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Milliarden für den Ausbau von Spaniens Schienennetz
Spanien investiert weiter, um sein Schnellzugnetz zu vergrößern und zu modernisieren. Nachholbedarf gibt es auch bei der Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr.
03.09.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Insgesamt etwa 1.000 Kilometer neue Hochgeschwindigkeitsstrecken befinden sich aktuell in der Planung oder im Bau. In den nächsten Jahren sollen vor allem Nordspanien und weitere Städte in Andalusien angebunden werden. Geplant sind auch neue Abschnitte in der Extremadura, um die Reisezeit nach Portugal deutlich zu verkürzen. Schon jetzt verfügt Spanien mit rund 4.000 Kilometern über eines der weltweit größten Hochgeschwindigkeitsnetze für den Personenverkehr.
Die spanische Regierung hat für den Zeitraum 2022 bis 2026 Ausgaben in Höhe von insgesamt 24,2 Milliarden Euro für die Erweiterung des Bahnnetzes und die Renovierung der Schieneninfrastruktur eingeplant. Davon sind 50 Prozent für das Hochgeschwindigkeitsnetz reserviert und 50 Prozent für das restliche Netz, einschließlich der S-Bahnsysteme in mehreren Städten. Hauptakteur bei der Umsetzung der Projekte ist der staatliche Schienennetzbetreiber ADIF (Administrador de Infraestructuras Ferroviarias).
Netz muss für mehr Güterverkehr angepasst werden
Für den Güterverkehr ist der geplante Ausbau der Atlantik- und Mittelmeerkorridore besonders wichtig. Beide Verkehrskorridore gehören zum transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V), das von der EU priorisiert und auch finanziell unterstützt wird.
Neben dem Schienenausbau und den dazugehörigen Infrastrukturen fließen Mittel in intermodale Umschlagszentren. Laut spanischem Verkehrsministerium werden im Jahr 2025 Ausschreibungen im Wert von 2,5 Milliarden Euro allein für verschiedene Teilprojekte des Atlantikkorridors realisiert. Das entspricht einem Plus von 1,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2024 bei den Aufwendungen für diesen Korridor.
Vor diesem Hintergrund hat ADIF im Mai 2025 einen Auftrag vergeben, mit dem die Route für den kombinierten Ladungsverkehr ausgebaut werden soll. Ziel ist es, die Lichtraumprofile der Tunnel auf einer andalusischen Teilstrecke zum Mittelmeerhafen Algeciras zu erweitern. Durch die breiteren und höheren Tunnel sollen Züge auf dieser Route künftig Sattelauflieger transportieren können. Die Strecke Algeciras-Madrid-Saragossa ist ein Kernstück sowohl für den europäischen Mittelmeer- als auch den Atlantikkorridor.
Der Ausbau beider Korridore soll dazu führen, dass der Anteil des Schienenverkehrs am Gütertransport steigt. Er ist in Spanien mit 4 bis 5 Prozent noch deutlich vom EU-Ziel entfernt, bis zum Jahr 2030 insgesamt 10 Prozent der Waren auf der Schiene zu befördern. Bei grenzüberschreitenden Gütertransporten per Bahn sind es nur 2 Prozent.
Investitionsvorhaben nutzen europäische Fördertöpfe
Die Kofinanzierung für Schienenprojekte in Spanien stammt teilweise aus dem europäischen NextGenerationEU-Fonds oder dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Europäische Investitionsbank (EIB) prüft die Vergabe eines Kredits im Umfang von 1,25 Milliarden Euro für den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Burgos (Kastilien-León) ins baskische Vitoria.
Neben Mitteln aus dem Staatshaushalt finanziert ADIF seine Projekte zudem über den Kapitalmarkt. Seit 2017 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 5,1 Milliarden Euro über grüne Anleihen eingenommen.
