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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Die mittelfristige Entwicklungsplanung (Vision 2030) sieht hohe Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, in den Wassersektor und in erneuerbare Energien vor.

Von Robert Espey | Dubai

Schieneninfrastruktur

Nach der Fertigstellung des 2.750 Kilometer langen North Train Network befinden sich derzeit keine größeren Projekte im Schienenfernverkehr in der Bauphase. Es gibt aber ambitionierte Pläne für den weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur. Das bestehende Eisenbahnnetz hat eine Länge von etwa 4.500 Kilometern und verbindet Riad mit der Ostprovinz und dem Norden des Landes. Zusätzlich existiert an der Westküste zwischen Mekka und Medina eine 450 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitstrasse (Haramain High Speed Rail). Das Investitionsministerium bekräftigte im Jahr 2022, den 2010 präsentierten "Saudi Railway Masterplan" bis 2040 umzusetzen und das Schienennetz auf 8.000 Kilometer zu erweitern.

Großprojekte in der Planung sind die "Saudi Land Bridge" (Riad nach Jeddah), die "Riyadh Dammam High-Speed Rail" und die regionale "GCC Rail" (Gulf Cooperation Council). Diese Projekte stecken allerdings bereits seit Jahren in der Planungsphase fest.

Der Bau der 950 Kilometer langen "Land Bridge" wird seit 2021 mit einem Konsortium unter der Führung der China Civil Engineering Construction Company diskutiert. Das Konsortium ist auch für die "Riyadh Dammam High-Speed Rail" im Gespräch. Beide Projekte sollen auf PPP-Basis (Private Public Partnership) durchgeführt werden. Wie sich der seit zehn Jahren diskutierte Plan eines regionalen GCC-Schienennetzes weiter entwickeln wird, ist unklar.

In Riad laufen seit 2013 die Bauarbeiten an einem 23 Milliarden US$ teuren Metrosystem mit sechs Linien. Die Inbetriebnahme verzögerte sich mehrfach und ist jetzt für 2023 angekündigt. Eine siebte Metro-Linie soll für 500 Millionen US$ gebaut werden. Seit vielen Jahren wird auch in anderen Ballungsgebieten an Plänen für Metrosysteme gearbeitet.

Flughafenbau

Saudi-Arabien möchte sich zu einem internationalen Luftverkehrsdrehkreuz entwickeln. Dazu sollen bis 2030 Investitionen von 100 Milliarden US$ für den Flughafen- und Flottenausbau getätigt und die jährlichen Kapazitäten auf 330 Millionen Passagiere verdoppelt werden. Die Zahl der Direktverbindungen nach Saudi-Arabien soll von 100 auf 250 steigen. Bei der Luftfracht wird eine Kapazität von 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr anvisiert.

Um die Kapazitäten zu erhöhen, sollen neben der Erweiterung und Modernisierung bestehender Flughäfen landesweit zehn neue Flughäfen gebaut werden. Fünf dieser Projekte sind als PPP-Projekte geplant. Zuständig ist die Matarat Holding, eine 2013 gegründete Tochter der General Authority of Civil Aviation.

Das größte geplante Matarat-Projekt ist ein Großflughafen in Riad für 5 Milliarden US$. Dieses Vorhaben, der King Salman International Airport, wurde im November 2022 vorgestellt. Es ist ein weiteres Megaprojekt von Kronprinz Mohammed bin Salman. Der Flughafen soll im Jahr 2030 über eine Jahreskapazität von 120 Millionen Passagieren verfügen. Bis 2050 wird ein Ausbau auf 185 Millionen Passagiere und 3,5 Millionen Tonnen Fracht angestrebt. Das britische Architekturbüro Foster + Partners erhielt im Dezember 2022 den Auftrag, einen Masterplan zu entwickeln.

Der King Salman International Airport soll zum Heimatflughafen der zweiten nationalen Fluggesellschaft, der Riyadh International Airlines (RIA), werden. Sie wurde 2022 gegründet. Der staatliche Public Investment Fund kündigte an, in einer ersten Phase 30 Milliarden US$ in die RIA zu investieren.

Wasserversorgung und -entsorgung

Die Investitionen in neue Meerwasserentsalzungsanlagen werden hoch bleiben. Der Bau neuer Entsalzungskapazitäten muss nicht nur die rückläufige Grundwassernutzung  und den steigenden Wasserverbrauch berücksichtigen, sondern auch die Stilllegung alter, ineffizienter MSF-Anlagen (Multi Stage Flash). Neue Anlagen sollen möglichst durch private Investoren errichtet werden. Vorerst bleibt aber die staatliche Saline Water Conversion Corporation dominierend. Derzeit befinden sich Entsalzungsanlagen im Wert von 5,8 Milliarden US$ in der Bauphase. Geplant sind Projekte für fast 9 Milliarden US$.

In Saudi-Arabien werden gegenwärtig weniger als zwei Drittel des anfallenden Abwassers in Kanalisationsnetze eingespeist. Der Anteil soll bis 2030 auf 95 bis 100 Prozent steigen und das aufbereitete Abwasser nahezu vollständig genutzt werden. Für Riad hat das Stuttgarter Ingenieurunternehmen Fichtner einen Masterplan für ein nachhaltiges Abwassermanagement erstellt. Gegenwärtig werden nur 15 Prozent des aufbereiteten Abwassers zur Bewässerung verwendet.

Stromversorgung

Die Regierung plant bei erneuerbaren Energien (EE) bis 2023 eine Steigerung der Kraftwerkskapazitäten auf 27,3 Gigawatt. Bis 2030 sind 58,7 Gigawatt anvisiert. Aktuell beträgt die EE-Kapazität weniger als 1 Gigawatt. Derzeit ist unklar, ob und wie die für 2030 angestrebte EE-Leistung erreicht werden kann. Im Rahmen des National Renewable Energy Programm (NREP) sind EE-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2,7 Gigawatt im Bau. Für die Vergabe weiterer fünf NREP-Projekte mit einer Gesamtleistung von 3,3 Gigawatt ist der Präqualifizierungsprozess abgeschlossen.

Außerhalb des NREP ist vor allem der staatliche Public Investment Fund (PIF) im EE-Sektor aktiv. Im April 2021 hat der PIF (gemeinsam mit ACWA Power und Saudi Aramco) einen 725 Millionen US$ schweren Auftrag zum Bau einer 1,5- Gigawatt-Fotovoltaikanlage in Sudair (Provinz Riad) an das indische Unternehmen Larsen & Toubro vergeben. Die Fertigstellung wird 2025 erwartet.

Im Oktober 2022 beauftragte die PIF-Tochter Badeel (gemeinsam mit ACWA Power) die China Energy Engineering Corporation, in Shoaiba (Provinz Mekka) für 2,6 Milliarden US$ ein 2,1-Gigawatt-Fotovoltaikkraftwerk zu errichten. Die Inbetriebnahme ist für 2026 anvisiert. Für ein weiteres PIF/ACWA-Projekt liegen Angebote vor. Es handelt sich um eine 300-Megawatt-Fotovoltaikanlage in Rabigh (Provinz Mekka), wo derzeit bereits ein ähnliches NREP-Projekt gebaut wird. Die Vergabe des Bauauftrags über 450 Millionen US$ soll in Kürze erfolgen.

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