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Arbeitsmarkt | Kasachstan

Klarer Trend zu höheren Löhnen und zum häufigen Jobwechseln

Unternehmen finden in Kasachstan eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung. Erwartungen und Qualifikationen gehen aber oft auseinander. Die Stellensuche erfolgt zunehmend online.

Von Viktor Ebel | Almaty

Wir haben die Reihe "Lohn- und Lohnnebenkosten" in "Arbeitsmarkt" umbenannt. 

Kasachstan hat von allen Ländern Zentralasiens die höchsten Löhne und Gehälter. Auch das Bildungsniveau ist hoch. Arbeitnehmende gelten als anpassungsfähig und motiviert, wenn auch nicht immer nach den Vorstellungen internationaler Unternehmen. Ein Jobwechsel wegen eines höheren Gehalts oder besserer Arbeitsbedingungen ist keine Seltenheit mehr. Homeoffice ist besonders gefragt und weitestgehend etabliert. Weitere Zusatzleistungen sind üblich.

Das Lohnwachstum dürfte in naher Zukunft abflachen. Für Arbeitgebende bringt das Jahr 2025 jedoch steigende Sozialversicherungsbeiträge mit sich. Der Mindestlohn bleibt hingegen unverändert.

Stärken des Arbeitsmarkts

  • Junge, wissbegierige Bevölkerung
  • Politik will berufliche Ausbildung stärken
  • Industrie wird verstärkt in Ausbildung mit einbezogen
  • Hohe Flexibilität

Schwächen des Arbeitsmarkts

  • Mangelnde Praxisorientierung in der Ausbildung
  • Hohe Fluktuation
  • Löhne unterscheiden sich stark nach Region und Branche
  • Fachkräfte im technischen Bereich weiterhin rar

  • Fachkräfte

    Wer in Kasachstan Angestellte für den Bürobetrieb benötigt, hat gute Chancen, sie auch zu finden. Bei technischen Berufen hingegen gestaltet sich die Personalsuche schwieriger.

    Kasachstan hat verglichen mit Deutschland eine junge Bevölkerung. Im Durchschnitt sind die Menschen in dem zentralasiatischen Land jünger als 30 Jahre. Die geburtenstarken Jahrgänge der 2000er Jahre strömen auf den Arbeitsmarkt. Das Zentrum für Personalentwicklung beim Arbeitsministerium schätzt, dass 300.000 junge Menschen jährlich ins Berufsleben starten. 

    Angesichts der demografischen Herausforderung, entwickelt sich der Arbeitsmarkt robust. Er hat auch die Pandemie und die Auswirkungen des Ukrainekrieges gut weggesteckt. Kasachstan profitiert sogar von der Verlagerung von Unternehmen und verzeichnet einen Zustrom von Fachkräften aus Russland.

    Arbeitslosigkeit liegt tatsächlich höher

    Zwar sank die Erwerbslosenquote im 3. Quartal 2024 auf 4,6 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit Jahren. Tatsächlich gibt es aber mehr Erwerbslose. In den Erhebungen des Büros für nationale Statistik Qazstat fehlen vor allem jene Stellensuchende, die sich aufgrund der nur geringen Anreize nicht offiziell arbeitslos melden.

    Auch gibt es laut Arbeitsmarktexperten eine höhere Dunkelziffer unter den als selbständig gemeldeten Beschäftigten. Zu dieser Gruppe gehörten im 3. Quartal 2024 etwa 2,2 Millionen Menschen – etwa jede vierte erwerbstätige Person im Land. Von diesen üben längst nicht alle eine reguläre Tätigkeit aus. Hinzu kommt eine große Zahl informell Beschäftigter, die oft ohne Vertrag als Aushilfen arbeiten.

    Die Weltbank schätzt, dass die Zahl der Arbeitslosen zum Ende des Jahrzehnts steigen wird. Sie begründet dies damit, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht genügend Jobs schaffen werden. Gleichzeitig hält der Zustrom vom ländlichen Raum in die Großstädte an, so dass viele Arbeitssuchende nicht zum Zuge kommen dürften.

    Auch in Kasachstan wandelt sich die Arbeitswelt

    Viel diskutierte Trends in der Arbeitswelt wie mehr Flexibilität, mobiles Arbeiten und Work-Life-Balance haben auch in Kasachstan Einzug gehalten – wenn auch in geringerem Maße. Arbeitgebende, die gutes Personal rekrutieren und binden wollen, dürfen sich hier nicht querstellen. Das Arbeitsministerium prognostiziert, dass 2030 etwa 74 Prozent der Erwerbsbevölkerung sogenannte Millennials und Angehörige der Generation Z – nach 1980 geboren – sein werden, die auf solche Aspekte besonderen Wert legen.

    Neben angemessenen Löhnen rücken auch sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsangebote und Wertschätzung in den Fokus der Arbeitnehmenden. Wer das nicht findet, schaut sich auch anderswo um. Eine Umfrage des Arbeitsministeriums ergab, dass 64 Prozent der Befragten für ein gutes Jobangebot ins Ausland ziehen würden. Damit Kasachstan seine Talente nicht verliert, will die Regierung gegensteuern und das Matchmaking zwischen Unternehmen und Jobsuchenden verbessern. Dabei soll sich die Ausbildung zukünftig noch stärker am Bedarf der Wirtschaft orientieren.

