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Branchen | Grönland | Kritische Rohstoffe

Abbau kritischer Rohstoffe bisher kaum wettbewerbsfähig

Hohe Investitionskosten machen den Abbau von Grönlands Rohstoffen unrentabel. Dennoch sichern sich Unternehmen den Zugriff. Auch die EU mischt nun mit – bei einem Ausnahmeprojekt.

Von Edda Schlager | Berlin

Grönlands Rohstoffe sind begehrt, nicht erst, seitdem der US-amerikanische Präsident Donald Trump Ansprüche auf die Insel und ihre Schätze anmeldete. Die Insel verfügt über zahlreiche industriell bedeutsame Rohstoffvorkommen, alle geologisch gut erkundet. 

Gut dokumentiertes Rohstoffpotenzial

Mit Kringlerne und Kvanefjeld hat das Land die zwei weltweit größten bekannten Lagerstätten seltener Erden, zudem Vorkommen von Nickel, Kupfer, Gold oder Grafit. 

Allein 25 der 34 kritischen Rohstoffe, die von der EU durch den Critical Raw Materials Act (CRMA) als wichtig für Industrie und ökologischen Wandel eingestuft wurden, sind in industriell bedeutsamen Mengen nachgewiesen. 

Regierung beschleunigt Vergabeverfahren

Die grönländische Regierung hat ihr Bemühen, das Rohstoffpotenzial des Landes zu nutzen, intensiviert. Die Vergabe von Lizenzen für Erkundung und Abbau wurde beschleunigt, potenzielle Investoren erhalten Unterstützung durch die Behörde für mineralische Rohstoffe. Denn internationale Kooperationen sind ein entscheidender Wirtschaftsfaktor.

Naaja H. Nathanielsen, grönländische Ministerin für Industrie, Bodenschätze, Energie, Justiz und Gleichstellung, erläutert:

"Seit einigen Jahren arbeitet die grönländische Regierung daran, den Bereich der Bodenschätze zu reformieren und Prozesse zu vereinfachen, während sie gleichzeitig unsere Grundwerte zum Schutz von Umwelt und gesellschaftlichen Interessen beibehält. (...) Die Entwicklung von Rohstoffprojekten ist ein Instrument zur Förderung einer sich selbst tragenden Wirtschaft."

Viele Informationen zu Lagerstätten, im Sektor tätigen Unternehmen und zum Vergabeprozess sind öffentlich einsehbar:  

 

Molybdän-Projekt mit günstiger Lage an Grönlands Ostküste

Abbaulizenzen für seine Rohstoffe vergibt Grönland nur selten. Ganze acht aktive Lizenzen sind es derzeit – bei rund 900 bekannten geologischen Einzelvorkommen. Die zuletzt vergebene Lizenz ging im Juni 2025 an das kanadische Unternehmen Greenland Resources für sein Molybdänprojekt Malmbjerg in Ostgrönland.

Molybdän ist wichtiger Zuschlagstoff für Metalle in Luft- und Raumfahrt sowie der Rüstungsindustrie. Die EU ist nach China weltweit zweitgrößter Verbraucher, mit wachsendem Bedarf. Laut dem Internationalen Molybdänverband (International Molybdenum Association, IMOA) verarbeitete China 2024 rund 138.300 Tonnen, die EU rund 55.500 Tonnen. 

Das Malmbjerg-Vorkommen enthält rund 259.000 Tonnen nachgewiesenen Molybdäns und ist somit eine der größten Lagerstätten des Metalls weltweit. Die Investitionskosten vor Produktionsstart betragen laut dem Entwickler Greenland Resources 700 Millionen Euro. Der Tagebau soll pro Jahr durchschnittlich 32,8 Millionen Pfund (14.900 Tonnen) des Metalls produzieren, über den Zeitraum der nächsten 20 Jahre insgesamt rund 483 Millionen Pfund (219.000 Tonnen). 

Das Projekt an Grönlands Ostküste hat laut den Entwicklern einige Vorzüge. Ruben Shiffman, Vorstandsvorsitzender von Greenland Resources, erklärt gegenüber Germany Trade & Invest: "Die geografische Lage hilft uns, Betriebs- und Investitionskosten niedrig zu halten." Vom Tagebau soll das Erz mit einem 26 Kilometer langen Band-System zur Bucht Mesters Vig transportiert und dort aufbereitet werden. "Der nahgelegene Tiefseehafen, eine natürliche Senke für den Abraum und die Nähe zu unseren Endverbrauchern in Europa machen das Vorhaben rentabel", so Shiffman. 

Europäische Unternehmen ermöglichen Abbau 

Über ihr Europäisches Innovations- und Technologieinstitut (EIT) und dessen Europäische Rohstoffallianz (European Raw Materials Alliance, ERMA) unterstützt die EU das Malmbjerg-Projekt erheblich. In den ersten zehn Produktionsjahren soll es 25 Prozent des jährlichen Molybdänbedarfs der EU decken. 

