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Close up of artificial intellig Artificial intelligence brain | © Yuichiro Chino - gettyimages.de

Special | Japan | KI-Strategie

Japan will vom KI-Boom profitieren

Japan ist einer der größeren Akteure bei künstlicher Intelligenz (KI) weltweit. Die Stärken liegen in der Hardware. Diese will das Land nutzen.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Der Global Artificial Intelligence Index der britischen Tortoise Media führt Japan 2024 weltweit auf Rang 11 von 83 bewerteten Ländern. Damit ist Japan nicht in der Spitzengruppe mit den USA und China, zählt aber mit zu den Verfolgern. Stärken hat das Land vor allem bei der Infrastruktur (Rang 5). Bei KI-Software und deren Anwendung hinkt es eher hinterher. Auch die Strategien setzen mehr auf die Stärken bei Infrastruktur und Hardware als auf Software.

Früh erste KI-Strategien formuliert

Japan entwickelte bereits 2017 eine KI-Technologie-Strategie. Laut der AI Strategy 2022 will es seine Stärken bei Materialien, Arzneimitteln und im Maschinenbau nutzen. Daneben setzt es auf Anwendungen im Gesundheitswesen, der Landwirtschaft, dem Katastrophenschutz, dem Verkehr, der Logistik und der Sicherheit.

Im April 2024 folgten KI-Richtlinien für Firmen. Im Mai 2025 nahm Japans Parlament ein KI-Gesetz an. Dieses fordert von den Firmen einen verantwortungsvollen Umgang mit KI und Zusammenarbeit mit der Regierung. Die Regeln sind strenger als in den USA, gleichzeitig lassen sie mehr Freiraum als in der EU.

Der Digital Infrastructure Plan 2030 vom Juni 2025 legt Förderschwerpunkte fest. Dazu zählen KI-Datenzentren, Unterseekabel, reine optische Netze, Telekommunikationsinfrastruktur der Generationen nach 5G und Quantenkryptografie-Kommunikation. Ergänzt wird der Plan durch eine Strategie zur globalen Expansion. Danach sollen japanische Firmen von 2026 bis 2030 möglichst mehr als 35 Prozent der Gesamtlänge neuer Seekabel weltweit verlegen. Bei Datenzentren sollen sie sich bis 2030 mehr als ein Fünftel des Weltmarkts sichern.

Japan stellt viele Fördermittel bereit

Von November 2024 bis März 2031 will Japans Regierung 66 Milliarden US-Dollar (US$) an Förderung für Halbleiter und KI bereitstellen. So sind für den Halbleiterhersteller Rapidus Gelder für Technologie zur Fertigung von 2-Nanometer-Halbleitern bewilligt. Zuwendungen für optische Halbleiter und Netze erhalten NTT Innovative Devices, Sony Semiconductor Solutions, Furukawa Electric, Shinko Electric und Oki Electric. 

Bei Chiplets fördert die Regierung Rapidus, TSMC, Shinko Electric und Advanced SoC Research for Automotive (ASRA). Chiplets sind modulare, kleinere Einheiten eines Prozessors, die zu einem kompletten System zusammengefügt werden. Daneben unterstützte das Wirtschaftsministerium im Juli 2025 über das Programm Generative AI Accelerator Challenge (Geniac) zwei Dutzend Software-Projekte.

Ende 2024 entstand in Japan die AI Robot Association (AIRoA). Sie soll KI und Robotertechnologie zusammenführen und ein skalierbares Ökosystem für Roboterdaten aufbauen.

SWOT-Analyse zu künstlicher Intelligenz in Japan

S

Stärken Strengths

  • Sehr gute Telekommunikationsinfrastruktur
  • Weltmarktführer bei Industrierobotern
  • Starkes Engagement der Regierung
  • Stark im Halbleiterbereich, bei Maschinen und Chemikalien
W

Schwächen Weaknesses

  • Relativ schwach bei Software
  • Bisher relativ geringer Einsatz von KI und oft Festhalten an analogen Lösungen
  • Teilweise alte IT-Ausstattung
  • Langsame Entscheidungsfindung
O

Chancen Opportunities

T

Risiken Threats

 

KI-Patentanmeldungen legen zu

Laut der World Intellectual Property Organization (WIPO) lag Japan von 2014 bis 2021 bei Patentanmeldungen in der generativen KI weltweit nach China, den USA und Südkorea auf Rang 4. Unter den Top 20 der anmeldenden Firmen befanden sich mit NTT und der Sony Group zwei japanische Firmen. Deutschland war mit Siemens vertreten.

