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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Bauwirtschaft

Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Die mittelfristige Entwicklungsplanung "Vision 2030" sieht hohe Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, den Wassersektor und in erneuerbare Energien vor.

Von Robert Espey | Dubai

Wasserwirtschaft

Die Investitionen in neue Meerwasserentsalzungsanlagen werden hoch bleiben. Sie sollen möglichst über private Investoren realisiert werden. Vorerst bleibt aber die staatliche Saline Water Conversion Corporation dominierend. Zuständig für die Planung und Ausschreibung privater Entsalzungsanlagen sowie für den Abschluss von Wasserabnahmeverträgen ist die zum Finanzministerium gehörende Saudi Water Partnership Company (SWPC). Die SWPC-Planung strebt von 2022 bis 2027 die Inbetriebnahme privater Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 6,2 Millionen Kubikmetern pro Tag an.

In Saudi-Arabien wird aktuell nur etwa die Hälfte des Abwassers geklärt. Bis 2030 soll der Anteil 95 bis 100 Prozent erreichen. Entsprechend treibt die Regierung den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Klärwerke voran. Nach Angaben von MEED Projects sind derzeit Kläranlagen im Wert von rund 9 Milliarden US-Dollar (US$) im Bau oder in Planung. Hinzu kommen weitere Milliardeninvestitionen für die Erweiterung des Abwassernetzes.

Gemäß der National Water Strategy soll im Jahr 2030 geklärtes Abwasser zu 70 Prozent wiederverwendet werden. Für 2020 sah die Strategie eine Quote von 35 Prozent vor. Offiziellen Zahlen zufolge wurden aber lediglich 18 Prozent erreicht. Dieser Anteil stieg bis 2022 auf etwa 23 Prozent.

Stromversorgung

In Saudi-Arabien fließen weiterhin hohe Investitionen in konventionelle Kraftwerke. Im Jahr 2023 wurden Kapazitäten von 8,4 Gigawatt für Gaskraftwerke vergeben. Davon entfielen 7,2 Gigawatt auf vier kombinierte Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) in Quassim und Taiba. Siemens erhielt Aufträge zur Lieferung von Gasturbinen. In der Ausschreibungsphase befinden sich GuD-Projekte in Al-Nairiyah und Remah mit einer Leistung von weiteren 7,2 Gigawatt.

Bei den erneuerbaren Energien sieht die Planung einen Ausbau der Kraftwerkskapazitäten auf 58,7 Gigawatt bis 2030 vor. Davon sollen 40 Gigawatt auf Fotovoltaik, 16 Gigawatt auf Windenergie und 2,7 Gigawatt auf Sonnenwärmekraftwerke entfallen. Hinzu kommen die Solar- und Windkraftprojekte in der neuen Entwicklungszone NEOM.

Der tatsächliche Ausbau bleibt bislang jedoch deutlich hinter der Planung zurück. Die für 2023 angestrebte Zielgröße von 27,3 Gigawatt wurde nur zu 5 Prozent erreicht. Der Anteil der Erneuerbaren an den gesamten Kraftwerkskapazitäten des Landes liegt aktuell bei etwa 1,5 Prozent. Im Bau befinden sich Anlagen mit einer Leistung etwa 10 Gigawatt, ohne NEOM.

Im Bereich Stromübertragung und -verteilung befinden sich mehr als 200 Vorhaben für 12,3 Milliarden US$ in der Bauphase. Für die meisten Projekte ist die Saudi Electricity Company beziehungsweise das Tochterunternehmen National Grid zuständig. MEED Projects listet geplante Projekte im Wert von 13,1 Milliarden US$. Die meisten Vorhaben sollen noch 2024 vergeben werden.

Luftverkehrsinfrastruktur

Das Königreich kündigt einen massiven Ausbau des Luftverkehrs an. Ziel ist es, das Passagieraufkommen von 2023 bis 2030 mehr als zu verdreifachen. Die Regierung spricht von einem Anstieg auf 330 Millionen Passagiere. Davon sollen 10 Prozent auf internationale Transitverbindungen entfallen. Viele Beobachter halten die Ziele für kaum erreichbar.

Die notwendigen Investitionen in die Flughafeninfrastruktur und den Flottenausbau werden mit insgesamt 100 Milliarden US$ kalkuliert. Private Investoren sollen als tragende Säule die Saudi Aviation Strategy umsetzen. Vorerst dürfte das meiste Geld allerdings aus staatlichen Quellen kommen. Der Public Investment Fund (PIF) übernimmt einen Großteil der Finanzierung.

Angesichts der Expansionsziele bis 2030 müsste Saudi-Arabien das Investitionstempo deutlich erhöhen. Nach Angaben der Projektdatenbank MEED sind derzeit Projekte (ohne militärischen Hintergrund) im Wert von lediglich 2,9 Milliarden US$ in der Bauphase.

Der neue King Salman Airport in Riad ist das größte geplante Flughafenprojekt des Landes. Bis 2030 soll die erste Phase abgeschlossen sein, das gesamte Vorhaben bis 2050. Phase 1 sieht eine Kapazität von jährlich 120 Millionen Passagieren vor. Bis 2050 soll sie auf 185 Millionen Passagiere und 3,5 Millionen Tonnen Fracht steigen. Beobachter sprechen von einem ambitionierten Zeitplan, da das Vorhaben noch in der Design-Phase steckt. Investor ist der vom Kronprinzen geleitete PIF.

MEED Projects veranschlagt die Baukosten des Megaflughafens mit 30 Milliarden US$. Es gibt aber auch Schätzungen, die deutlich höher liegen. Der neue Flughafen soll auf dem Gelände des derzeitigen King Khalid International Airports entstehen. Den Masterplan erstellte das Architekturbüro Foster + Partners.

Schieneninfrastruktur

Nach der Fertigstellung des 2.750 Kilometer langen North Train Network befinden sich derzeit im Schienenfernverkehr keine größeren Projekte in der Bauphase. Es gibt aber ambitionierte Pläne für den weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur. Das Investitionsministerium bekräftigte 2022, den Saudi Railway Masterplan bis 2040 umzusetzen und das Schienennetz auf 8.000 Kilometer zu erweitern. Aktuell sind es etwa 4.500 Kilometer.

Ein geplantes Großprojekt ist die "Saudi Land Bridge" zwischen Riad und Jeddah. Das Vorhaben steckt allerdings seit vielen Jahren in der Planungsphase fest.

In Riad laufen seit 2013 die Bauarbeiten an einem 23 Milliarden US$ teuren Metrosystem mit sechs Linien. Mit großer Verzögerung dürfte die Inbetriebnahme 2024 erfolgen. Eine siebte Metrolinie soll für 4 Milliarden US$ errichtet werden. Ferner ist geplant, die Linie 2 für 2 Milliarden US$ zu verlängern.

In NEOM soll als Teil des Städtebauprojekts "The Line" ein 14,5 Milliarden US$ teures Hochgeschwindigkeitsschienennetz (The Spine) entstehen. Rund 7 Milliarden US$ werden für das Schienennetz der NEOM-Industriezone (Oxagon) kalkuliert. In Al Ula ist für 1 Milliarde US$ ein 50 Kilometer langes Straßenbahnsystem vorgesehen.

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