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Branche kompakt | Marokko | Energiewirtschaft

Politische Ziele

Marokko legt ein hohes Ausbautempo zur Erzeugung von Ökostrom vor. Nicht nur Sonne und Wind sind reichlich vorhanden, auch der politische Wille ist da.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Die Energiepolitik der marokkanischen Regierung basiert auf der Nationalen Energiestrategie aus dem Jahr 2015. Dem schloss sich 2021 die Nationale Strategie für grünen Wasserstoff an. Darüber hinaus wurden und werden Energiegesetze und relevante Vorschriften reformiert. Ebenfalls fand eine Umstrukturierung und Modernisierung nachgeordneter staatlicher Institutionen zur Regulierung und Verwaltung der Energiewirtschaft statt. Aktuell leiten sich für die staatlichen Akteure aus der aktuellen Energiepolitik drei grundlegende Handlungsfelder ab.

Energiewirtschaft wird grundlegend modernisiert 

Erstens wird darauf hingearbeitet, die Sicherheit der Energieversorgung zu erhöhen und im Gegenzug die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu verringern. Mit dieser Zielrichtung wird die Stromgenerierung aus den reichlich vorhandenen regenerativen Quellen ausgebaut. Es sollen sogar die materiellen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass überschüssiger Ökostrom und daraus hergestellter grüner Wasserstoff ab 2030 exportiert werden können. 

Um auch private Investitionen verstärkt in die erneuerbare Energiegewinnung zu kanalisieren, sind umfassende Gesetzesreformen notwendig. Nicht zuletzt gehören dazu Regularien, damit unabhängige Erzeuger (Independent Power Producer/IPP) einen vereinfachten Netzanschluss erhalten, aber auch Einspeisevergütungen und Netzdurchleitungstarife, die es so noch nicht gibt.

Das zweite Handlungsfeld bündelt alle regulatorischen und technischen Maßnahmen zum Ausbau von Fotovoltaik und Windenergie. Ursprünglich sollte der Anteil von Wind- und Solarenergie am Strommix im Jahr 2030 bei 52 Prozent liegen. Aktuell zeigt sich die Regierung aber optimistisch, dass dieses Ziel schon 2027 erreicht werden kann, und zwar zu 55 Prozent. 

Das dritte Handlungsfeld dient der weiteren Reduzierung der Treibhausgasemissionen: Im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens hatte sich Marokko zur Senkung des CO2-Ausstoßes um 42 Prozent im Vergleich zu 2010 verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Regierung mehrere Programme beschlossen, darunter Zuschüsse zur Beschaffung energieeffizienter Geräte und Anlagen. Zusätzlich hat sie strengere Energiestandards für Gebäude erlassen.

Grüner Wasserstoff als fester Bestandteil der Energiestrategie

Aufgrund des hohen Potenzials für den Ausbau der Erneuerbaren, und auch wegen der vorteilhaften Brückenfunktion zwischen Europa und Afrika, strebt Marokko eine regionale Führungsrolle bei der Erzeugung, beim Verbrauch und beim Export von grünem Wasserstoff und Ammoniak an. Die 2021 verabschiedete Nationale Strategie für grünen Wasserstoff stellte dafür einen Zeitplan bis 2050 auf.

In der ersten Phase bis 2030 liegt der Schwerpunkt sowohl beim Aufbau von Erzeuger- und Exportkapazitäten als auch bei der Verwendung grünen Wasserstoffs in der Industrie. In der zweiten Phase von 2030 bis 2040 soll die Stabilität der nationalen Stromnetze durch den Einsatz von grünem Wasserstoff als Energiespeicher erhöht werden. Ebenfalls soll Wasserstoff im öffentlichen und im Schwerlastverkehr als Treibstoff nutzbar sein. In der dritten Phase ab 2040 sieht die Strategie weitere Exportsteigerungen sowie eine noch stärkere Nutzung von Wasserstoff in der Wärmeerzeugung, im Schienen-, See-, Luft- und Straßenverkehr vor. 

Widergespiegelt in Zahlen sieht die Strategie bis 2030 den Aufbau von 14,6 Gigawatt an Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energiegewinnung vor, die zur Wasserstoffelektrolyse zur Verfügung stehen. In der Endphase, 2050, sollen diese Kapazitäten sogar schon bei 131,5 Gigawatt liegen. Der damit in Verbindung stehende Investitionsbedarf wird bis 2050 mit 100 Milliarden US-Dollar veranschlagt.  

Federführend bei der Umsetzung der nationalen Energie- und Wasserstoffpolitik ist das Ministerium für Energietransition und nachhaltige Entwicklung. Das Ministerium kooperiert projektbezogen mit ausländischen Geberinstitutionen, darunter mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Beide deutsche Institutionen verfügen in Rabat über eigene Vertretungen.

 

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