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Madagaskars Bausektor hofft auf mehr Infrastrukturprojekte

Die Aussichten für den Bausektor bleiben vorerst mäßig. Dennoch bestehen für deutsche Unternehmen Liefermöglichkeiten.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Der madagassische Bausektor ist im internationalen Vergleich klein, bietet indes verschiedene Möglichkeiten für deutsche Unternehmen. Diese umfassen Ingenieur- und Architekturdienstleistungen sowie die Zulieferung verschiedener Produkte. Interessant sind Bauprojekte von privater Seite, bei denen auf gute Qualität geachtet wird, zum Beispiel hochwertige Bürogebäude oder von westlichen Gebern finanzierte Infrastrukturmaßnahmen.

Politische Stabilität dürfte Geber zu mehr Engagement ermuntern

Angesichts der mittelprächtigen Konjunkturaussichten erwartet die Baubranche in Madagaskar vorerst keine Auftragsflut. Den potenziellen Investoren, ob privat oder staatlich, fehlt aktuell das Geld. Noch immer spürt Madagaskars Wirtschaft die Auswirkungen der Pandemie, in der die Insel lange Zeit komplett abgeschottet war.

Für Ende 2023 sind Präsidentschaftswahlen geplant. Sollte die politische Situation weiterhin stabil bleiben, dann könnten die internationale Gebergemeinschaft geneigt sein, sich verstärkt bei Infrastrukturmaßnahmen in Madagaskar zu beteiligen. Von diesen würde der Bausektor in hohem Maße profitieren. Mittelfristig ist der Bedarf an Infrastruktur groß. Dafür wird alleine die jährlich um etwa 700.000 Menschen anwachsende Bevölkerung sorgen. Allein in der schnell wachsenden Hauptstadt Antananarivo ist die existierende Infrastruktur völlig veraltet und muss dringend erneuert und erweitert werden.

Insbesondere wenn das Geld von westlichen Gebern, wie der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) und der Europäischen Investitionsbank (EIB) kommt, bestehen für deutsche Unternehmen gute Beteiligungsmöglichkeiten. In kommerziell interessanten Infrastrukturbereichen wie der Strom- und Wassererzeugung öffnet sich Madagaskar für private Investoren im Rahmen von Public-private-Partnerships (PPP). Bislang ist der Staat der größte Auftraggeber im Straßenbau, Energie- und Wassersektor sowie im sozialen Wohnungsbau.

Auch Bergbau könnte Baufirmen Aufträge verschaffen

Auch der Bergbau ist potenziell ein wichtiger Auftraggeber für den madagassischen Bausektor. Das Land verfügt über reiche Mineralienvorkommen. Gerade heute, wo die Weltmarktpreise für Rohstoffe hoch sind, wäre der Abbau auch kommerziell interessant. Größere existierende Minen sind die Ambatovy-Nickel-Mine sowie die Ilmenitmine von QIT Madagascar Minerals (QMM). Beide Minen benötigen immer wieder neue Lkw, Maschinen, Werkzeuge und anderes Inputmaterial.

Ausgewählte Großprojekte in Madagaskar

Projektbezeichnung

Investitionssumme

Projektstand 

Anmerkung/Ansprechpartner 

Autoroute Antananarivo-Toamasina (RN2)

924 Mio. US$

Geplant; Ende 2022 unterzeichnete die madagassische Regierung mit der ägyptischen Baufirma BTP Samcrete ein Memorandum of Understanding

Ministère des Travaux Publics

Sahofika Wasserkraftwerk (200 Megawatt)

895 Mio. US$

Geplant; ein Stromabnahmevertrag mit der madagassischen Regierung wurde 2021 unterzeichnet

Konsortium: Nouvelle Energie Hydroélectrique de l’Onive (NEHO) mit Anteilseignern Eranove, Eiffage (beide Frankreich) und Themis (Marokko)

Toamasina Port Development

411 Mio. US$

Im Bau; Fertigstellung geplant bis 2026

Société du Port à Gestion Autonome de Toamasina (SPAT)

Volobe Wasserkraftwerk IPP (120 Megawatt)

300 Mio. Euro

Geplant; angestrebter Baubeginn ist 2023

Konsortium: Compagnie Générale d’Hydroélectricité de Volobe (CGHV) mit Anteilseignern Axian Group, SN Power (Norwegen), Africa50 und Colas (Frankreich)

