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Niederlande stellen Erdgasförderung ein

Die Niederlande werden nur noch bis Ende September 2023 Erdgas aus ihren Vorkommen gewinnen. Gründe hierfür sind die Klimapolitik und viele Erdbeben in der Förderprovinz Groningen.

Von Torsten Pauly | Berlin

In der Provinz Groningen haben sich seit Mitte der 1980er Jahre 1.600 seismografische Erschütterungen ereignet, was Experten auf die ausgebeuteten Gasfelder unter der Erde zurückführen. Ein weiterer Grund für das Ende der Förderung ist der Ausstieg der Niederlande aus der Gasverfeuerung als einem zentralen Element der bis 2050 angestrebten Klimaneutralität.

Hohe Gewinne und immense Steuereinnahmen

Die sechs Jahrzehnte anhaltende Erdgasförderung war für die Niederlande äußerst lukrativ. Sie hat den beiden Förderunternehmen Shell und Exxon Mobile im gesamten Zeitraum einen Gewinn von zusammen 66 Milliarden Euro beschert. Noch mehr hat der niederländische Staat profitiert: Seine Steuereinnahmen durch die Erdgasförderung summierten sich sogar auf 360 Milliarden Euro.

Im Jahr 2023 verfügen die Niederlande immer noch über Erdgasreserven von etwa 700 Milliarden Kubikmetern. Doch das Land fährt seine Förderung bereits seit Jahren stetig herunter. So betrug die Fördermenge 2022 nur noch ein Viertel des Niveaus von 2014. Durch die Drosselungen sind die Niederlande bereits 2018 zum Nettoimporteur von Erdgas geworden.

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Umbau zur Wasserstoffwirtschaft

In ihrem neuen Energiemix setzen die Niederlande stark auf grünen Wasserstoff. Dabei kommt den Planungsteams das dichte Netz bestehender Gasleitungen zugute. Bis 2027 will deren Besitzer- und Betreibergesellschaft Gasunie bereits über 10.000 Kilometer Leitungen auf Wasserstoff umrüsten.

Den Strom zur Elektrolyse sollen vor allem große Nordseewindparks liefern. Deren Kapazität lag Ende 2022 bei 3 Gigawatt. Bis 2030 sollen jedoch Rotoren mit einer Leistung von 18 Gigawatt hinzukommen. Ob sich diese ambitionierte Zielvorgabe allerdings vollständig umsetzen lässt, ist angesichts der Kapazitäten von Projektierern und Herstellern unklar.

Strukturwandel mit europäischer Förderung

Die Provinz Groningen ist heute das Zentrum der niederländischen Erdgasindustrie. Die Einstellung der Förderung geht daher mit hohen Jobverlusten in der Region einher. Ein großangelegter Umbau zur Wasserstoffwirtschaft soll dies kompensieren. Geplant sind dafür in der Region Investitionen von 9 Milliarden Euro. Auch Gelder der Europäischen Union (EU) unterstützen den Wandel. Aus dem EU-Fonds für einen gerechten Übergang (Just Transition Fund) erhalten die Niederlande von 2021 bis 2027 insgesamt 623 Millionen Euro. Diese sollen vor allem in der Provinz Groningen zum Einsatz kommen. Die Niederlande planen auch zwei große Wasserstoffpipelines nach Deutschland. Zudem wollen sie ihre überschüssige Erzeugung exportieren. Dies könnte die jahrzehntelange Erdgasausfuhr zumindest teilweise kompensieren.

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