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Bericht Wirtschaftsumfeld Oman Investitionsklima

Grüne Wasserstoffprojekte schaffen attraktives Investitionsklima

In Oman konzentrierte sich das Interesse ausländischer Investoren bislang auf den Öl- und Gassektor. Als weiterer Schwerpunkt ist nun die grüne Wasserstoffindustrie hinzugekommen.  

Von Robert Espey | Dubai

Nach Angaben der omanischen Statistikbehörde hat sich zwischen 2015 und 2020 der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen mehr als verdoppelt, von 17,9 Milliarden auf 34 Milliarden US-Dollar (US$). Die UNCTAD-Daten weisen einen Anstieg von 18,8 Milliarden auf 37,2 Milliarden US$ aus.

In den Jahren 2021 und 2022 ist der Direktinvestitionsbestand weiter kräftig gestiegen. Für 2021 meldet die Statistikbehörde eine Erhöhung auf 46,1 Milliarden US$. Vorläufigen Berechnungen zufolge waren es 2022 fast 51 Milliarden US$. Die UNCTAD-Statistik gibt 45,8 Milliarden für 2021 an und schätzt 49,6 Milliarden US$ für 2022.

Deutsche Direktinvestitionen sind gering

Die beiden größten ausländischen Investoren sind das Vereinigte Königreich und die USA, die 2021 auf Anteile am Direktinvestitionsbestand von 45,3 und 15,5 Prozent kamen. Es folgten China (Anteil 2021: 5,9 Prozent), die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE; 5,4 Prozent), Kuwait (4,5 Prozent), Katar (2,6 Prozent), Bahrain (2,1 Prozent), Indien (1,8 Prozent), die Niederlande (1,6 Prozent) und die Schweiz (0,9 Prozent).

Deutschland ist in der omanischen Statistik nicht aufgeführt. Die Bundesbank gibt für 2021 den Bestand deutscher Direktinvestitionen in Oman mit lediglich 40 Millionen US$ an. Eine deutliche Erhöhung wurde 2022 mit einem Nettotransfer von 99 Millionen US$ erreicht.

Öl- und Gassektor ist bislang dominierend

Die ausländischen Direktinvestitionen konzentrieren sich auf den Öl- und Gassektor. Gemäß den omanischen Daten hatte die Öl- und Gasindustrie 2021 mit 31,6 Milliarden US$ einen Anteil am Direktinvestitionsbestand von 69 Prozent.

Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich wie BP und Shell sind die mit Abstand größten Investoren im omanischen Öl- und Gassektor. Am führenden Öl- und Gasproduzenten, Petroleum Development Oman (PDO), ist der Staat mit 60 Prozent beteiligt. Shell hält 34 Prozent, TotalEnergies 4 Prozent und PTTEP (Thailand) 2 Prozent. Auf PDO entfallen über zwei Drittel der omanischen Ölförderung.

Das bislang größte BP-Projekt in Oman ist die Erschließung der unkonventionellen Gasvorkommen im "Explorationsblock 61" (Khazzan & Ghazeer Felder). Die erste Phase ging 2018 in Produktion, die zweite 2020. Insgesamt liegt die Förderkapazität jetzt bei 42 Millionen Kubikmeter/Tag und 65.000 bpd (barrel per day) Kondensate.

BP hielt an dem Gasprojekt zunächst 60 Prozent, hat aber 2021 für 2,6 Milliarden US$ 20 Prozent an PTTEP verkauft. Die anderen Shareholder sind die omanische Staatsholding OQ (30 Prozent) und Petronas (10 Prozent). BP und die italienische Eni haben eine Vereinbarung zur Erschließung von Gasvorkommen in "Block 77" geschlossen.

Das US-Unternehmen Occidental (Oxy) ist der zweitgrößte Ölproduzent des Sultanats. Der auf Oxy entfallende Produktionsanteil dürfte 2022 bei 90.000 bpd gelegen haben.

TotalEnergies ist an der Ölproduktion im "Block 6", an der Gasförderung in "Block 12" sowie an Omans LNG-Anlage beteiligt. Vereinbarungen über die Erschließung von Gasvorkommen im "Block 10" und "Block 11" wurden 2021 beziehungsweise 2022 unterzeichnet.

Verarbeitende Industrie ist wichtigster Nicht-Öl-Sektor

Nach der Öl- und Gasförderung ist die verarbeitende Industrie der zweite Schwerpunkt ausländischer Investoren. In diesem Sektor erhöhte sich 2021 der Direktinvestitionsbestand auf 4,4 Milliarden US$. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Kuwait (Bestand 2021: 1,1 Milliarden US$), die VAE (0,6 Milliarden US$), Indien (0,5 Milliarden US$) sowie die USA (0,3 Milliarden US$).

An der neuen Ölraffinerie in Duqm (Kapazität: 230.000 bpd) ist neben der omanischen Staatsholding OQ Kuwait Petroleum International beteiligt. Die Jindal Shadeed Iron & Steel Company, eine Tochter des indischen Stahlkonzerns Jindal Steel and Power Limited, gibt an, in Oman bislang 1,1 Milliarden US$ investiert zu haben. Das Unternehmen betreibt in Sohar eine Stahlproduktion und will zukünftig in Duqm grünen Stahl herstellen.

Kuwait Petroleum International und der saudi-arabische Chemieriese Sabic haben mit Oman über eine Beteiligung am geplanten 9 Milliarden US$ teuren Petrochemiekomplex in Duqm verhandelt. Die Gespräche sollen aber ins Stocken geraten sein.

Grüner Wasserstoff wird neuer Investitionsschwerpunkt

Die von Oman angestrebte Entwicklung eines großen grünen Wasserstoffsektors könnte mittel- und langfristig zu hohen ausländischen Investitionen führen. Derzeit sind grüne Wasserstoffprojekte in der Planungs-/Prüfungsphase, die allein bis 2030 Investitionen von 30 Milliarden bis 35 Milliarden US$ erfordern. Nahezu alle Vorhaben sehen ausländische Kapitalbeteiligungen vor. Auch deutsche Unternehmen sind an Wasserstoffprojekten beteiligt (Linde, Hydrogen Rise, Uniper etc.).

Gemäß der im Herbst 2022 veröffentlichten Wasserstoffstrategie will Oman 2030 eine grüne Wasserstoffproduktion von jährlich 1 Million Tonnen erreichen. Für 2040 werden 3,5 Millionen Tonnen angestrebt und 2050 sollen es 8 Millionen Tonnen sein. Im Juni 2023 wurden an fünf Wasserstoffprojekte Flächen für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak vergeben. Das Investitionsvolumen wird auf über 20 Milliarden US$ geschätzt.

Investitionsförderung: Stärkere Diversifizierung angestrebt

Ein zentrales Ziel der omanischen Entwicklungsplanung ist die Diversifizierung der Wirtschaft. Deshalb bietet die nationale Investitionsförderungsgesellschaft Invest Oman ausländischen Investoren ein großes Branchenspektrum an. In den meisten Wirtschaftsbereichen ist mittlerweile eine 100-prozentige ausländische Beteiligung möglich.

Invest Oman will Investoren vor allem für Projekte in folgenden Bereichen gewinnen: verarbeitende Industrie, Logistik, Agrar- und Fischereiwesen, Touristik, IKT, Bergbau, erneuerbare Energien, Gesundheitswesen, Bildung sowie Umwelttechnik.

GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.



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