National Water Project (Antananarivo, Antsiranana, Mahajanga, Antsirabe, Fianarantsoa, Manakara)

220 Mio. US$

Finanzierung wurde von der Weltbank 2022 bewilligt

JIRAMA, Ministère Eau, Assainissement et Hygiene (MEAH)

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2023

Im Zuliefergeschäft bekommen Franzosen internationale Konkurrenz

Deutsche Baufirmen sind in Madagaskar nicht präsent, hingegen sind Ingenieurdienstleister vereinzelt an staatlichen Projekten in Madagaskar beteiligt. Neben Beratungsdienstleistungen bestehen auch diverse Zuliefermöglichkeiten. Hierzu zählen neben Baumaschinen, Werkzeugen, Baustoffen und -chemikalien auch Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen sowie Elektronik.

Nachdem lange französische Produkte dominierten, berichten Marktkenner von einer Internationalisierung. Insbesondere bei hochwertigen Gebäuden wie zum Beispiel Büros verfügen deutsche Produkte über Chancen. In Madagaskar gibt es professionelle Baumärkte wie die französische Mr. Bricolage und ABC Bricorama, die man als Vertriebsplattform für eine breite Produktpalette nutzen kann.

Für eine eigene Niederlassung deutscher Zulieferer dürfte der madagassische Markt noch zu klein sein. Der gängige Weg einer Marktbetreuung verläuft daher über Vertriebspartner in Frankreich, welche häufig auf der französischen Überseeinsel Réunion eine Filiale betreiben und von dort aus Madagaskar bedienen. Der Nachteil dieser Variante sind die hohen Endpreise.

Südafrika bietet sich als Vertriebsbasis an

Alternativ kann Johannesburg (Südafrika) als Vertriebskanal dienen. Dort sind die meisten deutschen Unternehmen präsent. Vorteilhaft sind die direkten Flugverbindungen zwischen Johannesburg und Antananarivo sowie die Mitgliedschaft beider Länder in der Southern African Development Community (SADC), innerhalb der niedrige Zölle gelten. Einziger Nachteil dürfte die Sprachbarriere sein, denn französische Sprachkenntnisse sind im anglofonen Südafrika eher rar gesät, in Madagaskar aber notwendig.

Führende Vertriebspartner für Baumaschinen in Madagaskar

Händler

Baumaschinenhersteller

Sitz des Händlers

ID Motors

Bomag

Antananarivo

Henri Fraise Fils & Cie.

Caterpillar

Antananarivo

Triumph International

Bell

Antananarivo

Société de Batiment et Travaux (Sobatra)

Doosan, Bobcat, Haulotte, Linde

Antananarivo

Materauto

Volvo

Antananarivo

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2023

Französische Baufirmen dominieren immer noch

Die größten Bauunternehmen in Madagaskar sind Colas (französisch) und SCB (madagassisch). Darüber hinaus sind die großen französischen Baufirmen Eiffage und Sogea-Satom bei Infrastrukturprojekten (Brücken, Staudämme) aktiv. Sie verfügen über einen hohen Professionalisierungsgrad, auch weil sie auf einen Pool von international tätigen Ingenieuren zugreifen können.

Darüber hinaus kommen Baufirmen aus weiteren Ländern im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit nach Madagaskar. Zum Beispiel ein japanisches Konsortium, welches den von der japanischen Regierung finanzierten Hafenausbau von Toamasina durchführt. Oder die staatliche China Harbour Engineering Company (CHEC), die im Straßenbau sehr aktiv ist.

Größere in Madagaskar aktive Bauunternehmen (Auswahl)

Bauunternehmen

Spezialisierung

Colas

Hoch- und Tiefbau

Société de Constructions et de Bâtiments (SCB)

Hoch- und Tiefbau

Eiffage

Tiefbau

Sogea-Satom

Tiefbau

Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest 2023

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Südliches Afrika                 

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministère des Travaux Publics (MTP)

Ministerium veröffentlicht die meisten Ausschreibungen im Straßen- und Wohnungsbau

Syndicat des Entrepreneurs du Bâtiment et des Travaux Publics (SEBTP)

Verband der Bauwirtschaft Madagaskars

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