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Deutschland finanziert den Bau einer S-Bahn in Surabaya

Erste Ausschreibungen sollen im laufenden Jahr veröffentlicht werden. Im Rahmen der deutsch-indonesischen Klimainitiative sind weitere Kredite für Infrastrukturprojekte vorgesehen.

Von Frank Malerius | Jakarta

In Surayaba, der zweitgrößten Stadt Indonesiens, soll in den kommenden Jahren ein neues S-Bahn-Netz entstehen. Der Bau der Strecke wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Die Kredite dafür belaufen sich auf insgesamt 250 Millionen US-Dollar (US$). Geplant ist ein Schienennetz von insgesamt 120 Kilometern Länge. Die sogenannte Surabaya Regional Railway Line (SRRL) soll bis zu 500.000 Menschen an den öffentlichen Personennahverkehr anbinden und gleichzeitig bis zu 100.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Später soll die SRRL separat mit Buszubringern ergänzt werden. Sie ist ein Leuchtturmprojekt von Global Gateway, der europäischen Infrastrukturinitiative.

In Surayaba im Osten der Insel Java leben 2,9 Millionen Menschen, im gesamten Ballungsraum sind es 10 Millionen. Die erste Linie soll über sechs Stationen das Stadtzentrum mit dem südlichen Vorort Sidoarjo verbinden. Später werden die jeweils etwa 30 Kilometer entfernten Nachbarstädte Mojokerto und Lamongan sowie das nördlich gelegene Industriezentrum Gresik (Station Indro) angebunden. Als gesamte Projektzeit sind fünf Jahre und drei Monate eingeplant. Noch im 1. Quartal 2024 soll der Darlehensvertrag unterschrieben werden. Die Jahre 2024 und 2025 sind für das Streckendesign und die Erfüllung der Umwelt- und Sozialverträglichkeitsstandards vorgesehen. Der Bau soll von 2026 bis 2028 erfolgen. Im Jahr 2029 sind die Tests und Zulassungen geplant.

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Erste Ausschreibungen im Jahr 2024

Die insgesamt elf Ausschreibungen werden in drei Schritten erfolgen. Im Jahr 2024 sollen in vier Ausschreibungen Consultants in den Bereichen Railway Design, Umwelt und Soziales, Landerwerb und Umsiedlung sowie für weitere Umweltstudien für das Bahndepot (Station Sidotopo) bestimmt werden. Zwei Ausschreibungen wird es für Räumungsmaßnahmen ("Site Clearance"), Schienenbau und Materialbeschaffung geben. Die restlichen fünf Ausschreibungen sind für 2026 geplant: für weitere Bauleistungen, Gleisüberführungen, das Design für Phase 2 sowie elektrische und mechanische Arbeiten an den Stationen. 

Beratende Ingenieure im Ausland

Bei großen Infrastrukturprojekten sind vielfältige Beratungsleistungen gefragt. Deutsche Ingenieurbüros führen weltweit unter anderem Machbarkeitsstudien durch, prüfen Designs und überwachen den Bau. Branchenvertreter berichteten GTAI von ihren Projekten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Dabei wird deutlich: Deutsche Ingenieure sind vor allem in aufstrebenden Märkten aktiv. Dort sind sie oft auf Partner angewiesen. Wir beleuchten, wie sich die Deutschen gegen die Konkurrenz durchsetzen und an Aufträge kommen. Außerdem geben wir rechtlich Tipps. Erfahren Sie im GTAI-Online-Special mehr über Erfolgsfaktoren, Hürden und Besonderheiten der Branche.

Laut dem Green Book der nationalen Planungsbehörde Bappenas, das ausländische Kredite ausweist, werden die KfW-Gelder in sechs Tranchen ausgegeben. Die Kreditvereinbarung umfasst aber keine Züge. Diese werden vom Betreiber Kreta Api Indonesia (KAI) gestellt. Das Staatsunternehmen fertigt Züge selbst. 

Vorbild Jakarta

Bisher gibt es in Surabaya keinen nennenswerten öffentlichen Nahverkehr, die meisten Menschen sind mit dem Motorrad oder dem Auto unterwegs. Mit steigendem Wohlstand wächst auch in der zweitgrößten Stadt Indonesiens der Verkehr auf den Straßen. In allen größeren Städten Indonesiens sind massive Staus nicht nur Ärgernis, sondern längst auch erhebliche wirtschaftliche Beeinträchtigung, weil sie die Mobilität von Werktätigen und den Transport von Gütern einschränken. Darüber hinaus sind sie ein ökologisches Problem, denn es werden große Mengen an Abgasen ausgestoßen, ohne einer Wertschöpfung zu dienen. 

Die Hauptstadt Jakarta ist international berüchtigt für ihre stundenlangen Verkehrsstaus. Alleine für die Millionenmetropole beziffert Bappenas die durch die Verkehrssituation verursachten jährlichen wirtschaftlichen Verluste mit umgerechnet 10 Milliarden US$. Aus dieser Misere heraus sind in den vergangenen Jahren Mobilitätsalternativen zu Auto und Motorrad entstanden. So hat Jakarta mittlerweile eine Metrolinie, S-Bahnen (genannt "Light Rapid Transit" - LRT), einen Airport-Train und separate Busspuren auf den Hauptverkehrsstraßen. Und seit November führt der erste Hochgeschwindigkeitszug in die Nachbarstadt Bandung. Die Stausituation hat sich dadurch nicht wesentlich verbessert, aber die Mobilität hat sich deutlich erhöht.

Nicht nur Wirtschaftszentren, sondern auch touristische Destinationen leiden unter dem Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf der Urlaubsinsel Bali mussten zu Jahresbeginn 2024 etliche Touristen kilometerweit mit ihren Koffern zu Fuß zum internationalen Flughafen in Denpasar gehen, weil der Verkehr über Stunden praktisch stillstand. Und auf dem Weg zum Wochenendausflugsziel Puncak südlich von Jakarta sind Staus von mehr als fünf Stunden keine Seltenheit - trotz wechselndem Einbahnverkehr.

2,5 Milliarden Euro für grüne Infrastrukturmaßnahmen

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will in den kommenden Jahren im Rahmen der deutsch-indonesischen Klimainitiative über die KfW 2,5 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen in indonesischen Städten bereitstellen. So soll Indonesien bei der Erreichung seiner Klimaschutzziele unterstützt werden. Vorgesehene Bereiche sind städtische Mobilität, Abfallmanagement, Abwasser und Wasserversorgung. Hierzu gehören der Auf- und Ausbau von S-Bahnsystemen, die Verkehrsanbindung der Peripherie an die Stadtzentren von Ballungsräumen durch Pendlerzüge, die Errichtung von Abfalldeponien und Müllverbrennungsanlagen, der Bau von modernen Kläranlagen sowie der Ausbau von Wasserversorgungssystemen.

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