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Branchen | Saudi-Arabien | Pharma, Biotechnologie

Rahmenbedingungen

Saudi-Arabien baut das Gesundheitswesen stark aus. Dazu ist eine weitgehende Privatisierung geplant. Für EU- und US-Pharmaprodukte gilt ein vereinfachtes Zulassungsverfahren.

Von Robert Espey | Dubai

Hohe Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur

Der Pharmamarkt erhält wesentliche Impulse durch den Ausbau und die Restrukturierung des Gesundheitswesens. Die Zahl der Krankenhausbetten ist zwischen 2017 und 2021 um 5,8 Prozent auf 77.224 Stück gestiegen. Davon entfielen 45.330 Betten auf 287 Hospitäler des Gesundheitsministeriums. Andere staatliche Krankhäuser hatten 14.005 Betten in 51 Hospitälern. Über insgesamt 17.889 Betten verfügten 159 private Einrichtungen. Die Zahl der Krankhausbetten pro 1.000 Einwohner lag bei 2,3. 

Nach Angaben von MEED Projects haben staatliche Träger derzeit (Stand: Januar 2023) Krankenhaus- und andere Gesundheitsprojekte für 4 Milliarden US$ im Bau. Davon entfallen 2,7 Milliarden US$ auf ein Großprojekt des Innenministeriums (Security Forces Medical Complex in Riad) sowie 1 Milliarden US$ auf das Gesundheitsministerium. Der Privatsektor realisiert Projekte für 2,2 Milliarden US$.

In Planung sind Vorhaben für 3,6 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 2,4 Milliarden US$. Auf den Privatsektor entfallen 1,1 Milliarden US$. Hier ist ein Großprojekt des saudi-arabischen Unternehmens RIVA nicht berücksichtigt. RIVA plant in Riad den Bau einer MedTech City für 3,4 Milliarden US$.

Gesundheitssystem soll privatisiert werden

Der Staat finanziert den Großteil der Gesundheitsausgaben. Die Weltbank gibt für 2019 (jüngste Daten) den staatlichen Anteil an den laufenden Gesundheitskosten mit 69 Prozent an. Auf die Leistungen von Krankenversicherungen entfallen 14 Prozent, auf Eigenanteile der Patienten 17 Prozent.

Regierungsplänen zufolge soll das saudi-arabische Gesundheitssystem bis 2030 mehrheitlich privatisiert sein. Derzeit dominieren staatliche Gesundheitsdienstleister. Viele bestehende Einrichtungen sollen an private Betreiber verkauft werden. Neue Projekte sollen von privaten Investoren durchgeführt beziehungsweise auf PPP-Basis (Private Public Partnership) realisiert werden.

Seit 2017 können auch Gesundheitseinrichtungen zu 100 Prozent in ausländischer Hand sein. Dadurch erhofft sich das Investitionsministerium einen starken Zufluss internationaler Investoren.

Bis 2030 sollen 295 staatliche Krankenhäuser privatisiert werden. Zudem ist die Privatisierung von etwa 2.400 staatlichen Gesundheitszentren geplant. Die erste Privatisierung einer staatlichen Gesundheitseinrichtung wurde 2020 abgeschlossen: Die Dr. Soliman Abdel Kader Fakeeh Hospital Company hat die Saudia Medical Services Company übernommen.

Für das Privatisierungsprogramm ist das 2017 gegründete National Center for Privatization & Private Public Partnership (NCP) zuständig. Anfang 2022 hatte das NCP interessierte Firmen aufgefordert, für das im Bau befindliche SABIC Behavioral Care Specialist Hospital mit geplanten 150 Betten und ambulanten Behandlungsangeboten eine Interessensbekundung abzugeben. NCP zufolge gibt es 66 Interessenten.

Beschaffung durch zentrale Ausschreibungen

Die Pharmabeschaffungen des staatlichen Sektors werden in der Regel ausgeschrieben. Der wichtigste Akteur ist die National Unified Procurement Company (NUPCO), die dem staatlichen Public Investment Fund gehört. Eigenen Angaben zufolge entfielen 2019 (letzte verfügbare Daten) auf NUPCO mehr als 62 Prozent der staatlichen Beschaffungen.

Die 2008 gegründete NUPCO hat 2019 für 54 staatliche Gesundheitseinrichtungen insgesamt 136 Ausschreibungen zur Beschaffung von Pharmazeutika und medizinischen Ausrüstungen durchgeführt, der Anteil der lokalen Hersteller wird mit 23 Prozent angegeben. NUPCO verfolgt eine Strategie, möglichst von einheimischen Produzenten zu beziehen.

Seit 2020 arbeitet die NUPCO mit einem voll digitalisierten Planungs- und Lagerhaltungssystem. NUPCO-Kunden haben die Möglichkeit, Daten zum aktuellen Lagerbestand einzusehen. Eine weitere NUPCO-Innovation ist die Einführung eines elektronischen Rezeptsystems (Wasfaty), das Krankenhäuser, Gesundheitszentren und die Community Pharmacies verbindet.

Vereinfachte Zulassung von EU- und US-Pharmaprodukten

Die Saudi Food & Drug Authority (SFDA) ist für die Zulassung von Pharmazeutika zuständig. Der Antrag zur Registrierung ist von einer lokalen Firma über das eSDR-Portal (electronic Saudi Drug Registration) einzureichen. Zunächst erfolgt eine elektronische Vorprüfung des eingereichten eCTD (Electronic Common Technical Document), daran schließt sich der eigentliche Prüfungsprozess an.

Seit 2017 gibt es beschleunigte Registrierungsverfahren für Pharmazeutika, die über eine Zulassung der EMA (European Medicines Agency) und/oder der USFDA (U.S. Food and Drug Authority) verfügen. Für Pharmazeutika mit Zulassung sowohl der EMA als auch der USFDA gilt das Verifizierungsverfahren, das innerhalb von 30 Werktagen abgeschlossen sein soll. Für Pharmazeutika, die nur eine Zulassung einer Zulassungsbehörde (EMA oder USFDA) haben, gilt das verkürzte Verfahren (Abridged Procedure), das etwa 60 Werktage in Anspruch nehmen soll.

Pharmapreise unterliegen staatlicher Kontrolle

Alle pharmazeutischen Erzeugnisse unterliegen einer strikten Preiskontrolle. Zuständig ist die SFDA. Das System zur Preisfestlegung wird regelmäßig überprüft beziehungsweise modifiziert. Die aktuellen Richtlinien gelten seit Anfang 2021. Bei der Preisermittlung wird eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt. Dazu zählen unter anderem der Preis ab Fabrik in Saudi-Arabien (bei lokalen Herstellern) oder im Herkunftsland, die Einzel- und Großhandelspreise im Ausland, Preise alternativer Produkte oder CIF-Importpreise (CIF, cost, insurance, and freight) in anderen Ländern.

Die genehmigten Preise sind in der Regel für zwei Jahre gültig. Die Preise von Originalprodukten werden bei Zulassung von Generika in Saudi-Arabien deutlich gesenkt. Dem Großhandel wird eine Marge von 10 bis 15 Prozent (je nach Wert der Pharmaprodukte) zugestanden, dem Einzelhandel von 10 bis 20 Prozent.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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