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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Die Regierung Sheinbaum will vor allem den Personenverkehr auf der Schiene ausbauen. Zukünftig soll es möglich sein, mit dem Zug von Mexiko-Stadt bis zur US-Grenze zu fahren.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Der Tiefbau in Mexiko verzeichnet aktuell starke Rückgänge, da die Regierung ihre Investitionen in Infrastrukturprojekte seit der Präsidentschaftswahl Mitte 2024 zurückgefahren hat. Zudem sind inzwischen wichtige Prestigeprojekte der Vorgängerregierung unter López Obrador fertiggestellt.

Tiefbau dürfte sich erholen

Nachdem der Produktionswert im Tiefbau 2024 bereits um 11,5 Prozent gesunken war, rutscht der Sektor derzeit noch stärker ins Minus: Im 1. Halbjahr 2025 sank der Wert um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf rund 6 Milliarden US-Dollar (US$). In den Bereichen Transport sowie Erdöl und Petrochemie halbierte sich der Umsatz sogar, da die Arbeiten an den Megaprojekten Raffinerie Dos Bocas und Zugstrecke Tren Maya weitgehend beendet sind.

Die Flaute im Tiefbau dürfte jedoch nicht lange andauern, da die Regierung Sheinbaum neue Infrastrukturprojekte auf den Weg bringt. Sie setzt den Schwerpunkt auf Zugstrecken für den Personenverkehr sowie auf den Ausbau und die Modernisierung verschiedener Häfen und Flughäfen. Letztere müssen fit gemacht werden für die Besucher der Fußball-Weltmeisterschaft, die 2026 in Nordamerika stattfindet.

Produktionswert im mexikanischen Tiefbau In Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent
 

2023 1)

2024 1)

Veränderung 2024/23 (nominal) 2)

Produktionswert im Tiefbau insgesamt, davon:

19.940

17.076

-11,5

 Transport

11.074

8.126

-24,1

 Erdöl, Petrochemie

4.305

3.982

-4,4

Gebäudestrukturen für den Tiefbau

1.439

1.830

31,4

 Wasser/Abwasser

1.216

1.386

17,8

 Stromversorgung, Telekommunikation

931

975

8,3

 Andere

975

777

-17,7

1 Berechnet mit durchschnittlichen Wechselkursen von 2023 (1 US$ = 17,73 mex$) und 2024 (1 US$ = 18,33 mex$); 2 Veränderung in Landeswährung.Quelle: INEGI (Encuesta Nacional de Empresas Constructoras, ENEC) 2025; Economist Intelligence Unit 2025

Einige Abschnitte bereits im Bau

Neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich in den kommenden Jahren durch die Infrastrukturprojekte des staatlichen Wirtschaftsprogramms Plan México. So sollen bis zum Ende der Amtsperiode von Präsidentin Claudia Sheinbaum im Jahr 2030 Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 3.400 Kilometern für den Personenverkehr entstehen. Nach Schätzung des Informationsdienstleisters BNamericas sind zur Realisierung der Zugprojekte des Plan México Investitionen von rund 58 Milliarden US$ notwendig.

Die beiden Achsen von Mexiko-Stadt über Querétaro bis hin zu den US-Grenzübergängen Nuevo Laredo im Osten sowie Nogales im Westen sind Eckpfeiler des neuen Zugnetzes. Sheinbaum versprach, beide Strecken vor Ende ihrer Amtszeit in Betrieb zu nehmen. Mitte September 2025 begann ein Konsortium um das mexikanische Bauunternehmen ICA Constructora mit dem Bau des nordöstlichen Abschnitts Saltillo - Nuevo Laredo (394 Kilometer).

Auch die rund 100 Kilometer lange Zugverbindung von Mexiko-Stadt über den nördlich der Hauptstadt gelegenen Flughafen AIFA bis hin zur Stadt Pachuca wird bereits gebaut. Dafür setzt die mexikanische Regierung das Verteidigungsministerium Sedena (Secretaría de la Defensa Nacional) ein. Mit einem Teilstück der Strecke zwischen Querétaro und Irapuato (107 Kilometer) wurde im August 2025 das portugiesische Unternehmen Mota-Engil beauftragt, auch hier dürfte der Bau demnächst starten.

