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Wirtschaftsumfeld | Tschechische Republik | Infrastruktur & Gewerbeflächen

Tschechien erschließt neue Industrieparks für Investoren

Mit neuen Industrieparks will Tschechien wieder attraktiver werden für große Investitionsprojekte. Derzeit sind neun Standorte in der Vorbereitung, auch nahe der deutschen Grenze.

Von Gerit Schulze | Prag

Internationale Großinvestoren machten zuletzt eher einen Bogen um die Tschechische Republik. Seit einigen Jahren gibt es nur noch wenig neue Projekte auf der grünen Wiese. Neben den gestiegenen Arbeitskosten hängt das auch mit kaum vorhandenen Flächen zusammen. Bei einer geplanten Batteriefabrik von Volkswagen bei Plzeň sorgten außerdem Anwohnerproteste für Gegenwind.

Schutz der Agrarflächen

Im Mai 2024 novellierte das tschechische Parlament das Gesetz über den Schutz des landwirtschaftlichen Bodenfonds (Nr. 334/1992 Sb.). Das erschwerte die Umwidmung von Agrarflächen für industrielle Zwecke. Ursprünglich war sogar ein striktes Bauverbot für Lagerhallen und Einkaufszentren auf fruchtbarem Boden vorgesehen. Der Passus wurde jedoch abgeschwächt, um strategische Investitionen nicht zu behindern.

Neue Staatsfirma entwickelt Gewerbeflächen

Die tschechische Regierung hat auf die Engpässe bei großen Industrieflächen reagiert und eine staatliche Entwicklungsgesellschaft (Státní investiční a rozvojová společnost, SIRS) gegründet. Sie soll für Investoren große Gewerbeparks vorbereiten, einschließlich der Infrastruktur wie Straßen- und Schienenanbindung, Strom- und Telekommunikationsanschlüsse und einer groben Gestaltung des Geländes.

Konkret arbeitet SIRS zurzeit an drei strategischen Industrieparks: Cheb an der Grenze zu Bayern und Sachsen sowie Dolní Lutyně und Lazy in Mährisch-Schlesien. Laut SIRS stehen in Dolní Lutyně und Cheb die Erstellung der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und die anschließende Projektdokumentation kurz bevor. Am Standort Lazy soll die grundlegende technische Prüfung Anfang 2026 abgeschlossen sein.

Voraussichtlicher Zeitplan für die Inbetriebnahme:

  • Cheb: 2028
  • Dolní Lutyně: 2030
  • Lazy: 2030

Die Parks sind für große, strategische Investoren konzipiert, bieten aber auch Raum für kleinere Unternehmen (Small Business Units), für Forschungseinrichtungen, öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen für Beschäftigte und Anwohner.

SIRS stimmt sich bei der Erschließung mit den umliegenden Gemeinden ab, um eine möglichst hohe Akzeptanz des Projekts zu gewährleisten. Dazu gehört auch ein Abgleich mit den örtlichen Flächennutzungsplänen. "Das soll sicherstellen, das später ausreichend Kapazitäten für die Entwicklung von Wohnraum, Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur bestehen", erklärt Jan Elger, Manager für Außenbeziehungen bei SIRS, im Gespräch mit Germany Trade & Invest.

Produktionsstart innerhalb von zwei Jahren möglich

Nach Elgers Erfahrungen wollen Unternehmen in der Regel zwei bis drei Jahre nach Unterzeichnung der Investitionsvereinbarung mit der Produktion beginnen. Bislang dauert es in Tschechien eher sieben Jahre, bis ein Werk steht. Das will der staatliche Projektentwickler ändern. "Wir schließen alle Untersuchungen und Genehmigungsverfahren für die Gewerbegebiete schon vor der Investitionsvereinbarung ab", erklärt Manager Elger.

