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Wirtschaftsumfeld | Kanada | Industriepolitik

Kanada stellt Steuergutschriften für Cleantech-Investitionen vor

Die Regierung will Investitionen in die Strominfrastruktur und Umwelttechnologien stärker fördern. Ebenso wie die USA setzt das Land dabei auf umfassende Steuergutschriften.

Von Daniel Lenkeit | Toronto

Die kanadische Regierung stellte am 28. März 2023 ihren neuen Haushalt vor. Insgesamt will Ottawa in den kommenden fünf Jahren etwa 15 Milliarden US-Dollar (US$) für die Förderung grüner Technologien, darunter den Ausbau erneuerbarer Energien, ausgeben.

Firmen, die in Umwelttechnologien sowie den Abbau und die Verarbeitung kritischer Rohstoffe investieren, werden künftig mit einer Steuergutschrift von 30 Prozent für ihre Ausrüstungsinvestitionen belohnt. Die saubere Wasserstoffproduktion will Kanadas Regierung am stärksten fördern. Hersteller können künftig bis zu 40 Prozent ihrer Projektkosten steuerlich geltend machen.

Steuergutschriften für Investitionen in Strominfrastruktur

Mit dem "Clean Electricity Investment Tax Credit" sollen öffentliche Versorgungsunternehmen sowie privatwirtschaftliche und indigene Stromproduzenten einen Anreiz erhalten, emissionsfreien Strom zu generieren. Schon heute sind mehr als 80 Prozent des kanadischen Strommix Kohlendioxid-(CO₂)-neutral. Bis 2035 sollen es 100 Prozent werden.

Vor allem für Wind-, Atom- und Solarenergie stehen die Ausbauchancen gut. Diese drei Energiequellen stellen heute einen Anteil von etwa 20 Prozent der Stromerzeugung. Die restlichen 60 Prozent gehen zurück auf Wasserkraftwerke.

Der "Clean Electricity Investment Tax Credit" sieht eine Steuergutschrift von 15 Prozent vor. Diese gilt auch für Investitionen in den Netzausbau zwischen den Provinzen. Das Programm wird vorerst von 2024 bis 2034 laufen. Die Kosten für die ersten fünf Jahre schätzt die Regierung auf etwa 4,7 Milliarden US$. In der zweiten Förderperiode von 2029 bis 2034 könnten weitere 14 Milliarden US$ dazukommen.

Um die volle Förderung zu erhalten, müssen Empfänger unter anderem bestimmte Auflagen bei der Beschäftigung erfüllen. Löhne etwa müssen in der Höhe der tariflichen Standards der Region gezahlt werden. Ebenso müssen Fördergeldempfänger sicherstellen, dass Ausbildungsplätze für Lehrlinge entstehen. Die Regierung wird für die endgültigen Bestimmungen bei den Lohnauflagen und Arbeitsbedingungen in den nächsten Monaten auch Gewerkschaften konsultieren. Ab dem 1. Oktober 2023 sollen die Regelungen in Kraft treten. Projekte, die die Auflagen nicht erfüllen, erhalten 10 Prozentpunkte weniger Förderung.

Regierung fördert Ausrüstungsinvestitionen in Umwelttechnologien

Der "Clean Technology Investment Tax Credit" ist die zweite Fördermaßnahme im neuen Haushalt. Mit dieser Steuergutschrift können Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen mit 30 Prozent steuerlich geltend machen. Berechtigt für diese Förderung sind Firmen aus der Branche Umwelttechnologien sowie - grob zusammengefasst - Unternehmen, die im Abbau, der Verarbeitung oder dem Recycling kritischer Mineralien tätig sind.

Schlüsselindustrien, die mit dem "Clean Technology Investment Tax Credit" gefördert werden
  • Exploration, Verarbeitung oder Recycling von kritischen Mineralien für Lieferketten in Umwelttechnologien; speziell die Rohstoffe Lithium, Kobalt, Nickel, Graphit, Kupfer und Seltene Erden
  • Ausrüstungen für die Erzeugung erneuerbarer Energien sowie für die Atomkraft
  • Verarbeitung und Recycling von Kernbrennstoffen und schwerem Wasser
  • Herstellung von Ausrüstungen für die netzgebundene Energiespeicherung
  • Herstellung von emissionsfreien Fahrzeugen
  • Erzeugung von bestimmten vorgelagerten Komponenten und Materialien für die benannten Aktivitäten. Darunter fallen zum Beispiel Kathodenmaterialien und Batterien für E-Fahrzeuge

Quelle: Budgetplan der kanadischen Regierung für 2023

Das Programm wird ebenfalls bis 2034 laufen. Die steuerliche Förderung soll für Kapitalinvestitionen gelten, die ab dem 1. Januar 2024 getätigt werden. Für die ersten fünf Jahre sieht die Regierung Fördergelder von 3,3 Milliarden US$ vor.

