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Saudi-Arabien steigert landwirtschaftliche Produktion

Die Regierung baut den Agrarsektor aus, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen bleibt jedoch die sehr starke Importabhängigkeit bestehen.

Von Robert Espey | Dubai

In Saudi-Arabien kehrte der Agrarsektor nach einem Rückgang um real (preisbereinigt) 1,7 Prozent im Coronajahr 2020 wieder auf den Wachstumspfad zurück. Das Statistikamt meldet für 2021 und 2022 einen Anstieg der landwirtschaftlichen Wertschöpfung (einschließlich Forst- und Fischwirtschaft) um 2,6 und 3,9 Prozent. Im Zeitraum 2013 bis 2022 lag das durchschnittliche jährliche Wachstum bei 3,3 Prozent.

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Nahrungsmittelbedarf könnte drastisch steigen 

Die saudi-arabische Entwicklungsstrategie will die Importe von Nahrungsmitteln deutlich senken. Die steigende Agrarproduktion wird die starke Abhängigkeit von Einfuhren jedoch nur langsam reduzieren können. Es ist sogar möglich, dass der Nahrungsmittelbedarf so schnell wächst, dass trotz höherer lokaler Erzeugung die Importe ausgeweitet werden müssen.

Neben einem steigenden Nahrungsmittelverbrauch pro Kopf wird das Bevölkerungswachstum den Lebensmittelbedarf erhöhen. Die staatliche Planung geht von einer Bevölkerungsexplosion aus. Aktuell leben in Saudi-Arabien etwa 35 Millionen Menschen, davon fast 40 Prozent Ausländer. Im Zuge der angestrebten rasanten Wirtschaftsentwicklung soll die Bevölkerung bis 2030 auf 50 Millionen bis 60 Millionen steigen, erklärte 2022 Kronprinz Mohammed bin Salman.

Hohe Selbstversorgungsquoten bei zahlreichen Agrarerzeugnissen

Nach Angaben des Ministeriums für Umwelt, Wasser und Landwirtschaft sind mittlerweile bei zahlreichen Agrarerzeugnissen hohe Selbstversorgungsquoten erreicht. Dennoch kann Saudi-Arabien nur 20 bis 30 Prozent des gesamten Nahrungsmittelbedarfs durch lokale Produktion decken, so Schätzungen.

Der offiziellen Statistik zufolge war 2021 bei folgenden pflanzlichen Erzeugnissen eine Selbstversorgungsquote von 100 Prozent (oder mehr) erreicht: Zucchini (110 Prozent), Gurken (101), Okra (102), Auberginen (106), Kohl (110), Blumenkohl (107), Bohnen (104), Datteln (118) und Feigen (107). Die Selbstversorgungsquote ist das Verhältnis zwischen  der heimischen Produktion und dem lokalen Verbrauch. Dieser wird als lokale Produktion plus Einfuhren minus Ausfuhren definiert.

Saudi-Arabien: Gemüse- und Früchteproduktion 2020 und 2021 (ausgewählte Produkte; in 1.000 Tonnen)

Bezeichnung

2020

2021

Datteln

1.542

1.566

Wassermelonen

522

624

Tomaten

599

621

Kartoffeln

562

578

Zwiebeln

260

298

Gurken

185

188

Zitrusfrüchte

110

117

Auberginen

109

112

Pfeffer

95

108

Trauben

102

106

Quelle: Ministry of Environment, Water and Agriculture 2023

Selbstversorgungsquoten zwischen 50 und 99 Prozent werden angegeben für Kartoffeln (92 Prozent), Tomaten (55), Zwiebeln (52), Wassermelonen (99), Pfeffer (81), Cantaloup-Melonen (82), Kürbisse (94), Mangos (60), Trauben (60) und Papayas (95). Quoten von unter 50 Prozent gab es bei Möhren (38), Zitrusfrüchten (15), Bananen (4) und Granatäpfeln (34).

Im Bereich tierischer Produkte ist Saudi-Arabien bei rotem und weißem Fleisch sowie Fisch noch in erheblichem Umfang auf Einfuhren angewiesen. Die Selbstversorgungsquote betrug 2021 bei Fisch lediglich 40 Prozent, bei rotem Fleisch 43 Prozent und bei weißem Fleisch 66 Prozent.

