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Branche kompakt | Polen | Abfallwirtschaft

Branchenstruktur

Neben zahlreichen kleinen Gemeindebetrieben sammeln in Polen Remondis, PreZero und Alba Siedlungsabfälle ein. Die Kapazitäten für deren Verarbeitung werden ausgebaut.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polnische Firmen produzieren Technologien zur Abfallverwertung im Land. Technik für Müllverbrennungsanlagen stellt unter anderem Igniss Energy und der verschuldete Hersteller von Kesselanlagen für Kraftwerke, Rafako, her. Rafako will 2024 neue Aufträge sowie zusätzliches Kapital gewinnen und sucht Investoren.

Führend bei Sortier- und Verarbeitungsanlagen für Siedlungsmüll ist Sutco Polska (LM Group). Ein weiterer Anlagenhersteller ist Falubaz Polska. Pressen und andere kleinere Geräte produzieren die zur Kapitalgruppe Werner & Weber gehörende Stalco-Industries und ARTechnic, der polnische Arm des deutschen Maschinenbauers HSM sowie die Firmen Pressor Polska und Orwak Polska.

Drei große internationale Player übernehmen das Abfallmanagement in zahlreichen polnischen Gemeinden: die in rund 50 Städten und Orten vertretene Remondis, die deutsche Alba im Westen und Süden des Landes (Schlesien) und die zur deutschen Schwarz Gruppe gehörende PreZero. Viele weitere Gemeinden beauftragen eigene kommunale Müllabfuhrbetriebe direkt (in-house). Diese beliefern unter anderem zahlreiche Regionale Anlagen zur Verarbeitung von Siedlungsmüll (Regionalna Instalacja Przetwarzania Odpadów Komunalnych, RIPOK). Der Vereinigung Rada RIPOK gehören 79 Mitgliedsfirmen landesweit an.

Recyclingkapazitäten steigen

Die ALBA Europe Holding sieht weitere Geschäftschancen für das Einsammeln und Sortieren von Siedlungsabfällen in Polen. "Es wird dort noch zu viel Müll deponiert. Aufgrund der gestiegenen Produktionskosten für Papier und Glas ist das Recycling dieser Stoffe nun noch rentabler. Großer Handlungsbedarf besteht bei der Wiederverwertung von Kunststoffen", sagt der Leiter für Unternehmenskommunikation Matthias Hochstätter. 

Der Mineralölkonzern Orlen will seine Recyclingkapazitäten für Kunststoffe bis 2030 gegenüber 2022 auf über 300.000 Tonnen verzehnfachen. EkoPartner Silesia baut seine Recyclinganlage für Kunststoffe aus. Investeko trennt seit Anfang 2024 in Swiętochlowice Plastikabfälle. Glas recycelt DSS Recykling.

Führend bei der Verarbeitung industrieller Abfälle, darunter Sondermüll, ist die Gruppe Mo-Bruk. Sie expandiert dank Investitionen und Übernahmen und kann nun 240.000 Tonnen Abfälle jährlich verarbeiten. Die polnische Elemental Holding investiert weiter in das Recycling von alten Lithium-Ionen-Batterien. Elektromüll verarbeiten Electro-System und Remondis Electrorecycling.

Altreifen recycelt das polnische Unternehmen ReOil, das der deutschen Zeppelin Systems den Engineering-Auftrag für eine zweite ReOil-Pyrolyse-Anlage erteilte (Baubeginn im 1. Quartal 2024). Auch die Grupa Recykl kooperiert mit Zeppelin und sucht weitere Partner. Sie investiert 2024 in eine neue Verarbeitungslinie für Altreifen in Chełm. Die polnische Firma Contec baut in Szczecin (Stettin) ebenfalls ihre Kapazitäten für das Recycling von Altreifen aus.

Müllberge wachsen trotz geringerer Siedlungsabfälle

Fast die Hälfte der Abfälle ohne Siedlungsabfall (49 Prozent) wurde 2022 unschädlich gemacht (42 Prozent deponiert) und 48 Prozent  wurden wiedergewonnen. 

