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Branchen | Saudi-Arabien | Pharma, Biotechnologie

Marktentwicklungen und -trends

Die meisten mittelfristigen Prognosen erwarten ein jährliches Wachstum des saudi-arabischen Pharmamarktes zwischen 5 und 10 Prozent. Der hohe Importanteil soll deutlich schrumpfen.

Von Robert Espey | Dubai

Nachfrage soll kontinuierlich wachsen

Im Rahmen der Diversifizierung der Wirtschaft möchte Saudi-Arabien Produktion und Forschung des Pharmasektors stark ausbauen. Aber bis auf Weiteres bleibt das Königreich in hohem Maße von der Einfuhr pharmazeutischer Produkte abhängig. Die Angaben beziehungsweise Schätzungen zur Importabhängigkeit bewegen sich zwischen etwa 60 und 80 Prozent. Die Spannbreite dürfte unter anderem auf den Unterschied zwischen wert- und mengenmäßigem Marktvolumen zurückzuführen sein. Generika kommen häufiger von lokalen Pharmaherstellern, hochpreisige, patentierte Erzeugnisse werden hingegen importiert. 

Die Förderagentur Invest Saudi, die zum Investitionsministerium gehört, veranschlagt den Markt für pharmazeutische Produkte mit aktuell 8,5 Milliarden US-Dollar (US$). Dies entspreche 37 Prozent des gesamten Marktvolumens der MENA-Region (Middle East and North Africa), so die Agentur. Im Zeitraum bis 2029 wird in Saudi-Arabien ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 5,7 Prozent prognostiziert. Als wichtige Wachstumstreiber werden der Bevölkerungsanstieg sowie die Zunahme chronischer Erkrankungen genannt.

Das staatliche National Industrial Development Center prognostiziert, dass im Zeitraum 2018 bis 2025 der Pharmamarkt wächst von 8,2 Milliarden auf 10 Milliarden US$. Steigender Bedarf wird unter anderem bei Medikamenten zur Behandlung von Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselkrankheiten und Asthma gesehen.

Unabhängige Marktforschungsinstitute präsentieren sehr unterschiedliche Daten zum saudi-arabischen Pharmamarkt. Ein im Oktober 2022 von Future Market Insights veröffentlichter Report prognostiziert für 2022 ein Marktvolumen von lediglich 5,2 Milliarden US$. Im Zeitraum 2022 bis 2032 wird ein durchschnittliches Wachstum von 9,6 Prozent erwartet.

Eine von Coherent Market Insights 2021 vorgelegte Studie schätzt für 2020 den Markt auf 10,2 Milliarden US$ und prognostiziert für 2027 eine Expansion auf 16,7 Milliarden US$. Die starken Differenzen zwischen den Marktberichten dürften durch Unterschiede bei der Marktabgrenzung, den Quellen und der Methodik zu erklären sein.

Der größte saudi-arabische Pharmaproduzent, die Saudi Pharmaceutical Industries & Medical Appliances Corporation (SPIMACO), prognostiziert in seinem Jahresbericht 2021, dass der Pharmamarkt 2019 bis 2024 durchschnittlich um 4,7 Prozent wachsen wird. Das Marktvolumen würde von 8,6 Milliarden auf 10,8 Milliarden US$ steigen.

Das Geschäftsführer von Bayer Saudi Arabia, Samer Lezzaiq, veranschlagt das Marktvolumen mit aktuell 8 Milliarden US$ und erwartet bis 2026 einen Anstieg auf 11 Milliarden US$. Als regionalen Vergleich verweist Lezzaiq auf Ägypten mit derzeit 5,5 Milliarden US$ Marktvolumen und die Vereinigten Arabischen Emirate mit 3 Milliarden US$.

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Eine Berechnung des Marktvolumens auf Basis der vom saudi-arabischen Zoll gelieferten Import- und Exportdaten und eines geschätzten Werts der lokalen Produktion (Quelle: IQVIA) ergibt für 2020 ein Marktvolumen von 6,5 Milliarden US$ (Importe minus Exporte plus lokale Produktion). Vor allem aufgrund der hohen Einfuhren von Corona-Impfstoffen stieg der Wert 2021 auf 7,8 Milliarden US$.

Deutschland ist ein führender Pharmalieferant

Der saudi-arabischen Zollbehörde zufolge ist Deutschland traditionell der führende Pharmalieferant. In den Jahren 2016 bis 2019 importierte das Königreich jeweils für 0,9 Milliarden US$ (cif; SITC 54) aus Deutschland, 2020 war es 1 Milliarde US$. Die Einfuhren aus Deutschland erhöhten sich 2021 zwar auf 1,1 Milliarden US$. Aber die sprunghafte Ausweitung der Bezüge aus den USA auf 1,2 Milliarden US$ (2020: 0,7 Milliarden US$) ließ Deutschland 2021 zum zweitgrößten Lieferanten absteigen.

Die gesamten Pharmaeinfuhren legten 2021 um 22 Prozent auf 7 Milliarden US$ zu. Der Zuwachs ist wesentlich auf Corona-Impfstoffe zurückzuführen. Für die Zollposition, die auch Impfstoffe erfasst (SITC 541.63; Vaccine für Human- und Veterinärmedizin etc.), wurde 2021 gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 85 Prozent beziehungsweise um 685 Millionen auf 1,5 Milliarden US$ verzeichnet. Die größten Lieferanten waren Belgien mit 671 Millionen US$ (2020: 31 Millionen US$) und die USA mit 426 Millionen US$ (95 Millionen US$).

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten die deutschen Pharmaexporte nach Saudi-Arabien 2017 mit 626 Millionen Euro einen Höchststand. Die Ausfuhren lagen 2019 nur noch bei 530 Millionen Euro (2018: 582 Millionen Euro), stiegen 2020 auf 593 Millionen und schrumpften 2021 auf 580 Millionen Euro.

Die deutschen Pharmaausfuhren nach Saudi-Arabien sind 2022 auf einen neuen Spitzenwert gestiegen. Bereits in den ersten zehn Monaten 2022 wurde für 624 Millionen Euro exportiert, davon entfielen 238 Millionen auf die SITC-Position 541.63.

Die Pharmaexporte der USA nach Saudi-Arabien brachen 2022 -nach dem kräftigen Anstieg 2021- stark ein. Gemäß der U.S. Trade Commission gingen die Lieferungen in den ersten zehn Monaten 2022 im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 59 Prozent auf 244 Millionen US$ zurück. Hauptgrund ist der nahezu vollständige Ausfall der Lieferungen unter SITC-Position 541.63. Hier wurde nur noch für weniger als 2 Millionen US$ exportiert (zehn Monate 2021: 324 Millionen US$).

Originalprodukte werden bevorzugt, aber Generika gewinnen Marktanteile

Branchenkenner bezeichnen den saudi-arabischen Markt als weiterhin sehr interessant für Anbieter von Originalprodukten. Trotz der wachsenden Bemühungen, Kosten zu senken, seien sowohl staatliche als auch private Abnehmer häufig bereit, die höheren Preise zu zahlen.

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Dennoch ist von einem tendenziell schrumpfenden Markt für Originalprodukte auszugehen. Die angestrebte Ausweitung des Marktanteils lokal hergestellter Medikamente wird sich auf Generika konzentrieren. Die lokale Lizenzfertigung patentierter ausländischer Markenprodukte dürfte nur begrenzt expandieren.

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