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Fördergelder geben Impulse für viele Photonik-Abnehmerbranchen

Bislang ist Spanien kein großer Markt für Photonikprodukte. Doch Fördermilliarden der EU für innovative Branchen verbessern die Absatzchancen auf mittlere Sicht massiv.

Von Oliver Idem | Madrid

Die Aussichten für den Absatz photonischer Erzeugnisse sind günstig. In zahlreichen Abnehmerzweigen ist mit viel Dynamik zu rechnen. Ausrüstung zum Testen und Messen, Sensorik und Bildgebung sind bei vielen Vorhaben unverzichtbar. 

Zusätzlicher Rückenwind kommt von der Innovationsförderung durch Next Generation EU. Nach einem gedämpften Tempo im spanischen Superwahljahr 2023 beschleunigt die Regierung die Vergabe von Fördermitteln spürbar.

Lokale Photonikbranche kann den Inlandsbedarf nicht decken

Der absehbar steigende Bedarf an optischen Produkten bietet Absatzchancen für deutsche Lieferanten. Spanien verfügt zwar über eine Reihe von Unternehmen in der Photonik und Mikroelektronik. Das Land gehört jedoch nicht zu den großen Produzenten. Exportiert werden vor allem lichtempfindliche Halbleiterbauelemente, Röntgengeräte und Glasfaserkabel sowie Apparate und Geräte für die Elektrodiagnostik.

Mit ihrem Strategieplan Mikroelektronik gibt die Regierung jetzt auch Impulse für die Photonikbranche. Hinter dem Strategieplan Mikroelektronik steht ein Budget von 12,3 Milliarden Euro. Sowohl das Design als auch die Produktion von Chips können unterstützt werden. 

Zur Ansiedlung einer großen Chipfabrik kam es bis März 2024 aber nicht. Darum wurde bislang nur ein kleiner Teil der Förderung ausgeschöpft. Diese Gelder flossen in eine Vielzahl wenig kapitalintensiver Vorhaben. Damit wird Spanien in den nächsten Jahren weiter den Großteil des Bedarfs an optischen Erzeugnissen von ausländischen Anbietern beziehen.

Hohe Importabhängigkeit bei photonischen Erzeugnissen

Der Bedarf an photonischen Waren in Spanien wird vorwiegend durch Importe gedeckt. Im Jahr 2022 standen 1 Milliarde Euro an Ausfuhren photonischer Erzeugnisse Importe von 6 Milliarden Euro in den gleichen Kategorien gegenüber.

Spaniens Importe wichtiger photonischer Produkte (in Millionen Euro)
Produkt (SITC-Pos.)

 2021

 2022

Jan-Sep. 2023

Jan-Sep. 2023 Deutschland

Laser-, Licht- oder andere Photonenwerkzeuge (731.11)

55,9

66,4

46,1

9,5

Kabel aus optischen Fasern (773.18)

108,9

102,1

78,2

3,3

Röntgenapparate und Geräte (774.2)

346,7

374,6

414,1

99,6

Lichtempfindliche Halbleiterbauelemente (776.37)

1.527,5

3.728,0

2.365,5

134,7

Laser (ausgenommen Laserdioden) (871.92)

48,7

49,7

39,5

27,2

Andere Instrumente, Apparate und Geräte der Elektrodiagnose (872.29)

1.054,3

1.240,4

963,4

155,7

Instrumente, Apparate und Geräte für die Geodäsie, Meteorologie, oder Geophysik, Entfernungsmesser (874.13)

84,4

92,3

78,3

13,9

Spektrometer, Spektrofotometer und Spektrografen (874.43)

52,2

43,1

31,7

7,1

Andere Instrumente, Apparate und Geräte, die optische Strahlen verwenden (874.45)

87,1

126,2

85,7

17,0

Optische Fasern und Bündel und Kabel aus optischen Fasern (884.19)

78,4

101,5

75,6

6,2

Quelle: Außenhandelsdatenbank Datacomex 2024

Deutschland deckte 2022 knapp 9 Prozent des spanischen Importbedarfs bei Photonikprodukten. Darunter befanden sich klare Schwerpunkte bei lichtempfindlichen Halbleiterbauelementen sowie anderen Instrumenten der Elektrodiagnose.