    Mehr Praxisbezug in der Berufsbildung

    Kasachstan verfügt im Vergleich zu anderen Ländern in Zentralasien über ein gut entwickeltes Bildungssystem. Um den Praxisbezug der Berufsschulen zu verbessern, hat die Regierung in den letzten Jahren mehrere Initiativen gestartet. In ihrem Konzept für die Entwicklung des Arbeitsmarktes bis 2030 sind weitere Reformen des Bildungssystems geplant:

    • Orientierungsangebot an Schulen;
    • Einbeziehung von Unternehmen bei der dualen Ausbildung;
    • Zusammenarbeit mit Industriekompetenzzentren, die nach dem Bedarf der Wirtschaft ausbilden;
    • Durchlässigkeit zwischen Ausbildung und Studium.

    Das derzeitige Verhältnis von 46 zu 54 Prozent bei Personen, die entweder eine Berufsschule oder eine Universität absolviert haben, soll sich bis 2030 umkehren und bei 70 zu 30 Prozent liegen. Das Zentrum für Personalentwicklung schätzt, dass mehr als die Hälfte, der in den nächsten Jahren zu besetzenden Stellen eine Berufsausbildung voraussetzen werden. Besonders gefragt dürften Fachkräfte für die Bereiche Schweißen, Sanitärtechnik, Stuckarbeiten und Montage sein. Um die Wertschätzung für solche Jobs zu erhöhen, wird auf 2025 als Jahr der Ausbildungsberufe begangen.

    Hochschulwesen richtet sich stärker an Wirtschaft aus

    Auch Hochschulen sind bislang nur selten auf technische Fächer ausgerichtet. Doch eine Neustrukturierung der Lehre kommt schrittweise voran. Mit vorne dabei ist die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) in Almaty. Sie bietet mittlerweile zahlreiche Studiengänge mit hohem Praxisbezug an – häufig auch in Kooperation mit deutschen Partneruniversitäten. Zudem hat die DKU gemeinsam mit lokalen Hochschulen zwei neue Institute mit technischem Profil in den Gebieten Mangystau und Ostkasachstan gegründet.

    Kasachstan im weltweiten Vergleich

    Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

     

    Überschaubares Fachkräfteangebot erschwert Personalsuche 

    Die Suche nach erfahrenen Fachkräften in technischen Berufen, engagiertem Vertriebspersonal und für den Bereich Informatik gestaltet sich schwierig. Trotz gewisser Verbesserungen entspricht das Qualifikationsniveau auch nach dem mehrjährigen Besuch einer kasachischen Hochschule häufig noch nicht Erfahrungswerten aus Deutschland. Angesichts kaum vorhandener Alternativen investieren Unternehmen daher selbst in die Weiterbildung ihres Personals.

    Das Fachkräftedefizit in technischen Berufen ist auch dem geringen gesellschaftlichen Ansehen geschuldet, das manuelle Tätigkeiten seit dem Zerfall der Sowjetunion genießen. Hinzu kommt, dass Kasachstan seitdem auch zahlreiche technisch versierte Fachkräfte und Forschende – häufig aus der russischen Minderheit stammend – verloren hat.

    Kasachstan ist für Fachkräfte aus Russland attraktiv geworden

    Als eine Folge des Ukrainekriegs gab es zwischenzeitlich jedoch einen spürbaren Zuzug in umgekehrter Richtung aus Russland nach Kasachstan, darunter auch viele Fachkräfte. Sie sollen bei der Besetzung anspruchsvoller Expat-Stellen in kasachischen Unternehmen gute Erfolgschancen haben, da sie sich dort auf Russisch verständigen können und keine Arbeitsgenehmigung benötigen.

    Von Viktor Ebel | Almaty

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  • Personalsuche und Personalmanagement

    Internetportale sind die erste Anlaufstelle bei der Stellensuche. Anziehende Lebenshaltungskosten lassen die Gehälter steigen, aber auch die Bereitschaft, den Job zu wechseln.

    Die jährlich durchgeführte Studie des in Kasachstan tätigen internationalen Personalvermittlers Antal zeigt, dass 2024 mehr Bewegung in den kasachischen Arbeitsmarkt kam. Vor allem im mittleren und oberen Management tätige Befragte gaben an, dass sie Ausschau nach einer neuen Stelle halten. Eine wichtige Motivation dafür dürften die steigenden Lebenshaltungskosten sein. Die Hälfte der Befragten erhofft sich von einem Jobwechsel einen Gehaltssprung um 20 bis 50 Prozent. Die tatsächlichen Zuwächse fallen jedoch niedriger aus.

    Untersuchung zu Trends auf dem Arbeitsmarkt und bei der Vergütung in Kasachstan 

    In der jährlich erscheinenden Studie des Personalvermittlers Antal International wurden für 2024 die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter 1.629 Teilnehmenden ausgewertet, die überwiegend als Fachkräfte sowie im mittleren und oberen Management tätig sind. Die Umfrage fand branchenübergreifend in Almaty, Astana und anderen Städten Kasachstans statt. Interessierte können auf Anfrage detaillierte Informationen und Zahlen bei Antal erhalten.

