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Wirtschaftsausblick | Lesotho
Die im Oktober 2022 gewählte Regierung hat bereits in den ersten Wochen Signale gesetzt. Überfällige Reformen könnten nun rasch realisiert werden.
22.12.2022
Von Marcus Knupp | Maseru
Die Wähler in Lesotho haben ihre vorherige Regierung in aller Deutlichkeit abgewählt. Die erst im Frühjahr 2022 gegründete Partei Revolution for Prosperity (RFP) konnte sich auf Anhieb beinahe die Mehrheit der Parlamentssitze sichern. Neuer Ministerpräsident ist der Unternehmer Sam Matekane. Eine der ersten Maßnahmen der neuen Administration war die drastische Verkleinerung des Kabinetts und damit einhergehend ein neuer Zuschnitt der Ressorts.
Die Stimmung im Land ist optimistisch. Kann der derzeitige Schwung aufrecht gehalten werden, könnten lang aufgeschobene Reformen nun zügig umgesetzt werden. Lesotho hat von der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) bereits 2016 die Auflage erhalten, eine Reihe sozialer und politischer Anpassungen vorzunehmen. Dies ist auch deshalb von Bedeutung, weil das Land andernfalls die Vorteile des African Growth and Opportunity Act (AGOA) verlieren könnte. Das Abkommen ermöglicht den zollfreien Zugang zum US-Markt und ist daher von zentraler Bedeutung für die den Export dominierende Textilbranche. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist wichtig, um die Abhängigkeit von einigen wenigen Wirtschaftszweigen zu verringern und die Rolle des Privatsektors zu stärken.
Für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 2023 geht der Internationale Währungsfonds (IWF) von moderaten 1,6 Prozent aus; die Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert 1,7 Prozent. Etwas optimistischer ist die Weltbank, die 2,3 Prozent reales Wachstum erwartet. Für das laufende Jahr 2022 liegen die Schätzungen bei Werten zwischen 2,0 und 2,6 Prozent. Das reale Wachstum in der Landeswährung war 2021 mit 1,6 Prozent niedriger als nach der Umrechnung in US-Dollar, wie es in internationalen Aufstellungen zu finden ist. Grund war ein Wertzuwachs der Landeswährung Maloti.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 2,11 | 2,35 | 4.224 |
BIP pro Kopf (US$) | 1.028,4 | 1.084,9 | 50.771 |
Bevölkerung (Mio.) | 2,1 | 2,2 | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = ... Maloti) | 16,49 | 14,92 | - |
Mit der Auftragsvergabe für den Polihali-Staudamm im Herbst 2022 geht die Umsetzung des Lesotho Highlands Water Project (LHWP II) in die entscheidende zweite Phase. Das Projekt wird neue Investoren locken und die Baukonjunktur beflügeln. Mit der Umsetzung verbessern sich die Voraussetzungen für Bewässerungsprojekte in der Landwirtschaft. Weitere Investitionen sind beim Anbau und bei den ersten Verarbeitungsschritten von medizinischem Cannabis geplant.
Der Spielraum für öffentliche Investitionen ist aufgrund zurückgehender Einnahmen begrenzt. Wichtigste Quelle sind die Einnahmen aus Überweisungen im Rahmen der Zollunion des südlichen Afrika (SACU), die jedoch das Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht haben. Die Weltbank rechnet für das Jahr 2022 mit einem Haushaltsdefizit von 7,7 Prozent des BIP. Im Zuge konjunktureller Erholung könnte es derselben Quelle zufolge im Folgejahr auf 4,8 Prozent sinken.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Lesotho Highlands Water Project (LHWP) II, Polihali Staudamm und Transfertunnel | 435 (Damm) + 521 (Transfertunnel) | Vergabe im November 2022 erfolgt; Bauarbeiten 2022 bis 2028 | Lesotho Highlands Development Authority (LHDA); Dammbau an SUN Joint Venture aus Sinohydro (China), Unik Civil Engineering (Südafrika) und Nthane Brothers (Lesotho); Tunnel-Auftrag an Yellow River Company, Sinohydro (beide China) und Unik Civil Engineering (Südafrika) |
Lesotho Lowlands Water Development Project (LLWDP) II | 85,8 | laufende Ausschreibungen für Teilaufträge; Arbeiten 2021-2024 | |
Grenzüberschreitendes Wassermanagement in der SADC; Integrated Catchment Management (ICM) in Lesotho | 29,3* | Aufbau von Institutionen | |
Special Economic Zone Mafeteng (SEZ) | 0,58 | Planung | Zunächst Initial Project Preparation; Koordination durch Lesotho National Development Corporation (LNDC) |
Schwimmendes Solarkraftwerk auf Mohale-Stausee | k.A. | Planung | |
Geflügelzucht und -verarbeitung bei Maseru | k.A. | Planung | |
Privatschule | k.A. | Idee | |
Solaranlage 2 MW für Pioneer Mall, Maseru | k.A. | Planung |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Lesotho, Rubrik „Ausschreibungen“ und „Entwicklungsprojekte“.
