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Branchen | Mosambik | Bergbau und Rohstoffe

LNG-Projekte nehmen wieder Fahrt auf

Erdgas gilt in Mosambik als Gamechanger. Bewaffnete Konflikte in der Nordregion haben mehrere Großprojekte gestoppt. Nun gehen die Arbeiten weiter.

Von Marcus Knupp | Berlin

Mosambik ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 630 US-Dollar (US$) im Jahr 2023 eines der ärmsten Länder der Welt. Riesige Erdgasvorkommen vor der Küste im Umfang von mindestens 2,8 Billionen Kubikmetern wecken die Hoffnung auf reichlich sprudelnde Exporteinnahmen in den kommenden Jahrzehnten. Vorbilder sind die arabischen Golfstaaten. Die Erfahrungen anderer erdölexportierender Länder zeigen aber auch, wie schwierig es ist, die Einnahmen nachhaltig und entwicklungsfördernd einzusetzen.

Vor den Einnahmen stehen Investitionen

Hinzu kommen Investitionen in die Förder- und Exportinfrastruktur, die mit über 50 Milliarden US$ das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) Mosambiks von circa 21 Milliarden US$ bei weitem übersteigen. Denn die großen Vorkommen im Rovuma-Becken liegen im Meer, rund 50 Kilometer vor der Küste der nördlichsten Provinz Cabo Delgado. Die Wassertiefe beträgt dort 1.500 bis über 2.000 Meter. Die Installation der Förderplattformen ist entsprechend anspruchsvoll.

Für den Export muss das Gas zu LNG (Liquefied Natural Gas) verflüssigt werden, da der Transport über eine Pipeline zu wichtigen Abnehmermärkten in Asien oder Europa nicht in Frage kommt. Hierzu sind weitere große Anlagen an Land geplant. In kleinerem Stil hat die Verflüssigung und der Export von einer schwimmenden LNG-Anlage bereits begonnen. Dies schlägt sich in den Außenhandelszahlen nieder, wo sich Erdgas anschickt, das bisher neben Aluminium wichtigste Ausfuhrprodukt Mosambiks, die Steinkohle, zu überholen.

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Erdgasprojekte in Mosambik

Rovuma Area 4 Coral (ENI)

Der italienische Mineralölkonzern ENI hat bereits im November 2022 mit der Förderung von Erdgas aus dem Feld Coral South im Konzessionsgebiet Area 4 begonnen. Die Verflüssigung erfolgt auf einer vom südkoreanischen Unternehmen Samsung Heavy Industries gelieferten schwimmenden Anlage mit einer Kapazität von 3,4 Millionen Tonnen. Sie war von den bewaffneten Konflikten an Land kaum betroffen. 

Mitte 2024 soll die Investitionsentscheidung für den Einsatz einer zweiten schwimmenden Anlage fallen. Unter der Bezeichnung Coral Norte soll sie etwa 10 Kilometer nördlich der bestehenden Anlage installiert werden. Sie könnte in der 2. Jahreshälfte 2027 in Betrieb gehen. Insgesamt sind für die Entwicklung von Coral South 7 Milliarden US$ vorgesehen.

Rovuma Area 1 (Total)

Seit der Übernahme der Anteile des US-amerikanischen Unternehmens Anadarko steht der französische Erdölkonzern Total mit einem Anteil von 26,5 Prozent an der Spitze des Konsortiums, das Area 1 des Rovuma-Gasfeldes erschließt. Weitere Beteiligte sind die Firmen Mitsui (20 Prozent), Empresa Nacional de Hidrocarbonetos (ENH, 15 Prozent), BPRL Ventures, ONGC Videsh und Beas Rovuma Energy (jeweils 10 Prozent) sowie PTTEP Mozambique (8,5 Prozent).

Auf der Halbinsel Afungi südlich der Stadt Palma haben die ersten Vorbereitungen für den Bau der insgesamt sechs Gasverflüssigungsanlagen mit einer Kapazität von rund 13 Millionen Tonnen pro Jahr begonnen. Die Arbeiten wurden 2021 aus Sicherheitsgründen unterbrochen und sollen 2024 wieder aufgenommen werden. Ab 2028 könnten die ersten Exporte erfolgen. Die Investitionen für das Projekt sind auf 23 Milliarden US$ budgetiert.

Rovuma Area 4 (ExxonMobil)

Neben ExxonMobil gehören ENI und die chinesische CNPC zu dem Konsortium, das Area 4 erschließen will. Diese drei Unternehmen bilden das lokale Joint Venture Mozambique Rovuma Venture, das 70 Prozent der Anteile hält. Jeweils 10 Prozent halten Galp, ENH und Kogas. Für den Anteil der portugiesischen Galp interessiert sich Presseberichten zufolge die staatliche Ölgesellschaft des Emirats Abu Dhabi (ADNOC). 

Neben den Offshore-Förderanlagen ist im Rahmen des Vorhabens der Bau von LNG-Produktionsanlagen an Land mit einer Jahreskapazität von rund 15 Millionen Tonnen geplant. Die finale Investitionsentscheidung ist für 2024 oder 2025 angekündigt. Die Produktion könnte dann 2030 anlaufen. Das Gesamtinvestitionsvolumen wird auf 30 Milliarden US$ geschätzt.

Pande und Temane (Sasol)

In der Provinz Inhambane im Süden Mosambiks betreibt der südafrikanische Chemiekonzern Sasol seit 2004 zwei Onshore-Gasfelder. Sie beliefern kleinere Wärmekraftwerke in der Region und über eine 865 Kilometer lange Pipeline die petrochemischen Anlagen von Sasol in Südafrika. 

Angoche, Zambesi und Mozambique Becken

Das Nationale Erdölinstitut (INP) hat 2018 Konzessionen für die Exploration weiterer Gebiete in Zentralmosambik vergeben. Vier Konsortien unter der Führung von ExxonMobil, Sasol, ENI und Buzi (Indonesien) haben sich die Explorationsrechte für die Offshore-Becken Angoche und Zambezi sowie dem Mozambique-Becken an Land gesichert. ENI hat 2023 mit Probebohrungen im Block A5-A des Angoche-Beckens begonnen.

Ausblick: Wie geht es weiter?

Auf der letzten Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai im Herbst 2023 hat sich die Staatengemeinschaft auf eine Abkehr von fossilen Brennstoffen verständigt. Ist es in diesem Kontext sinnvoll, auf die Erschließung neuer großer Vorkommen zu setzen? Für Mosambik ist die Zielrichtung klar: Erdgas kann anstelle von Steinkohle zu einem Hauptexportprodukt werden und das Exportpotenzial insgesamt deutlich erhöhen. 

Aus Klimaschutzperspektive gilt die Nutzung von Erdgas als Übergangstechnologie. Die bei der Verbrennung entstehenden Treibhausgasemissionen sind erheblich geringer als bei Kohle. Neue Erdgaskraftwerke können zudem so konstruiert werden, dass eine Umstellung auf Wasserstoff möglich ist. Auch in Mosambik gibt es, wie in einigen anderen afrikanischen Ländern, Überlegungen zur Produktion von grünem Wasserstoff. Dieser könnte langfristig das Exportprogramm ergänzen.

Ein Verteilernetz für Erdgas innerhalb Mosambiks oder eine Pipeline, die die Fördergebiete im Norden mit anderen Landesteilen verbindet, müsste erst noch gebaut werden. Brennholz und Holzkohle werden daher trotz des Gasreichtums auf absehbare Zeit eine wichtige Energiequelle im Land bleiben.

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