    Ausländische Arbeitgeber bleiben von hoher Fluktuation nicht verschont

    Auch internationale Firmen mit Aktivitäten in Kasachstan beobachten eine hohe Fluktuation von Mitarbeitenden. Teilweise wechseln diese noch innerhalb der Einarbeitungszeit die Stelle. Das muss nicht immer mit der Höhe des Gehalts oder dem Umfang sonstiger Leistungen zu tun haben. Oft gehen die Erwartungen von Arbeitgebenden und -nehmenden auseinander, wenn es beispielsweise um selbstständiges Arbeiten geht.

    In Kasachstan muss zwischen dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft sowie zwischen einheimischen und ausländischen unterschieden werden, sagen Kenner der Region. Das Arbeitsumfeld und die Anforderungen sind hier verschieden, weshalb internationale Firmen beispielsweise gezielt nach Bewerbern mit entsprechenden Erfahrungen Ausschau halten.

    Akquise hauptsächlich über Jobportale

    Lokale Unternehmen und ausländische Firmen nutzen bei der Personalsuche mittlerweile vorwiegend einschlägige Jobportale. Gleichwohl wird weiterhin aber auch auf professionelle Dienstleistende zurückgegriffen – vor allem bei der Besetzung von Führungspositionen. In Kasachstan sind zahlreiche Personalvermittler tätig. Die AHK Zentralasien unterstützt vornehmlich Firmen aus Deutschland bei der Suche nach Arbeitskräften.

    Zu den Stellenbörsen, die Unternehmen wie Jobsuchende in Kasachstan am häufigsten nutzten, zählt HeadHunter. Für die Vermittlung von Stellen im höheren und gehobenen Management wird auch auf das Netzwerk LinkedIn zurückgegriffen.

    Weitere bekannte Stellenbörsen im Internet sind Paragraf Rabotaqyzmet.kz und zarplata.kz. Recht populär ist das staatliche Beschäftigungsportal enbek.kz, ein Projekt des Arbeitsministeriums. Darüber hinaus streut die Jobbörse JobKZ zahlreiche Stellenangebote und -gesuche über verschiedene Social-Media-Kanäle.

    Kommunikation der Recruiter erfolgt oft über Messengerdienste

    Sobald eine scheinbar infrage kommende Person gesichtet wurde, geht es an die Kontaktaufnahme. Hier unterscheidet sich Kasachstan von Deutschland, denn die Kommunikation mit der Personalabteilung läuft vor allem über Messengerdienste wie Telegram oder WhatsApp. Das gilt nicht nur für die digitalaffinen jüngere Generation: Die Digitalisierung hat diese Kommunikationstools längst auch in anderen Altersgruppen etabliert. Telefon und E-Mail geben hingegen die Über-50-Jährigen als bevorzugtes Kommunikationsmittel an.

    Der Arbeitsmarkt ist sehr aktiv und ziemlich schnell. Arbeitgeber, die innerhalb von ein bis drei Monaten eine Einstellungsentscheidung treffen können, sind hier klar im Vorteil. Deutsche Unternehmen neigen dazu, sich mehr Zeit zu lassen. Dadurch riskieren sie, die besten Kandidaten an die Konkurrenz zu verlieren.

    Michael Germershausen Managing Director Eurasian Region, Antal International, Almaty

    Andere wichtige Aspekte neben der Vergütung sind laut der Antal-Umfrage das Aufgabenspektrum, Karriereentwicklung und Work-Life-Balance. Das innerbetriebliche Klima sowie Ausstattung und Standort des Büros sind hingegen weniger wichtig geworden. Das dürfte auch mit der Verbreitung des mobilen Arbeitens zu tun haben. Die meisten Wechselwilligen haben kein Gegenangebot von ihrem Arbeitgebenden erhalten. Zwei Drittel von denjenigen, denen ein höheres Gehalt oder eine Beförderung angeboten wurden, nahmen es an.

    Kompensationspakete sind in Kasachstan weit verbreitet, bei internationalen Firmen sogar noch stärker als bei einheimischen. Dazu gehören beispielsweise eine zusätzliche Krankenversicherung für die Angestellten und ihre Familienangehörigen, ein dienstliches Mobiltelefon, Weiterbildungsmöglichkeiten, extra Urlaubstage und Verpflegungszuschüsse. Die Möglichkeit mobil zu arbeiten, wird auf Seite der Arbeitnehmenden als wichtigster Benefit genannt. Als Modell sind ein bis zwei Tage Arbeiten pro Woche im Homeoffice am häufigsten anzutreffen.

    Jede fünfte Person mit Uniabschluss arbeitet fachfremd

    Zahlen des Zentrums für Personalentwicklung zeigen, dass etwa jede fünfte Person mit Hochschulabschluss nicht ihrem Studienfach entsprechend tätig ist. Das hat auch damit zu tun, dass viele junge Menschen nicht aus Neigung studieren, sondern aufgrund von familiärem Druck oder weil sie Stipendien für bestimmte Fächer erhalten. Einige sehen in der Selbstständigkeit eine Möglichkeit für einen Neuanfang, andere wechseln in die Handels- und Dienstleistungsbranche.

