Branchen | Schweiz | Tourismus
Tourismus erholt sich trotz globaler Krisen
Die Schweiz erwartet, dass die Zahl der Feriengäste aus dem In- und Ausland in diesem Winter kräftig steigen wird.
12.12.2022
Von Karl-Heinz Dahm | Bonn
Gegenüber einem schwachen Wintertourismus 2021/2022, der durch Pandemie und Reisebeschränkungen massiv ausgebremst wurde, geht das schweizerische Wirtschaftsforschungsinstitut BAK economics für den Winter 2022/2023 von einer kräftigen Belebung der Nachfrage nach Übernachtungen in schweizerischen Beherbergungsbetrieben aus. Das Institut rechnet mit einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 16,4 Millionen. Dabei soll nicht nur die Zahl der ausländischen Gäste zunehmen, auch aus dem Inland wird eine hohe Nachfrage erwartet.
Wunsch nach Urlaubsreisen ist groß
Laut der jüngsten Tourismusprognose, die BAK economics im Auftrag des schweizerischen Staatssekretariats für Wirtschaft Seco erstellt hat, sind vor allem starke Auf- und Nachholeffekte Treiber dieser positiven Entwicklung. Auch hätten in den Jahren der Pandemie die Haushalte mehr auf die Seite legen können und seien dadurch robuster gegen Krisen gewappnet. Zudem müssten Feriengäste keine erneuten, strengen Coronabeschränkungen in der Schweiz mehr befürchten, was mehr Sicherheit für die Reiseplanung bedeute. Aus den Fernmärkten erwarten die BAK-Ökonomen daher rund 1 Million mehr Übernachtungsanfragen als im Winter 2021/2022.
Es gibt auch zahlreiche bremsende Faktoren, die auf die Wirtschaft sowie auf die touristische Nachfrage wirken. Zu nennen sind hier vor allem die gestiegenen Energiekosten durch den Krieg in der Ukraine sowie eine hohe Inflation und schwache Konjunktur in vielen Herkunftsländern der ausländischen Touristen. Insgesamt überwiegen laut BAK economics jedoch die positiven Effekte.
Starker Schweizer Franken aber niedrige Inflation
Für Gäste aus den Euro-Ländern verteuert sich der Schweiz-Urlaub tendenziell aufgrund des starken Schweizer Frankens. Abgemildert wird diese Teuerung jedoch dadurch, dass die Inflation in der Schweiz deutlich niedriger ist als in den Euro-Ländern. Die Kosten für Übernachtungen und touristische Dienstleistungen steigen laut der BAK-Studie in der Schweiz daher weniger stark als in den Euro-Ländern. Den erwarteten Zuwachs an Übernachtungsgästen aus Europa beziffern die Konjunkturforscher im Winter 2022/23 mit rund 1,1 Millionen, ein Plus von 26 Prozent. Damit dürfte die europäische Nachfrage nur leicht unterhalb des Vorkrisenniveaus liegen.
Das Vorkrisenniveau bei den touristischen Übernachtungen insgesamt sehen die Konjunkturforscher erst im Winter 2023/24 wieder erreicht. Bis dahin dürfte sich auch die Nachfrage aus den Fernmärkten weiter erholt haben.
2022* | Veränd. gegenüber Vorjahr in Prozent | 2023* | Veränd. gegenüber Vorjahr in Prozent | 2024* | Veränd. gegenüber Vorjahr in Prozent | |
---|---|---|---|---|---|---|
Schweiz | 20.644 | 1,8 | 19.657 | -4,8 | 19.341 | -1,6 |
Deutschland | 3.559 | 50,8 | 3.911 | 9,9 | 3.986 | 1,9 |
Frankreich | 1.262 | 40,6 | 1.235 | -2,1 | 1.237 | 0,1 |
Italien | 770 | 62,0 | 873 | 13,4 | 879 | 0,7 |
Vereinigtes Königreich | 1.224 | 364,5 | 1.478 | 20,8 | 1.599 | 8,1 |
Fernmärkte | 5.559 | 261,6 | 7.872 | 41,6 | 9.163 | 16,4 |
USA | 2.079 | 333,3 | 2.463 | 18,5 | 2.470 | 0,3 |
China | 132 | 263,0 | 412 | 212,5 | 1.170 | 183,8 |