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Wirtschaftsausblick | Philippinen

Wirtschaftswachstum lässt temporär nach

Inflation und gestiegene Preise drücken auf die Konsumlaune in den Philippinen. Das Wachstum hinkt derzeit den Erwartungen hinterher.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Top-Thema: Konsum leidet unter hohen Preisen

Der private Konsum ist für rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich und gilt als wichtigster Wachstumsmotor der Philippinen. Die junge, wachsende Bevölkerung sorgt im Regelfall für eine hohe Nachfrage und die Einwohner des Archipels gelten als kauffreudig. Doch die Inflation erreichte in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 rund 6,6 Prozent, nachdem sie 2022 bereits 5,8 Prozent betragen hatte. Die steigende Teuerungsrate drückt auf die Kaufkraft und -laune. Der private Verbrauch wird 2023 wohl nur um 4,6 Prozent zulegen, nach einer Steigerung von mehr als 8 Prozent im Vorjahr.

Um die Inflation einzudämmen, hatte die Zentralbank zwischen Mai 2022 und März 2023 ihren Leitzins um 425 Basispunkte auf 6,25 Prozent erhöht – entsprechend einem 16-Jahreshoch. Im Oktober 2023 setzten die Währungshüter den Zinssatz in einem unerwarteten Schritt noch einmal um 25 Basispunkte herauf, um der Teuerung Einhalt zu gebieten. Bisher zeitigten die Maßnahmen nur mäßigen Erfolg. Hinzu kommt die Schwäche der Landeswährung, die den Preis für importierte Güter nach oben schraubt. 

Für 2024 prognostiziert die Zentralbank eine Inflation von 3,3 Prozent, was die Kaufneigung wieder ankurbeln sollte. Der private Verbrauch wird nach Schätzungen des Instituts Economist Intelligence Unit (EIU) dann zumindest wieder um mehr als 5 Prozent zulegen. Diese Entwicklung kann den Geschäftschancen in der Konsumgüterbranche, darunter auch deutschen Unternehmen, Auftrieb verleihen.

Wirtschaftsentwicklung: Regierung hofft auf dynamischere Konjunktur

Die offizielle Prognose der Regierung für das Wirtschaftswachstum 2024 rangiert zwischen 6,5 bis 8 Prozent. Die meisten internationalen Organisationen und Finanzinstitute liegen mit ihren Vorhersagen am unteren Ende dieses Spektrums. Die Weltbank rechnet sogar nur mit einem Wachstum von 5,8 Prozent. In den Folgejahren sollen sich die Zuwachsraten dann auf einem Niveau von mehr als 6 Prozent einpendeln.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stuft derzeit steigende Regierungsaufwendungen als wichtigsten Konjunkturmotor ein. Künftig ziehen stabile Zuflüsse von Rücküberweisungen von im Ausland arbeitender Philippiner, die stetige Erholung des Tourismus und das hohe Wachstum der BPM-Industrie (Business Process Management; Management von Geschäftsprozessen) die Konjunktur wieder nach oben. So sollen die Umsätze des BPM-Sektors 2024 um rund 7 Prozent zulegen.

Das Wachstum 2023 enttäuscht

Die Konjunktur im Jahresverlauf 2023 verlief relativ ernüchternd. Zahlreiche Finanzinstitute setzten im Herbst 2023 ihre Prognosen für die Philippinen nach unten. Die Regierung geht derzeit noch von einem BIP-Zuwachs in der Größenordnung von 6 bis 7 Prozent aus, während die Schätzungen der meisten Finanzinstitute sich in der Bandbreite zwischen 5 und 5,9 Prozent befinden. Andere Einschätzungen, wie beispielsweise die der EIU, liegen sogar darunter. 

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Ausstieg aus der Seidenstraßeninitiative sorgt für Furore

Die Investitionstätigkeit auf dem Archipel wird angekurbelt durch die Baubranche und das Infrastrukturprogramm "Build, Better, More". Im Jahr 2024 sollen etwa 24 Milliarden US-Dollar (US$) in diesen Bereich investiert werden. Interessant wird, inwiefern sich der faktische Ausstieg der Philippinen aus der Seidenstraßeninitiative Chinas auswirken wird. Drei Infrastrukturprojekte sind hiervon betroffen. Nach Einschätzung von Branchenexperten verändern sich die Finanzierungsbedingungen der Vorhaben mit dem Ausstieg zum positiven, denn eine Beteiligung ausländischer Firmen an chinesisch dominierten Projekten ist nur schwer möglich. 

Als Alternativstandort im Rahmen der "China-Plus-One"-Strategie weisen die Philippinen noch ungenutztes Potenzial auf. Die Summe der ausländischen Direktinvestitionen lag schon 2022 mit 9,2 Milliarden US$ deutlich unter den vergleichbaren Investitionen in andere ASEAN-Staaten wie Malaysia, Vietnam oder Indonesien. Im 1. Halbjahr 2023 brachen die ausländischen Investitionen auf den Philippinen dann um mehr als 20 Prozent ein. 

Die Ausfuhren gaben aufgrund der weltweit nachlassenden Nachfrage in den ersten drei Quartalen 2023 um 6,6 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode nach. Die Einfuhren sanken im gleichen Zeitraum sogar zweistellig um 10,2 Prozent. Nach Prognosen der EIU soll sich das Szenario 2024 wieder drehen, mit einem Plus bei Exporten von 6,5 Prozent und bei Importen von 10,9 Prozent.

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Deutsche Perspektive: Lieferungen aus der Bundesrepublik steigen stark 

Bis September 2023 gingen die deutschen Importe aus den Philippinen um mehr als 3 Prozent zurück, während die Exporte aus der Bundesrepublik auf den Inselstaat um fast 13 Prozent anzogen. Dennoch berichten deutsche Unternehmer über eine zunehmende Konkurrenz, vor allem mit Produkten aus China. Die Lieferzeiten von dort sind deutlich niedriger. Auch drängen chinesische Firmen aggressiv mit Preisen in den Markt, mit denen schwer zu konkurrieren ist. 

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Philippinen innerhalb der EU und weltweit gesehen an 12. Stelle. Im Vergleich mit den Association of Southeast Asian Nations (ASEAN)-Staaten ist der bilaterale Warenaustausch mit dem Archipel aber relativ gering. 

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Die deutschen Direktinvestitionen beliefen sich 2022 auf nur 1 Million US$ und haben – auch im Hinblick auf "China-Plus-One" – noch Luft nach oben. Im Jahr 2023 vermeldeten deutsche Unternehmen aber auch positive Nachrichten über die Neueröffnung von Werken und Erweiterungsinvestitionen.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Philippinen.

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