    Hier gilt ein Einstieg als leicht und das Einkommensniveau ist weniger von fachlicher Qualifikation abhängig als beispielsweise in technischen Berufen oder in der öffentlichen Verwaltung. Besonders in den großen Städten stehen viele solcher Quereinsteigende für den Arbeitsmarkt zur Verfügung. In anderen Landesteilen wie im landwirtschaftlich geprägten Süden oder im Westen mit seiner Ölförder- und Verarbeitungsindustrie hat das fachliche Profil der Erwerbsbevölkerung entsprechend andere Schwerpunkte.

    Personalverwaltung kann auch ausgelagert werden

    Unternehmen, die in Kasachstan ein befristetes Projekt umsetzen und dafür keine juristische Person im Land registrieren wollen, können vom Outstaffing Gebrauch machen. Dabei werden die eigenen Mitarbeitenden oder extern rekrutiertes Personal bei einer in Kasachstan ansässigen Vermittlungsfirma registriert, die sich um administrative Fragen, Vergütung und Steuerangelegenheiten kümmert. Dadurch können sich die Mitarbeitenden schneller ihrer Hauptaufgabe widmen, was gerade bei kurzen Projekten oder komplizierten Entsendebedingungen von Vorteil sein kann.

    Von Viktor Ebel | Almaty

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  • Löhne und Gehälter

    In Kasachstan unterscheiden sich die Einkommen je nach Branche und Region stark. Ausländische Firmen zahlen in der Regel mehr. Im Jahr 2025 steigen die Sozialversicherungsbeiträge.

    Der Höhenflug der Gehälter in Kasachstan neigt sich dem Ende: Im Jahr 2023 betrug der nominelle Zuwachs gegenüber dem Vorjahr noch 17,6 Prozent. Das lag unter anderem an der zweistelligen Inflation, die sich erst im Jahresverlauf von den globalen Krisen erholt hatte. Mittlerweile hat sie sich die Preissteigerung zwischen 8 und 9 Prozent auf Jahresbasis eingependelt.

    Dadurch fallen 2024 auch die Lohnzuwächse weniger stark aus. Die durchschnittlichen Nominallöhne lagen im 3. Quartal 2024 um 11,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Konjunkturexperten der Economist Intelligence Unit schätzen, dass das Lohnwachstum 2025 weiter abflacht und mit 9,0 Prozent den niedrigsten Wert seit Jahren erreicht.

    Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne
     

    2021

    2022

    2023

    Nominal (in Tenge)

    250.311

    309.697

    364.295

    Nominal (in US$)

    588

    673

    798

    Reale Veränderung (in %) *)

    8,3

    7,7

    2,3

    Wechselkurs: 1 US$ = ... Tenge

    426,03

    460,48

    456,31

    * gegenüber Vorjahr; basierend auf Landeswährung.Quelle: Qazstat 2024; Zentralbank Kasachstans 2024

    Mindestlohn wurde 2024 angehoben

    Zum 1. Januar 2024 wurde der Mindestlohn in Kasachstan von zuvor 70.000 auf 85.000 Tenge erhöht. Das entspricht rund 181 US-Dollar (US$; Stand: Januar 2025). Für 2025 wurde keine weitere Anpassung angekündigt. Mittelfristig dürfte der Mindestlohn aber weiter steigen. Vor allem, wenn die kasachische Regierung das "Übereinkommen Nr. 131 über die Festsetzung von Mindestlöhnen" der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ratifiziert. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt bereits vor.

    Kasachstan führt vermehrt internationale Standards ein. Sollte die Regierung dem ILO-Übereinkommen beitreten, würde der Mindestlohn auf einer international anerkannten Methodik berechnet werden. Am gebräuchlichsten ist der Kaitz-Index.

    Mehr zum Kaitz-Index

    Der Kaitz-Index weist für Vollbeschäftigte den prozentualen Anteil des Mindestlohns zum mittleren Bruttostundenverdienst (Median) aus. Als angemessen gilt ein Verhältnis von 50 Prozent. Das bedeutet, der Median liegt doppelt so hoch wie der Mindestlohn. In der EU wird laut einer Richtlinie angestrebt, dass der Mindestlohn bei 60 Prozent des mittleren Verdienstes – gemessen am Median – liegt. Den Kaitz-Index für Deutschland gibt die OECD für das Jahr 2022 mit 52,6 Prozent an.

    In Kasachstan machte der Kaitz-Index 2024 knapp 30 Prozent aus. Mit Blick auf die 50-Prozent-Empfehlung müsste der kasachische Mindestlohn nach heutigem Stand auf über 140.000 Tenge steigen, um diese Anforderung zu erfüllen.

    Ausländische Firmen vergüten besser

    Bei ausländischen Firmen liegen Löhne und Gehälter meistens höher. Dort beschäftigte Personen erzielten 2024 branchenübergreifend ein monatliches Durchschnittseinkommen von umgerechnet 1.224 US-Dollar (US$), so Qazstat. Demgegenüber beliefen sich die Monatslöhne in kasachischen Privatunternehmen auf durchschnittlich 867 US$, in staatlichen Betrieben auf 642 US$.