Abfallaufkommen in Polen (in Millionen Tonnen)
Kategorie

2021

2022

Ingesamt, darunter

121,4

128,4

  Bergbau und Förderung

61,9

61,3

  Industrie

22,0

21,3

  Kommunaler Abfall

13,8

13,4

  Energiesektor

12,7

13,3

Auflistung nicht vollständig.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, Ochrona Środowiska (Umweltschutz) 2023

Laut Statistikamt GUS entstanden 2022 rund 13,4 Millionen Tonnen kommunale Abfälle. Davon stammten 11,6 Millionen Tonnen von privaten Haushalten (86 Prozent). Die pro Kopf der Bevölkerung erzeugte Abfallmenge von 355 Kilogramm 2022 ist im europäischen Vergleich niedrig. Hinzu kamen 2022 rund 332.000 Tonnen genehmigte importierte Abfälle, darunter 231.000 Tonnen aus Deutschland. Polen selbst exportierte offiziell 351.000 Tonnen, darunter 230.000 Tonnen nach Deutschland.

 

Inländisches Aufkommen und Behandlung des Siedlungsmülls in Polen 2022 (in 1.000 Tonnen, Anteile in Prozent)

 

Menge

Anteil

Wiederverwertet

8.312

62

  Recycling

3.585

27

  Energieerzeugung durch Verbrennen

2.827

21

  biologische Behandlung

1.900

14

Deponiert

5.108

38

Insgesamt

13.420

100

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, Ochrona Środowiska (Umweltschutz) 2023

 

Wie notwendig das kommende Pfandsystem ist, zeigt die Tatsache, dass mit rund 5,4 Millionen Tonnen im Jahr 2022 laut GUS nur knapp 40 Prozent der Siedlungsabfälle getrennt gesammelt wurden. Etwa 36 Prozent entfielen davon auf biologisch abbaubare Abfälle, 35 Prozent auf Papier, Pappe, Glas und Kunststoff. Weitere 17 Prozent betrafen verschiedene Verpackungen, Elektroschrott, Textilien und gefährlicher Müll. Metalle machten nur noch 0,1 Prozent aus. Insbesondere die Wiederverwertung von Plastik ist zu gering.

In Städten wurden 2022 pro Kopf 156 Kilogramm Müll getrennt eingesammelt, auf dem Land nur 121 Kilogramm. Es gab landesweit 2.301 allgemein zugängliche Stellen zum getrennten Einsammeln von Gemeindemüll, davon 36 Prozent in Städten und 64 Prozent auf dem Lande. 

Der Siedlungsmüll gehört den Gemeinden. Diese beauftragen oft eigene kommunale Betriebe mit der Beseitigung davon (in-house), zum Teil auch namhafte internationale Gesellschaften. Relativ hoch blieb 2022 mit rund 38 Prozent noch die auf Deponien abgelagerte Abfallmenge. Ende 2022 waren laut Statistikamt GUS noch 259 legale Deponien, mit einer Gesamtfläche von rund 1.624 Hektar, in Betrieb. Hinzu kamen 2.217 inventarisierte wilde Müllhalden auf über zwei Quadratkilometern und zahlreiche weitere illegale Abladeplätze. Über 10.700 vor allem städtische wilde Halden wurden 2022 aufgelöst, von denen 25.000 Tonnen kommunale Abfälle abtransportiert wurden.

 

Wichtige Branchenunternehmen in Polen

Unternehmen

Sparte

Umsatz 2022 (in Mio. Euro) *)

Multienergiekonzern OrlenKunststoffrecycling

59.231

Veolia Energia PolskaMüllverbrennung

2.099

Elemental Holding Batterienrecycling

1.467

Veolia Energia ŁódźMüllverbrennung

303

Stena RecyclingIndustrieabfallrecycling

299

Infrabuild RecyclingStahlschrottrecycling

234

Fortum Power and Heat PolskaMüllverbrennung

231

RemondisVerarbeitung Siedlungsabfälle

181

ArcelorMittal Recykling PolskaSchrottrecycling

179

* umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2022: 1 Euro=4,6861 Złoty. Quelle: Tageszeitung Rzeczpospolita: Liste der 2.000 umsatzstärksten Unternehmen 2023

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