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Saudi-Arabien will den Abwassersektor privatisieren

Die Abwasserwirtschaft im Königreich hat erheblichen Nachholbedarf. Private Unternehmen sollen neue Klärwerke bauen und bestehende Anlage modernisieren.

Von Robert Espey | Dubai

In Saudi-Arabien wird aktuell nur etwa die Hälfte des Abwassers geklärt. Bis 2030 soll der Anteil 95 bis 100 Prozent erreichen. Entsprechend treibt die Regierung den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Klärwerke voran. Nach Angaben der Projektdatenbank MEED sind derzeit Kläranlagen im Wert von rund 9 Milliarden US-Dollar (US$) im Bau oder in Planung. Hinzu kommen weitere Milliardeninvestitionen für die Erweiterung der Abwasserleitungssysteme.

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Gemäß der "National Water Strategy" soll geklärtes Abwasser 2030 zu 70 Prozent wiederverwendet werden. Für 2020 sah die Strategie eine Quote von 35 Prozent vor, offiziellen Zahlen zufolge wurden aber lediglich 18 Prozent erreicht. Dieser Anteil stieg bis 2022 auf etwa 23 Prozent. Fast 95 Prozent des wiederverwerteten Abwassers flossen 2022 in die Landwirtschaft.

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Die staatliche Planung kalkuliert für 2030 mit erforderlichen Klärwerkskapazitäten von 10,7 Millionen Kubikmetern/Tag. Landesweit existierten 2022 insgesamt 143 Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 6,4 Millionen Kubikmetern/Tag. Unter Berücksichtigung alter Anlagen, die stillgelegt werden sollen, müssten somit von 2023 bis 2030 neue Kläranlagen mit einer Leistung von 5,3 Millionen Kubikmetern/Tag in Betrieb gehen. Beobachter sprechen von einem sehr ambitionierten Ziel.

Private Investoren sollen Abwassersektor ausbauen

Staatliche Akteure geraten bei den Investitionen in neue Kläranlagen zunehmend aus dem Fokus. Private Investoren haben begonnen, Abwasserprojekte im Rahmen privat-öffentlicher Partnerschaften (Private Public Partnerships) durchzuführen. Häufig sind an den privaten Unternehmen jedoch staatliche Organisationen beteiligt. Zuständig für die Ausschreibung und Vergabe von PPP-Abwasserprojekten und den Abschluss langfristiger Wasserabnahmeverträge ist die Saudi Water Partnerships Company (SWPC). Sie gehört zum Finanzministerium.

Saudi Water Partnerships Company (SWPC): Kläranlagen in der Planungsphase (Auswahl)

Projekt

Projektstand 1)

Kapazität (Kubikmeter/Tag)

Investitionssumme (Millionen US$)

Jizan 12 Small Sewage Treatment Plant Cluster

A

74.700 2)

150

Dammam Wastewater Treatment Plant

FEED

200.000

150

Sakaka Sewage Treatment Plant

FEED

86.000

140

Riyadh East Sewage Treatment Plant

PQ

50.000

90

Arana 3 Sewage Treatment Plant (Mekkah)

FEED

80.000

80

Hadda 3 Sewage Treatment Plant (Mekkah)

FEED

50.000

70

Hafar Al Batin 2 Sewage Treatment Plant

ST

50.000

50

North Jeddah 1 Sewage Treatment Plant

ST

25.000

25

South Najran Sewage Treatment Plant

ST

25.000

25

Khamis Mushait 2 Sewage Treatment Plant

PQ

25.000

25

1 A = Ausschreibung, FEED = Front End Engineering Design, PQ = Präqualifizierung, ST = Studie; 2 Gesamtkapazität der zwölf geplanten Anlagen, Einzelkapazitäten von 1.800 bis 15.000 Kubikmeter/TagQuelle: Saudi Water Partnerships Company 2024, MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Bislang wurden zwei SWPC-Abwasserprojekte fertiggestellt. Das Klärwerk North Taif mit einer Leistung von 100.000 Kubikmetern/Tag ist seit Herbst 2022 in Betrieb. Die Investition von 80 Millionen US$ ging 2019 als BOOT-Projekt (Build, Own, Operate, Transfer) an ein Konsortium aus der lokalen International Water Distribution Company (Tawzea) und der spanischen Cobra Group. Mittelfristig ist eine Erweiterung auf 270.000 Kubikmeter/Tag geplant.

Das 280 Millionen US$ teure Klärwerk Jeddah Airport 2 mit einer Kapazität von 500.000 Kubikmetern/Tag ging 2019 ebenfalls als BOOT-Projekt an ein Konsortium aus der französischen Veolia sowie den beiden lokalen Unternehmen Marafiq (Power and Water Utility Company for Jubail and Yanbu) und Amwal Al Khaleej. Marafiq ist ein Unternehmen in privater Rechtsform, mehrheitlich aber in staatlicher Hand. Die Kläranlage ging 2023 in Betrieb.