    Regional weisen die Löhne größere Unterschiede auf. Spitzenreiter sind die Gebiete Atyrau und Mangystau, in denen gut bezahlte Arbeitskräfte der Ölindustrie das allgemeine Lohnniveau anheben. Es folgt das vom Bergbau geprägte Gebiet Ulytau, die Hauptstadt Astana mit Ministerien und zahlreichen anderen Behörden sowie die Finanzmetropole Almaty. Die niedrigsten Löhne werden in den strukturschwachen und überwiegend agrarisch geprägten Gebieten Schetissu, Schambyl und Nordkasachstan gezahlt.

    Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte RegionenIn US-Dollar *)
     

    2023

    Durchschnittslohn

    798

    Hauptstadt Astana

    1.053

    Hochlohnregionen

     

      Atyrau

    1.331

      Mangystau

    1.172

      Ulytau

    1.060

      Stadt Almaty

    934

    Niedriglohnregionen

     
      Stadt Schymkent

    604

      Schetissu

    590

      Schambyl

    589

      Nordkasachstan

    574

    * Umrechnung zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs der kasachischen Zentralbank für 2023.Quelle: Qazstat 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest 2025

    Jobs bei Rohstoffunternehmen und im Finanzsektor am lukrativsten

    Nach Branchen betrachtet zahlen Unternehmen in der Ölförderung die höchsten Löhne im Land, dicht gefolgt vom Finanzsektor. In der verarbeitenden Industrie verdienen Beschäftigte überdurchschnittlich, vor allem in den Sparten Metallurgie und Chemie. Schlusslichter sind das Gastgewerbe, die Kommunaldienste sowie die Landwirtschaft.

    Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte BranchenIn US-Dollar *)
    Branche

    2023

    Durchschnittslohn

    798

    Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

    488

    Verarbeitendes Gewerbe

    908

    Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung

    723

    Wasserversorgung, Abfallwirtschaft

    507

    Baugewerbe

    1.047

    Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz

    700

    Transport und Lagerhaltung

    1.021

    Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie

    687

    Informations- und Kommunikationsleistungen

    1.289

    Finanz- und Versicherungswesen

    1.514

    * Umrechnung zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs der kasachischen Zentralbank für 2023.Quelle: Qazstat 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest 2025

    Auch bei den Gehältern nach ausgewählten Positionen sind große Unterschiede typisch. Daten von Qazstat ermöglichen nur eine grobe Orientierung zur Vergütungsstruktur. Für ausländische Unternehmen sind jedoch alternative Erhebungen aussagekräftiger.

    Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte PositionenIn US-Dollar *)
    Position

    2023

    Durchschnittslohn

    798

    Führungskraft

    1.157

    Personal mit akademischer Ausbildung

    800

    Techniker:in

    591

    Unterstützende Bürokraft

    540

    Dienstleistungs- und Verkaufskraft

    357

    Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft

    405

    Handwerker:in

    670

    Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft

    720

    Hilfskraft

    305

    * Umrechnung zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs der kasachischen Zentralbank für 2023.Quelle: Qazstat 2024

    Befragungen zu Lohntrends in Kasachstan führen beispielsweise die Niederlassungen von Antal und des Beratungsunternehmens EY im Jahresturnus durch. Interessierte Firmen erhalten dort auf Anfrage einen Überblick zu wichtigen Ergebnissen der jeweiligen Auswertungen. Detaillierte Auskünfte sind kostenpflichtig.

    Monatliche Gehälter nach Positionen in Kasachstan am Beispiel der Chemieindustrie 2024 1)In US-Dollar 2)
    Position

    Durchschnittliches Maximum

    Durchschnittliches Minimum

    Führungskraft Geschäftsführung/Werksleitung

    8.521

    6.923

    Führungskraft Vertrieb

    3.195

    2.769

    Regionalmanagement

    2.556

    2.024

    Projektleitung

    2.343

    1.917

    Leitende:r Ingenieur:in

    3.195

    2.450

    Führungskraft Technik

    3.834

    2.982

    Führungskraft Produktion

    3.834

    2.982

    Führungskraft Technischer Service

    3.834

    2.982

    Schichtleitung Produktion

    1.704

    1.385

    Ingenieur:in

    2.130

    1.704

    1 Befragung fand im Sommer 2024 statt; 2 Umrechnung zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs der kasachischen Zentralbank für 2024.Quelle: Antal International 2024

    Bonuszahlungen sind weit verbreitet, Homeoffice besonders gefragt

    Ähnlich wie bei den Löhnen gewähren ausländische Firmen oft mehr und höhere Zusatzleistungen als einheimische. Bonuszahlungen sind besonders verbreitet – überwiegend als jährlich gezahlte Prämie. Laut Antal konnten 2024 über 80 Prozent der dort berücksichtigten Beschäftigten Boni einstreichen. Sie fallen der Höhe nach nur selten höher als 30 Prozent der jeweiligen Jahresbezüge aus.

    Ganz oben auf der Wunschliste von Jobbewerbenden steht mittlerweile flexibles Arbeiten. Am meisten verbreitet sind Arbeitszeitmodelle mit ein bis zwei Tagen Home-Office in der Woche.