Hohe Steuergutschriften für saubere Wasserstoffproduktion

Der "Clean Hydrogen Investment Tax Credit" subventioniert die saubere Wasserstoffproduktion. Ausgaben für Anlagen und Ausrüstungen der Wasserstoffprojekte können bis zu 40 Prozent vom Staat übernommen werden. Wasserstoffproduktion aus Erdgas (mit CO2-Abscheidung) kann ebenfalls subventioniert werden.

Die Förderung ist abgestuft und hängt von der CO₂-Intensität des Endprodukts ab. Je geringer die Emissionen - gemessen in Kilogramm CO2 pro Kilogramm hergestelltem Wasserstoff (H₂) - desto höher fällt die Förderung aus.

Geplante Steueranreize für saubere Wasserstoffproduktion

CO2-Intensität 1)

Förderungsrate für Projektkosten 2) 

niedriger als 0,75 kg

40%

0,75 kg bis 2,0 kg

25%

2,0 kg bis 4 kg

15%

4 kg oder höher

keine Förderung

1 Intensität spiegelt die erwarteten Emissionen für die Lebenslaufzeit des Projekts wider - gemessen in Kilogramm (kg) CO2-Äquivalent pro kg produziertem Wasserstoff; 2 setzt voraus, dass Arbeitsauflagen erfüllt werdenQuelle: Budgetplan der kanadischen Regierung für 2023

Ein Teil der Ausgaben für Maschinen und Ausrüstungen, die benötigt werden, um sauberes H₂ in Ammoniak umzuwandeln, kann ebenfalls steuerlich abgesetzt werden. Unternehmen werden 15 Prozent der Kapitalkosten für diese Ausrüstungsgüter angerechnet. Dies gilt allerdings nur für die Ammoniakherstellung, die an eine saubere Wasserstoffproduktion angeschlossen ist. 

Die Arbeitsmarktauflagen (Löhne, Ausbildungsplätze) für die Stromprojekte gelten auch für die H₂-Projekte. Etwa 4,2 Milliarden US$ plant die Regierung für die H₂-Förderung in den nächsten fünf Jahren bis 2028 ein. In der zweiten Hälfte des Programms, das 2034 auslaufen soll, rechnet der Bund mit zusätzlichen Ausgaben von 9 Milliarden US$.

Bedarf für Stromproduktion und Übertragungsnetze steigt exponentiell 

Die im neuen Haushalt vorgesehenen Maßnahmen zeigen, dass Kanada die Energiewende aktiv fördern will. Strom aus erneuerbaren Energieträgern wird künftig eine Schlüsselrolle spielen. Kanadas Strombedarf soll sich nach Prognosen des Canadian Climate Institute bis 2050 verdoppeln. Um diesen Bedarf nachhaltig zu decken, müssen die heute installierten Kapazitäten in etwa verdreifacht werden, analysiert das Institut.

Um saisonale und tägliche Spitzenlasten bedienen zu können, sieht die Regierung deshalb massive Investitionen in die Stromerzeugung und Übertragungsinfrastruktur als unerlässlich an. Mit dem neuen Haushalt will sie diese Transformation aktiv unterstützen.

Für deutsche Technologieanbieter in den Bereichen Energieerzeugung aus Erneuerbaren sowie für Zulieferer von Ausrüstungen im Sektor Umwelttechnologien bieten die neuen Fördermaßnahmen gute Chancen, um den kanadischen Markt zu bearbeiten.

Der vollständige Haushaltsplan mit allen Fördermaßnahmen und weiterführenden Informationen zu den Feinheiten bei den Steuergutschriften kann auf der Website der Regierung abgerufen werden.

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