Zu den Top-KI-Patentanmeldern in Japan zählen Fujitsu, NTT, Canon, Hitachi, Toyota und NEC. Fujitsu will mit Nvidia bis 2030 gemeinsame KI-Chips entwickeln. Zahlreiche weitere Firmen sind bei KI aktiv. Unter den ausländischen Firmen melden vor allem Baidu (China), IBM, Google (beide USA) und Philips (Niederlande) viele Schutzrechte in Japan an. Die höchstbewerteten KI-Start-ups in Japan sind Sakana AI und Preferred Networks.

Von deutscher Seite sind SAP, Siemens, Bosch und das Start-up DeepL bei KI in Japan aktiv. Deutschland und Japan wollen laut einer Absichtserklärung vom Juni 2025 bei KI-basierter Robotik stärker zusammenarbeiten. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz kooperiert mit der Osaka Metropolitan University.

Datenzentren schießen aus dem Boden

Cushman & Wakefield zählt Tokyo zu den Top 10 Märkten für Datenzentren weltweit. Außerhalb der USA sind demnach nur Peking und London größer. Das Fuji Chimera Research Institute erwartet von 2024 bis 2029 eine Zunahme der von Datenzentren belegten Flächen im Großraum Tokyo um ein Drittel. Noch schneller soll der Großraum Osaka wachsen und 2029 28 Prozent der Flächen stellen. Tokyo bleibt demnach aber mit 63 Prozent führend.

Amazon Web Services (AWS), Oracle und Microsoft kündigten 2024 Milliardeninvestitionen in Japan an. Der größte japanische Anbieter NTT Data ist bei Rechenzentren weltweit die Nummer 3. Wettbewerber KDDI belegt global Rang 6. NTT Data will seine Datenzentren in den Fiskaljahren 2023 bis 2027 (jeweils von April bis März) für mehr als 10 Milliarden US$ ausbauen. In Deutschland erweitert NTT Data in Brieselang einen dritten Rechencampus für Berlin. Daneben will es in Nierstein in Rheinland-Pfalz ein großes Rechenzentrum errichten. In Japan investieren IDC Frontier, die APL Group, Google, Sakura Internet, der chinesische Anbieter Tencent und weitere Firmen in Datenzentren.

Beim Bau von Unterseekabeln für die Telekommunikation ist NEC einer der größten Player weltweit. NEC unterzeichnete im Juli 2025 eine Vereinbarung zum Bau eines 8.900 Kilometer langen Kabelsystems, das mehrere ASEAN-Länder, Japan, Südkorea und Taiwan verbinden soll.

Viele Neubauprojekte bei DatenzentrenAusgewählte Vorhaben
FirmaRegion

Kapazität

NTT DataPhoenix, Bundesstaat Arizona, USA

324 MW

IDC Frontier *)Tomakomai, Päfektur Hokkaido, Japan

>300 MW (langfristig)

APL GroupItoshima, Präfektur Fukuoka, Japan

300 MW

NTT DataMailand, Italien

128 MW

NTT DataHillsboro, Bundesstaat Oregon, USA

128 MW

NTT DataTochigi, Präfektur Tochigi, Japan

100 MW

ESR Group, Stack InfrastructureGroßraum Osaka, Japan

72 MW (in drei Stufen)

CyrusOne, Kansai Electric PowerSeika, Bezirk Soraku, Präfektur Kyoto, Japan

48 MW

KDDISakai, Präfektur Osaka, Japan

k.A.

* Tochterfirma von Softbank.Quelle: Angaben der Unternehmen

Softbank investiert massiv im Ausland

Die japanische Softbank Group will über das Stargate-Projekt in den USA in KI-Infrastruktur investieren. Mit Partnern wie OpenAI, Oracle und dem arabischen Fonds MGX will sie dafür 500 Milliarden US$ bereitstellen. Softbank war Ende Juni 2025 mit 4,8 Milliarden US$ am Chipentwickler Nvidia und mit 267 Millionen US$ am Datenbanksystemanbieter Oracle beteiligt. Im März 2025 sagte Softbank OpenAI Investitionen von bis zu 30 Milliarden US$ zu und vereinbarte die Übernahme des US-amerikanischen Chipentwickler Ampere Computing, für 6,5 Milliarden US$. Im Juli 2024 kaufte Softbank den britischen KI-Chiphersteller Graphcore und 2016 für 31 Milliarden US$ den britischen Chipdesigner Arm. Im August 2025 vereinbarte Softbank eine Beteiligung am Chiphersteller Intel in Höhe von 2 Milliarden US$. Im Oktober 2025 folgte ein Vertrag zum Kauf der Robotik-Sparte von ABB für 5,4 Milliarden US$. Die Umsetzung soll 2026 erfolgen.

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