    Sozialversicherungsbeiträge steigen 2025 an

    Der obligatorische Rentenbeitrag der Arbeitgebenden wurde 2025 von 1,5 auf 2,5 Prozent erhöht und soll bis 2028 auf 5 Prozent steigen. Wird in Unternehmen Personal beschäftigt, das gefährliche Berufe ausübt, kommt ein von den Arbeitgebenden zu tragender Zusatzbeitrag in Höhe von 5 Prozent hinzu. Die monatliche Obergrenze für die Beitragsbemessung zur Rentenversicherung ist mit 50 Mindestlohnsätzen definiert. Das entspricht 2025 einem Monatseinkommen von 4,25 Millionen Tenge.

    Neben der Sozialsteuer, deren Beitragssatz 2025 von derzeit 9,5 auf 11 Prozent angehoben wird, existieren Abgaben an den Sozialversicherungsfonds. Sie ist für Arbeitgebende abzugsfähig von der Sozialsteuer und stellt daher keine zusätzliche Belastung dar. Der Beitragssatz für die Abgaben an den Sozialversicherungsfonds steigt 2025 von 3,5 auf 5 Prozent. Die monatliche Obergrenze zur Beitragsbemessung dieser Form von Sozialabgaben ist der siebenfache Wert des staatlich festgelegten monatlichen Mindestlohns. Basierend auf dem neuen Beitragssatz von 5 Prozent entspricht das maximal 29.750 Tenge pro Monat.

    Arbeitgebende zahlen seit Juli 2017 für ihre Beschäftigten in eine neue Krankenversicherung ein. Nach mehreren Zwischenschritten erreichten die Beiträge 2022 das endgültige Niveau von 3 Prozent.

    Sozialbeiträge 2025In Prozent der Bemessungsgrundlage 1)
    Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) 2)

    2,5

    + 5,0 (nur gefährliche Berufe)

    Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil)

    3

    Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil)

     

      Sozialsteuer (Arbeitgeberanteil) 3)

    11

      Arbeitsunfallpflichtversicherung (Arbeitgeberanteil) 4)

    zwischen 0,12 und 2,96

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

     

    1 ohne Steuern auf Löhne und sonstige in Kollektivverträgen vereinbarte oder freiwillig gezahlte Gelder für soziale Belange der Arbeitnehmenden; 2 in Prozent vom Bruttolohn; 3 Bemessungsgrundlage ist der Bruttolohn abzüglich des Rentenversicherungsbeitrags; 4 als Anteil des jährlichen Lohnfonds in der jeweiligen Beschäftigtengruppe; Tarifhöhe abhängig von der Berufsklassifizierung und der Stellenkategorie.

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  • Arbeitsrecht

    Das kasachische Arbeitsgesetzbuch widmet sich arbeitsrechtlichen Fragen, darunter auch Tätigkeiten im Homeoffice. Arbeitsverträge lassen sich mittels digitaler Signatur schließen.

    Die folgenden Angaben stellen eine Erstinformation zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Rechtspraxis dar. Germany Trade & Invest bietet keine weiterführende Rechtsberatung hinsichtlich der Ausgestaltung von Arbeitsverträgen oder arbeitsrechtlicher Einzelfälle an.

    Gesetzliche Regelungen auf einen Blick
    Vergütung: Wird durch Individual-/Kollektivvertrag vereinbart
    Mindestlohn: 85.000 Tenge
    Arbeitsstunden pro Woche: 40 / Vereinbarung von weniger Stunden durch Kollektivverträge möglich
    Regelarbeitstage pro Woche: 5 oder 6
    Zulässige Überstunden: 2 Std./Tag (in bestimmten Fällen 1 Std./Tag); 12 Std./Monat und 120 Std./Jahr (in der Regel nur mit Zustimmung der Arbeitnehmenden)
    Bezahlte Feiertage: 14 / fällt ein Feiertag auf einen arbeitsfreien Tag, so ist der nachfolgende Werktag arbeitsfrei (gilt nicht für religiöse Feiertage)
    Bezahlte Urlaubstage: 24 Kalendertage (Mindesturlaub) - ein Teil des Jahresurlaubs muss zwei zusammenhängende Wochen umfassen
    Sonderzahlungen pro Jahr in Monatslöhnen (13. und/oder 14. Gehalt): 13. Gehalt (Jahresendprämie) - in der Regel in Kollektivverträgen geregelt; Urlaubsgeld eher selten - laut Kollektivverträgen in Höhe von 10 bis 40 Prozent eines Monatslohns
    Tage mit bezahltem Arbeitsausfall: Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung
    Tage mit Lohnfortzahlung bei Krankheit: Zahlung von Krankengeld ab dem ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit bis zur Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit oder der Feststellung der Invalidität - Vergütung in Höhe des Durchschnittslohns, jedoch begrenzt pro Monat auf maximal das 15-Fache einer monatlichen Berechnungskennziffer (MRP; MRP für 2025: 3.932 Tenge), Arbeitsministerium strebt eine Verdoppelung des Satzes auf das 30-Fache des MRP an; Kollektivverträge sehen in der Regel höhere Krankengelder vor; Krankschreibung für maximal zwei Monate möglich, eine darüber hinausgehende Verlängerung nur mit amtsärztlichem Gutachten
    Probezeit: drei Monate; für Führungspositionen sechs Monate möglich
    Quelle: Arbeitsgesetzbuch 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Rechtsgrundlagen

    Die aktuelle Rechtsgrundlage für Arbeitsverhältnisse in Kasachstan bildet das am 1. Januar 2016 in Kraft getretene Arbeitsgesetzbuch (Nr. 414-V vom 23. November 2015; im Folgenden: ArbGB). Das Regelwerk wird regelmäßig angepasst. Bis Ende 2024 sorgten bereits fast 60 Gesetzesakte für Zusätze und Änderungen am ArbGB.