Bezeichnung | Stand & Zeitplan | Projektträger | Projektvolumen in Mio. Euro |
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Hochgeschwindigkeitsstrecke Sevilla-Huelva | Verlängerung der bisherigen Strecke Madrid-Sevilla um 96 km; zugelassene Höchstgeschwindigkeit 350 km/h; Entwurfs- und Ausführungsplanung im März 2025 ausgeschrieben | ADIF Alta Velocidad | ca. 2.000 |
Hochgeschwindigkeitsstrecke Burgos-Vitoria | Verlängerung der bisherigen Strecke Madrid-Burgos um 97 km; Aufteilung in mehrere Abschnitte; Ausschreibung für Bau des ersten Abschnitts (Pancorbo-Ameyugo) im Februar 2025 erfolgt | ADIF Alta Velocidad | ca. 2.000 |
Ausbau Bahnhof Chamartín (Madrid) | Beinhaltet den Ausbau der Gleise für Hochgeschwindigkeitszüge von 12 auf 18, Headquarter-Gebäude für ADIF; im Bau | ADIF und ADIF Alta Velocidad | 1.000 |
Ausbau Bahnhof Atocha (Madrid) | Errichtung eines unterirdischen Durchgangsbahnhofs mit weiteren Gleisen für Hochgeschwindigkeitszüge; im Bau | ADIF Alta Velicidad | 452 |
Anbindung Jaén an Hochgeschwindigkeitsnetz | Bypass an Strecke Madrid-Sevilla über 18 km in Montoro (Provinz Córdoba); Ausschreibung der Entwurfs- und Ausführungsplanung für 2025 vorgesehen | ADIF Alta Velocidad | 400 |
Anbindung des Hafens Barcelona | Teilprojekt (Schiene) zur besseren Verkehrsanbindung des Hafens Barcelona; in Planung | ADIF | 266 |
Verschiedene Spurweiten stellen Hürden dar
Eine Besonderheit des spanischen Schienennetzes besteht im Nebeneinander verschiedener Spurweiten. Im größten Teil des rund 15.650 Kilometer langen ADIF-Netzes ist die iberische Spurweite von 1.668 Millimetern verbaut. Das Hochgeschwindigkeitsnetz ist überwiegend auf die europäische Normalspur von 1.435 Millimetern ausgelegt. Hinzu kommen Schmalspurstrecken mit einer Spurweite von 1.000 Millimetern. Auf einigen Abschnitten kommt eine Kombination aus iberischer und europäischer Standardspurweite zum Einsatz.
Diese Mischung verschiedener Spurweiten stellt für den Eisenbahnbetrieb und die Planungen neuer Vorhaben eine Herausforderung dar, ebenso für das Rollmaterial. Insbesondere der internationale Güterverkehr ist davon betroffen. So müssen an den Grenzbahnhöfen zu Frankreich beispielsweise Container umgeladen werden.
Spursystem | Konventionelles Netz | Hochgeschwindigkeitsnetz |
---|---|---|
Iberische Spurweite (1.668 mm) | 10.299 | 751 |
Europäische Standardspurweite (1.435 mm) | 57 | 3.026 |
Kombinierte Spurweite (Mehrschienengleise für 1.668 mm und 1.435 mm) | 125 | 197 |
Meterspur (1.000 mm) | 1.193 | - |
Zwei Drittel des Schienennetzes sind bereits elektrifiziert. Auf den verschiedenen Spursystemen variiert auch die Art der Bahnstromversorgung: So kommen auf der iberischen Spurweite in der Regel eine Stromspannung von 3.000 Volt und Gleichstrom zum Einsatz, während auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken die Züge mit Wechselstrom und einer Spannung von 25.000 Volt fahren. Im Meterspursystem wiederum sind es 1.500 Volt und Gleichstrom.
Spanische Unternehmen weltweit an Bahninfrastrukturprojekten beteiligt
Im spanischen Markt für Bahntechnik sind lokale wie auch internationale Anbieter aktiv. Der nationale Branchenverband MAFEX gibt an, dass seine rund 120 Mitgliedsfirmen einen Jahresumsatz von mehr als 6 Milliarden Euro allein im spanischen Bahnsektor im Jahr 2023 erzielten. Siemens Mobility hat nach eigenen Angaben bisher knapp 2.000 Kilometer des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes mit Signal- und Sicherheitstechnik ausgestattet.
Spanische Baukonzerne und Engineeringunternehmen, wie beispielsweise Acciona, FCC, Ferrovial, Sacyr oder INECO, sind in der Regel die Auftragnehmer oder Generalunternehmer für die ausgeschriebenen Neubaustrecken oder Ausbauvorhaben im Inland. Sie sind zudem nicht nur in Spanien aktiv, sondern auch mit größeren Referenzprojekten im Bahnsektor weltweit erfolgreich. Schwerpunktregionen sind Nord- und Südamerika sowie Australien. Zuletzt hat Acciona im August 2025 gemeinsam mit lokalen Partnern einen Auftrag gewonnen, um für 2 Milliarden Euro das Straßenbahnnetz von Toronto zu erweitern.
Tipps zur Geschäftsanbahnung
Die wichtigste Fachmesse für Eisenbahntechnik in Spanien ist die Rail Live! in Madrid. Die nächste Ausgabe der jährlich stattfindenden Messe läuft vom 26. bis 28. November 2025. Sie ist auch Teil des Auslandsmesseprogramm des Bundes (AMP).
Ausschreibungen für Infrastrukturprojekte im spanischen Bahnsektor finden sich auf der Seite des Infrastrukturbetreibers ADIF sowie auf der nationalen Ausschreibungsplattform Contratación del Estado.