Italiens Maschinenbau erwirtschaftet den zweithöchsten Branchenumsatz in der EU. Die Hersteller investieren in Forschung und Entwicklung.
Der Maschinenbauverband Federmacchine erwartet, dass der Gesamtumsatz seiner Mitglieder 2025 um nominal 2 Prozent auf 53,3 Milliarden Euro steigt. Der Verband der Werkzeugmaschinen-, Robotik- und Automatisierungshersteller Ucimu rechnet mit einem nominellen Produktionsanstieg um 2,9 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Die Gesamtproduktion des Maschinen- und Anlagenbaus hat 2023 laut neuesten Daten des italienischen Statistikamtes 80,8 Milliarden Euro erreicht. Das waren 3,7 Prozent mehr als 2022.
Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Italienin Milliarden Euro, Veränderung in ProzentSparte (HS-Code) | 2023 | Veränderung 2023/22 |
---|
Hebezeuge und Fördermittel (2822) | 11,85 | 21,1 |
Kühl- und Lüftungsgeräte für die Industrie (2825) | 9,21 | 12,3 |
Werkzeugmaschinen (2841, 2849) | 8,74 | 0,4 |
Armaturen und Ventile (2814) | 7,62 | 0,9 |
Verpackungs- und Abfüllmaschinen (2829.21.50, 2829.21.80) | 6,67 | 12,6 |
Land- und Forstwirtschaftliche Maschinen (2830) | 5,74 | 2,1 |
Wälzlager, Schaltungen und Getriebeteile (2815) | 5,60 | -5,0 |
Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie und die Tabakverarbeitung (2893) | 5,50 | -3,4 |
Pumpen und Kompressoren (2813) | 4,92 | 0,0 |
Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen (2892) | 4,03 | 0,4 |
Quelle: ISTAT 2025
Förderungen für Forschung und Entwicklung
Die italienischen Maschinenbauer haben 2022 laut neuesten verfügbaren statistischen Zahlen 1,6 Milliarden Euro in ihre Forschung und Entwicklung investiert. Dies ist nach der Kfz-Industrie der zweithöchste Betrag im verarbeitenden Gewerbe. Hersteller kooperieren dabei oft mit dem Fachinstitut STIIMA des Forschungsverbundes CNR in Mailand.
Der italienische Staat fördert Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Maschinen- und Anlagenbauern mit verschiedenen Programmen. Für Innovationen in der gesamten Produktionskette mittels Industrie 4.0 und -5.0 steht der Fonds "Catene di approvvigionamento strategiche" bereit. Zudem gibt es das Programm "Specializzazione intelligente" für entsprechende Projekte im Mezzogiorno, der die sechs südlichen Festlandregionen sowie Sizilien und Sardinien umfasst. Ein weiterer Fördertitel ist "Credito d’imposta ricerca e sviluppo".
Für Startups, die Industrie-4.0- beziehungsweise 5.0-Innovationen entwickeln, existiert das Förderprogramm "Sostegno alle startup innovative (Smart & Start Italia)". Dieses wendet sich auch an akademische Spin-Offs.
Deutsche Maschinenbauer haben starke Marktstellung
Deutschland ist seit Jahren Italiens mit Abstand führender Lieferant von Maschinen der SITC-Positionen 71 bis 74 und hatte 2024 einen Importanteil von 25,5 Prozent. Es folgten die Volksrepublik China und Frankreich mit Raten von 15,4 Prozent beziehungsweise 7,6 Prozent.
Insgesamt hat Italien 2024 Maschinen der SITC-Positionen 71 bis 74 im Wert von 43,7 Milliarden Euro eingeführt. Den größten Importbedarf gab es dabei bei Pumpen, Hebe- und Förderzeugen sowie sonstigen Produkten der SITC-Position 74 mit 21,9 Milliarden Euro. Es folgten Kraftmaschinen mit 10,2 Milliarden Euro und Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke mit 9,4 Milliarden Euro.
Auslandsabsatz birgt Unwägbarkeiten
Für die italienischen Maschinenbauer hat der Export entscheidende Bedeutung. Federmacchine und Ucimu beziffern die Ausfuhrquote ihrer Mitglieder für 2024 auf 69 Prozent beziehungsweise 65 Prozent. Insgesamt hat Italien 2024 Maschinen der SITC-Positionen 71 bis 74 im Wert von 108,4 Milliarden Euro exportiert und dabei einen Außenhandelsüberschuss von 64,7 Milliarden Euro generiert.
