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Österreichs Sägeindustrie rutscht in die Krise

Die Holz- und Sägeindustrie steuert 2023 auf einen scharfen Einbruch zu. Die Branchenbetriebe haben mit sinkenden Erträgen und hohen Kosten zu kämpfen.

Von Waldemar Lichter | Bonn

Die guten Jahre sind für die österreichische Holzbranche zunächst zu Ende. Vor 2022 profitierte die bedeutende Sägeindustrie von einer außergewöhnlichen Nachfrage aus dem In- und Ausland. Sie trieb die Schnittholzproduktion kontinuierlich nach oben. Seit Mitte 2022 hat sich die Situation jedoch komplett gewandelt, berichtet Markus Schmölzer, Vorsitzender des Fachverbandes der österreichischen Sägeindustrie. Für 2023 wird ein starker Rückgang erwartet. "Nach der Hitzewelle droht nun der Frost".

Nachfrage aus dem Bausektor bricht ein

Wichtigster Grund für die trüben Aussichten ist der Nachfrageeinbruch von Seiten der Bauwirtschaft. Die Bauaktivitäten in Österreich gehen massiv zurück. So sank die Zahl der Baugenehmigungen 2022 nach Angaben des österreichischen Statistikamtes gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent. Gebaut wurden nur 58.900 Wohnungen – das waren 17.100 weniger als im Jahr davor. Und dieser Trend hält auch 2023 an. Weniger Genehmigungen – das sind am Ende fehlende Bauprojekte und Aufträge für die Holzindustrie in den Folgejahren. "Wir stellen uns auf eine längere Flaute in der Bauwirtschaft ein", sagt Schmölzer.

Hinzu kommt die schwache Baukonjunktur in Deutschland – dem zweitwichtigsten Abnehmer der österreichischen Sägeindustrie. Als Folge gaben die österreichischen Exporte von Nadelschnittholz nach Deutschland 2022 um über 21 Prozent nach. Das konnte zwar etwas durch höhere Ausfuhren nach Italien aufgefangen werden. Doch im 1. Halbjahr 2023 brachen die Ausfuhren auf alle wichtigen Exportmärkte ein.

Verluste auf den meisten Absatzmärkten für Nadelschnittholz
Abnehmerländer

Export 2022 (in cbm)

Veränderung 2022/2021 (in %)

Veränderung 1. Hj. 2023 /1. Hj. 2022 (in %)

Insgesamt

5.730.805

-3,6

-13,3

  Italien

2.764.492

2,7

-12,6

  Deutschland

892.217

-21,4

-26,2

  Restliches Europa

740.509

-5,1

-12,9

  MENA*)

659.381

4,4

25,0

  Asien

451.184

-9,9

-39,5

  Nordamerika

181.544

3,8

-29,7

  Übrige

42.478

21,9

62,5

* Middle East and North Africa.Quelle: Statistik Austria 2023

Auch die zweite wichtige Stütze der Sägeindustrie schwächelt - die Nachfrage der Verpackungsindustrie. Deren Bestellungen seien spürbar zurückgegangen, berichtet Schmölzer. "Wir stellen derzeit keine Belebung fest - weder vom Bausektor noch von der Auslandsnachfrage".

Produktionsrückgang von 20 Prozent erwartet

Die Stimmung in der Branche ist daher gedämpft. Die österreichische Sägeindustrie werde 2023 deutlich weniger produzieren als in den Vorjahren. Der Rückgang könnte bis zu 20 Prozent erreichen, fürchtet Schmölzer. Die Betriebe werden ihre Produktion reduzieren müssen. 

Rückläufige Schnittholzproduktion in Österreich
Jahr

Produktion in Mio. cbm

2016

9,4

2017

9,9

2018

10,4

2019

10,5

2020

10,6

2021

10,9

2022*)

10,3

2023*)

8,3

* 2022: vorläufige Angaben, 2023: Prognose des Fachverbandes der österreichischen Sägeindustrie.Quelle: Statistik Austria 2023

Gleichzeitig geben die Preise für Schnitt- und Rundholz gegenüber dem Höhenflug vom Sommer 2021 deutlich nach. Und das bei hohem und weiter steigendem Kostenniveau für Energie, Rohstoffe und Personal. Das lässt die Margen und die Erträge der Betriebe sinken und schränkt ihre Investitionsneigung ein.

"Sanierungsturbo" würde helfen

Der Krise könnten Investitionen in bezahlbaren und energieeffizienten Wohnungsbau abhelfen. Holz könnte dabei klimafreundlich sowohl beim Neubau, als auch bei der Sanierung und Verdichtung eingesetzt werden. Die jährliche Sanierungsrate im Gebäudebereich stagniert bei 1,5 Prozent. Das politische Ziel von 3 Prozent pro Jahr wird bei Weitem nicht erreicht. "Wir brauchen einen Sanierungsturbo", so ein Branchenvertreter. Dafür müssten die notwendigen Instrumente, wie gezielte Förderungen, aufgestockt und der Zugang zu Baufinanzierungen verbessert werden.

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