Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Serbien | Freihandelsabkommen

Serbien und China rücken enger zusammen

Während die EU den Balkanstaat näher an sich binden will, unterzeichnet Serbien mehrere Vereinbarungen mit China. Darunter ein Freihandelsabkommen. 

Von Martin Gaber | Belgrad

Während EU-Vertreter in Albanien über die Beitrittsperspektive des Westbalkan diskutieren, rücken Serbien und China wirtschaftlich näher zusammen. In Anwesenheit der Präsidenten Aleksandar Vučić und Xi Jinping wurden beim Seidenstraßen-Gipfel in Peking vier Abkommen vereinbart. Das wohl wichtigste dabei ist ein Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern. Dieses wurde von den Handelsministern Tomislav Momirović und Wang Wentao unterzeichnet. Nach Angaben der serbischen Regierung können damit rund 10.000 serbische und 9.000 chinesische Produkte frei gehandelt werden. 

Schon heute ist China einer der wichtigsten Handelspartner Serbiens. Das bilaterale Handelsvolumen lag im Jahr 2022 bei über 5,8 Milliarden Euro. Damit liegt die Volksrepublik hinter Deutschland auf Platz 2. Bei den Importen nach Serbien liegt China mittlerweile sogar auf Platz 1.

Bild vergrößern

Serbien und China intensivieren ihre Wirtschaftsbeziehungen

Serbiens Präsident Alekandar Vučić erklärte, dass sein Land das einzige Land in Europa sei, das China politisch weder kritisiere noch sich einer Erklärung gegen Peking angeschlossen habe. So soll nun auch wirtschaftlich der Schulterschluss enger werden. Neben dem Freihandelsabkommen wurden weitere Erklärungen unterzeichnet. Serbien und China wollen nach Regierungsangaben auch in der wirtschaftlichen Entwicklungspolitik, im Bereich Industrie und bei Investitionen ihre Zusammenarbeit ausbauen. Zudem einigten sich beide Länder auf einen mittelfristigen Aktionsplan zur weiteren Umsetzung von Chinas Seidenstraße, auch bekannt als Belt and Road Initiative (BRI). Details zu den Abkommen und Erklärungen wurden nicht veröffentlicht. 

Das chinesische Außenministerium hebt aber die Vertiefung im Bereich der Infrastrukturprojekte hervor. Zudem sollen gemeinsam neue Bereiche entwickelt werden, dabei stehen die Digitalwirtschaft und technologische Investitionen im Fokus.

China und Serbien pflegen laut serbischem Außenministerium seit dem Jahr 2016 eine umfassende strategische Partnerschaft.

Serbien setzt auf Infrastruktur made in China

Schon heute treibt China den Infrastrukturausbau in Serbien im Rahmen der BRI voran. So wurden strategische Verkehrswege maßgeblich durch China finanziert und durch chinesische Unternehmen umgesetzt. Zu den bekanntesten Projekten gehören die Bahnverbindung von Budapest nach Belgrad, die Pupin-Donaubrücke in Serbiens Hauptstadt oder die Miloš Veliki Autobahn. Diese führt ab Belgrad auf 130 Kilometern in Richtung Süden. Derzeit wird die Strecke in Richtung Montenegro weitergebaut. Dort soll sie an eine ebenfalls von China finanzierte und gebaute Autobahn angeschlossen werden. Auch beim geplanten Bau der neuen Belgrader Metro sind Unternehmen aus der Volksrepublik beteiligt.

Häufig werden von Peking unterstützte Projekte durch die Staatsbank Exim mit Krediten finanziert. Die Umsetzung vor Ort erfolgt dann ebenfalls durch chinesische Unternehmen, zum Beispiel die China Road and Bridge Corporation (CRBC) oder PowerChina. Bilaterale Abkommen regeln eine verpflichtende Beteiligung lokaler Unternehmen.

Der Verband der serbischen Wirtschaftswissenschaftler (SES) beschreibt, dass Serbien aufgrund der geografischen Schnittstelle zwischen Ost und West und vor den Toren der EU von besonderer Bedeutung für China ist. Serbien ist eines der Schlüsselländer beim Transport chinesischer Waren über den Hafen Piräus in die EU. Mit COSCO ist ein chinesisches Unternehmen Mehrheitseigentümer an dem griechischen Hafen.

China investiert in die Industrie

1,4 Mrd. Euro

haben chinesische Unternehmen im Jahr 2022 in Serbien investiert.

Chinas Engagement in Serbien beschränkt sich dabei nicht nur auf Infrastrukturprojekte. Unternehmen aus dem Reich der Mitte stehen auch hinter Investitionen in der Industrie. Im Fokus steht die Autozulieferindustrie. Das bekannteste Projekt ist die Reifenfabrik Linglong in Zrenjanin. Die Gesamtinvestition soll sich auf rund 1 Milliarde US-Dollar belaufen und über 1.000 Mitarbeitende beschäftigen. Das Projekt steht allerdings aufgrund Umweltverschmutzungen und schlechter Arbeitsbedingungen massiv in der Kritik. Weitere größere Investoren sind die Zulieferer Mei Ta, Minth oder Yanfeng.

Neben den Projekten in der verarbeitenden Industrie gibt es weitere Investitionen. Das größte Stahlwerk Serbiens in Smederevo gehört seit dem Jahr 2016 zur chinesischen HBIS Group. HBIS ist einer der größten Stahlproduzenten weltweit. Die serbisch-chinesischen Beziehungen werden von staatlicher Seite deshalb gerne als "stählerne Freundschaft" gepriesen. Auch im Bereich Rohstoffe sind chinesische Betriebe aktiv. Das Unternehmen ZiJin baut in der Nähe der Stadt Bor Kupfer ab.

China war im 1. Halbjahr 2023 laut serbischer Zentralbank mit Nettozuflüssen von rund 600 Millionen Euro wichtigster ausländischer Investor in Serbien. Bereits im Vorjahr lag die Volksrepublik mit Zuflüssen von insgesamt 1,4 Milliarden Euro auf Platz 1.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.