Anders ist die Situation bei Milch und Milcherzeugnissen sowie Hühnereiern. Hier übersteigt die lokale Erzeugung die heimische Produktion deutlich. Für Milch und Milcherzeugnisse wird eine Quote von 121 Prozent (2021) genannt, für Eier von 112 Prozent.

Getreide ist wichtigste Einfuhrposition

Saudi-Arabien kaufte 2021 Nahrungsmittel für 20,6 Milliarden US-Dollar (US$; SITC 00 bis 06 und 11) im Ausland. Die höchste Importabhängigkeit besteht bei Getreide, nachdem die lokale Produktion von Weizen und Gerste aufgrund des hohen Wasserverbrauchs stark gedrosselt werden musste. Der Import von Getreide und Getreideerzeugnissen (SITC 04) betrug 2021 rund 5,4 Milliarden US$. Die wichtigsten Lieferländer waren Australien (1 Milliarde US$), Indien (0,9 Milliarden US$), Argentinien (0,5 Milliarden US$), die USA (0,4 Milliarden US$), Russland (0,4 Milliarden US$) und die Ukraine (0,3 Milliarden US$).

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Die Getreidelieferungen aus der Ukraine dürften im Wesentlichen auf die Continental Farms Group entfallen. Das Unternehmen in der westlichen Ukraine ist eine Tochter der 2009 gegründeten Saudi Agricultural Investment and Livestock Company (SALIC) und produziert jährlich etwa 1 Million Tonnen Getreide. Saudi-Arabien will seine Nahrungsmittelversorgung auch durch Auslandsinvestitionen sichern. Die SALIC gehört zum saudi-arabischen Public Investment Fund. 

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Der Gemüse- und Früchteimport (SITC 05) belief sich 2021 auf 3,7 Milliarden US$. Die Produkte kamen vor allem aus Ägypten (0,5 Milliarden US$), den USA (0,3 Milliarden US$) sowie für jeweils 0,2 Milliarden US$ aus Südafrika, Jordanien, Indien, den Niederlanden, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Syrien.

Fleisch und Zubereitungen aus Fleisch (SITC 01) importierte Saudi-Arabien 2021 für 2,2 Milliarden US$. Brasilien war führend mit 0,9 Milliarden US$, gefolgt von der Ukraine, Australien und Indien mit jeweils 0,2 Milliarden US$. Die Einfuhren von Molkereiprodukten und Eiern (SITC 02) in Höhe von 2,1 Milliarden US$ konzentrieren sich auf Milch und Rahm (vor allem eingedickt und gesüßt) sowie Käse.

Königreich ist führender regionaler Nahrungsmittelexporteur

Die gestiegene Agrarproduktion wird zwar hauptsächlich lokal verbraucht, aber Saudi-Arabien hat sich auch zu einem wichtigen Nahrungsmittelexporteur entwickelt. Ein Teil der Ausfuhren entfällt auf verarbeitete Nahrungsmittel, die aus importierten Rohstoffen und Vorerzeugnissen (beispielsweise Fruchtsaftkonzentrate) hergestellt werden.

Die Ausfuhren stiegen 2021 auf 3,7 Milliarden US$ (2020: 3,3 Milliarden US$). Hauptabnehmer waren die VAE (0,8 Milliarden US$), Kuwait (0,6 Milliarden US$), Jemen (0,4 Milliarden US$), Bahrain (0,3 Milliarden US$), Jordanien (0,3 Milliarden US$) sowie Oman und Irak mit jeweils 0,2 Milliarden US$.

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Die größte Exportposition sind Milch, Milcherzeugnisse und Eier mit einem Ausfuhrwert von 1 Milliarde US$ (2021). Die wichtigsten Untergruppen sind Milch und Rahm mit 0,6 Milliarden US$ sowie Käse mit 0,3 Milliarden US$. Bei den Exporten von Gemüse und Früchten in Höhe von 0,7 Milliarden US$ dominieren Früchte und Nüsse (0,4 Milliarden US$) sowie Fruchtsäfte (0,3 Milliarden US$). Die wichtigste Exportfrucht sind frische und getrocknete Datteln (0,3 Milliarden US$).

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