Zugprogramm in vier Phasen

In der zweiten Phase sollen die Streckenabschnitte Querétaro - San Luis Potosí (205 Kilometer), Mazatlán - Los Mochis (441 Kilometer) und Irapuato - Guadalajara (310 Kilometer) vergeben werden, so Andrés Lajous, Leiter der Koordinierungsstelle für Züge und öffentlichen Transport (ATTRAPI) auf einer Pressekonferenz im September 2025. Der Baubeginn dieser Abschnitte ist für 2026 geplant.

"Warum haben wir diese Reihenfolge gewählt? Das Ziel ist ganz klar, Nuevo Laredo und Nogales über den Golf von Mexiko und den Pazifik zu erreichen. Unser Ziel ist es, mit dem Ausbau des Schienenverkehrs auf diesen Strecken so schnell wie möglich den Betrieb dort aufzunehmen, wo wir eine Reisenachfrage feststellen", so Lajous gegenüber den Medien.

In einer dritten Phase sollen folgende Streckenabschnitte in Angriff genommen werden: Guaymas - Hermosillo (135 Kilometer), Guadalajara - Tepic (204 Kilometer), San Luis Potosí - Saltillo (444 Kilometer) und Los Mochis - Guaymas (362 Kilometer). In Phase 4 kommen dann die beiden noch fehlenden Abschnitte an der Pazifikküste Hermosillo - Nogales (277 Kilometer) und Tepic - Mazatlán (275 Kilometer) hinzu, so Andrés Lajous von ATTRAPI.

Personenzüge waren in Mexiko bis in die 1990er Jahre im Einsatz, dann zog sich der Staat aus dem defizitären Geschäft zurück und vergab langjährige Konzessionen. Die neuen Betreiber – vor allem die beiden Konzerne Ferromex und Canadian Pacific Kansas City (CPKC) – stellten die verbliebenen Personenzugverbindungen ein und bieten seither ausschließlich Schienengüterverkehr an. Große Abschnitte der geplanten neuen Strecken sollen parallel zu den bestehenden Güterverbindungen verlaufen, wo der Staat über die Wegerechte verfügt.

Flughäfen werden auf Besucherströme vorbereitet

Gemäß dem Plan México sollen bis 2030 landesweit 62 Flughäfen modernisiert und ausgebaut werden. Das Transport- und Kommunikationsministerium SICT beziffert das Volumen der staatlichen Investitionen und der Investitionen des Privatsektors auf 6,6 Milliarden US$.

Die Flughäfen an den drei mexikanischen Austragungsorten der Fußball-WM 2026 haben vorerst Priorität. In Mexiko-Stadt sollen allein 2026 rund 160 Millionen US$ in den baufälligen, internationalen Flughafen Benito Juárez (AICM) fließen. Unter anderem sollen die Gebäudestrukturen verbessert und Klimaanlagen im Terminal 2 installiert werden.

In der nordmexikanischen Industriemetropole Monterrey hat der Betreiber Grupo Aeroportuario Centro Norte (OMA) Ausgaben in Höhe von 400 Millionen US$ für den Ausbau des internationalen Flughafens vorgesehen. OMA gehört inzwischen der französischen Firma VINCI Airports. In Mexikos zweitgrößter Stadt Guadalajara modernisiert Flughafenbetreiber Grupo Aeroportuario del Pacífico (GAP) anlässlich der Fußball-WM das Terminal 1. Auch in Cancún bereitet Betreiber Grupo Aeroportuario del Sureste (Asur) den internationalen Flughafen auf die Touristenströme vor.

Auch Straßennetz erhält Investitionen

Das Straßennetz soll bis 2030 für 18,9 Milliarden US$ verbessert und ausgebaut werden, so BNamericas. Dazu gehört die Instandhaltung von rund 49.000 Kilometern und die Neuasphaltierung von 9.400 Kilometern des Bundesnetzes. Vor allem Regionen, die nicht vom Zugnetz abgedeckt sind, sollen bessere Straßen erhalten. Dies betrifft insbesondere den Süden des Landes, aber auch die Halbinsel Baja California.

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