Für 2025 rechnen die Verbände jedoch mit einem inflationsbereinigten Rückgang: Nominal erwarten Federmacchine nur ein leichtes Exportplus von 0,7 Prozent und Ucimu von 0,3 Prozent. Der Grund sind unsichere Konjunkturaussichten und mögliche Zollerhöhungen auf den wichtigsten Auslandsmärkten.
Der größte Abnehmer von italienischen Maschinen und Anlagen waren 2024 die USA, wohin 12,7 Prozent der Ausfuhr gingen. Es folgten Deutschland und Frankreich mit Anteilen von 10,4 Prozent beziehungsweise 7,9 Prozent. Der Maschinenbau ist derjenige Zweig des italienischen verarbeitenden Gewerbes, der mit einem 2024 erreichten Liefervolumen von 13,8 Milliarden Euro am stärksten von höheren US-Zöllen betroffen wäre.
Maschinenbau konzentriert sich regional stark
Die italienischen Maschinenbauer sind vor allem in Norditalien zu finden. Allein in der Lombardei waren 2021 etwa 30,4 Prozent aller Branchenbetriebe ansässig. Es folgten die Emilia-Romagna mit 16,9 Prozent, Venetien mit 15,3 Prozent und Piemont mit 10,7 Prozent. Diese vier Regionen hatten 2021 laut Eurostat auch EU-weit die meisten Maschinenbaubetriebe, vor Katalonien, dem Großraum Stuttgart und der Toscana.
Neben spezialisierten Clustern wie Fabbrica Intelligente existieren weitere Maschinenbauzusammenschlüsse. Über 5.000 Mitglieder zählt allein das Cluster Comet in Friaul-Julisch Venetien. Auf Maschinen und Mechatronik für die Kfz-Industrie fokussiert das Clust-ER Mech in der Emilia Romagna. Im dortigen Motor Valley haben unter anderem Ferrari und Lamborghini ihren Sitz.
Fachkräfte fehlen in Norditalien
Ein Standortvorteil ist das hohe Ausbildungsniveau bei moderaten Arbeitskosten. Die Arbeitskosten pro Stunde waren 2023 laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im italienischen Maschinenbau um 34,4 Prozent niedriger als im deutschen. Allerdings hatten 69 Prozent der Mitglieder von Federmacchine Mitte 2024 Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.
Der Fachkräftemangel wird sich noch verschärfen, denn laut dem Kammerdachverband Unioncamere werden bis 2028 nur 6.100 junge Arbeitnehmer im Jahr ihre Beschäftigung bei Maschinenbauern antreten. Bedarf besteht jedoch für mindestens 17.000 Mitarbeitende. Leichter als in den nördlichen Maschinenbauzentren gestaltet sich die Fachkräftesuche in Süditalien. Mangels attraktiver Jobangebote haben von 2012 bis 2021 allein 12.000 Jungakademiker jährlich den Mezzogiorno gen Norden verlassen.
Viele italienische Maschinenbauer sind klein und spezialisiert. Sie hatten 2023 im Schnitt 29 Mitarbeitende, während es in Deutschland 81 Beschäftigte waren. Insgesamt 17.600 Branchenunternehmen haben 2023 einen Nettoumsatz von 155,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist der Maschinenbau der größte Industriezweig, auf den 2023 etwa 12,7 Prozent des Gesamtumsatzes entfielen. Im selben Jahr hat Italiens Maschinenbau 17,1 Prozent des EU-weiten Branchenumsatzes erzielt und lag damit nach Deutschland auf Rang zwei.
Wichtige Maschinenbauunternehmen in ItalienUmsatz in Milliarden Euro Unternehmen | Sparte | Umsatz 2023 |
---|
Ali Group | Nahrungsmittelmaschinen | 4,36 |
Danieli & C. officine meccaniche S.p.A. | Anlagenbau | 3,94 |
Brembo S.p.A. | Bremssysteme | 3,85 |
ABB Italia | Industrieautomation, Ausrüstung für die Energiewirtschaft | 2,65 |
IMA S.p.A. | Verpackungsmaschinen | 2,30 |
Interpump group | Hydraulik (Nebenabtriebe, Zylinder, Ventile) und Hochdruckpumpen | 2,24 |
Dana Graziano S.r.l. | Komponenten für mechanische Getriebe | 2,22 |
Sacmi Cooperativa Imola | Verpackungsmaschinen | 2,04 |
Sogefi group | Luft-, Kühl- und Filtersysteme | 1,63 |
Seetech Global Industries Spa | Softwareentwicklung für die Automobil- und Fertigungsindustrie | 1,50 |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mediobanca 2024
Von Torsten Pauly
|
Mailand