Dafür vermittelte die ERMA für Greenland Resources die Kooperation mit europäischen Unternehmen:

  • mehrjährige Abnahmeverträge mit sechs großen europäischen Stahl-, Chemie- und Technologieunternehmen, darunter Outokumpu (Finnland), Topsoe (Dänemark) und Cogne Acciai Speciali (Italien)
  • Finanzierungszusagen unter anderem durch die Deutsche Bank und die Export- und Investitionsbank Dänemarks (EIFO)
  • Lieferverträge mit den Bergbauausrüstern FLSmidth (Dänemark) und Metso (Finnland) sowie dem Transportspezialisten Doppelmayr (Österreich)

Unterstützung durch EU entscheidender Erfolgsfaktor

"Die Finanzierungszusagen renommierter Banken machen das Projekt vergleichsweise risikofest", sagt Stefan Müller, Geschäftsführer der DGWA, einer auf Rohstoffprojekte im Entwicklungsstadium spezialisierten Investmentbank aus Frankfurt. Viele Grönlandprojekte seien zu teuer. Dieses jedoch halte er für realistisch: "Wenn es ein Projekt gibt, dem ich das zutraue, dann diesem – logistisch gute Lage nahe Island, richtiger Rohstoff, Genehmigungen vorhanden, von bedeutenden europäischen Institutionen unterstützt, weitgehend finanziert." 

Mögliche Probleme sehe er beim Zeitplan, der könnte zu ambitioniert sein. Bis Dezember 2028 muss der Abbau starten, ohne Genehmigungen zu verlieren. "Aber Wetterkapriolen und andere unplanbare Widrigkeiten gehören in Grönland zur Tagesordnung."

Rohstoffpartnerschaft zwischen EU und Grönland 

Grönland gilt der EU dennoch als verlässlicher künftiger Beschaffungsmarkt für Rohstoffe. Deshalb haben beide im Jahr 2023 eine Rohstoffpartnerschaft geschlossen. Denn geo- und wirtschaftspolitisch motivierte Exportbeschränkungen verknappen zunehmend das Angebot. China begrenzt den Export von seltenen Erden und anderen Metallen, Indonesien den von Nickel, die DR Kongo den von Kobalt, Gabun ab 2029 den von Mangan. Andere Länder wollen nachziehen. Solche Beschränkungen würden "das neue Normal“ für Rohstofflieferketten, fürchten Experten. 

Die EU will durch Rohstoffpartnerschaften mit rohstoffreichen Ländern wie Grönland - 14 sind es derzeit - Versorgungsengpässen bei kritischen Rohstoffen vorbeugen. Die Grönländer wiederum erhoffen sich durch die EU den Aufbau der nötigen Infrastruktur mit Rücksicht auf die Umwelt.

Im Rahmen der Rohstoffpartnerschaft mit Grönland hat die EU noch weitere Schritte unternommen. 2024 eröffnete die EU in der grönländischen Hauptstadt Nuuk ein Büro zur Koordination von Investitionen und Partnerschaften im Rohstoffsektor. Zudem wurde das Projekt der britischen GreenRoc Strategic Materials zur Exploration und zum späteren Abbau von Grafit in Amitsoq als eines von 13 strategischen Rohstoffprojekten der EU mit Drittländern deklariert und ist damit durch EU-Mittel förderfähig.

Faktoren, die die Rohstoffnutzung in Grönland erschweren

  • kaum Zugänglichkeit durch Inland- und Meereseis, dadurch fehlende Infrastruktur für Abbau, Aufbereitung und Abtransport
  • naturräumliche Faktoren wie Wetter und Gletscherbewegungen, die Tätigkeiten erschweren und Infrastruktur schädigen
  • kaum Fachpersonal
  • hohe Investitionskosten bei stark schwankenden Weltmarktpreisen für jeweilige Rohstoffe

Zugang zu Rohstoffen ist schwierig

Die jüngsten Erfolge in Grönlands Rohstoffsektor täuschen jedoch nicht über Herausforderungen hinweg. Mehrere Vorhaben wurden gestoppt, weil sie sich als unwirtschaftlich erwiesen (Aappaluttoq) oder die Behörden aus Angst vor Umweltschäden Genehmigungen entzogen (Kvanefjeld).  

Die Rohstoffe seien im Weltmaßstab zu teuer, sagt Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in einem Interview mit GTAI: "Sie sind meist nur per Hubschrauber zu erreichen, der Transport tonnenschwerer Bergbautechnik erfordert enorme Kosten." Diese müssten sich deshalb über hohe Weltmarktpreise rentieren. "Und das ist bei den meisten Vorkommen in Grönland bisher noch eher unwahrscheinlich", so Elsner.

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