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Wärmepumpenhersteller hadern mit Importen aus Asien

Zuschüsse, Heizkosten und Verbote stützen Polens Markt für Wärmepumpen. Der Branchenverband ist trotz rückläufiger Verkäufe zufrieden. Sorgen bereitet eine andere Entwicklung.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polen importiert mehr Wärmepumpen. Im 1. Halbjahr 2023 lag der Einfuhrwert laut Eurostat mit 300,7 Millionen Euro um mehr als 80 Prozent über dem Vorjahresergebnis und dreimal so hoch wie in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021. Von diesem Boom profitiert vor allem ein Handelspartner: China. Zwischen Januar und Juni 2023 kamen 44,5 Prozent aller importierten Wärmepumpen in Polen aus dem asiatischen Land. Ein Jahr zuvor waren es nur 23,4 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland hat gemessen am Warenwert bei den Einfuhren von Wärmepumpen einen Marktanteil von 12,5 Prozent. 

Importe aus Asien scheinen polnischen Branchenverbänden und dem staatlichen Umweltfonds Polens NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej) ein Dorn im Auge. Die Befürchtung lautet, dass Geräte nicht die Leistung erbringen, die der Hersteller angibt. In der Praxis kann das bedeuten, dass eine Wärmepumpe viel Strom verbraucht und wenig Wärme produziert.

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Ein Vorschlag zur Qualitätssicherung sieht vor, dass öffentlich geförderte Wärmepumpen künftig ein Prüfzertifikat benötigen. Solche Bescheinigungen stellt beispielsweise der europäische Wärmepumpenverband EHPA (European Heat Pump Association) aus. Vorgaben an die Energieeffizienzklasse wären ebenfalls möglich. Der Umweltfonds berät die Idee mit Branchenvertretern. 

Wie das Portal WysokieNapiecie.pl berichtet, sind Polens Verbände offen für strengere Vorgaben. Die polnische Vereinigung der Wärmepumpenhersteller PORT PC (Polskiej Organizacji Rozwoju Technologii Pomp Ciepła) drängt auf eine schnelle Lösung. Der Verband zählt neben polnischen Herstellern wie Galment, Gejzer und Kołton auch internationale Firmen zu seinen Mitgliedern. Hierzu gehören Bosch, Vaillant und Daikin.

Höhere Zuschüsse und mehr Unterstützung

Der Vorschlag, Fördergelder an Qualitätsmerkmale zu knüpfen, kommt nicht von ungefähr. Staatliche Zuschüsse sind ein wichtiger Treiber für den Absatz von Wärmepumpen. Eine prominente Rolle spielt das Programm Saubere Luft (Czyste Powietrze). Besitzer von Einfamilienhäusern erhalten bis zu 30.000 Euro, wenn sie alte Heizungen austauschen und ihre Dämmung erneuern. Je niedriger das Einkommen und je umfangreicher die Modernisierung, desto höher die Förderung. Das Angebot richtet sich an Besitzer abgasreicher Kohleöfen. Rund 50 Prozent aller Antragstellenden entscheiden sich für eine Wärmepumpe. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Gas und Biomasse.

Erst Anfang 2023 hat das Klimaministerium den Förderbetrag angehoben und die Einkommensschwellen gesenkt. Das zeigt Wirkung: Im 1. Halbjahr 2023 stiegen die Auszahlungen des Umweltfonds gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 100 Prozent.

Trotzdem hängt Saubere Luft bei den Zielen hinterher. Das Programm läuft von 2018 bis 2029 und hat ein Budget von 22,9 Milliarden Euro. Anfang November 2023 befanden sich immer noch 20,2 Milliarden Euro im Topf. Ein Vorwurf: Die Verfahren seien zu kompliziert. Drei polnische Woiwodschaften starten darum ein Pilotprojekt. Gemeinden und Energieberater erhalten Geld, um weitere Privathaushalte vom Heizungswechsel zu überzeugen. Gelingen soll das durch Werbekampagnen oder intensivere Beratung.

Anders als Saubere Luft richtet sich das Programm Warme Wohnung (Cieple Mieszkanie) an Wohnungsbesitzer in Mehrfamilienhäusern und an Eigentümergemeinschaften. Sie erhalten bis zu 83.000 Euro für thermische Sanierung. Gemeinden müssen sich um die Gelder bewerben und regionale Programme aufsetzen. Seit Ende September 2023 läuft die zweite Antragsrunde.

Luftqualität verbessert sich

Nicht nur Zuschüsse bewegen Privathaushalte zum Umstieg. In 14 von 16 Woiwodschaften gibt es Anti-Smog-Beschlüsse (Uchwały antysmogowe). Sie ordnen den Austausch alter Heizkessel oder Öfen an. Stichtage und technische Grenzwerte für zulässige Heizungen variieren von Region zu Region. Städte wie Krakau oder Warschau haben umfangreich modernisiert. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Umstiegsdaten nicht in Stein gemeißelt sind. Die zentralpolnische Woiwodschaft Łódż beispielsweise schob das Verbot von bestimmten Kohleöfen angesichts der Energiekrise 2022 um zwei Jahre nach hinten.

Dabei zeigt der Rückbau von Kohleöfen bereits Wirkung. Das geht aus einer Untersuchung des Anti-Smog-Vereins (Polski Alarm Smogowy) hervor. Die Gruppe beruft sich auf Zahlen der Umweltschutzbehörde GIOŚ (Główny Inspektorat Ochrony Środowiska). Demnach wurden 2022 erstmals seit Beginn der Aufzeichnung die Jahresdurchschnittswerte für die Feinstaubbelastung (PM10) in keiner Gemeinde überschritten. Obwohl die Belastung insgesamt zurückgeht, melden Städte wie Nowa Ruda aber immer noch an 95 Tagen im Jahr Smogalarm.

EU-Gelder fest eingeplant

Während die Importe von Wärmepumpen steigen, gibt es beim Gesamtverkauf eine Delle. Der Absatz wird 2023 laut PORT PC um knapp ein Viertel unter dem Vorjahreswert liegen. Der Verkaufsrückgang scheint vor allem zulasten heimischer Produktion zu gehen. Trotzdem zeigt sich der Verband zufrieden, denn die Absatzzahlen liegen immer noch deutlich über den Ergebnissen von 2021 oder 2020.

Die Branche wartet gespannt, ob die neue Regierung Polens die Preisobergrenzen für Strom und Wärme über 2023 hinaus verlängern wird. Angesichts steigender Energiepreise hatte das Parlament 2022 Höchstpreise bis zu einem Verbrauchslimit festgelegt. Schlecht für Hersteller von Wärmepumpen: Einerseits gab es keine gesonderten Stromverbrauchslimits für Wärmepumpenbesitzer, andererseits fiel mit den Obergrenzen auf verschiedene Heizquellen der Druck zum Umrüsten.

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Es gibt noch eine weitere Frage, mit der sich die Branche konfrontiert sieht. Das Umweltministerium will Saubere Luft über das EU-Kohäsionsprogramm FENiKS (Fundusze Europejskie na Infrastrukturę, Klimat, Środowisko) refinanzieren. Laut einem Vertrag zwischen Polen und der Europäischen Kommission stehen die Gelder zur Verfügung, wenn das Land die Unabhängigkeit der Gerichte sicherstellt. Solange die Europäische Kommission hier Bedenken hat, ist die Auszahlung der Gelder und damit die Förderung von Wärmepumpen gefährdet.

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