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Personalsuche und Personalmanagement
Unternehmen spüren den Fachkräftemangel stärker als in früheren Jahren. Sie steuern mit dem Einsatz von Personalvermittlungen und internen Qualifizierungen gegen diesen Trend an.
18.09.2024
Von Oliver Idem | Madrid
Die Mehrheit der Arbeitgeber in Portugal befindet sich auf der Suche nach neuen Arbeitskräften und möchte diese längerfristig an sich binden. Wie im Vorjahr wollen 82 Prozent der von der Personalberatung Hays befragten Unternehmen neues Personal einstellen. Knapp drei Viertel von ihnen bieten Festanstellungen an. Die gefragtesten Profile beziehen sich auf Kaufleute und Ingenieure. Diese werden 2024 noch stärker gesucht als im Vorjahr. Die Nachfrage nach IT-Kräften bleibt ebenfalls auf einem hohen Niveau.
Manchmal passen schlichtweg Angebot und Nachfrage nicht zusammen. Unternehmen berichten zwar insgesamt von einer wachsenden Zahl an Bewerbungen, viele Kandidaten seien allerdings weniger geeignet. Im Jahr 2022 gaben 37 Prozent der Befragten Arbeitgeber an, von Fachkräftemangel betroffen zu sein. Nur ein Jahr später waren es bereits 56 Prozent.
Interne Umschulungen und Personaldienstleister als Mittel gegen Fachkräftemangel
Den Schwierigkeiten bei der Personalsuche begegnen Arbeitgeber mit unterschiedlichen Gegenmaßnahmen. Zum Teil behelfen sie sich damit, ihre bestehende Belegschaft umzuschulen oder weiter zu qualifizieren. Zudem schalten Unternehmen vermehrt Personaldienstleister für die Rekrutierung ein oder weiten den internationalen Fokus ihrer Suche aus.
Wer qualifiziertes Personal sucht, schaltet häufig private Personaldienstleister ein, von denen einige auch jährlich aktualisierte Lohn- und Gehaltsstudien anbieten (etwa Hays, Mercer, Page Personnel). Auf Zeitarbeitsverträge spezialisierte Firmen sind zum Beispiel Manpower Group, RHmais und Randstad Portugal.
Es gibt eine Vielzahl von Personalberatungsfirmen, sogenannte Consultorias de Recursos Humanos. Unternehmen, die portugiesische oder deutsche Führungs- und Fachkräfte für Aufgaben in Portugal suchen, finden auch in der Deutsch-Portugiesischen Industrie- und Handelskammer einen erfahrenen Ansprechpartner. Zu den Mitgliedern der AHK Portugal gehören zudem mehrere Personalvermittlungsfirmen.
Von staatlicher Seite ist das Institut für Beschäftigung und Berufsbildung IEFP landesweit mit seinen Zentren für die Vermittlung von Arbeitskräften zuständig. Das dazugehörige Portal net empregos veröffentlicht Stellenangebote. Auch zahlreiche Unternehmen weisen auf ihren Internetseiten auf Stellenangebote hin. Die Suche über Jobportale wie Emprego ist verbreitet.
Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen erfordern passendes Fachpersonal
"Grüne" Jobs sind in Portugal vor allem ein Thema in der Industrie und der Energiewirtschaft. Die Bedeutung solcher Profile dürfte zunehmen, um die Unternehmensziele in diesen Branchen zu erreichen.
Am stärksten trifft das auf Industrieunternehmen, aber auch auf Energiekonzerne und Versorgungsunternehmen, zu. In den Sektoren IT und Handel schlägt sich die Bedeutung der Green Economy weniger deutlich nieder.
Künstliche Intelligenz verändert Tätigkeiten, aber weniger die Anzahl der Arbeitsplätze
Der Trend zu generativer künstlicher Intelligenz (KI) erfasst viele Aufgaben in portugiesischen Unternehmen. Für Arbeitskräfte verlagern sich Tätigkeiten von Routineaufgaben zur kritischen Prüfung von KI-generierten Ergebnissen und der Lösung komplexer Probleme.
Von den rund 800 von Hays Befragten rechnet eine deutliche Mehrheit mit einer besseren Produktivität und Effizienz. Zudem setzen 43 Prozent auf mehr Kreativität und Ideenfindung durch KI. Für knapp ein Drittel stellt die Reduzierung menschlicher Fehler einen wesentlichen Pluspunkt dar.
Bei allem Wandel rechnen vier Fünftel der Befragten auf der Unternehmensseite nicht damit, dass Künstliche Intelligenz zu wesentlichen Veränderungen bei der Anzahl der Arbeitsplätze führen wird. Momentan geht die große Mehrheit der Unternehmen weder von einem Jobmotor KI noch von einem erheblichen Abbau von Arbeitsplätzen aus.
Als größte Hemmnisse gelten bei den befragten portugiesischen Unternehmen Sicherheitsrisiken und fehlende Ausbildung der Beschäftigten für den Umgang mit generativer KI. Zudem spielen konkret Sorgen um geistiges Eigentum und allgemeiner ethische und rechtliche Bedenken eine wesentliche Rolle.
Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und niedrige Gehälter
Für Unzufriedenheit bei Beschäftigten sorgen vor allem fehlende Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Höhe der Gehälter und Leistungsprämien. Mit Blick auf das Trendthema mentale Gesundheit beklagen Arbeitnehmer am häufigsten ein allgemein hohes Stresslevel, eine geringe Unterstützung durch das Unternehmen sowie zu viele Arbeitsstunden.
Aus der Sicht des Personals summieren sich einzelne Negativfaktoren häufig auf einem hohen Niveau. Die Jobwechselbereitschaft legte 2024 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozentpunkte auf 77 Prozent zu. Damit wurde kein Rekordwert erreicht, jedoch fällt die Zunahme außergewöhnlich hoch aus.
Das Wissen um die Schwachpunkte des Arbeitsmarkts können Unternehmen jedoch in eigene Stärken ummünzen. Wenn sie Entwicklungsperspektiven aufzeigen und Leistung honorieren, können sie sich positiv von Wettbewerbern absetzen. Anstrengungen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung schlagen sich positiv im Engagement der Angestellten sowie in ihrer Loyalität, Leistungsbereitschaft und Produktivität nieder.
Bei geeigneten Tätigkeiten kann auch das Homeoffice ein Faktor für Zufriedenheit sein. Unter den von Hays befragten Unternehmen bieten 46 Prozent das mobile Arbeiten an. Meistens bedeutet das ein hybrides Modell mit jeweils 2 bis 3 Tagen Präsenz beziehungsweise Heimarbeit.
Angebot und Nachfrage treffen in diesem Punkt gut zusammen. Für Berufstätige stellt das Homeoffice einen der wichtigsten Pluspunkte von Arbeitgebern dar.
Ein Sechstel der Befragten hat bereits einen Umzug aus beruflichen Gründen umgesetzt, wobei die Bindung an den alten Wohnort stark bleibt. Wenn sich die Möglichkeit ergäbe, würden 71 Prozent in die Heimatregion zurückkehren.