Staatliche Förderung für elektrifizierte und vernetzte Fahrzeuge

Die Kfz-Industrie ist einer der größten und exportstärksten Wirtschaftszweige Spaniens. Elektromobilität und Vernetzung heißen die beiden großen Trends, in die auch Subventionen fließen. Das macht den Sektor für Zulieferungen optischer Industrien besonders interessant. Zwei Tranchen an Fördergeldern summieren sich auf 8,5 Milliarden Euro.

Kredite und Zuschüsse fließen zum Beispiel in drei Projekte zur Herstellung von Fahrzeugbatterien. Davon profitieren SEAT in Sagunto (Valencia), Envision in Navalmoral de la Mata (Cáceres) und Basquevolt in Vitoria-Gasteiz (Álava).

Mercedes-Benz erhält insgesamt 130 Millionen Euro Unterstützung, um die Fabrik in Vitoria-Gasteiz für die Produktion von zwei elektrischen Fahrzeugmodellen auszurüsten.

2,2 Milliarden Euro Budget für innovative Luft- und Raumfahrt

Im Fokus des Strategieplans für die Luft- und Raumfahrt stehen zum Beispiel Technologien und Systeme für emissionsfreies Fliegen. Anfang 2024 brachte das Industrieministerium ergänzend eine Initiative für Wasserstoff in der Luftfahrt auf den Weg. Zudem soll die Forschung an unbemannten Flugkörpern ausgebaut werden.

In der Raumfahrt sind Fördergelder für die Umweltbeobachtung und abhörsichere Quantenkommunikation vorgesehen. Innovationen, Digitalisierung von Prozessen und Nachhaltigkeit werden übergreifend bei Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie unterstützt.

Digitalisierung des Gesundheitswesens wird weiter forciert

Spanien zählt bereits zu den international führenden Ländern bei Digital-Health-Anwendungen. Diese Vorreiterrolle soll weiter ausgebaut werden. 

Der Strategieplan für die Gesundheitswirtschaft stellt einen Fördertopf von insgesamt 982 Millionen Euro bereit. Damit sollen unter anderem neue Therapien für Diabetes und neurodegenerative Krankheiten entwickelt werden. Ein Budget von 50 Millionen Euro dient der Erforschung seltener Krankheiten. Ein weiteres Forschungsziel ist die personalisierte Medizin.

Der staatliche Gesundheitsdienst SNS will Prävention und Rehabilitation durch mehr Digitalisierung stärken. Zudem sollen Gesundheitsdaten besser analysiert und die Erkenntnisse daraus genutzt werden.

Die Infrastruktur für digitale Anwendungen wird in Spanien ausgebaut. Der Aufbau der 5G-Netze kommt voran. Bis 2025 soll eine Internetgeschwindigkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde flächendeckend erreicht sein.

Die digitale Infrastruktur und die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien macht Spanien auch zu einem Investitionsziel für Anbieter von Rechenzentren. Bis 2026 erwartet die Interessenvertretung SpainDC etwa 6 Milliarden Euro Investitionen in den Aufbau von 467 Megawatt neuer Kapazitäten.

Ein Leuchtturmprojekt ist das Centro Nacional de Supercomputación in Barcelona. In diesem staatlichen Forschungszentrum wird an circa 150 privaten und öffentlichen Forschungsprojekten gearbeitet.

Dekarbonisierung durch mehr erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff

An Projektplänen mangelt es im Bereich Wasserstoff nicht. Insgesamt wurden bislang etwa 120 kleine bis große Vorhaben angekündigt. Um diese Wirklichkeit werden zu lassen, existieren zwei Förderpläne.

Dabei handelt es sich um den Strategieplan für erneuerbare Energien und Wasserstoff sowie den Plan für die industrielle Dekarbonisierung. Zusammen verfügen sie über einen Etat von 10 Milliarden Euro. 

Damit sollen unter anderem innovative Speichertechnologien für erneuerbare Energien und Wasserstoffprojekte gefördert werden. In der Industrie liegt der Schwerpunkt auf der Vermeidung von Emissionen und Modernisierungen.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
PERTEÜbersicht über die Strategiepläne mit EU-Fördergeldern
AESEMISpanischer Verband der Halbleiterindustrie
Fotónica 21Spanische Plattform der Photonikbranche
CNSNationales Zentrum für Supercomputing in Barcelona

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