Ein geringes Pro-Kopf-Einkommen und eine sehr ungleiche Verteilung der Einkommen setzen dem Konsum als konjunkturellem Faktor enge Grenzen. Der öffentliche Dienst ist der größte formale Arbeitgeber. Der tendenzielle Rückgang der Beschäftigung in der Textilindustrie während der Coronakrise hat das Einkommen vieler Haushalte verringert. Das gleiche gilt für zurückgehende Überweisungen von Basotho, die in Südafrika arbeiten. Aufgrund einer langsamen Erholung auf dem Arbeitsmarkt und vorübergehend eingeführten Preisstützen rechnet die Weltbank jedoch mit einer Zunahme der privaten Konsumausgaben um 3,6 Prozent für das Jahr 2022.
Die Inflationsrate liegt 2022 Schätzungen der EIU zufolge bei knapp 9 Prozent, beschleunigt durch höhere Preise für Nahrungsmittel und Treibstoffe. Für die kommenden Jahre erwarten die Konjunkturforscher Werte zwischen 6 und 7 Prozent. Stark beeinflusst wird die Preisentwicklung von den Entwicklungen auf dem südafrikanischen Markt, da die begrenzte Produktion von Konsumgütern in Lesotho die Nachfrage nicht befriedigen kann. Die Landeswährung Maloti ist zudem fest an den südafrikanischen Rand gekoppelt.
Der Außenhandel Lesothos ist stark auf wenige Produktgruppen und eine geringe Zahl von Handelspartnern konzentriert. Im Jahr 2021 haben sich Importe wie Exporte deutlich erholt. Daten der Central Bank of Lesotho für das 1. Quartal zufolge setzt sich der positive Trend 2022 fort. Die Einfuhren stiegen gegenüber der Vorjahresperiode um 13,3 Prozent. Bei den Exporten betrug die Steigerung sogar 24,4 Prozent. Den größten Beitrag zum Wachstum lieferten hier abermals Diamanten.
Die Einfuhr verteilt sich relativ gleichmäßig auf eine größere Zahl von Warengruppen, darunter essentielle Produkte wie Nahrungsmittel und Treibstoffe. Wichtigstes Lieferland war 2021 mit einem Anteil von 78,4 Prozent Südafrika. Es folgen die VR China (9,3 Prozent) und Taiwan (6,1 Prozent), die vor allem Vorprodukte für die Textilindustrie liefern.
Lesothos Exporte basieren zu wesentlichen Teilen auf drei Warengruppen: Textilien und Bekleidung machen fast die Hälfte des Ausfuhrwertes aus, etwa ein Viertel entfällt auf Diamanten, gefolgt von Wasser. Die wichtigsten Zielländer im Jahr 2021 waren Südafrika mit einem Anteil von 46,8 Prozent, gefolgt von den USA (31,1 Prozent) und Belgien (18,4 Prozent).
2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 | |
---|---|---|---|
Importe | 1.583 | 1.827 | 15,4 |
Exporte | 777 | 1.012 | 30,3 |
Eine Analyse der Stärken und Schwächen des Standortes Lesotho bietet die SWOT-Analyse.