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Special | Irland | Produktionsstandorte

Neue US-Handelspolitik gefährdet Produktionsstandort Irland

Dank starker US-Investitionen hat sich Irland zu einem westlichen High-Tech-Produktionshub entwickelt. Die neue Handelspolitik der USA bedroht nun den Markenkern der Insel.

Von Marc Lehnfeld | London

Durch eine clevere Kombination von Standortvorteilen hat die irische Regierung es geschafft, ihre grüne Insel als einen attraktiven Investitionsstandort für internationale Großkonzerne zu etablieren. Dazu gehören eine niedrige Unternehmensbesteuerung und günstige Doppelbesteuerungsabkommen, vor allem in Kombination mit der Verwendung von geistigem Eigentum. So hat sich Irland in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wettbewerbsfähigen Hightech-Produktionsstandort entwickelt, dessen Erzeugnisse in zahlreiche westliche Märkte exportiert werden. Vor allem US-Investoren nutzen die Insel als Produktionshub.

Investitionstrends: US-Firmen bilden wichtige Säule

Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. So hat der amerikanische Halbleiterhersteller Intel nach eigenen Angaben seit 1989 rund 30 Milliarden Euro im Land investiert. Irland ist Intels einzige Wafer-Produktionsstätte in Europa. Außerdem ist das Land nur einer von drei Produktionsstandorten außerhalb der USA. Zuletzt eröffnete das Unternehmen im Herbst 2023 seine 17 Milliarden Euro teure Fabrik "Fab 34" im irischen Leixlip. Auch der amerikanische Pharmariese Pfizer produziert in Irland – seit 1969 – und versorgt von vier irischen Standorten rund 120 Absatzmärkte. Das Gesamtinvestitionskapital des Unternehmens auf der Insel beträgt 8,8 Milliarden Euro und umfasst auch Forschungsaktivitäten und konzernweite Dienstleistungen. Das Technologieunternehmen Apple wiederum produziert seit den 1980er Jahren iMacs in Cork, nachdem das Unternehmen mit Steuerbefreiungen auf die Insel gelockt wurde.

US-Unternehmen wie Pfizer, AbbVie und Apple sind so zu einer wichtigen Säule in der irischen Wirtschaft geworden: Sie machen im Jahr 2023 knapp 40 Prozent des ausländischen Investitionskapitals im Land aus. Die USA sind der zweitwichtigste Absatzmarkt irischer Exporteure nach der EU. So gingen 2024 rund 32 Prozent der Ausfuhren in die USA, beziehungsweise wertmäßig 72,6 Milliarden Euro. In den EU-Binnenmarkt führten irische Produzenten rund 40 Prozent aller Exporte aus, beziehungsweise wertmäßig 88,6 Milliarden Euro.

Deutschland ist sechstgrößter europäischer Investor

Auch für deutsche Unternehmen ist Irland ein interessanter Investitionsstandort. Im März 2024 kündigte der deutsche Halbleiterhersteller Infineon an, seine Personalkapazitäten vor Ort um 100 neue Stellen für Ingenieur-Fachkräfte zu erhöhen. INIT, ein deutscher IT-Beratungsdienstleister für den Verkehrssektor, gründete 2018 in Dublin sein erstes Softwareentwicklungszentrum im Ausland. Und auch der Medizinprodukthersteller Freudenberg Medical kündigte im Dezember 2024 bei der Eröffnung seiner neuen Produktionsstätte im irischen Leitrim an, 250 neue Stellen auszuschreiben. Mit einem Direktinvestitionsbestand von 3,8 Milliarden Euro belegt Deutschland 2023 allerdings nur den sechsten Platz der wichtigsten europäische Investoren in Irland.

Branchenfokus: Drittgrößter Arzneimittelexporteur

Irlands Produktionsschwerpunkt liegt im Pharmasektor, der 2023 rund 43 Prozent des gesamten Produktionswerts ausgemacht hat. Laut UN Comtrade-Daten für 2024 ist Irland der drittgrößte Pharmaexporteur weltweit nach Deutschland und der Schweiz. Pharmaunternehmen stellen dort teilweise Produktreihen für den kompletten Weltmarkt her.

Ein Beispiel dafür sind die Pharmariesen AbbVie mit seiner Botox-Produktion in Westport oder Pfizer mit seinem Werk in Cork für das Medikament "Viagra". Andere bedeutende irische Industriesektoren sind die Lebensmittelherstellung mit einem Anteil von 17 Prozent an der Gesamtproduktion und der Chemiesektor mit 12 Prozent, der eng mit der Pharmaindustrie verbunden ist.

Treiber und Risiken: Auswirkungen der US-Handelspolitik noch unklar

Die Neuausrichtung der amerikanischen Handelspolitik wird für Irland gefährlich. Das gilt vor allem für den Pharmasektor, der im Jahr 2024 rund 45 Prozent aller irischen Warenexporte ausmachte und dessen wichtigster Absatzmarkt mit 44 Prozent die USA ist. Noch ist der Pharmasektor von den erhöhten US-Zöllen ausgenommen. Das könnte sich aber jederzeit ändern. Steigen die Zölle auf diese Warengruppe, könnte der Handel zwischen Irland und den USA einbrechen und Irlands Pharmabranche ins Schlingern geraten.

US-Zölle würden nicht nur den Handel treffen, sondern auch spürbar die Steuereinnahmen der irischen Regierung schmälern. Die zehn größten Körperschaftssteuerzahler, allesamt Tochterunternehmen amerikanischer Konzerne, machen mehr als die Hälfte der Einnahmen aus dieser Steuer aus. Sollte die US-Regierung zusätzlich versuchen die Produktionsstätten zurück in die USA zu holen, würde das den irischen Wirtschaftsstandort nachhaltig treffen.

Verlagerungen würden teuer werden

Grit Young, Partnerin bei der Strategieberatung EY Parthenon schätzt die Risiken für den irischen Standort noch moderat ein. "Irland ist zwar nicht vor Standortverlagerungen geschützt, sie wären aber für die Unternehmen sehr komplex und teuer", erklärt Young. "Die Verschiebung von geistigem Eigentum wird laut OECD-Recht mit einer 15-Prozent-Wegzugssteuer belastet. Außerdem ist die Umstellung von Lieferketten und die Verfügbarkeit von Fachkräften eine zusätzliche Hürde." 

Laut Young könnte Irland sogar von der verschärften Lage profitieren. "Die erschwerte Einreise von Fachkräften in die USA könnte Unternehmen zusätzlich nach Irland locken. Schließlich besteht dort ein großer Fachkräftepool mit oftmals internationaler Berufserfahrung." Davon profitierte Irland schon nach dem Brexit, als die Einreise in das Vereinigte Königreich schwieriger geworden war.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

AHK Irland

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Irland

IDA IrelandIrlands staatliche Investitionsförderagentur 
Investitionsgarantien des BundesInstrument zur Absicherung von Auslandsinvestitionen

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