Wirtschaftsausblick | Laos
Wachstumsaussichten in Laos sind für 2025 gedämpft
Laos gehört zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften der Welt. Doch nun drohen Krisenjahre durch Schulden und Währungsverfall. US-Zölle könnten das Land empfindlich treffen.
17.06.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Wirtschaftsentwicklung: Auslandsverschuldung durch teure Infrastrukturprojekte
Mit seinen 8 Millionen Einwohnern hat Laos gerade einmal die Wirtschaftskraft von Bielefeld, etwa 15 Milliarden US-Dollar (US$). Dennoch gehörte das Entwicklungsland laut Statistiken des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Zeitraum von 2000 bis 2024 mit einem durchschnittlichen realen Wirtschaftswachstum von 6,2 Prozent zu den 20 wachstumsstärksten Volkswirtschaften der Welt. Doch die Boomjahre scheinen erst einmal vorüber zu sein: Der IWF rechnet für 2025 nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, 2026 soll es sogar unter die Zwei-Prozent-Marke fallen. Das wären die wachstumsschwächsten Jahre seit mehreren Jahrzehnten jenseits der Coronakrise.
Ein Grund für die gedämpften Zukunftsaussichten ist die hohe öffentliche Verschuldung. Sie hat 2023 die Marke von 100 Prozent der Wirtschaftsleistung überschritten. Etwa 90 Prozent davon sind Auslandsschulden. Knapp ein Drittel der Schulden entfallen auf China. Der große Nachbar hat unter anderem die Schnellbahnverbindung zwischen Vientiane und der chinesischen Grenze mit etwa 200 Kilometer an Tunneln gebaut und finanziert. Die Kosten von 6 Milliarden US$ entsprechen fast dem Dreifachen des laotischen Staatshaushalts. Darüber hinaus baute China die erste Schnellstraße des Landes zwischen der Hauptstadt Vientiane und dem 100 Kilometer nördlich gelegenen Touristenort Vang Vieng.
Hinzu kommen der Bau zahlreicher Wasserkraftwerke im Land. Strom ist das wichtigste Exportgut. Er wird vor allem nach Thailand, aber auch nach China, Vietnam, Kambodscha und im kleinerem Umfang sogar bis nach Singapur exportiert. Experten zufolge soll China erhebliche Teile der Übertragungsnetze besitzen. Die Erzeugungskapazitäten von Wasserkraft liegen bei 10 Gigawatt, das weitere Ausbaupotenzial wird mit 15 Gigawatt veranschlagt.
Die großen Infrastrukturprojekte sind die Grundlage für eine Industrialisierung des Landes, schränken aber die unmittelbaren finanziellen Handlungsspielräume ein. Experten des thailändischen Think Tanks Krungsri Research gehen davon aus, dass Laos seine hohen Auslandsschulden restrukturieren muss.
Laotische Währung stürzt ab
Darüber hinaus leidet Laos unter einer Währungskrise. Der laotische Kip hat zwischen 2021 und 2024 gegenüber dem US-Dollar mehr als die Hälfte seines Werts verloren. Trotz des Wirtschaftswachstums in diesen Jahren schrumpfte die laotische Volkswirtschaft so im Dollar-Maßstab beträchtlich. Insbesondere Rohstoffe werden dadurch teurer. Benzin und Diesel beispielsweise muss das Binnenland per Tanklaster aus Thailand einführen.
Top-Thema: US-Zollpolitik schafft Unsicherheit
Die USA setzen am 2. April 2025 für Waren aus Laos Importzölle in Höhe von 48 Prozent fest. Die Regelung wurde danach für 90 Tage ausgesetzt, dennoch wurde das kommunistische Land am Mekong nach Lesotho und Kambodscha somit mit den weltweit dritthöchsten US-Zöllen belegt.
Die Zölle von US-Präsident Trump fallen so hoch aus, weil Laos nahezu nichts aus den USA importiert, aber dafür viel exportiert. Dabei weisen die USA erst seit 2024 ein größeres Handelsdefizit mit Laos aus. Es beträgt 770 Millionen US$. Die Hälfte der laotischen Exporte in die USA sind Elektronikgüter. Sie kommen aus chinesischen Fabriken, die von Laos aus US-Zölle auf China umgehen. Da Laos den Status eines "Least Developed Country" (LDC) hat, sind die meisten Waren von dort in Industrieländern zollbefreit. Wie groß der laotische Anteil an der Wertschöpfung in den chinesischen Elektronikfabriken ist oder ob mancherorts vielleicht nur aus China importierte Fertigwaren umetikettiert wurden, ist nicht klar.
Laos hat mittlerweile eine jährliche Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung von mehr als 2.000 US$ erreicht und könnte den LDC-Status verlieren. Obwohl der Verlust des Status mit einer Zollpflicht verbunden ist, forciert die laotische Regierung diesen Aufstieg, um den Erfolg ihrer Wirtschaftspolitik aufzuzeigen.
China wichtigster Wirtschaftspartner
Sollten die hohen US-Zölle gezielt auf Waren der chinesischen Lieferkette bestehen bleiben, hätte das erhebliche Konsequenzen für Laos. Das hohe Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte verdankt das Land vor allem chinesischen Investitionen. Zudem ist China neben Thailand Laos' wichtigster Handelspartner. Aus dem Reich der Mitte werden elektronische Vorprodukte und Stahl eingeführt. Laotische Exporte dahin sind Eisenerz, Metallschrott und Düngemittel.
Deutsche Perspektive: Beschaffungsstandort für Bekleidung
Es gibt keine größeren deutschen Unternehmen in Laos und auch der bilaterale Handel ist minimal. Laos stand 2024 auf der deutschen Exportrangliste auf Rang 158 von insgesamt 238 Ländern. Einige Autos und Maschinen "made in Germany" erreichen das Land. Andersherum hat Laos insbesondere 2024 als Sourcing-Standort für Bekleidung und Schuhe eine gewisse Bedeutung erlangt. Das deutsche Handelsdefizit mit Laos betrug 260 Millionen US$.
Es ist unwahrscheinlich, dass Laos in naher Zukunft eine stärkere Rolle für die deutsche oder europäische Wirtschaft spielen wird. Zu den wenigen produzierenden Unternehmen aus Europa gehört ein Joint Venture der dänischen Brauerei Carlsberg. Vereinzelt sind europäische Unternehmen im Bau von Wasserkraftwerken involviert. Das Land bietet jedoch kaum Rechtssicherheit.
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