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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Auslandsinvestitionen

Auslandsinvestitionen legen um 47 Prozent zu

Indonesiens Investitionsministerium meldet für das Jahr 2022 einen Allzeitrekord. Es dürfte aber statistische Unschärfen geben.

Von Frank Malerius | Jakarta

Nach Angaben des Investitionsministeriums BKPM (Badan Koordinasi Penanaman Modal) hat Indonesien im Jahr 2022 Auslandsinvestitionen (FDI – Foreign Direct Investment) in Höhe von 45,6 Milliarden US-Dollar (US$) eingeworben. Das ist ein Plus von 47 Prozent gegenüber 2021 und mit großem Abstand ein Allzeitrekord.

Diese Steigerung lässt sich vor allem auf die Sektoren Metallverarbeitung und Bergbau zurückführen sowie auf die Provinzen Zentralsulawesi und Nordmolukken (eine vollständige regionale Aufschlüsselung der Sektorzuflüsse gibt es nicht). Im Jahr 2020 wurde in Indonesien ein Exportverbot für Nickelerz verhängt. Seitdem wird in den genannten Provinzen verstärkt Nickel abgebaut und vor allem zu Edelstahl verarbeitet, aber zunehmend auch zur Produktion von Batterien von Elektroautos genutzt. Die dortigen Lieferketten werden von chinesischen Unternehmen dominiert. 

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Dennoch überrascht der steile Anstieg der FDI. Es dürfte statistische Unschärfen geben. Denn es gab schon in den vergangenen Jahren große Investitionsprojekte in den Nickelbergbau und die Stahlproduktion, die Indonesien aus dem Nichts zu einem der weltgrößten Stahlexporteure gemacht haben. In den FDI-Statistiken schlug sich dies aber nur moderat nieder. Zudem vermeldete BKPM während der Coronakrise sogar eine Steigerung bei den Auslandsinvestitionen, als die Wirtschaft schrumpfte und ausländische Geschäftsleute zwei Jahre lang praktisch nicht nach Indonesien reisen konnten. Auch ist die Diskrepanz der FDI-Zahlen von BKPM zu denen der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) oft erheblich. Deshalb sollten die offiziellen FDI-Zahlen eher als grober Trend denn als eine punktgenaue Abbildung des Status Quo gewertet werden. 

Zudem ist der politische Druck, höhere Auslandinvestitionen auszuweisen, derzeit besonders hoch. Indonesiens Zahlen sind - im Verhältnis zur Größe der Volkswirtschaft - geringer als jene in den ASEAN-Nachbarstaaten (Association of Southeast Asian Nations). Der Archipel will sich aber als attraktiver Standort präsentieren, insbesondere nach der Liberalisierung des Investitionsrechts aus dem Jahr 2021. Hinzu kommt, dass BKPM-Chef Bahlil Lahadalia sein Amt an bessere Performance geknüpft hat und seine Investitionsbehörde zu einem Investitionsministerium aufgewertet wurde.

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Hoffnungen ruhen auf dem Bergbau

Der Bergbau gehört neben der Stahlindustrie zu den Hoffnungsträgern bei der Anwerbung von FDI. Er trägt 13 Prozent zur Gesamtwirtschaftsleistung bei, Tendenz steigend.

Die Regierung will die Weiterverarbeitung der Rohstoffe im Land halten. Mineralerze sollen deshalb nicht mehr exportiert werden. Das Exportverbot für Nickelerz ist ein großer volkswirtschaftlicher Erfolg und hat riesige Investitionsprojekte angezogen. Ab Juni 2023 darf auch kein Bauxit mehr ausgeführt werden. Die nächsten Rohstoffe auf der Exportverbotsliste könnten Kupfer und Zinn sein.  

Der Chemiesektor war 2022 drittwichtigstes Ziel ausländischer Investitionen. Indonesien will hier ebenfalls unabhängiger von Importen werden. Bisher müssen etwa Kunststoffe für bis zu 10 Milliarden US$ pro Jahr eingeführt werden. Ein großes Investitionsprojekt ist der Bau eines neuen Chemiekomplexes zur Produktion von Polypropylen und Polyethylen an der Westspitze Javas. 

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Nickelzentren ziehen Kapital an

Die Wirtschaft der Provinz Zentralsulawesi, der Hochburg der indonesischen Nickelindustrie, wuchs im Jahr 2022 real um 15,1 Prozent (Indonesien gesamt: 5,3 Prozent), die verarbeitende Industrie um 30 Prozent. Die Wirtschaft der noch schwach entwickelten Nordmolukken legte durch die Ausbeutung der Nickelvorkommen 2022 um 22,9 Prozent zu. Die verarbeitende Industrie wuchs dabei gegenüber dem Vorjahr gar um 77 Prozent.

Die Provinzen Banten (westlichster Teil Javas) und Westjava sind traditionell wichtigste Anwerber von Auslandsinvestitionen. Sie gehören zum Speckgürtel Jakartas. Dort ist unter anderem die indonesische Automobilindustrie ansässig.

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Investitionen kommen größtenteils aus Asien

Der genaue Ursprung der Auslandsinvestitionen in Indonesien ist schwer zu bestimmen. Wichtigstes Herkunftsland ist traditionell Singapur, über das allerdings nicht nur viele chinesische, sondern auch westliche Unternehmen ihre Mittel in den Archipel lenken. Mehr als die Hälfte aller Zuflüsse stammen aus dem Stadtstaat sowie aus Hongkong und China. Diese Zahlen spiegeln die Dominanz der Volksrepublik wider, die überall im Archipel große Infrastrukturprojekte leitet und den Außenhandel bestimmt

Die Bedeutung der Länder außerhalb Asiens nimmt weiter ab. Lediglich die USA und die Niederlande sind noch nennenswerte Investoren. Insgesamt kommen aus Europa gerade einmal 6 Prozent der Auslandsinvestitionen in Indonesien.

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Deutsche Investitionen gehen nach Java, Riau und Ostkalimantan 

Deutsche Investoren waren im Jahr 2021 für Zuflüsse im Wert von 196 Millionen US$ verantwortlich. Das bedeutet Platz 18 auf der indonesischen FDI-Rangliste, hinter dem Vereinigten Königreich und Frankreich. Der Wert entspricht dem Niveau der vergangenen Jahre und nur 0,4 Prozent aller FDI. Deutschland hat im Inselreich traditionell die Rolle des Technologielieferanten und nicht die eines Investors.

Jeweils rund ein Viertel der deutschen Direktinvestitionen entfiel auf den breit definierten Sektor Maschinen/Elektronik/Medizintechnik/Optik sowie auf den Bergbau. Weiterer bedeutender Bereich ist die Gummi- und Plastikindustrie. Die Gesamtinvestitionen sind allerdings so gering, dass größere Einzelprojekte zu Ausschlägen führen können.

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Regional entfallen die deutschen FDI zu 40 Prozent auf Java (insbesondere die Provinz Westjava), wo überwiegend die verarbeitende Industrie ansässig ist. Weiterer Schwerpunkt ist die Provinz Inselgruppe Riau (23 Prozent) mit ihrer Freihandelszone Batam, wo vor allem die Elektronikindustrie produziert. Eine wichtige Rolle spielt auch die Provinz Ostkalimantan (23 Prozent), wo sich das Zentrum des Kohlebergbaus befindet und darüber hinaus Kautschuk angepflanzt wird.

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