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Wirtschaftsumfeld | Lateinamerika | Entwicklungszusammenarbeit

EU legt neue Förderpläne für Lateinamerika und die Karibik vor

Die Staatengemeinschaft sieht für den neuen Kooperationszeitraum 3,39 Milliarden Euro vor. Welche Länder und Branchen profitieren und was deutsche Anbieter beachten sollten.

Von Martin Walter | Bonn

Mit ihren neuen Förderplänen investiert die Europäische Union (EU) in Lateinamerika und der Karibik überwiegend in den Umwelt- und Klimaschutz. Somit spiegelt sich der Green Deal der EU auch in den Außenhilfen wider. Die EU unterstützt ihre Partnerländer hauptsächlich dabei, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und sich an den Klimawandel anzupassen.

3,39 Milliarden Euro will die EU von 2021 bis 2027 in der Region ausgeben. Bei der Umsetzung einzelner Programme oder Projekte schreiben die EU und die Durchführungsorganisationen in den Partnerländern Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen international aus. Deutsche Anbieter können sich bewerben und so auf den Märkten in Lateinamerika und der Karibik aktiv werden.

Die Förderung für die Region ist Teil der geografischen Säule des EU-Instruments für Nachbarschaft, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit NDICI (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument), kurz Global Europe genannt.

Länderprogramme fördern ökologische und soziale Entwicklung

Für ihre Partnerländer erstellt die EU Mehrjahresrichtprogramme MIP (Multiannual Indicative Programmes). Bei den meisten MIP gelten die Zusagen erst einmal nur für die ersten vier Jahre, von 2021 bis 2024. Das sind für Lateinamerika und die Karibik insgesamt rund eine Milliarde Euro. Nach einer Evaluierung der Programme wird die EU weitere Mittel für die verbleibenden drei Jahre von 2025 bis 2027 bewilligen. Dazu steht ihr eine weitere Milliarde Euro für die Region zur Verfügung. Schwerpunkte der MIP in Lateinamerika und der Karibik sind Umwelt- und Klimaschutz sowie Wirtschaftsförderung und digitale Modernisierung. Auf diese beiden Bereiche entfallen fast 75 Prozent der Zusagen. Die verbleibenden 25 Prozent sind für die Förderung von guter Regierungsführung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vorgesehen.

In Zentralamerika profitieren Guatemala und Honduras besonders

Die EU fördert Zentralamerika in den ersten vier Jahren mit 424 Millionen Euro. Spitzenreiter sind Guatemala und Honduras mit 141 beziehungsweise 128 Millionen Euro. Weitere Partnerländer in Zentralamerika sind El Salvador und Nicaragua sowie Costa Rica mit einem limitierten MIP. 43 Prozent der Mittel für Zentralamerika fließen in den Umwelt- und Klimaschutz. 34 Prozent sind für Wirtschaftsförderung und digitale Modernisierung vorgesehen.

In Südamerika fördert die EU Umwelt- und Klimaschutz

In Südamerika hat die EU für Kolumbien, Bolivien, Ecuador, Peru und Paraguay jeweils ein MIP beschlossen. Die Zusagen der EU belaufen sich auf 327 Millionen Euro in den ersten vier Jahren. Schwerpunkt der Förderung in Südamerika ist der Umwelt- und Klimaschutz, für den die EU 60 Prozent der Mittel veranschlagt hat. Die Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit fördert die EU mit 30 Prozent.

Karibik erhält Umwelt- und Wirtschaftshilfen

Sieben Länder in der Karibik erhalten über ein MIP insgesamt 313 Millionen Euro an Fördergeldern für 2021 bis 2024. In der Karibik unterstützt die EU mit je 40 Prozent den Umwelt- und Klimaschutz sowie eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Mit den restlichen knapp 20 Prozent fördert die EU die soziale Entwicklung in der Region.

Regionales Förderprogramm für Klimaschutz und digitale Wirtschaft

Eine wichtige Säule der Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik ist das Regionalprogramm, für das 1,28 Milliarden Euro für sieben Jahre zur Verfügung stehen. Alle Länder der Region können von diesen Mitteln profitieren.

Der Großteil hiervon ist für thematische Förderschwerpunkte vorgesehen. Diese sind Umwelt- und Klimaschutz, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und digitale Transformation sowie gute Regierungsführung und Chancengleichheit.

Doch auch für Subregionen und einzelne Länder sind im Regionalprogramm Gelder reserviert. Für die Karibik sieht die EU 208 Millionen Euro vor. Größere Schwellenländer, die kein eigenes Länderprogramm mehr erhalten, bekommen ebenfalls Zusagen aus dem Regionalprogramm. Dazu gehören Brasilien mit 70 Millionen Euro, Mexiko mit 60 Millionen Euro und Argentinien mit 40 Millionen Euro. Weitere Länder, welche aus dem Regionalprogramm unterstützt werden, sind Chile, Uruguay, Costa Rica, Panama und Venezuela. In Chile ist beispielsweise die Förderung zur Erzeugung von grünem Wasserstoff erwähnenswert.

EU fördert nachhaltige Investitionen durch speziellen Fonds

Über 600 Millionen Euro, knapp 20 Prozent der Gesamtsumme, fließen in den European Fund for Sustainable Development (EFSD+). Mit Hilfe des Fonds mobilisiert die EU zusätzliche private Investitionen und vergibt Investitionsgarantien. Investiert werden soll hauptsächlich in klimafreundliche Infrastruktur, erneuerbare Energien, digitale Transformation und Konnektivität, Gesundheitswirtschaft sowie Wasserver- und Abwasserentsorgung. Die Europäische Investitionsbank (EIB) wird einen Großteil der Investitionen und Garantien abwickeln. Andere Banken können sich aber ebenfalls bei diesem Förderinstrument bewerben. Geeignete Maßnahmen sollen vor allem die EU-Delegationen vor Ort identifizieren. Mit den Mitteln unterstützt die EU auch ihre Global Gateway Strategie für den weltweiten Ausbau von Infrastruktur.

Deutsche Anbieter profitieren von Geschäftschancen

Deutschen Anbietern, vor allem von Umwelt- und Klimaschutztechnologie sowie aus der Digitalwirtschaft, bieten sich Geschäftsmöglichkeiten. Sie sind daher gut beraten, auf entsprechende Ausschreibungen der EU zu achten. Interessierte Unternehmen sollten die Strategiedokumente der EU gut kennen. Das Vergabehandbuch PRAG informiert über Vergabeverfahren und Teilnahmekriterien bei EU-Ausschreibungen. Ein Netzwerk zu lokalen Partnerunternehmen und zu den EU-Delegationen aufzubauen, ist ebenfalls hilfreich, um mit der EU ins Geschäft zu kommen.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über EU-finanzierte Ausschreibungen.

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