    Die bisher letzte Novellierung erfolgte im Juli 2024. Wichtige Änderungen und Ergänzungen im Jahr 2024 betrafen die Erhöhung des Mindestlohns auf 85.000 Tenge (Nr. 204-VII vom 5. Dezember 2023) und die Stärkung des Schutzes von Arbeitnehmenden (Nr. 71-VIII vom 6. April 2024). Für 2025 sind weitere Anpassungen geplant.

    Vertragsabschluss

    Ein Arbeitsvertrag bedarf in Kasachstan zwingend der Schriftform, ist in mindestens zwei Exemplaren anzufertigen und von beiden Seiten zu unterschreiben (Art. 33 ArbGB). Arbeitsverträge können in Form eines elektronischen Dokuments abgeschlossen, geändert oder ergänzt werden. Dafür ist eine digitale Signatur nötig.

    Der Vertrag kann auf unbestimmte Zeit abgeschlossen werden oder befristet mit einer Laufzeit von mindestens einem Jahr. Geringere Laufzeiten sind im Falle kurzfristiger Tätigkeiten, einer Personalvertretung oder von Saisonarbeiten möglich. Ein befristeter Vertrag kann höchstens zweimal jeweils um mindestens ein weiteres Jahr befristet verlängert werden, danach geht er in einen unbefristeten Vertrag über (Art. 30 ArbGB).

    In Art. 28 ArbGB ist geregelt, welche Pflichtpunkte der Vertrag enthalten muss. Die nachfolgende Checkliste fasst die wichtigsten Punkte zusammen: 

    Checkliste: Vertragsinhalt 

    Unternehmen sollten folgende Punkte beachten:

    1. Angaben zu den Vertragsparteien (Vor- und Nachname, Anschrift, INN/BIN);
    2. Arbeitsfunktion;
    3. Ort und Dauer der Tätigkeit;
    4. Arbeits- und Ruhezeiten;
    5. Details zur Entlohnung;
    6. Rechte und Pflichten der Vertragsparteien;
    7. Details zur Änderung und Beendigung des Arbeitsvertrags;
    8. Datum des Vertragsabschlusses und Registriernummer.

    Rechte und Pflichten der Vertragsparteien

    Die Rechte und Pflichten von beschäftigten Personen und Arbeitgebenden regeln detailliert die Art. 22 und 23 ArbGB. 

    Arbeitgebende verpflichten sich, Arbeitnehmenden eine entsprechende Funktion und angemessen Arbeitsbedingungen zu gewähren. Sie sind verpflichtet, die Arbeits- und Ruhzeiten sowie die Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten. Bei Verstößen drohen Bußgelder. Darüber hinaus sind Arbeitgebende verpflichtet, die für das Homeoffice erforderlichen Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. 

    Hinweis: Homeoffice oder kombiniertes Arbeiten kann sowohl  bei Abschluss des Arbeitsvertrages als auch während dessen Laufzeit vereinbart werden.

    Arbeitgebende sind verpflichtet, den Lohn rechtzeitig und vollständig in der Landeswährung Tenge zu zahlen. Zu beachten ist, dass Zahlungen in ausländischer Währung nicht zulässig sind.

    Arbeitnehmende verpflichten sich, die Arbeit vertragsgemäß auszuführen und die betrieblichen Vorschriften einzuhalten. Dies schließt auch die Einhaltung der Arbeitszeit mit ein. Seit 2024 können Arbeitnehmende mit ihren Arbeitgebenden für einen Zeitraum von sechs Monaten flexible Arbeitszeiten vereinbaren.

    Vertragsbeendigung 

    Die Gründe für eine Vertragsbeendigung sowie die Art und Weise dieser regeln die Art. 49 bis 62 ArbGB. Der Arbeitsvertrag kann sowohl im beiderseitigen Einvernehmen der Parteien als auch auf Initiative einer der beiden Parteien aufgelöst werden.

    Die Kündigungsfrist beträgt im Allgemeinen einen Monat. Im Arbeits- oder Kollektivvertrag kann eine längere Kündigungsfrist vorgesehen werden.

    Das kasachische ArbGB ermöglicht auf Initiative der Arbeitgebenden auch die Auflösung des Arbeitsvertrages, wenn eine beschäftigte Person aus Gründen einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit mehr als zwei Monate am Arbeitsplatz fehlt. Ausnahmen sind Schwangerschaft und Geburt sowie spezifische Erkrankungen (derzeit rund 430), die in einer entsprechenden Anordnung des Ministeriums für Gesundheitsschutz aufgeführt sind.

    Weitere Gründe für die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses sind in Art. 52 ff. ArbGB geregelt. Eine Kündigung ist unter anderem bei Liquidation, Personalabbau, mangelnder Eignung oder Qualifikation der Arbeitnehmenden zulässig.

