Wirtschaftsausblick | Indonesien
Indonesiens Wirtschaft krisenfest – Markteinstieg wird einfacher
Die Wirtschaft in Indonesien wächst sehr solide. Die fortschreitende Öffnung des Marktes wird die Chancen für deutsche Firmen weiter verbessern.
08.12.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Top-Thema: Handelsabkommen mit EU ein Meilenstein
Ein Freihandelsabkommen zwischen Indonesien und der EU kann voraussichtlich Anfang 2027 in Kraft treten. Es ist ein großer Schritt, denn Indonesien galt bislang als ein schwieriger Markt. Die Übereinkunft wird Exporte aus der EU erleichtern, aber nicht alle Handelshemmnisse beseitigen.
Bei knapp vier Fünfteln alle Zolltarifpositionen werden mit Inkrafttreten die Zölle abgeschafft; für weitere 20 Prozent erfolgt dieser Schritt im Verlauf von 3 bis 15 Jahren. Indonesien wird die Zölle unter anderem auf Industrieerzeugnisse und Lebensmittel reduzieren. Welche Zolltarifpositionen genau betroffen sind, wird Indonesien Ende 2026 nach der Ratifizierung des Abkommens bekannt geben.
Das Abkommen schafft auch Fortschritte bei der Anerkennung internationaler Standards, dem Schutz geistigen Eigentums, der Gleichbehandlung ausländischer Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen, der zeitlich begrenzten Einreise von Fachkräften sowie bei der Streitbeilegung. Indonesien reduziert auch Vorgaben zum Mindestanteil lokaler Wertschöpfung bei öffentlichen Beschaffungen von Elektronik, Elektroautos, Pharmazeutika sowie Ausrüstungen für erneuerbare Energien. Wie wirksam das Abkommen tatsächlich ist, wird sich erst zeigen müsen, wenn die Vereinbarungen in nationales Recht überführt und angewendet werden.
Wirtschaftsentwicklung: Das Fünf-Prozent-Wachstum setzt sich fort
Die indonesische Wirtschaft folgt einem soliden Wachstumspfad. Die reale Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betrug im 3. Quartal 2025 rund 5 Prozent. Für das Gesamtjahr 2025 und auch für 2026 liegen die meisten Prognosen ebenfalls bei etwa 5 Prozent; für 2026 sogar minimal darüber.
Investitionen legen auf breiter Front zu
Die Zentralbank des Landes senkte den Leitzins 2025 in mehreren Schritten auf 4,75 Prozent, womit Fremdkapital für Investitionen günstiger wurde. Experten halten weitere Zinssenkungen für möglich. Ausländische Firmen müssen seit 2025 zudem weniger Mindestkapital bei der Gründung einer Firma aufbringen.
Der Einkaufsmanagerindex der Ratingagentur S&P – ein wichtiger Indikator für die Lage der verarbeitenden Industrie – stieg im Oktober 2025 den dritten Monat in Folge. Auch die Auftragseingänge und die Beschäftigung legten zum dritten Mal in Folge zu. Besonders dynamisch entwickelten sich die Bauwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe.
Investoren aus dem In- und Ausland zielen insbesondere auf den beachtlichen Inlandsmarkt und weniger auf Produktionen für den Export. Sie wollen ihre Kapazitäten in den Sektoren Metallerzeugung, Bergbau, Chemie, Pharmazie und Logistik erweitern.
Die Bruttoanlageinvestitionen entwickeln sich dementsprechend dynamisch. Sie wuchsen im 3. Quartal 2025 gegenüber dem 2. Quartal um 6,4 Prozent. Auch die öffentlichen Investitionen, insbesondere die der Staatskonzerne, bleiben robust. Der Mitte 2025 gegründete Staatsfonds Danantara mit einem milliardenschweren Grundstock soll unter anderem in die Verarbeitung von Rohstoffen im eigenen Land investieren.
Gut laufender Arbeitsmarkt stärkt den Konsum
Der private Konsum, der das BIP zu mehr als der Hälfte trägt, liefert einen robusten Beitrag zur Konjunktur und dürfte 2026 real um 5 Prozent zulegen. Die Verbraucherstimmung trübte sich im 3. Quartal 2025 aber leicht ein – unter anderem wegen Sorgen vor Arbeitsplatzverlusten und Protesten in Jakarta.
Die monatliche Abfrage der Zentralbank unter Verbrauchern ergab im Oktober 2025 wieder deutlich bessere Stimmungswerte. Die Konsumenten bewerten ihre künftigen Einkommen und Jobaussichten optimistischer.
Jedes Jahr drängen mehr als 2 Millionen Menschen auf den indonesischen Arbeitsmarkt, doch nur wenige finden eine adäquate Beschäftigung. Die offizielle Arbeitslosenrate dürfte 2025 und 2026 nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) aber unter 5 Prozent liegen.
Auch die Inflation ist gering. Der IWF prognostiziert, dass der Preisauftrieb 2026 weniger als 3 Prozent ausmachen wird. Preisbereinigt stieg der Durchschnittslohn im August 2025 um knapp 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Die zunehmende Kaufkraft beflügelt die Verkäufe im Einzelhandel, die im Oktober 2025 nach Angaben der Zentralbank um 4,3 Prozent höher als im Vormonat ausfielen. Die Umsätze im Einzelhandel sollen nach Prognosen von Experten bis 2029 nominal um durchschnittlich 4,7 Prozent pro Jahr zulegen. Die wachsende Mittelschicht kauft dabei aber vorzugsweise lokale Marken, nicht zuletzt bei Lebensmitteln.
Globale Unsicherheiten beeinträchtigen Außenhandel
Globale Spannungen belasten den Außenhandel und setzen den Wechselkurs unter Druck. Die etwas schwächere Rupiah verbilligt 2025 Exporte, verteuert jedoch Importe. Die Ausfuhren legten im 1. Halbjahr 2025 um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu und die Einfuhren um 5,2 Prozent. Der Ausbau der Inlandsproduktionen wird die Nachfrage nach Kapitalgütern aus dem Ausland auch 2026 stützen.
Deutsche Perspektive: Von einem geringen Niveau nun mehr Exporte und Investitionen
Deutsche Unternehmen unterhalten hauptsächlich Vertriebsbüros in Indonesien; vor Ort produzieren nur wenige. Das Land hat viel Potenzial, verlangt aber Geduld und Aufmerksamkeit, um das notwendige Vertrauen aufzubauen. Firmen, die einmal die kulturellen und bürokratischen Eintrittshürden genommen haben, berichten von guten Geschäften.
Der Ausbau der Inlandsproduktionen wird die Nachfrage nach Kapitalgütern aus dem Ausland künftig erhöhen. Maschinen machen rund ein Drittel der deutschen Exporte nach Indonesien aus. Deutschlands Ausfuhren stiegen im 1. Halbjahr 2025 um 4,3 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode, die Lieferungen von Indonesien nach Deutschland um 10 Prozent.
Bosch investiert in eine modulare Anlage, die ab dem Jahr 2027 unter anderem elektronische Steuereinheiten und Batteriesysteme für Kfz herstellen wird. Investitionen in diese Schlüsselbranche lohnen, schließlich ist Indonesien der größte Kfz-Markt in Südostasien.