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Wirtschaftsausblick | Indonesien

Globale Lage drängt Indonesien zu Deregulierung

Angesichts möglicher US-Zusatzzölle überdenkt Indonesien seine Handelshemmnisse. Deregulierung und neue Partnerschaften könnten Firmen Chancen bieten.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Top-Thema: Öffnungstendenzen durch Zolldruck

Trotz des großen Marktes mit über 283 Millionen Einwohnern machen viele Firmen noch einen Bogen um Indonesien, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Handelshemmnisse. Die im Raum stehenden Zusatzzölle der US-Regierung gegen Indonesien führen nun womöglich dazu, dass Indonesien seine nicht-tarifären Handelshemmnisse abbaut. Diese sind zum Beispiel Einfuhrlizenzen und Mindestauflagen an die lokale Wertschöpfung in der öffentlichen Beschaffung.

Eine Taskforce überarbeitet derzeit die Regeln für die inländische Komponentenebene sowie Änderungen der Lizenzierungsrichtlinien und Importquoten. Besonders im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie soll dereguliert werden. Des Weiteren erwägt Indonesien eine Reform bei den Einfuhrquotenlizenzen, bei technischen Vorschriften sowie in der Steuer- und Zollverwaltung. Viele Firmen sind jedoch von den angedachten Reformen bereits desillusioniert und bleiben skeptisch.

Gleichzeitig bemüht sich Indonesien im internationalen Handel um neue Partnerschaften, um sich als alternativen Produktionsstandort zu positionieren. Laut Diplomaten in Jakarta sei das Freihandelsabkommen mit der EU fertig verhandelt und stehe kurz vor dem Abschluss. Europäische Stimmen sind diesbezüglich etwas verhaltener. Bis zum tatsächlichen Abschluss wird es wohl noch dauern. Auch wird eine tiefere Integration in internationale Organisationen wie BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) und ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) angestrebt.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum geringer als geplant

Der Inselstaat strebt bis zum Jahr 2029 stetig steigende Wachstumsraten an. Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts rutschte im 1. Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahresquartal aber unter die zuletzt regelmäßig erreichten 5 Prozent. Für das Gesamtjahr 2025 revidierte die Zentralbank ihre Prognose von 4,8 bis 5,6 Prozent leicht nach unten und erwartet nun zwischen 4,7 und 5,5 Prozent. Das erklärte Ziel der Regierung liegt bei über 5 Prozent.

Hintergrundinformationen zu diesen und weiteren Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt.

Neuer Staatsfonds soll Investitionen in strategische Sektoren lenken

Die Bruttoanlageinvestitionen wuchsen im 1. Quartal 2025 im Jahresvergleich nur noch um 2,1 Prozent im Vergleich zu rund 5 Prozent im Vorquartal. Im Mai 2025 senkte die Zentralbank den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,5 Prozent, um Kredite günstiger zu machen und so die Investitionen anzukurbeln. Obwohl die ausländischen Direktinvestitionen weiter auf Kurs sind, steigen konkrete Kapazitätserweiterungen nicht im gleichen Tempo. Indonesien muss ausländischen Investoren hier stärker entgegenkommen, beispielsweise durch Deregulierung. 

Die öffentlichen Investitionen, insbesondere die der Staatskonzerne, will Indonesien künftig stärker strategisch fokussieren. Das soll über den neuen Staatsfonds (Sovereign Wealth Fund) Danantara erfolgen. Dieser soll anfangs mit 20 Milliarden US-Dollar (US$), später mit bis zu 900 Milliarden US$ gefüllt werden. Widmen wird er sich insbesondere der Weiterverarbeitung von Nickel, Bauxit und Kupfer, der Entwicklung künstlicher Intelligenz, den erneuerbaren Energien, dem Up- und Downstream von Öl und Gas, der Pharmaindustrie, der Medizintechnik, dem Wohnungsbau sowie der Lebensmittel- und Agrarwirtschaft. 

Die Landwirtschaft zeigt bereits einen deutlichen Aufwärtstrend. Das ambitionierte Ernährungsprogramm "Free Nutricious Meal" mit dem parallelen Ausbau des Agrarsektors belebt die Lebensmittelwirtschaft, auch wenn Indonesien dafür Kürzungen in Kauf nehmen muss. So gut wie alle anderen Ministerien mussten ihre Pläne zugunsten des Ernährungsprogramms einschränken.

Unsichere Jobaussichten dämpfen Konsum

Der Konsum der Haushalte ist der wichtigste Wachstumstreiber des Landes und hielt sich im 1. Quartal 2025 noch auf dem üblichen Niveau. In der im Mai 2025 veröffentlichten monatlichen Konsumentenumfrage der Zentralbank zeigte sich jedoch eine erhöhte Vorsicht, insbesondere aus Sorge um einen künftigen Arbeitsplatzverlust. Zwar ist die offizielle Arbeitslosigkeit rückläufig, aber temporäre und informelle Beschäftigungsverhältnisse nehmen zu. Viele Arbeitnehmer sind unterbeschäftigt und unterbezahlt. Unternehmen reagieren auf die unsichere globale Lage mit Entlassungen. 

Um den Konsum zu stärken, will die Regierung Strom und Flugtickets subventionieren. Die Entwicklung im Einzelhandel sah die Zentralbank Anfang 2025 noch stabil, die Inflation bleibt im Zielkorridor.

Globale Unsicherheiten beeinträchtigen Außenhandel

Die Zuversicht der verarbeitenden Betriebe lässt laut Index S&P Global Indonesia Manufacturing Purchasing Managers Index im April 2025 deutlich nach, was auf eine geringere Nachfrage nach importierten Industriegütern hindeutet. Der Wert lag im Mai 2025 nur leicht über dem Vormonat. Der Ausbau der Inlandsproduktion könnte die Nachfrage nach Kapitalgütern aus dem Ausland erhöhen.

Deutsche Perspektive: Schwieriger, aber lukrativer Nischenmarkt

Indonesien hat viel unausgeschöpftes Potenzial. Dafür bekommt es laut deutschen Akteuren vor Ort noch zu wenig Aufmerksamkeit. Zwar ist das Land wegen seiner Handelshemmnisse und Intransparenz schwer zugänglich. Firmen, die einmal diese Eintrittshürden genommen haben, sind dann aber mit wenig Konkurrenz konfrontiert. 

Vor Ort produzieren wenige deutsche Unternehmen. Es gab einige kleinere Investitionen, größere hingegen schon länger nicht mehr. Eine aktuelle deutsche Investition ist das neue Montagewerk von Daimler Trucks in Cikarang, welches ab Mitte 2025 Busse und Lkw für die ASEAN-Region produzieren wird. Die meisten Firmen unterhalten ein Vertriebsbüro, zunehmend ergänzt durch eigene Aktivitäten bei Service und Wartung. 

Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. Alle Informationen zu Indonesien finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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