Wirtschaftsumfeld | Spanien | Personal
Personalsuche und Personalmanagement
Auch in Spanien ist es für Unternehmen schwieriger geworden, passendes Personal zu rekrutieren und zu halten.
22.09.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Die Bereitschaft der spanischen Unternehmen Personal einzustellen nimmt 2025 nur minimal ab. Laut der Veröffentlichung "Guía del Mercado Laboral 2025" des Personaldienstleisters Hays planen 65 Prozent der befragten Unternehmen, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. In der Vorjahresuntersuchung hatte dieser Wert bei 66 Prozent gelegen.
Die Befragung zeigt auch hierzulande den zunehmenden Fachkräftemangel. Rund 89 Prozent der Unternehmen sehen im Jahr 2025 Herausforderungen bei der Rekrutierung - eine Zunahme um 8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig nehmen die Schwierigkeiten zu, qualifiziertes Personal auch zu halten. Dies stellen 22 Prozent der Unternehmen fest und damit mehr als doppelt so viele wie noch 2024. Von den befragten Beschäftigten wiederum geben 69 Prozent an, dass sie aktiv nach einem neuen Job suchen würden.
Hays führte die Befragung zwischen Anfang Oktober und Mitte November 2024 durch. Insgesamt beteiligten sich 5.600 Unternehmen und Fachkräfte daran.
Mehr interne Entwicklungsmöglichkeiten und Benefits gefordert
Personalberatungsfirmen bestätigen, dass Unternehmen nun auch in Spanien mehr Aufwand betreiben müssen, um potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen und zu halten. Bei der Suche nach qualifiziertem Personal geht es nicht mehr allein ums Gehalt, sondern auch um Entwicklungsperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens.
"Das Thema 'Employer Branding' ist in Spanien im Kommen. Unternehmen sind gut darin beraten, eine Positionierung als Arbeitgeber zu kommunizieren, um für Bewerbende attraktiv zu sein",
sagt Sabine Wimpissinger, Managing Partner im Madrider Büro der in Wien hauptansässigen Personalberatungsfirma ISG. Das Thema werde in Spanien bereits von Firmen aus dem deutschsprachigen Raum vorangetrieben, auch wenn festgehalten werden sollte, dass deutsche Unternehmen als Gruppe hier bereits mehrheitlich als positive "Marke" gesehen werden. Prinzipiell seien in Spanien mehr Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden als beispielsweise in Deutschland oder Österreich. Dies erkläre auch den Trend, dass insbesondere in der Region Madrid viele Hubs entstehen, die IT- oder technische Dienstleistungen innerhalb internationaler Konzerne erbringen.
In einer Untersuchung von Pluxee geben 70 Prozent der befragten Unternehmen an, im Jahr 2024 eigene Talente gezielt gefördert und damit die interne Mobilität unterstützt zu haben. Das ist ein Zuwachs von 15 Prozentpunkten gegenüber 2023. Interne Weiterbildungen boten 55 Prozent der Unternehmen an.
Neben dem festen Gehalt gewinnen flexible Gehaltskomponenten sowie Benefits an Bedeutung. Die wichtigsten Zusatzleistungen, die die von Pluxee befragten Unternehmen aktuell anbieten, sind:
- Private Zusatzkrankenversicherung (69 Prozent der Unternehmen)
- Finanzielle Unterstützung bei Weiterbildung (55 Prozent)
- Essensgutscheine (51 Prozent)
- Zuschuss für den Hort/Kindergarten (44 Prozent)
- Firmenwagen (37 Prozent)
Pluxee ist ein weltweit tätiges Unternehmen, das sich auf Mitarbeiterbenefits, Incentives und Anerkennungsprogramme spezialisiert hat. Es entstand 2023 aus der Umbenennung von Sodexo Benefits & Rewards Services. Die Umfrage fand im November 2024 statt. An ihr beteiligten sich Personalverantwortliche aus 202 Unternehmen in Spanien.
Personalberatungen und andere Wege führen zu neuem Personal
Die Suche nach Fachkräften erfolgt in Spanien häufig über Personalberatungsfirmen. Zu den größten gehören Randstad, Adecco, Manpower, Eurofirms, Eulen Flexiplan und Hays. Ausgeschrieben wird darüber hinaus auf Jobportalen wie Infojobs, Trabajos und Monster. Soziale Medien wie LinkedIn sind eine weitere Quelle mit wachsender Bedeutung.
Recruiting-Messen sind eine gute Möglichkeit, potenzielle Arbeitskräfte anzutreffen. Auch in den Hochschulen werden Unternehmen fündig: Praktikumsplätze für ein halbes Jahr sind dort gefragt. Ähnlich verhält es sich mit Ausbildungsstätten.
Arbeitssuchende wiederum konsultieren häufig die Internetseiten der Unternehmen zu offenen Stellen. Die in deutsch- und spanischsprachigen Fach- und Führungskreisen gut vernetzte Deutsche Handelskammer für Spanien bietet ebenfalls eine Stellenbörse auf ihrer Seite TalentoAHK an.
Ein informeller Weg können persönliche Netzwerke sein. So sind viele Absolventen der deutschen Schulen in Spanien mit beiden Kulturen und Sprachen vertraut und bringen für deutsche Unternehmen interessante Fertigkeiten mit.
Regelung für Hochqualifizierte aus Nicht-EU-Ländern
Möchten Unternehmen hochqualifizierte Fachkräfte aus Staaten außerhalb der EU einstellen, können diese eine verlängerbare Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre beantragen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Arbeitserlaubnissen erleichtert dieses Visum die schnellere Einreise von Personal. Es erfordert zudem keinen nationalen Arbeitsmarkttest – Unternehmen müssen also nicht belegen, dass keine geeigneten lokalen Bewerber verfügbar sind. Die betreffenden Regelungen sind im Gesetz 14/2013 im Kapitel IV festgehalten. Dieses erläutert auch die Umsetzung des europäischen Aufenthaltstitels "Blaue Karte EU" in Spanien.