirkungen des Kohleausstiegs besonders betroffen sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, deren Arbeit und Existenz direkt von der Kohleindustrie abhängig ist.

Kohle ist wichtigster Energieträger

In Indonesien gibt es Kohle im Überfluss. Für das Schwellenland ist der fossile Energieträger somit die kostengünstigste Option. Entsprechend hoch ist ihr Anteil auch im Strommix: Das Land gewinnt etwa zwei Drittel seiner Elektrizität aus der heimischen Kohle. Der Ausbau der Erneuerbaren wird zwar vorangetrieben. Die zusätzlichen Kapazitäten können aber gerade einmal mit dem stark steigenden Strombedarf der rapide wachsenden Volkswirtschaft mithalten.

Für eine Energiewende müssen die politischen Akteure sehr viel höhere Hürden überwinden als in entwickelten Ländern. Sie müssen mit weitaus weniger finanziellen Ressourcen die Energiepreise für 275 Millionen Menschen erschwinglich halten und so Armut bekämpfen und Wohlstand schaffen. Darüber hinaus ist der Export von Kohle für den indonesischen Staatshaushalt eine wichtige Einnahmequelle. Im Jahr 2022 erreichten die Exporte einen neuen Rekordwert von 55 Milliarden US$. Wo es Überkapazitäten an Kohlestrom gibt, hat sich die Regierung allerdings bereit gezeigt, mit finanzieller Unterstützung internationaler Geber alte Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. 

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