Für die Standorte Dolní Lutyně und Cheb gibt es laut SIRS bereits ernsthafte Interessenten. Verbindliche Investitionsverträge wurden jedoch noch nicht unterzeichnet, weshalb keine Namen genannt werden. In tschechischen Medien kursierten Meldungen, dass ein südkoreanischer Batteriehersteller eine Gigafactory in Dolní Lutyně errichten wolle.

Während Cheb und Dolní Lutyně Greenfield-Vorhaben sind, entsteht der Gewerbepark in Lazy auf dem Gelände einer alten Kohlemine. Dort arbeitet SIRS mit dem staatlichen Unternehmen Diamo zusammen, das sich in der Kohle- und Stahlregion um Altlastensanierung kümmert. Solche Brownfield-Nutzungen haben künftig Priorität, um den Flächenverbrauch zu verringern, betont Jan Elger.

Zulieferpark für die Halbleiterbranche

Neben den drei Gewerbeparks in der Planungsphase hat SIRS weitere Standorte im Blick (siehe Karte). Sie liegen vor allem in den drei strukturschwächsten Regionen des Landes: Karlovy Vary, Ústí nad Labem und Mährisch-Schlesien. Bei Ústí nad Labem sollen zwei Industriegebiete für Zulieferer der Halbleiterindustrie entstehen. Hier hofft Tschechien auf die Sogwirkung des nahen Silicon Saxony.

Ein weiteres Brownfield-Gelände im mährisch-schlesischen Stařič könnte für Ansiedlungen aus der Automobilindustrie interessant sein. Es handelt sich ebenfalls um eine alte Kohlemine, die in der Nähe der bestehenden Hyundai-Fabrik in Nošovice liegt. Auch in Mittelböhmen sind zwei Industrieparks geplant. Am ehemaligen Militärflughafen Milovice zum Beispiel könnten sich laut Jan Elger Investoren aus dem Bereich autonomes Fahren ansiedeln.

Die Erschließung der Gewerbeparks kostet viel Geld. Zeitungen berichten, dass allein in den kommenden fünf Jahren über 800 Millionen Euro nötig sind, um drei bis vier Industrieparks vorzubereiten.

Gesetz soll Genehmigungsverfahren beschleunigen

Um schnell voranzukommen, hilft das Gesetz zur beschleunigten Errichtung strategisch bedeutsamer Infrastrukturprojekte (Gesetz 416/2009 Sb.). Es sieht schlankere Genehmigungsverfahren, Enteignungen und schnellere gerichtliche Überprüfungen von Verwaltungsentscheidungen vor. Im Anhang des Gesetzes sind 13 Standorte für Industrieparks gelistet, die Gemeinden in ihre Flächennutzungspläne aufnehmen müssen.

Außerdem hat Tschechiens Industrieministerium mit Dopravní a energetický stavební úřad (DESU) eine neue Baubehörde geschaffen. Sie kümmert sich speziell um Genehmigungs- und Enteignungsverfahren für strategische Vorhaben. Die UVP nehmen nicht die betroffenen Kommunen vor, wie normalerweise üblich, sondern das Umweltministerium. Auch das soll Zeit sparen, weil die Gebietskörperschaften oft mit anderen Prüfverfahren überlastet sind.

Jan Elger ist daher optimistisch, dass es tatsächlich gelingt, die Industrieparks zeitnah für Investoren bereitzustellen. Er betont, dass vor allem Produktion mit hoher Wertschöpfung in den Gewerbegebieten angesiedelt werden soll. Zu den Kernbranchen gehören Elektromobilität, Mikroelektronik, erneuerbare Energien und nachhaltige Produkte sowie die Rüstungswirtschaft.

Investoren können die Industrieflächen später erwerben oder pachten. SIRS bleibt der Verwalter der Grundstücke und kümmert sich um das Funktionieren der Infrastruktur.

Auf der Immobilienmesse Expo Real in München will SIRS im Oktober 2025 die Industrieparks potenziellen Investoren präsentieren. Die aktive Suche nach Investoren übernimmt die staatliche Investitionsagentur CzechInvest.

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