PPP-Projekte bislang noch in der Minderheit

Aktuell befinden sich Klärwerksprojekte im Wert von 3,5 Milliarden US$ in der Bauphase. Davon entfallen lediglich 1,1 Milliarden US$ auf fünf PPP-Vorhaben der SWPC. In die drei Kläranlagen Buraydah 2, Madinah 3 und Tabuk 2, die 2021 auf BOO-Basis (Build, Own, Operate) vergeben wurden, investiert ein Konsortium der spanischen Acciona Aqua, Tawzea und der saudi-arabischen Tamasuk Holding.

Buraydah 2 kostet 225 Millionen US$ und wird über eine Leistung von 150.000 Kubikmetern/Tag verfügen. In Madinah 3 mit einer Kapazität von 200.000 Kubikmetern/Tag fließen Investitionen in Höhe von 256 Millionen US$. Vorgesehen ist ein Ausbau um 175.000 Kubikmeter/Tag. Das 146 Millionen US$ teure Projekt Tabuk 2 ist auf 90.000 Kubikmeter/Tag ausgelegt.

Für die 248 Millionen US$ schwere Investition in die West Dammam Kläranlage mit einer Kapazität von 350.000 Kubikmetern/Tag erhielt 2019 Metito (gehört zu Mitsubishi) zusammen mit der lokalen Mowah Company und der ägyptischen Orascom Construction den Zuschlag. Es ist ein BOOT-Projekt. Die National Commercial Bank aus Saudi-Arabien, die Arab Petroleum Investments Corporation und die Sumitomo Mitsui Banking Corporation finanzieren das Vorhaben.

Im Januar 2024 wurde die mit 180 Millionen US$ veranschlagte Kläranlage Al Haer 2 in Riad als BOOT-Projekt an das belgische Unternehmen BESIX und die lokale Firma Miahona vergeben. Die Anlage ist auf 200.000 Kubikmeter/Tag ausgelegt und soll 2027 den Betrieb aufnehmen.

National Water Company bietet Kläranlagen privaten Betreibern an

Die zum staatlichen Public Investment Fund gehörende National Water Company (NWC) ist der größte Betreiber von Kläranlagen. Unternehmensangaben zufolge ist die NWC landesweit für 114 Kläranlagen mit einer Kapazität von etwa 5 Millionen Kubikmetern/Tag zuständig.

Die meisten existierenden NWC Kläranlagen sollen über langfristige Verträge mit Laufzeiten von 10 bis 25 Jahren (LTOM/Long Term Operation and Maintenance Contracts) an private Betreiber vergeben werden. Diese sind auch für die Modernisierung und Instandhaltung verantwortlich. Die Verträge verpflichten die Betreiber darüber hinaus, Anlagen zur umweltverträglichen Behandlung des Klärschlamms zu errichten.

Für vier alte Kläranlagen in Heet und Al Haer (Provinz Riad) unterzeichnete die NWC im Dezember 2023 einen LTOM-Vertrag mit der lokalen Alkhorayef Water and Power Technologies Company. Er sieht eine Modernisierung der Kläranlagen für 581 Millionen US$ vor. Das Unternehmen übernimmt für 15 Jahre den Betrieb und die Wartung der Anlagen.

Mitte 2020 hatte die NWC interessierte Firmen zur Präqualifizierung für sechs LTOM-Verträge aufgefordert. Es geht um Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 2,51 Millionen Kubikmetern/Tag. Das Ergebnis des Verfahrens wurde erst im März 2022 bekannt. Folgende Unternehmen wurden akzeptiert: Acconia, Veolia/Suez Group, Acwa Power (Saudi-Arabien), Orascom Construction (Ägypten), Samsung Engineering, Hyundai, Al Bawani (Saudi-Arbien), Nesma Water & Energy (Saudi-Arabien) und El Seif Engineering Contracting (Saudi-Arabien). Wann die NWC die Ausschreibungen durchführen will, ist bislang nicht bekannt.

Saudi-Arabien: Klärwerksprojekte in der Planungsphase (Auswahl; ohne SWPC-Projekte)

Projekt

Investitionssumme (Millionen US$)

Projektstand *)

Betreiber

NEOM City: Oxagon Village Water Recycling Plant

1000

PQ

ENOWA

King Salman Park Riad: Water and Sewage Treatment Complex

640

AP

King Salman Park Foundation

Sewage Treatment Plant in Jeddah

358

ST

National Water Company

Sewage Treatment Plant in Riyadh

358

ST

National Water Company

Upgrade of Sewage Treatment Plants: Phase 4

358

ST

National Water Company

Sewage Treatment Plant in Taif

358

ST

National Water Company

Makkah Sewage Treatment Plant

358

ST

National Water Company

Al Khumra Sewage Treatment Plant in Northern Borders and AlJouf

358

ST

National Water Company

Uranah Independent Sewage Treatment Plant

250

FEED

Ministry of Environment Water and Agriculture

Sewage Treatment Plant 3 in Madinah

100

PQ

Royal Commission for Jubail & Yanbu

* A = Ausschreibung, FEED = Front End Engineering Design, PQ = Präqualifizierung, ST = Studie.Quelle: MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

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