Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Interview | Kolumbien | Landwirtschaft

"Kolumbiens Landwirtschaft braucht Nachhaltigkeit und Innovation"

Deutsche Firmen können Kolumbien beim Aufbau einer produktiven Landwirtschaft unterstützen. Was sie beim Markteintritt beachten müssen, erklärt María Monroy von Bayer Crop Science.

Von Janosch Siepen | Bogotá

María Elisa Monroy, Bayer Crop Science, Bogotá Dies ist ein eingebettetes Bild | © @IVANFOTOGRAFIA

María Elisa Monroy ist Vertriebsleiterin für die Andenregion, Zentralamerika und die Karibik bei Bayer Crop Science in Kolumbien. Bayer arbeitet in Kolumbien an Landwirtschaft 4.0, Softwarelösungen für Landwirte und betreibt seit 45 Jahren ein Forschungszentrum für Agrartechnologie in der Nähe von Cali. Hier forscht das Unternehmen unter anderem an Pflanzenschutz und leistungsfähigerem Maissaatgut.

Frau Monroy, mit welchen Technologien können deutsche Unternehmen in Kolumbien punkten?

Die kolumbianische Landwirtschaft muss produktiver, nachhaltiger und innovativer werden. Bei Bayer stellen wir beispielsweise eine E-Commerce-Plattform zur Verfügung, die kolumbianische Landwirte mit Lieferanten und Händlern verbindet. Wir haben eine Handy-App entwickelt, die Erzeuger beim Maisanbau mit Fachwissen unterstützt. Zudem bieten wir Onlinekurse an, die Landwirte in besseren landwirtschaftlichen Praktiken schulen. Weitere Bereiche mit Potenzial in Kolumbien sind künstliche Intelligenz und Automatisierung. Dadurch lassen sich die Effizienz und Produktivität verbessern, Ressourcen effektiver nutzen und der Einsatz von Chemikalien in der Produktion reduzieren. In Kolumbien können Unternehmen zudem mit Universitäten, Forschungszentren und Start-ups zusammenarbeiten, um Technologien für die Landwirtschaft zu entwickeln.

Was sollten sie dabei beachten?

Ich empfehle deutschen Firmen, sich mehr mit Kleinbauern zu beschäftigen. Denn Kolumbien ist überwiegend ein Land der Kleinbauern. Deswegen ist es wichtig, Kontakte direkt zu den Erzeugern vor Ort aufzubauen. Erst dadurch können Unternehmen die Besonderheiten und den Bedarf des Agrarmarktes besser verstehen und Lösungen speziell für diesen Markt entwickeln. Das gilt vor allem für den Export und die Vermarktung. Auch die unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten sind zu berücksichtigen. Das geht nur durch gute Beziehungen zu den lokalen Gemeinden. Deutsche Unternehmen sollten sich außerdem für eine nachhaltige Produktion einsetzen und so zum Schutz der Umwelt in Kolumbien beitragen.

"Kolumbien ist ein Land mit subtropischem Klima und Schädlingsbefall an 365 Tagen im Jahr. Dagegen müssen Lösungen her." 

Wie schätzen Sie die Möglichkeiten für ökologische und nachhaltige Landwirtschaft im Land ein?

Nachhaltige, ökologische Landwirtschaft ist in Kolumbien nicht nur grundsätzlich möglich, sondern findet bereits statt. Nehmen wir zum Beispiel ein typisches Exportprodukt des Landes wie Kaffee. Hier gibt es Instrumente und das Wissen, um so ökologisch wie möglich zu produzieren. Unternehmen sollten daher auch weiter darauf setzen. Gleichzeitig ist Kolumbien ein Land mit subtropischem Klima und Schädlingsbefall an 365 Tagen im Jahr. Dagegen müssen Lösungen her. Auch, um die Ernährungssicherheit des Landes zu verbessern. Zudem erzielt die ökologische Landwirtschaft im Schnitt ein Drittel weniger Erträge als die konventionelle. Daher sollten wir über Modelle nachdenken, in denen ökologische und konventionelle Landwirtschaft nebeneinander genutzt werden. 

Auf welche Herausforderungen treffen ausländische Unternehmen in Kolumbien?

Für die vielen Kleinbauern in Kolumbien ist es aufgrund ihres geringen Landbesitzes nicht rentabel, in Landmaschinen zu investieren. Hinzu kommen die oft steilen Hänge, auf denen herkömmliche Traktoren nicht eingesetzt werden können. Zudem ist das Bildungssystem auf dem Land komplex. Die überwiegende Mehrheit der Bildungseinrichtungen bietet nur Vor- oder Grundschulbildung an. Nur 39 Prozent der Einrichtungen bieten eine weiterführende Schulbildung, deutlich weniger als in den Städten. 

Ein weiteres Problem ist der Mangel an Straßen auf dem Land. Auch kommt es immer wieder zu Straßensperrungen wegen starker Regenfälle, zum Beispiel zwischen der Hauptstadt Bogotá und dem Osten des Landes. Dadurch können die Bauern zum Beispiel ihre Ernte nicht einfahren. Aus diesen Gründen ist es für lokale Erzeuger schwierig, bei Grundnahrungsmitteln mit Agrarimporten aus dem Ausland mitzuhalten. Denn diese werden oft in größerem Maßstab und dadurch effizienter produziert oder subventioniert.

Die Landwirtschaft in Kolumbien empfängt bislang nur relativ geringe und ungleichmäßige Investitionen aus dem Ausland. Ausführliche Informationen zum Agrarsektor in Kolumbien finden Sie in unserem entsprechenden Branchenbericht.

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Kontaktadressen

Kontakt

Beschreibung

Ministerio de Agricultura y Desarrollo Rural (Minagricultura)

Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Sociedad de Agricultores de Colombia (SAC)

Kolumbianischer Bauernverband

Instituto Colombiano Agropecuario (ICA)

Kolumbianisches Landwirtschaftsinstitut

Agronet

Informations- und Kommunikationsnetz des Agrarsektors Kolumbiens

Agrosavia

Kolumbianische Gesellschaft für landwirtschaftliche Forschung

FAO en Colombia

Ländervertretung Kolumbiens der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

IICA Colombia

Ländervertretung Kolumbiens des Interamerikanischen Instituts für landwirtschaftliche Kooperation

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