    Im Falle der Liquidation des Unternehmens sowie bei einem Stellen- oder Personalabbau müssen Arbeitgebende die vorzeitige Auflösung des Arbeitsverhältnisses den Arbeitnehmenden spätestens einen Monat vor dem beabsichtigten Termin mitteilen. Gemäß Art. 131 ArbGB steht Arbeitnehmenden in diesem Fall eine Abfindung in Höhe eines Monatslohns zu.

    Für Kündigungen wegen einer Verringerung des Produktionsvolumens gilt eine Frist von 15 Arbeitstagen. Tarifverträge sehen zum Teil längere Fristen vor. Die Entschädigung beträgt in diesem Fall zwei Monatsgehälter. Für eine wirksame Kündigung müssen außerdem folgende Voraussetzungen kumulativ erfüllt sein:

    • Schließung einer Unternehmenseinheit;
    • fehlende Möglichkeit der Versetzung;
    • Gewerkschaften sind mindestens einen Monat im Voraus unter Angabe der wirtschaftlichen Gründe für die Schließung zu informieren.

    Bei Kündigung durch Arbeitnehmende (Art. 56 ArbGB) ist das Unternehmen mindestens einen Monat vorab zu informieren. Eine kürzere Frist von mindestens drei Tagen gilt, wenn der Betrieb seinerseits die vertraglich vereinbarten Arbeitsbedingungen nicht einhält und dieser Zustand trotz Mitteilung nach sieben Tagen fortbesteht.

    Arbeitsrecht in englischer Sprache und weitere Informationen

    Das kasachische Arbeitsgesetz ist auf Englisch (inoffizielle Übersetzung) über das kasachische gesetzliche Rechts-Informationsystem (Әділет) abrufbar. 

    Germany Trade & Invest bietet Informationen zu aktuellen rechtlichen Entwicklung in Kasachstan sowie zu allgemeinen rechtlichen Regelungen in der Reihe Recht kompakt Kasachstan.

    Rechtspraxis: Ausländische Fachkräfte benötigen häufig eine Arbeitsgenehmigung

    Benötigen Unternehmen Personal aus dem Ausland müssen sie ihren entsprechenden Bedarf für das Folgejahr jeweils vorab bis Ende September bei den regionalen Behörden anmelden. Die Quote für die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte lag 2024 bei 0,23 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Im Jahr 2025 wurde sie auf 0,2 Prozent gesenkt. Damit konnten 2025 laut Arbeitsministerium fast 15.000 Arbeitsgenehmigungen vergeben werden.

    Die verfügbaren Arbeitsgenehmigungen wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig nicht ausgeschöpft. Daher wurde die Quote bereits mehrfach gesenkt. Es ist gut möglich, dass die Quote in Zukunft weiter reduziert wird. Bei der Verteilung der Arbeitsgenehmigungen ist zu berücksichtigen, dass es Einschränkungen hinsichtlich der Region und Stellenkategorie gibt. Gut ein Viertel entfällt auf die Ölregion Atyrau, gefolgt von Almaty, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes. Eine zusätzliche Quote gibt es für Wanderarbeiter (vorwiegend in der Landwirtschaft).

    In bestimmten Fällen gibt es Ausnahmen von der Genehmigungspflicht

    Staatsangehörige eines Mitgliedslandes der Eurasischen Wirtschaftsunion fallen nicht unter diese Regelung. Dazu zählen Armenien, Belarus, Kirgisistan und Russland.

    Auch staatliche Einrichtungen sowie Vertretungen oder Filialen ausländischer Firmen mit bis zu 30 Beschäftigten sind von der Pflicht ausgenommen, Arbeitsgenehmigungen für ausländisches Personal Arbeitsgenehmigungen zu beantragen. Darüber hinaus benötigen auch kleine Unternehmen mit jahresdurchschnittlich maximal 100 Beschäftigten keine Arbeitsgenehmigungen.

    Nur eingeschränkte Freizügigkeit hinsichtlich des Einsatzortes

    Eine Arbeitsgenehmigung für ausländische Arbeitskräfte lässt keine landesweiten Einsätze zu. Sie ist jeweils an eines der 17 kasachischen Gebiete oder an eine der drei Städte mit republikanischem Status (Astana, Almaty, Schymkent) gebunden. Es ist jedoch möglich, ausländische Beschäftigte für bis zu 90 Tage pro Jahr an Einsatzorte in einer anderen administrativen Verwaltungseinheit abzuordnen.

    Kosten für Arbeitsgenehmigung sind nach Branchen und Stellenkategorie gestaffelt

    Als Berechnungsgrundlage dient der sogenannte monatliche Berechnungsindex (MRP). Für 2025 macht der MRP 3.932 Tenge (umgerechnet 8,38 US$; amtlicher Durchschnittskurs der kasachischen Zentralbank 2024: 1 US$ = 469,44 Tenge) aus.

    Nach der aktuellen Gebührentabelle der kasachischen Regierung liegen die Kosten für eine einjährige Arbeitsgenehmigung (Erstantrag und Verlängerung) bei umgerechnet zwischen 1.148 und 2.095 US$. Für Spitzenpersonal (Führungskräfte der Kategorie 1) sind Arbeitsgenehmigungen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren vorgesehen.

    Von Yevgeniya Rozhyna, Viktor Ebel

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