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Fahrzeughersteller schalten einen Gang höher

Die Automobilindustrie in Rumänien übertrifft das Vorkrisenniveau. Ob sie dieses Level halten kann, hängt von der Nachfrage auf den Exportmärkten und von stabilen Lieferketten ab. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Dacia und Ford Otosan (Renault Group) geben in der rumänischen Autoindustrie den Ton an. Bei den beiden Branchenriesen läuft die Produktion rund. Für sie sind Störungen der Lieferketten, etwa bei Halbleitern und anderen Komponenten, mittlerweile überschaubar geworden. Das veranlasst die Unternehmen, kräftig in neue Produktionslinien zu investieren. Die Zulieferindustrie hingegen ist noch nicht über den Berg. 

Autoindustrie in Rumänien manövriert gut durch die Krise

Die Autobauer dürften 2023 trotz der Herausforderungen das bisher hohe Niveau halten, prognostiziert Adrian Sandu, Generalsekretär beim Verband der rumänischen Automobilerhersteller ACAROM. Dafür sprechen die jüngsten Zahlen von ACAROM: Laut diesen haben die Pkw-Schmieden innerhalb der ersten fünf Monate des Jahres 2023 mehr als 500.000 Autos und damit so viel wie im Gesamtjahr 2022 produziert. Somit steigerten die Hersteller ihren Output im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent.

Ford Otosan und Dacia liefern ihre Fahrzeuge in die EU, vor allem an Kunden in Deutschland, Frankreich und Italien. Dort erholen sich die Automärkte weiter von den Einbrüchen der vergangenen Jahre. Laut dem europäischen Branchenverband ACEA lagen die Neuzulassungen in der EU im 1. Halbjahr 2023 um 17,8 Prozent (5,4 Millionen Einheiten) höher als im Vorjahreszeitraum, auch wenn das Vorkrisenniveau von 2019 damit noch nicht erreicht wurde.

Trotz der positiven Signale berichtet Dacia von leicht rückläufigen Bestelleingängen für die 2. Jahreshälfte 2023. Die Abnehmer in den größten Exportmärkten reagieren auf erhöhte Preise, und es sind immer noch nicht alle logistischen Probleme bei der Auslieferung neuer Fahrzeuge gelöst. Es fehlt an Fahrern in Frankreich und Italien, um Fahrzeuge auszuliefern, heißt es bei Dacia.

Ford und Dacia kündigen Produktionsstart neuer Modelle an

Besonders hervorzuheben ist, dass Elektroautos zunehmend Marktanteile gewinnen. Die Autohersteller Ford Otosan und Dacia reagieren auf den Trend und bereiten sich auf eine erhöhte Nachfrage nach Elektrofahrzeugen vor. 

Ford Otosan kündigte im Frühjahr 2023 an, mit der Produktion des neuesten Modells des Kleintransporters/Hochdachkombis Transit Courier zu beginnen. Zunächst werden Modelle mit Benzin- und Dieselmotor erhältlich sein. Ab 2024 will Ford Otosan eigenen Angaben zufolge eine vollelektrische Version des Modells herstellen. Dafür investiert Ford rund 490 Millionen Euro in eine neue Produktionslinie. Laut Angaben des Unternehmens sollen damit rund 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Konkurrent Dacia plant, im Werk Mioveni die dritte Generation des Stadt-Geländewagens (SUV) Dacia Duster zu produzieren. Das Modell zählt zu den Verkaufsschlagern des rumänischen Autobauers. Ab 2024 will Dacia in Mioveni zudem das Modell Bigster produzieren - wie auch den Dacia Duster als Verbrenner und mit Hybridmotor. Damit wird die Produktion um ein weiteres Modell der gehobenen Kompaktklasse erweitert. 

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Rumänien

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Anmerkungen

Bau einer Batterieproduktion in Galati

1.400

in PlanungAvesta Battery and Energy Engineering
Reifenproduktion in Oreada

650 

in Umsetzung, Produktionsbeginn 2024Nokian Tyres
Elektroautoproduktion

490

in PlanungFord Otosan

Neue Produktionseinheit von Antriebseinheiten für vollelektrischen Mercedes EQ 

140

in PlanungStar Assembly (Mercedes-Benz-Group)
Produktionsanlage für Hochleistungsbatterien

10

in UmsetzungRombat
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen 2023

Zulieferindustrie leitet weiter unter gestörten Lieferketten

Neben den Autobauern sind auch die Automobilzulieferer in Rumänien stark vertreten, unter anderem weil die Lohnkosten im EU-Vergleich günstig sind. Original Equipment Manufacturer (OEM; Erstausrüster) sowie Lieferanten von Komponenten und Systemmodulen, produzieren in Rumänien Kfz-Teile für die gesamte europäische Automobilindustrie. Etwa 90 Prozent der Erzeugnisse exportieren die Unternehmen, darunter Kabelbäume (Eberspächer), Lichtanlagen (Hella), Reifen (Continental), elektronische Steuerungskomponenten (Bosch) und Sensortechnik (Huff). 

Die Aussichten der Zulieferindustrie sind etwas trüber: "Es gibt immer noch Fabriken von Komponentenherstellern, die vom Halbleitermangel betroffen sind. Hinzu kommen logistische Störungen in der Lieferkette durch den Krieg in der Ukraine", sagte Adrian Sandu kürzlich bei einem Branchentreffen. 

Autoindustrie ist ein wichtiges Standbein der rumänischen Wirtschaft
Nach Angaben des Branchenverbandes ACAROM beschäftigt die rumänische Automobilindustrie etwa 230.000 Menschen und erwirtschaftete 2022 rund 31 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 12 Prozent am Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2022. 

Staat fördert den Kfz-Umtausch

Das rumänische Umweltministerium AFM fördert Käufer von Neuwagen mit einer Abwrackprämie von 7.000 Lei (etwa 1.427 Euro). Zusätzlich bietet das Ministerium mit dem Programm Rabla Plus Subventionen von bis zu 6.000 Euro für den Kauf eines Hybrid-Wagens und bis zu 11.000 Euro für den Erwerb eines Elektroautos an. Die Mittel werden über die Autohändler beantragt. Für diese Programme sind im Umweltministerium 156 Millionen Euro vorgesehen, die bis September 2024 beantragt werden können.

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Rumänien braucht mehr Investitionen in Ladesäuleninfrastruktur

Bis zum Jahr 2050 plant die rumänische Regierung ein dichtes Netz von Ladesäulen aufzubauen. Deren Abstand voneinander soll maximal 60 Kilometer betragen. Dazu hat sich das Land zusammen mit anderen EU-Mitgliedstaaten verpflichtet. In Rumänien gibt es bereits 1.350 Ladestationen, wie aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger hervorgeht. Ihre Anzahl wächst, allerdings konzentrieren sie sich auf Städte. Man findet die Ladesäulen etwa auf Parkplätzen von privaten Unternehmen, Einkaufszentren oder Gastronomiebetrieben. Um eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen, werden künftig mehr Investitionen benötigt. 

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