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Branchen | Südafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Nahrungsmittelindustrie in Südafrika: Die Lage bleibt angespannt

Die Aussichten für die südafrikanische Nahrungsmittelbranche sind gemischt. Für die drastisch gestiegenen Produktionskosten gibt es vor allem einen Treiber. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Südafrikas Nahrungsmittelproduzenten stehen im Jahr 2024 vor einer Reihe von Herausforderungen. Die anhaltende Energiekrise treibt die Produktionskosten in die Höhe. Aufgrund von Versorgungsengpässen wird der Strom mehrfach täglich abgeschaltet, teilweise für mehrere Stunden. Das sogenannte "Load Shedding" (Lastabwürfe) zwingt die Unternehmen zu horrenden Ausgaben für teure Dieselgeneratoren und Notfallpläne. Hinzu kommen Probleme bei der Wasserversorgung und eine marode Verkehrsinfrastruktur. Das alles geht auf Kosten wichtiger Investitionen. Zudem treiben die zusätzlichen Kosten die ohnehin schon hohen Lebensmittelpreise weiter in die Höhe. 

Energiekrise wird Hersteller auch 2024 belasten

Im Jahr 2023 hat sich die Energiekrise in Südafrika weiter verschärft. Insgesamt wurde der Strom an 332 Tagen und insgesamt 6.795 Stunden rationiert. Das ist mehr als in jedem anderen Jahr (zum Vergleich: 2022 gab es an 205 Tagen Lastabwürfe). Der Anstieg kommt die energieintensive Nahrungsmittelindustrie teuer zu stehen: Das Marktforschungsunternehmen Bureau for Food and Agricultural Policy (BFAP) hat errechnet, dass jede Stunde, in der die Unternehmen auf Dieselgeneratoren zurückgreifen müssen, mehr als das Doppelte des normalen Stromtarifs des staatlichen Energiekonzerns Eskom kostet. 

Ein Anfang Januar veröffentlichter Plan des Ministeriums für Bodenschätze und Energie zeigt verschiedene Szenarien zur Überwindung der Energiekrise auf. Kurzfristige Besserung ist jedoch nicht in Sicht: Die Lastabwürfe werden Südafrikas Nahrungsmittelproduzenten auch 2024 und darüber hinaus belasten. 

Steigende Lebensmittelpreise 

Die Verbraucher bekommen die Kostensteigerungen zu spüren: Im November 2023 waren die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke 9 Prozent höher als im Vorjahr. Den größten Anstieg verzeichnete die energieintensive Milchindustrie. Südafrikas Lebensmittelhersteller produzieren zum Großteil für den heimischen Markt. Steigende Preise gehen daher mit einer schwachen Entwicklung der Binnennachfrage einher. 

Um unabhängiger von der staatlichen Stromversorgung zu werden, investieren viele Unternehmen in alternative Energiequellen. So wird die Milchverarbeitungsanlage von Danone in Boksburg (Bundesstaat Gauteng), in der unter anderem Joghurt und Puddingpulver hergestellt werden, künftig über eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage und einen Microgrid-Controller mit Energie versorgt. 

Vogelgrippe legt Geflügelindustrie lahm

Die Geflügelindustrie litt 2023 unter dem bislang schwersten Ausbruch der Vogelgrippe HPAI in Südafrika. Nach Angaben des Geflügelverbands Sapa (South African Poultry Association) mussten mehr als 8 Millionen Tiere getötet werden. Das entspricht fast einem Drittel des nationalen Geflügelbestandes. Zeitweise waren Fleisch und Eier an den Ladentheken knapp. Nachbarländer wie Namibia und Botsuana verboten die Einfuhr von Geflügelprodukten aus Südafrika. In der Folge schrieb Südafrikas größter Geflügelproduzent Astral Foods 2023 erstmals in seiner 23-jährigen Firmengeschichte des Unternehmens rote Zahlen. Der Nahrungsmittelkonzern RCL Foods, der Geflügel, Backwaren und Tierfutter produziert, verzeichnete 2023 einen Gewinneinbruch von 45 Prozent. Laut Branchenvertretern wird es bis zu eineinhalb Jahre dauern, bis die Produktionsausfälle wieder aufgeholt sind. 

Gute Nachrichten gibt es für die Produzenten von Rindfleisch: Die wegen der Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche verhängten Exportverbote in mehrere Länder, darunter China, wurden aufgehoben. Ausfuhren nach Saudi-Arabien sind seit Mitte 2023 erstmals seit über 20 Jahren wieder möglich. Künftig will Südafrika bis zu 1.000 Tonnen Rindfleisch jährlich dorthin exportieren.

Craftbier wird immer beliebter

Teile der Getränkeindustrie kämpfen noch immer mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Während der Umsatz mit alkoholfreien Getränken bereits 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichte, lag der Umsatz mit alkoholischen Getränken 2023 immer noch rund ein Viertel unter dem Niveau von 2019. Das Marktforschungsinstitut Statista rechnet damit, dass der Umsatz erst 2026 wieder das Niveau von vor Covid-19 erreichen wird. 

Dennoch zeigt sich das Biersegment dynamisch. Die South African Breweries (SAB) investiert 320 Millionen US-Dollar (US$) in die Kapazitätserweiterung zweier Brauereien in Durban und Gqeberha. Heineken plant Investitionen in Höhe von 853 Millionen US$ über fünf Jahre, darunter den Bau einer neuen Brauerei und einer Mälzerei. Die United National Breweries will noch dieses Jahr eine neue Craftbier-Brauerei einweihen, in der Sorghum-Bier hergestellt werden soll.  

Craftbier erfreut sich in Südafrika großer Beliebtheit. Laut der Craft Brewers Association South Africa gibt es im Land etwa 220 Brauereien. Die Bierlobby setzt sich dafür ein, dass auch Craftbier in Supermärkten verkauft werden darf. Bislang ist der Erwerb nur in Spirituosengeschäften möglich. 

Individuelle Verpackungslösungen sind gefragt

Die Aussichten für die Verpackungsindustrie in Südafrika sind mittelfristig positiv, wenngleich die Hersteller vor ähnlichen Herausforderungen wie die Nahrungsmittelindustrie stehen. Laut einer Analyse des Marktforschungsinstituts Mordor Intelligence soll die Branche in den nächsten fünf Jahren um durchschnittlich 4,5 Prozent jährlich wachsen – von 10,8 Milliarden US$ (2024) auf 13,5 Milliarden US$ (2029). 

Zu den Wachstumstreibern zählt eine wachsende und junge Bevölkerung, die überwiegend in Städten lebt und zunehmend individuelle Verpackungslösungen nachfragt (beispielsweise Fertiggerichte und Essen oder Getränke für unterwegs). Ein weiterer Trend sind kleinere Familien, die platzsparende Verpackungen benötigen. 

Der Glas- und Metallverpackungshersteller Ardagh Glass Packaging, der vier Werke in Südafrika betreibt, hat in den vergangenen drei Jahren umgerechnet mehr als 170 Millionen US$ im Land investiert. Mehr als die Hälfte davon floss in das Glaswerk in Nigel (Gauteng).

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