Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Saudi-Arabien | Bauwirtschaft

Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

Bei Glas, Fliesen und Sanitärkeramik verfügt Saudi-Arabien über erhebliche lokale Produktionskapazitäten. Armaturen müssen überwiegend importiert werden.

Von Robert Espey | Dubai

Glas

Der Großteil des in Saudi-Arabien benötigten Bauglases kommt aus lokaler Produktion. Ein führender Hersteller ist die 1995 gegründete Saudi Guardian International Float Glass Company, ein Joint Venture aus zwei saudi-arabischen Investoren (National Company for Glass Industries/Zoujaj; Al Zamil Group) sowie der US-Firma Guardian. Das Unternehmen verfügt in Al Jubail über eine Produktionsanlage mit einer Jahreskapazität von 160.000 Tonnen. Zoujaj ist auch mit 55 Prozent am Flachglasproduzenten Gulfguard in Ras Al Khaima in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beteiligt (Kapazität: 700 Tonnen /Tag).

Die Obeikan Glass Company betreibt in Yanbu am Roten Meer ein Flachglaswerk. Seine Investitionskosten werden mit 180 Millionen US$ angegeben. Am Bau der Anlage waren vier deutsche (Zippe, Grenzebach, TMB, ISRA Vision) und zwei französische Firmen sowie ein belgisches Unternehmen beteiligt. Die Fabrik kann bis zu 815 Tonnen Flachglas täglich mit einer Dicke zwischen 3 und 23 Millimetern fertigen.

Im Oktober 2022 hat RAOOM, ein saudi-arabischer Glashersteller und -händler, dem deutschen Unternehmen Benteler einen Auftrag über 1,9 Millionen US$ für die Lieferung einer neuen Produktionslinie für Verbundglas erteilt. Die Fertigstellung der neuen Produktionslinie wird für 2024 erwartet.

Die Azemeel Group hat im Sommer 2021 den Auftrag zur Errichtung einer 200-Millionen-US$-Anlage zur Herstellung von ultraweißem Flachglas in Jubail (Kapazität: 600 Tonnen/Tag) gecancelt. Ende 2019 war der Auftrag an die China National Building Materials Engineering Group vergeben worden, die China Triumph International Engineering Company hatte einen Beratervertrag.

Saudi-Arabien muss weiterhin in begrenzten Mengen Bauglas importieren. Gemäß saudi-arabischer Statistik wurde 2021 Flachglas (HS-Pos. 70.05) im Wert von 43 Millionen US$ (2020: 40 Millionen US$) aus dem Ausland bezogen. Die wichtigsten Lieferanten waren China (21 Millionen US$; 2020: 24 Millionen US$) und die VAE (12 Millionen US$; 10 Millionen US$).

Fliesen/Keramik

Der Ausbau der lokalen Herstellung dürfte den Import keramischer Erzeugnisse zurückgehen lassen. Die Einfuhren preisgünstiger Fliesen und anderer Baukeramik machen den lokalen Herstellern jedoch immer wieder zu schaffen. Schätzungen zufolge soll derzeit noch mindestens die Hälfte des Keramikbedarfs durch Lieferungen aus dem Ausland gedeckt werden. Anti-Dumping-Zölle sollen die Billigeinfuhren aus Indien und China bremsen.

Ein führender lokaler Keramikhersteller ist die 1977 gegründete Saudi Ceramics. Das Unternehmen kann in vier Fliesenwerken und zwei Fabriken für Sanitärkeramik jährlich 64 Millionen Quadratmeter Keramik- und Porzellanfliesen sowie 3,2 Millionen Stück Sanitärkeramik herstellen. Das Unternehmen produziert unter anderem auch Ziegel, Keramikrohre, Warmwasserspeicher und Sanitärzubehör. Sein Umsatz hatte sich zwischen 2015 und 2018 um 38 Prozent auf 274 Millionen US$ vermindert, stieg bis 2021 jedoch wieder auf etwa 409 Millionen US$ an. Der Exportanteil lag 2021 bei 7 Prozent.

Saudi Ceramic lässt derzeit ein neues Werk errichten. Mit der Fertigstellung wird 2024 gerechnet. Die auf 67 Millionen US$ kalkulierte Keramikfabrik soll jährlich etwa 8 Millionen Quadratmeter Porzellanfliesen produzieren können.

Ein weiterer Keramikanbieter ist die 2012 gegründete Forsan Ceramics, die seit 2015 in der King Abdullah Economic City produziert. In drei Fabriken kann das Unternehmen jährlich 15 Millionen Quadratmeter Keramikfliesen, 8 Millionen Stück Porzellanfliesen und 1,5 Millionen Stück Sanitärkeramik fertigen. Die 2006 gegründete Arabian Ceramics Manufacturing Company (ACMC) in Jeddah verfügt über eine Tageskapazität von 50.000 Quadratmetern Keramik- und Porzellanfliesen. Porsalina Ceramics in Riad produziert seit 1998 Sanitärkeramik.

Die Royal Commission for Jubail & Yanbu stellte 2021 in der Yanbu Industrial City ein 80-Millionen-US$-Keramikwerk fertig. Dort können pro Tag 80.000 Quadratmeter Bodenfliesen und 120.000 Quadratmeter Wandfliesen produziert werden.

Glasierte keramische Fliesen (HS 69.07) wurden 2021 für 589 Millionen US$ (2020: 725 Millionen US$) importiert, davon entfielen 192 Millionen US$ auf Indien, 160 Millionen US$ auf Spanien, 122 Millionen US$ auf die VAE, 44 Millionen US$ auf Italien und 19 Millionen US$ auf China. Die Einfuhren aus Deutschland betrugen in dieser Position 1,2 Millionen US$.

Der Import anderer keramischer Baumaterialien (Ziegel, Rohre etc.; HS 69.04 bis 69.06) belief sich 2021 auf 13 Millionen US$ (2020: 18 Millionen US$). Die Einfuhren keramischer Sanitärinstallationsprodukte (Waschbecken, Badewannen etc.; HS 69.10) lagen bei 60 Millionen US$ (69 Millionen US$). Hauptlieferant war China mit 35 Millionen US$.

Sanitärprodukte

Armaturen, auch Sanitärarmaturen, werden überwiegend importiert. Die saudi-arabische Statistik weist für 2021 Einfuhren von Armaturen (HS 84.81) in Höhe von 1,5 Milliarden US$ aus (2020: 1,45 Milliarden US$). In der Unterposition "andere Armaturen" (HS 84.81.80), wo auch Sanitärarmaturen erfasst sind, waren es 0,91 Milliarden US$ (2020: 0,89 Milliarden US$). Die führenden Lieferanten waren im Jahr 2021 Italien (285 Millionen US$), China (118 Millionen US$), Deutschland (113 Millionen US$, 2020: 85 Millionen US$) und die USA (99 Millionen US$). Deutsche Sanitärarmaturen sind häufig bei Bauprojekten im gehobenen und Luxussegment zu finden.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.