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Personalsuche und Personalmanagement
Unternehmen spüren den Fachkräftemangel stärker als in früheren Jahren. Sie steuern mit dem Einsatz von Personalvermittlungen und internen Qualifizierungen gegen diesen Trend an.
03.09.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Die Mehrheit der Arbeitgeber in Portugal befindet sich auf der Suche nach neuen Arbeitskräften und möchte diese längerfristig an sich binden. Wie im Vorjahr wollen 82 Prozent der von der Personalberatung Hays befragten circa 900 Unternehmen im Jahr 2025 neues Personal einstellen. Sie planen in drei Viertel der Fälle mit Festanstellungen. Die gefragtesten Profile beziehen sich auf Vertriebspersonal, Ingenieurwissenschaften und Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Die Umfrage hatte Hays im November 2024 durchgeführt.
Mit internen Umschulungen und Personaldienstleistern gegen den Fachkräftemangel
Den Schwierigkeiten bei der Personalsuche begegnen Arbeitgeber mit unterschiedlichen Maßnahmen. Zum Teil behelfen sie sich damit, ihre bestehende Belegschaft umzuschulen oder weiter zu qualifizieren. Zudem weiten Unternehmen den internationalen Fokus ihrer Suche aus und schalten vermehrt Personaldienstleister für die Rekrutierung ein. Von diesen bieten einige auch jährlich aktualisierte Lohn- und Gehaltsstudien an, so etwa Hays, Mercer, oder Page Personnel. Auf Zeitarbeitsverträge spezialisierte Firmen sind zum Beispiel Manpower Group, RHmais und Randstad Portugal.
Es gibt eine Vielzahl von Personalberatungsfirmen, sogenannte Consultorias de Recursos Humanos. Unternehmen, die portugiesische oder deutsche Führungs- und Fachkräfte für Aufgaben in Portugal suchen, finden auch in der Deutsch-Portugiesischen Industrie- und Handelskammer (AHK Portugal) einen erfahrenen Ansprechpartner. Zu den Mitgliedern der AHK Portugal gehören zudem mehrere Personalvermittlungsfirmen.
Von staatlicher Seite ist das Institut für Beschäftigung und Berufsbildung IEFP landesweit mit seinen Zentren für die Vermittlung von Arbeitskräften zuständig. Das dazugehörige Portal net empregos veröffentlicht Stellenangebote. Auch zahlreiche Unternehmen weisen auf ihren Internetseiten auf Stellenangebote hin. Die Suche über Jobportale wie Emprego ist verbreitet.
Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen erfordern passendes Fachpersonal
"Grüne" Jobs sind in Portugal vor allem ein Thema in der Industrie und der Energiewirtschaft. Die Bedeutung solcher Profile dürfte zunehmen, um die Unternehmensziele im Bereich Nachhaltigkeit in diesen Branchen zu erreichen.
Am stärksten trifft das auf Industrieunternehmen, aber auch auf Energiekonzerne und Versorgungsunternehmen zu. In den Sektoren IKT und Handel schlägt sich die Bedeutung der Green Economy weniger deutlich nieder.
Künstliche Intelligenz verändert Tätigkeiten, aber weniger die Anzahl der Arbeitsplätze
Der Trend zu generativer künstlicher Intelligenz (KI) erfasst viele Aufgaben in portugiesischen Unternehmen. Für Arbeitskräfte verlagern sich Tätigkeiten von Routineaufgaben zur kritischen Prüfung von KI-generierten Ergebnissen und der Lösung komplexer Probleme. 60 Prozent der von Hays befragten Unternehmen sagen, dass sie ihren Mitarbeitenden bereits Schulungen und Unterstützung für den Einsatz von KI anbieten. Sie erhoffen sich dadurch in 63 Prozent der Fälle eine höhere Produktivität und Effizienz. Zudem setzen 47 Prozent auf mehr Kreativität und Ideenfindung durch KI.
Bei den befragten Fachkräften machen sich drei Viertel keine oder wenig Sorgen vor den Auswirkungen der KI-Anwendungen auf ihren Job. Auf der anderen Seite geben 21 Prozent von ihnen an, bis Ende 2025 ihren Beruf oder ihr Fachgebiet wechseln zu wollen, als Reaktion auf die Entwicklungen im KI-Bereich.
Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und niedrige Gehälter
Für Unzufriedenheit bei Beschäftigten sorgen vor allem fehlende Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Höhe der Gehälter und Leistungsprämien. Mit Blick auf das Trendthema mentale Gesundheit beklagt die Arbeitnehmerschaft am häufigsten ein allgemein hohes Stresslevel, eine geringe Unterstützung durch das Unternehmen sowie zu viele Arbeitsstunden.
Aus Sicht des Personals summieren sich einzelne Negativfaktoren häufig auf einem hohen Niveau. So äußerten 68 Prozent der Beschäftigten Interesse an einem Jobwechsel. Dieser Wert hatte allerdings in der letzten Hays-Umfrage noch 77 Prozent betragen. Eine tatsächliche berufliche Veränderung in den letzten zwölf Monaten realisierten 29 Prozent der Beschäftigten. Dabei handelte es sich in 68 Prozent der Fälle um einen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber, bei 19 Prozent um eine Veränderung innerhalb des Unternehmens und bei 13 Prozent um einen vollständigen Berufswechsel.
Das Wissen um die Schwachpunkte des Arbeitsmarkts können Unternehmen jedoch in eigene Stärken ummünzen. Wenn sie Entwicklungsperspektiven aufzeigen und Leistung honorieren, können sie sich positiv von Wettbewerbern absetzen. Anstrengungen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung schlagen sich positiv im Engagement der Angestellten sowie in ihrer Loyalität, Leistungsbereitschaft und Produktivität nieder.
Bei geeigneten Tätigkeiten kann auch das Homeoffice ein Faktor für Zufriedenheit sein. Unter den von Hays befragten Unternehmen bieten 43 Prozent das mobile Arbeiten an. Meistens bedeutet das ein hybrides Modell mit jeweils zwei bis drei Tagen Präsenz beziehungsweise Homeoffice. Angebot und Nachfrage treffen in diesem Punkt gut zusammen. Für Berufstätige stellt das Homeoffice in 52 Prozent der Fälle einen Pluspunkt dar.